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I.

Von Herbert Reinhold.

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zu befeßen. Lohn erheifchend, und weil man sie brauchte, be­

willigte man ihre Forderungen ohne viel Auf­hebens. Beide Teile fuhren gut dabei. Die Männer von Varnim verkauften ihre Arbeits­fraft zu möglichst guten Bedingungen und die herrschaftliche Forstverwaltung fonnte mit guten

Die Schauerlente rufen ihr Arbeitsange Die Postverwaltung zu Reschkowitz in bot aus: Zwanzig Mann für Löscharbeiten. Nur  Böhmen suchte einen Postaushelfer: Alter fräftige Kerls. Wird bis zehn Uhr abends Arbeitern rechnen. 25 bis 30 Jahre. Unbescholten. Möglichst dauern. Lohn fünfzig Franken. Das ist üblich Seit zwei Jahren stockt der Holzkonsum. unverheiratet. Absolvent einer achtklassigen so. Zehn Franken vom Verdienst der Gelegen- Die Zellstoffwerke, die Pappen- und Papierfabri Mittelschule. Deutsche und tschechische Sprach- heitsarbeiter verdienen die Schauerleute. Die fen, die gesamte holzverarbeitende Industrie ist Kenntnisse Bedingung. 200 Kronen Wochen- Arbeitslosen wissen das, aber sie halten es für auf Jahre hinaus mit Holz eingedeckt. In den entschädigung. 50 Dienststunden wöchentlich. ein gutes Recht der Schauerleute. Wäldern modert das geschlagene Holz. Deshalb Keine Beförderungsaussichten. Schriftliche Be- Fünfzig Franken sind nicht viel für zwölf- ruhen die Aerte, deshalb freischen feine Sägen werbungen sind nicht einzureichen. Reflektanten stündige, schwere Löscharbeit. Aber fünfzig mehr. wollen sich Samstag vormittags mit aus- Franken Verdienst darf man sich nicht entgehen reichenden Papieren beim Postverwalter vor- lassen. Darum melden sich im Nu viel mehr stellen. Leute als benötigt werden.

Soweit ein Aushang im Schalterraum des Neschkowitzer Postamies.

Eine knappe Stunde spätere schleppen zwan zig Arbeiter aus der großen   europäischen Völ­ferfamilie,   Deutsche, Franzosen, Tschechen, Süd­ilawen,   Ungarn,   Italiener und Dänen, Geflügel, Holz, Früchte und Schafbälge aus dem Schiffs­bauch nach Laftwagen und in Speicher.

III.

Die Beamten liebängelten mit dem freien Posten. Söhne mußten untergebracht werden. Die Telegraphistin dachte an ihren Bruder, der zwei Jahre ohne Stellung herumlief. Rentner Jasen den Aushang und kramten nach ihren Papieren. Leichtinvalide dachten, das ist etwas für uns. Arbeit und Rente, dann läßt der Vor dem Schalter des Arbeitsvermittlers Hunger Der Laufjunge einer Knopf im Arbeitsamt zu   Sonneberg in   Thüringen fabrik redete sich ein, nur er fäme als Post drängelten sich die Arbeitsuchenden. Zweimal in aushelfer in Frage. Arbeitslose, die von dem der Woche kommen sie aus ihren Dörfern oben Aushang erfuhren, winften wissend ab; jede in Thüringer   Wald. Sie kommen, ihrer Melde Bewerbung sei aussichtslos. Ihre Papiere pflicht zu genügen, wenige Mark Unterstützung fuchten sie doch zusammen, eine Hoffnung quoll zu erheben und, hauptsächlich, um nach Arbeit in ihnen auf. Der Postverwalter empfing zu fragen. Viele scheuen den weiten Weg meh Buschriften und Besuche.

Samstag. Hundert und mehr Bewerber waren erschienen. Alte und Junge, Verheiratete und Unverheiratete. Alle waren voller Hoff nung, und ein jeder war dent anderen Feind. Schweigend standen sie auf dem Plazze vor dem

Postgebände. Einer nach dem anderen ver­schwand hinter der Tür zum Büro des Poſt verwalters. Und einer nach dent andern er­schien wieder. Alle kamen daran. Alle. Aber keiner erhielt den Posten, und keiner sagte das dem anderen. Jeder ging weg, um eine Hoff­

nung ärmer, den nächsten beneidend.

II.

reremals wöchentlich nicht, manche sind täglich im Arbeitsamt. Stunden stehen sie vor dem Schalter. Sie hoffen, daß der Arbeitsvermittler eines Tages doch Arbeit zu vergeben hat. Jetzt ist Saison in der Spielwarenindustrie!

Auch in der Niederen Tatra hat man im vergangenen Jahre keine Holzfäller benötigt. Im April aber famen zur gewohnten Zeit die Männer von Varnim. 300 waren sie, und nur vierzig konnte das Forstamt einstellen. 300 Männer fämpften um vierzig Arbeitspläne, fie fämpften mit untauglichen Mitteln. Sie unter­boten sich und stellten manche wesentliche For­derungen zurüd. Vierzig Arbeiter wurden zu niedrigen Löhnen für untergeordnete Arbeiten angenommen. Diese vierzig aber schätzten sich glücklich, für wenige Kronen alle mögliche Arbeit verrichten zu können, denn...

Denn 260 Männer von Varnim waren ge­zwungen, mit Kameraden aus der ganzen Slo­  wakei in die schwarzen Fabriken in   Frankreich zu fahren, hunderte Kilometer fern der Heimat.

V.

Von den 1000   Erwerbslosen in   Split meldet

Arbeiter werden immer gesucht werden in den berühmtesten Zementfabriken   Europas bei  Split.

Jn Split, Dalmatien, gibt es unter 35.000 Einwohnern ungefähr 1000 Erwerbslose. Ab­feits der Stadt sind einige Zementfabriken. Die Arbeit da ist fürchterlich: schweres Schaffen in Staub und Hize bei geringster Entlohnung. Die Wird einer vom Arbeitsvermittler aufge- Arbeiterschaft wechselt deshalb sehr oft. Das. rusen, dann drehen sie sich neidvoll um. Arbeit Schild: Arbeiter werden angenommen", hängt wird der Aufgerufene haben, Verdienst für Tage, dauernd am Tor der Fabrikeinfahrten, eine Sel vielleicht auch für Wochen und Monate. Welch tenheit in   Europa. ein Glück in dieser Zeit! Der wird Essen kau­sen können und dann und wann auch Fleisch. sich keiner in den Zementfabriken. Niemand und Kleidung und andere notwendige Dinge! fann fagen, wovon sie leben, aber sie leben. Die Niemand aber wußte, daß der Aushang nur und deutlicher noch stehen ihnen hernach ihre Sonne die Ernte verbrannte, deren Felder ver­Alle ihre Wünsche lassen sie den einen erfüllen, Zementarbeiter sind Bauern, Bauern, denen die eine gesehmäßige Formangelegenheit war. Die Sorgen und Nöte vor den Augen. durstet sind. Sie schaffen so lange, bis sie wie­Stelle war schon beseßt, ehe sie ausgeschrieben der auf ihre Aecker gehen können. wurde. Ein Legionär wurde Postaushelfer... Spielwarenfabrikant hatte zwanzig Heimarbei Da... jenen Tages im September. Ein ter für Grosarbeiten verlangt. Der Arbeits­Marsaille am Morgen. Die Stadt schläft vermittler rief das Arbeitsangebot aus, und noch. Im Hafenviertet aber lebt es. Sirenen mehr als vierzig arbeitsuchende Familienväter gellen, Krane treischen, Lokomotiven pfeifen. Schickt er nach dem Fabrikbüro, aber nur sech­Ich warte seit drei Jahren auf eine freie Züge poltern. Schiffe manöverieren vor den zehn wurden angenommen. Stelle. 200 Gesuche habe ich geschrieben, 240­Anlegstellen. Fischer kommen vom Fang. Das Aufatmend, frohen Herzens schritten die mal habe ich in Büros vorgesprochen, weite Meer stinkt nach Tang und toten Fischen. Sechzehn nach ihren Wohnungen. Endlich ein- Wege habe ich nicht gescheut. Stets fam ich zu mal war ihnen Verdienst sicher, endlich. Die spät. Andere, mit guten Verbindungen waren Frauen werden sich freuen. Jedoch mit jedem vor mir da. Ich werde noch viel laufen, noch Schritte nach den heimatlichen Hütten sahen sie die kommende Zeit greifbarer vor sich: Alle, auch die kleinsten, werden mitarbeiten müssen, täg­lich vom frühen Morgen bis zum späten Abend, 3wanzig Mann, kräftige damit das verdient wird, das zum notwendig­Leute. Sechzig Franken für die Löschung. sten gebraucht wird. Arbeiten werden sie, ja; Arbeitsbeginn in einer Stunde. der jeelische Druck, der während der Arbeitslosig­Die Schauerlente laufen fort. Nach dem feit auf ihnen lastete, wird weichen, aber die Deuvre Hospitaliere, dem Asyl der Trappisten. wirtschaftliche Not wird bleiben.

Am Kai 5 legt ein Levantedampfer an. Er hat Geflügel, Holz, Früchte und Schafbälge geladen. In 24 Stunden muß er gelöscht sein. Der Hafenmeister spricht mit dem Kapitän. Dann schwingt er sich auf die Reling und brüllt seinen ständigen Schauerleuten etwas zu. Ar­

beiter braucht er.

IV.

Seit Jahren stellten die Männer von Var­

Hunderte wohnen dort, die auf Arbeit lauern. Weiße, schwarze und gelbe Arbeiter. Vor fünf Uhr öffnen sich die Tore des Asyls, und bis sieben hocken die Arbeiter ohne Arbeit auf den nim,   Slowakei, am Rande der Niederen Tatra, Steinfließen des Gehsteiges. Sie warten auf Schauerleute, auf Schiffer, auf Fischer und Händler, auf sonstwelche Arbeitgeber. Wer bis fieben Uhr feine Aussicht auf Tageslohn hat, geht fort, in die Kaschemmen des Hafenviertels, an das Meer, Austern zu suchen oder in die Parkanlagen im Osten der Stadt.

das Groß der Holzfäller der Herrschaft Liptau. Während der warmen Jahreszeit gingen sie mit Aerten, Beilen und Keilen den Waldriesen zu Leibe, dann schälten sie die Stämme und ver­brannten das Geäst.

Jedes Jahr, Anfang April, stellten sie sich im Forstrentamt ein, Arbeit für den und den

VI.

manches Gesuch schreiben, noch oftmals vorspre­chen, so oft, bis auch für mich wieder einmal eine Stelle da ist, die ich besetzen kann. Doch das wird lange dauern

Warum Kampf dem Alkohol? Viktor  

Adler, der Wecker und Führer der Arbeiterklasse im alten Desterreich, äußerte einmal folgendes über die leider immer noch aktuelle Frage Jugend und Alkohol:

Wir wollen nichts wegnehmen, was gut ist, wir wollen euch nicht eines Genusses berauben, der wert ist, genossen zu werden. Wir wollen nicht, daß ihr auf etwas verzichtet, was wert voll ist und Freude macht. Wir wollen durch­aus nicht eure Freude am Leben verringern.

Es gibt eigentlich überhaupt nur eine Freude das könnt ihr zwar noch nicht wissen,