arbeiter hat es mit jich gebracht, daß heute in Deutschland immer größeree Trupps von Männern und Frauen in den Provinzen auf der Arbeitssuche hin- und herwandern. Bei den meisten bleibt es bald beim Wandern. Nach einer amtlichen Statistik des Preußischen Wohl fahrtsministeriums wurden 1929 624 weibliche Personen wegen Landstreichens und Vagabun dierens verhaftet.
Der Vagabundenkönig!
Einer der seltensten Typen unter den Rittern der Landstraße ist der Vagabundenkönig " B". Er ist ein gebildeter Mann, der Verse schreibt und die deutschen Dichter mehr oder minder richtig auswendig hersagen kann. Auf dem Vagabundenkongres in Stuttgart hielt er Heerschau über seine Getreuen ab. Mit seinem langen Haar und dem wallenden Gewande sieht er dem Naturapostel Gustav Nagel ähnlich. Die ser Vagabundenkönig richtet manchmal Aufrufe an eine törichte Menschheit, die arbeitet, anstatt zu faulenzen und die lieber in dumpfigen Hänfern sitzt, als in der freien Natur herumzuwandern. In diesen Aufrufen, die seine Pennbrüder an Hauswände kleben müssen, predigt er der bürgerlichen Welt wegen ihrer Lieblosigkeit und Herzenstälte den Untergang. Die ganze Weltanschauung des Landstreichers hat er in folgende Reime gebracht: D, süßes Nichtstun, schönste der Gewohnheit, wie ruht sich sanft an deiner Teuschen Brust! iWe machst du fröhlich hartgejottene Sünder, wie machst du wunschlos den, der keine Arbeit sucht!" Er ist also mit sich selber und seinem Leben zufrieden.
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Unsichtbare Raubtiere.
Käfer, Raupen und Bakterien.
Die großen Raubtiere machen Aufsehen, von ihrer Schädlichkeit ist jeder überzeugt, aber die allerwenigsten machen sich klar, daß die leinen Tiere, die Ratten, Schwaben , Motten, Ameisen eben um ihrer Vielzahl willen einen ungleich größeren Schaden anrichten. Während der Mensch sich auch des bösartigsten Raubtiers mit seiner Waffe erwehren kann, ist er gegen das Kleingetier fozusagen machtlos, ja, meist verübt dieses seine Vernichtungstaten so in aller Heimlichkeit, daß der Mensch den Schaden erst bemerkt, wenn es zu spät und nichts mehr zu retten ist. Aus den tropischen Gegenden hören wir wahre Schreckensnachrichten über das Unwesen, das diese Schädlinge treiben. Aus Buenos Aires zum Beispiel berichtet ein Mann, daß die Schwaben sozusagen sein ganzes Haus verzehrt hätten; das Holz des Hauses war vollfommen zerfressen und durchbohrt.
Die Gelehrten, die an der Erforschung und Bekämpfung der Bakterien arbeiten, betonen, daß diese Bakterien sehr oft nicht einzeln, sondern immer in Gemeinschaft mit anderen Schädlingen auftreten. So kann zum Beispiel dem Bein einer Fliege, die auf einer Ratte gesessen hat, ein schlimmer Krankheitsbazillus anhaften. Andere Bazillen gibt es, die an den Haaren der Beine einer Milbe haften.
Zu den gefährlichen Schädlingen gehört auch die sogenannte Fasciola, die im Wiesengras vorkommt; aber erst wenn sie in einen Teich und als Schmaroyer auf eine bestimmte Schnedenart gelangt, wird sie gefährlich, macht
ſtört hat. Wenn die Faſciola dann wieder an Land iſt, ſetzt ſie ſich auf einem Grashalm fest, und das unglückliche Schaf, das dieſen Grashalm frißt, geht rettungslos zugrunde. Das Vorkommen der winzigen Faſciola auf einer Wiese kann ganze Schafherden töten
Schmetterlings- Gammler. eine Berwandlung durch und begibt sich dann Der Besitzer der zweitgrößten Schmetter- an Land, nachdem sie aber vorher die Schnecke lingssammlung der Welt, die sich in Privat- zum Dank für die Gaſtfreundschaft völlig zerhänden befindet, der Entomologe James John Zoicey, ist jetzt in England gestorben. Der Gelehrte hat sich durch seine Leidenschaft, der er sein ganzes Leben nachging, ruiniert. Denn als er vor einigen Jahren bankrott machte, erflärte er vor Gericht, er könne nicht mit weniger als 400.000 Mart im Jahre leben, da er Die sogenannte„ Totenuhr", der kleine die Hälfte davon jährlich für seine Sammlun- Käfer, der im Gebälk nagt und tidt, zerstört gen ausgebe. Joicey ist mehrfach um die ganze ganze Gebäude. Dieses winzige Lebewesen verWelt gereist, um den bunten Faltern nachzuwandelt einen ſtarken Eichenſtamm in eine jagen, die die Leidenschaft seines Lebens bil- schwammähnliche, federleichte Majse. deten; er hielt außerdem Duzzende von Agenten in allen Teilen der Welt, die ihm seltene Exem plare sandten. Gewöhnlich betrug der Zuwachs seiner Sammlungen gegen 1000 Stück im
Monat.
Das schwarmweise Auftreten von Insekten führt Schädigungen mancher Art herbei. So tauchten in diesem Sommer in dem Vorort einer Großstadt Grillen in solchen Unmengen auf, daß die Anwohner vor dem Lärm, den sie vollführten, nichi schlafen konnten.
So hatte er innerhalb von 44 Jahren mehr als 1.5 Millionen Schmetterlinge zusammen- Wie entseglichen Schaden die tropischen gebracht, die nach ſtreng wissenschaftlichen Ameisen, die Termiten und andere Arten anGrundsätzen gesammelt waren. Der Wert der richten, hört man von Zeit zu Zeit. Sie zerKollektion ist schwer abzuschäßen, aber man ver- nagen nicht nur die ganzen Gebäude man anschlagt ihn auf etwa 250.000 Dollar. Unter kann in der Regel davon ausgehen, daß ein den Seltenheiten befand sich eins von den bei von Ameisen heimgesuchtes Haus nicht mehr den bisher bekannt gewordenen Exemplaren der zu retten ist, sondern sie greifen auch LebeSchmetterlingsfamilie Charages Fournierae; es wefen an. In manchen Gegenden, wo sie beist das feltenste Stüd seiner Sammlung und sonders gefährlich auftreten, können die Frauen wurde von ihm im April 1931 in den Wäldern ihre Säuglinge nicht unbeaufsichtigt im Zimdes Kongo erbeutet. Joicey hat bereits bei mer lassen, da es mehr als einmal vorgefomLebzeiten bedeutende Teile seiner Sammlung men ist, daß diese auch nach kurzer Abwesendem Britischen Museum zum Geschent gemacht; heit der Mütter schon ganz zerfressen waren. fo u. a. feine ganze Kollektion von Schmetter- Das gleiche geschicht mit Tieren, die sich auch lingen aus Süd- und Mittelamerika , gegen nicht gegen die Feinde schützen können. 8000 Stüd; 1925 schenkte er dem Museum 40.000 Raupenplagen vernichten ganze Wälder, Stück. Darunter befanden sich die riesigen und man muß so einen von Raupen befallenen Schmetterlinge von Ost- Indien und Papua, Wald einmal gesehen haben, um einen deutderen Flügel denen kleiner Vögel gleichen und lichen Eindrud von dieser nagenden, gierigen, die geschossen werden müffen, um sie zu erlegen, unermüdlichen Zerstörung zu gewinnen. Die sodann mehrere der leuchtenden blauen MorphoSchmetterlinge und viele Seltenheiten aus Neu Guinea , Buru und Celebes .
ganzen Baumstämme sind von den auf und ab friechenden Raupenscharen bedeckt, ebenso der Boden, und in den Kronen hört man ein
Geräusch wie tropfender Regen: das sind die ewig mahlenden, ewig fressenden Kiefer dieser so schwer zu bekämpfenden Tiere. Der Schref lensruf Der Löw ist los" vermag fein solches Entsetzen zu verbreiten, wie der Anblick diefer millionentöpfigen Hydra, vor der der Mensch seine ganze Machtlosigkeit empfindet.
Walter Schwager.
Lehrhafte Bücher.
Aleine Fauna Deutschlands ". Einfache Tabellen zum Bestimmen häufiger deutscher Tiere nach ihre: Berwandt schaft, ihren Lebenstreifen oder anderen Merkmalen. Herausgegeben von Studienrat Dr. N. Nold. 6 Seiten mit 50 Abbildungen. Franch'sche Verlagshandlung, Stuttgart . Breis fort. Hm. 1.80. Die ganze heimische Tierwelt, Säugetiere, Bögel, Reptilien, Burche, Fische, Käfer, Safel ten, Weichtiere, Würmer und Gliedertiere lurz ciles, was da treucht und fleucht und was man mit bloßem Auge wahrnehmen kann, findet man wieder in diefem Duch. fennen und Bestimmen der einzelnen Tiere. Das Buch ist Uebersichtliche Zusammenstellungen erleichtern das Er jo billig und läßt sich dank dem handlichen Format in jeder Tasche bequem unterbringen, so daß man es mir Recht als ein Taschenbuch des Tierfreundes bezeichnen fann.
" Einfochen leicht gemacht." Tabellen und praktische Gemüse. Von K. Schließmann. Franchische Berlagshandwertung unseres einheimischen Obstes und Gemüses ist
Binke für die gärungslose Verwertung von Obst and ung, Stuttgart . Preis RV.-.50. Die zweckmäßige Berheuer mehr als je Notwendigkeit und Pflicht. Es iſt des balb außerordentlich zu begrüßen, daß der sachverständige gärungslose Früchteverwertung,§. Schließmann, bei der Franch schen Verlagshandlung in Stuttgart jeb: übersichtfiche Rezepttabellen für das Eindünſten oder Sterilisieren, von Marmeladen, Obſtneus und Gelee, und eine Reihé
Chemiler des Württembergischen Landesausschusses für
für die Bereitung von Süßmost und naturreinen Säften, anderer Verwertungsarten für Obst und Gemüse herausgebracht hat. Die Angaben und Rezepte find in allen Fällen so knapp wie möglich gefaßt, aber doch vollkommen und was die Hauptsache ist, man fann ich auf alle Anausreichend, um ohne weiteres far verständlich zu sein, gaben in allen Fällen unbedingt verlassen.
Was mancher nicht weiß.
In England hat fürzlich die Verhängung der Todesstrafe über einen sechzehnjährigen Knaben zu einer lebhaften Agitation geführt, die untere Altersgrenze für die Todesstrafe herabzusetzen. Tatsächlich ist in England seit fünfzig Jahren kein Jugendlicher unter achtzehn Jahren hingerichtet worden, und auch der fürzlich verurteilte ist inzwischen zu Zuchthaus beguadigt, aber es wird gewünscht, das Gesch mit der Praxis in Einklang zu bringen, und zwar gehen vielfach die Wünsche daha, das Alter bis auf einundzwanzig Jahre vorzurücken. Das heutige Gesez ist ein Neberbleibel aus alten Tagen, als die Verbrecher keine Gnade zu er warten hatten und selbst verhältnismäßig geringfügige Verbrechen mit dem Tode bestraft wurden. Einer der damaligen Richter, der ein Kind zum Tode verurteilte, bemekte, daß es verhängnisvoll sein würde, wenn der Gedanke Verbreitung gewänne, daß Kinder straflos Verbre chen begehen können.
Die New Yorker, deren Lieblingsgetränk früher der Tee war, haben sich jetzt dem Kaffee zugewandt. An vielen Stellen, wo bisher Teepackereien waren, sind heute Kaffeeröstereien eingerichtet, und zwar im großen Stil. Es gibt Kaffeeröstemaschinen, die 130 Kilo Kaffee auf einmal rösten und in der täglich etwa 4000 Kilo Kaffee geröstet werden können. Wenn man berechnet, daß aus jedem Kilo 100 Tassen Kaf fee bereitet werden können, kann eine einzige Röſtmaschine jeden Tag das Material für 400.000 Taffen Kaffee liefern.
Der Name Sphing ist nicht ägyptischen, son dern griechischen Ursprungs. Als Herodot nach Aegypten fam und das große Steinbild mi Löwenförper und Menschenkopf jah, das in der Nähe der Pyramiden lag, fand er, daß es den griechischen Sphinxen ähnlich sei, wie die Bild hauerkunst sie darstellte, und gab ihm daher diesen Namen. Die große ägyptische Sphing stellte aber in der Tat den Sonnengott dar.