Herz in Ser Ttampelfammer. Bon Eva Tegcn.
scheu zu entsagen und einen Wunsch erfüllen will. Hast du begriffen? Fort von mir!" Er verstand es. Wie ein Hund legte er sich zu Füßen des leidenschaftslosen Lebens hin, um ruhig die Brocken und Ueberrrste von seinem- Tische auszufangen. Dann schauten die farblosen Augen des Lebens auf den zweiten Menschen das war ein rohes, aber gutmütiges Gesicht: Um was bittest du?" Ich bitte nicht, sondern fordere." Was?" Wo ist die Gerechtigkeit? Gib sie her. Alles übrige nehme ich später, zunächst aber muß ich die Gerechtigkeit haben. Ich warte lange, ich warte geduldig, ich führte ein arbeits­volles Leben, ohne Rast, ohne Licht! Ich war­tete... Run ist es genug! Wo ist die Gerechtigkeit?" Und daS Leben antwortete ihm leiden, schaftslos:Nimm sie!" Dodu- der(Seheimkult von Haiti  . Wohl um keinen anderen Gehcimkult der Welt, der noch heute besteht, ist eine solche un­heimliche Stimmung des Grauens und der Furcht gebreitet, wie um das berüchtigteBodu" auf Haiti  . Immer wieder wird aus diesem der Kultur längst erschlossenen Lande von schreck« lichen Verbrechen und schauerlichen Zeremonien berichtet, die unter dem düsteren Mantel dieses Ritus vor sich gehen. Ueber den Ursprung, die Einführung und die noch heut« geübte Form dieses Geheimkultes macht nun Otto Willi Ulrich in der bei Hugo Bermüller in Berlin  erscheinenden MonatsschriftDer Erdball" nähere Angaben. Tas WortBodu" ist der wrstafrikanischen Ewe-Sprache entnommen und bedeutetGott des Fürchtens". Schon daraus ergibt sich, daß es sich hier um einen afrikani­schen Kult handelt, der von den aus Afrika  «ingeführtrn Negersklaven nach Haiti   mitgc- bracht wurde. Auch die Fetische, die in ver­schiedenen Museen aufbrwahrt werden, weisen auf di« afrikanische Herkunft hin. Nach dem Glauben der Vodu  -Priester hat der Körper zwei Seelen; wenn ein Neger stirbt, so fährt die gute Seele nach Afrika   zurück, während di« ander« böse in der Nähe des Toten bleibt. Diese böse Seele ist körperlich, kann daher nicht wie unser« europäischen Gespenster, durch Wände hindurch­gehen, nimmt aber die Gestalt von Tieren an. Eine Hauptrolle spielt bei den Bodu die An­betung der heiligen grünen Schlange, die gegen die bösen Seelen schützt. Die Bodu«Priester, die weiblichen Mamaloi und die männlichen Papaloi, haben unter den Regern Haitis   das gleiche Ansehen und die gleiche Macht wie die Medizinmänner in Afrika  . Sie haben ihre eigene Sprache, kommen öfters zusammen, be­sitzen ein großes medizinisches Wissen, beson­ders die Kenntnis furchtbarer Gifte, und trei­ben ihr finsteres Handwerk ganz im geheime». Allerdings sind manche Bodu-Priester bekannt, und selbst verschiedene Präsidenten von Haiti  gehörten zu dieser Kaste. Der Priester erteilt Rat bei Rache, Liebe und bei Entdeckung von Dieben; er verkauft Amulette, kann durch seinen Fluch«inen Neger töten und ist der Vertrauens­mann der schwarzen Einwohner. Die Kenntnisse vererben sich von Geschlecht zu Geschlecht und werden dem Neuling in einem langen Lehr- gang bcigrbracht. Die unheimliche Macht dieser Medizinmän­ner erstreckt sich über das ganze Leben der Neger von Haiti  . Wird ein Kind geboren, so erhält<S sofort ein grünes Halsband, das
Es war alles so gekommen, wie eS kommen mußte: der Tango, die kleinen bunten Liköre, sein« Zärtlichkeit, die Mitleid hieß, die Tränen» der flüchtige Kuß, der Händedruck, eS war alles so gekommen, wie eS kommen mußte... Und das, was da kommen mußte, das Uner­bittliche, hieß: Abschied. Das war der Sonntag­abend. Es war ein Sonntagabend wie alle an­deren Sonntagabende. Ein Abend mit einer kleinen Beklemmung vor dem nächsten Morgen, da man hinter dem Ladentisch stehen würde, ein Abrird mit der kaum mehr bewußten Angst, die da hieß:Werde ich morgen mit verwein­ten Augen anfstehen?" Ja, dessen wurde sie sich jetzt bewußt, jetzt, in der kalten, möblierten Stube, vor einigen belegten Brote» sitzend, vor einer Tasse kalten Tees, angesichts der sinne- betrübenden Tapete, dessen wurde sie sich jetzt betvußt, daß diese Angst Gewohnheit und Ab- grstumpsthrlt war. Und bei diesem Gedanken erschrak sie heftig. Wie hatte er gesagt? Siebes, Kleines," so war es.Liebes, Kleines, du weißt doch, was wir mal vereinbart haben? Kannst du dich be­sinnen, daß wir vereinbart haben, daß du nicht weinen wirst, tvenn..." DiesWenn" war innner daS gleiche, und diese Tränen, waren sie nicht auch immer die gleichen, die sie weinte, wenn der jeweiligeEr" Abschied von ihr nahm...? Jetzt saß sie in dieser Stube, die sie mor­gens verließ und abendS betrat, sie saß auf dem Bett und weinte die obligaten Tränen. Es mag eigenartig klingen, aber es muß doch ge­sagt werden: es waren gewissermaßen Pflicht­tränen, die sie glaubte, dem schuldig zu sein, den sie mit ihrer seltsam stummen, hingebenden Liebe bedacht hatte. Hatte! Man mußte sich trösten. Man durfte sich vor einem Manne nichts vergeben. Einmal aber eS war schon lange her: Ewigkeiten hakt« sie einem Manne geschrie­ben:Du, jetzt stelle ich mein Herz in die Rumpelkammer. Mag es holen, wer da will. Tu..." Sie hatte diesen Satz genau behalten.
Es kam ihr vor, als hätte ein Dichter ihn ge­schrieben haben können. Und der, dem er galt, war der Erste gewesen... Sie trat ans Fenster und blickte hinunter auf den schwarzen Schacht, der Hof genannt wurde. Hinter einigen Fenstern brannte Licht- In ihr war alles dunkel. Für sie war alle Freude, alle Lust, all« Süßigkeit der Liebe nur Episode, denn auch sie, ihr schmaler, knaben- Hafter Körper ihre stammelnden Licbesworte, ihre ganze weibliche Schmiegsamkeit waren den Männern nichts anderes... Irgendwo sang ein Grammophon Eine Rachtschichtsirene heulte auf. Plötzlich fühlte sie. daß sie noch im Mantek war, noch den Hut auf dem Kopfe hatte. Eine Angst packte sie und würgte an ihrer Kehle, eine Angst vor dieser Stube, dieser Tapete, dem krachenden, rächenden Schnarchen der Eheleute im Nebenzimmer, eine Angst vor der Nacht vor dem Morgen. Sie öffnete die Tür und ging hinaus Bald stand sie wieder auf der Straße. Sie ging mit blicklosen Augen an den schimmernden Aus­lagen der Schaufenster entlang. Ein Atem streift« sie. Worte llangen an ihren Ohren vorbei. Worte der Bereitschaft, der Begleitschaft. Sie achtet« ihrer nicht. Aber der Atem wurde intensiver. Und die Wort« wurden dringlicher. Ta drehte sie sich halb um. Ein älterer Herr, sehr soigniert und gut genährt und gepflegt. Eine Tanzkonditorei. Ein Steh- schoppen in einer Bierhälle. Auto. Ein Hotel­zimmer. Schummrige Beleuchtung. Und der Akte mit hängenden Armen und sturem uulu» stigcm, lüsternem Blick ... Als sie erwachte, graure der Morgen. Sie wußte nicht gleich, wo sie sich befand. Als sie sich besann, sprang sie auf Das Bett neben­an war zerwühlt und leer. Auf dem Kisten lag rin Geldschein. Sie starrte ihn mit ungläubigem Entsetzen an. Dan» schrie sie aus:Ta- ist. das ist ja die Straße!"
Sinnbild der heiligen grünen Schlange. Wegen f der bösen Geister darf es erst aus dem Hause gebracht werden, wenn«S neun Tage alt ist. Legt sich ein Neger zur Ruhe, so verstopft er vorher jede Ritze seiner Hütte, damit die bösen Geister nicht hereinschlöpfen können. Stirbt jemand, so wird das Master im Hause sofort ausgegojsen, damit die Kveite-böse Seele des Dahingeschiedenen nichts zu trinken findet. Der Bodu-Kult wird heute in Haiti   wohl nicht mehr in jener tierischen und grausamen Weise aus­geübt, bei der auch Menschen geopfert wurden. Aber die Zeremonien gibt cs noch immer, wie zahlreiche Gerichtsverhandlungen beweisen. In dunkler Nacht versammeln sich die Gläubigen in einem dichten Wald. Im Schein der Fackeln wird in der Mitte die grüne Schlange nicder- grl«gt. Dann beginnen die Trommeln zu ras­seln, wilde Tänze werden aufgeführt, bis die Ermatteten dann zu den Rumkrügen greifen und sich einen Rausch antrinken. Ter Priester opfert der heiligen Schlange einen Hahn, indem er ihm mit den Zähnen de» Kopf abbeißt, von dem Blut« trinkt und mit dem Blut die Ge­sichter der Anwesenden beschmiert. Blutraserei und Betrunkenheit treiben dann zu immer wil­deren Tänzen und Orgien an. Früher wurden bei diesen grausigen Zeremonien Weiße, beson­ders Kinder, geopfert, und verschieden« Fälle
von Kindesentführung sind bekannt. So wurde vor einiger Zeit ein weißes Kind gestohlen und dann in der Hütte einer alten Negerin wieder­gefunden, die als Bodu-Priesterin bekannt war. Das Kind war aber durch das Gift, das man ihm gegeben hatte, irrsinnig geworden, und die Kunst der weißen Aerzie war machtlos. Erst als man der eingesperrten Negerin Straferlaß  versprach, machte sie das Kind in wenigen Mi­nuten wieder gesund. Hochstapler der Vstanzenwett. Bon Dr. R. Franc«. Daß die Insekten ununterbrochen Blumen besuchen und sie dadurch beftnchten, weiß jeder- mann. Warum tun sie das? Di« Biene liebt Zuckersaft und mit ihr auch alle anderen Blumengäste, die Wespen und Falter, die Fliegen, die Käfer, die Amei-i sen, Millionen imd aber Millionen gierig- Wesen, die ununterbrochen versuchen, sich aN Blumen gütlich zu tun und deren Intelligenz nicht dazu ausreicht, Blumen ftriwillig fortzua Pflanzen, die ihnen so tausendfach nützlich sind. Im Lichte dieses Gedankens mutet es nun gan- besonders eigen an, zu sehen, mit welchen An«