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Das Maffentounder

Der Nal/ in der Gargaffofee.

6000 Meter unter dem Meeresspiegel wird eines der geheimnisvollsten Tiere der Welt geboren.

Zu den wunderbarsten unter den natürlichen Wundern der Erde gehören die Vorgänge, die im folgenden erzählt werden. Sie wurden in ihren großen Zusammenhängen erst fürzlich aufge­

deckt.

Das rätselhajte Tier.

Wer in einer Fischhandlung lale liegen jieht, ahnt nicht, daß diese so gewöhnlichen Tiere zu den rätselhaftesten Lebewesen gehören. Alle Ströme und Flüsse, jeden fleinen Bach, jeden Teich bewohnen sie. Freßgierig wüten sie unter den fleinen wie großen Mitbewohnern. Nie mangelt es ihnen an Nahrung. So schaf. sen sie sich das fetteste Fleisch unter allen Fischen. Doch so groß ein Aal auch geworden

fein mag,

niemals findet man in ihm entwickelte Fortpflanzungsorgane.

Das wußte schon   Aristoteles weshalb er glaubte, daß der Aal aus dem Schoß des Meeres entstünde. Plötzlich,

im Herbst, hören alle erwachsenen Aale  Europas auf zu fressen

kanal und kommen so auf dem fürzesten Weg in den Atlantischen   Ozean.

Und doch befindet sich kein Tier unter ihnen, das schon einmal diesen Weg zurüdlegte! Welche Kraft dirigiert sie so genau hinaus auf den Ozean? Was sind die Wegweiser?

Doch des Wunderbaren nicht genug! Was zwingt diese unermeßlichen Fischscharen, daß sie nicht auf den bald erreichten Tiefen von 2000 bis 4000 Meter bleiben, sondern über die 2000 bis 3000 Meter vom Meeresgrund aufragenden Gebirge mit ihren Tälern und Gipfeln auf- und niedersteigen, um ihr Wanderungsziel in der bis 6000 Meter tiefen Mulde zwischen Mittel­  amerika und dem mitten durch den Atlantischen Dean fireichenden untermeerischen Gebirgszug in der Sargassosee zu finden?

Welch geheimnisvolle Kraft führt die einen nach Nordwesten zur Küste   Amerikas, die andern aber gegen Nordosten nach   Europa? Unterliegen sie dem Einfluß des Sonnenlaufes oder den Meeresströmungen? Oder gar der Drehung der Erde? Man weiß es nicht.

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Doch die Kette der Wunder geht noch wei ter! Nach drei Jahren gelangen die unter dessen auch rund gewordenen, auch streichholz dicen, Nahrung aufnehmenden Glasaale an die  europäische Küste, an die Mündungen der elter­lichen Flüsse. Zu Milliarden kommen sie! Welchem Kommando gehorchen einige hundert tausend Jungaale, die von den nordostivärts entlang der Küste schwimmenden ungezählten Massen in die Mündungen der   spanischen Flüsse abzweigen? Wieso schwimmen nicht gleich alle dieje Jungaale nach ihrer mühevollen dreijäh= rigen Meereswanderung in die endlich erreich­ten Flüsse   Spaniens? Welche Kräfte treiben die weitaus größeren Massen weiter gegen  Frankreich? Wieder zweigt ein Teil in die Zugleich mit dem europäischen Aal   Garonne,   Loire, Seine und die zahllosen klei­tommen auch die einer andern Art zugehörigen neren Flüsse und Bäche ab, die   Frankreich dem nordamerikanischen Aale in die Tief- Atlantischen Ozean zusendet. Und liegt nicht jeegebiete der Sargassosee. Doch verteilen sich ein neues Rätsel vor, wenn die jest gegen die die beiden Aalarten soweit wir dies aus den Mündung des Aermelkanals kommenden Jung­Untersuchungen des dänischen Forschers Joaale jich in zwei Riesenbeere spalten, hannes Schmidt wissen dort auf ge davon das eine den Flüssen Englands, das andre trennte Gebiete, die sie gegenseitig nicht über- aber den Flüssen und Strömen   Belgiens, fchreiten.  Deutschlands,   Rußlands,   Norwegens und  Schwedens zueilt? Welche Urkraft verteilt am  Rhein die Jungaale auf alle in ihn mündenden Bäche und Flüsse? Was hält die Tierchen ab, gleich zum größeren Teil die zuerst einmünden­den seitlichen Zuflüsse hinaufzuziehen?

und schicken sich an, ihr Wohngebiet zu Wie lange die Reise bis auf die 6000 Meter verlassen obwohl es doch auch weiterhin alle Existenzmöglichkeiten geben würde. Aus tiefen Gründe in der Sargassosee dauert, wiffen Bächen und Flüssen, Teichen und Seen, die wir nicht. Man veranschlagt sie auf mindeſtens Abflüsse haben, schwimmen sie wie auf Kom- ein Jahr. Auch die reifen Eier und die aus mando abwärts gegen das Meer. Was ist die ihnen schlüpfenden jüngsten Stadien kennt man Ursache? Worin besteht das Zeichen zu dieser heute noch nicht. Erst die größeren, in der ungeheuren Maſſenwanderung von vielen Mil- Form weidenblattähnlichen Larven sind bekannt. lionen Fischen aus   Spanien und   Rußland, aus Sie steigen aus der Tiefe empor, und mit sei­nen Netzen hat man sie wiederholt in einiger  Norwegen und Sizilien? Menge im Gebiet der Sargassosee bis zu den Bermudasinseln gefangen. Sie sind durchsichtig wie das Waſſer ſelbſt. Wird der sie enthaltende Netfang in ein Glasgefäß geschüttet,

Jetzt legt der Aal auch sein Süßwasser­gewand ab. Der gelbe Bauch und sein grauer Rüden schwinden. Dafür schafft er sich ein Prachtgewand an. Der Bauch wird jilberweiß, und in silbrigem, metallenem Glanz erstrahlt auch sein ganzer Leib. Nun braucht er sich vor feinen buntgekleideten Vettern im Ozean nicht

zu schämen. Sein Kopf erhält eine spitige

so ficht man nur zwei fenrig grüne Augen Schwimmen

und ist höchst überrascht, beim Zugreifen noch

Zu tilometerlangen Bändern aneinanders gereiht, fah man sie an beiden Ufern auf: wärts wandern,

in kleineren Partien in die kleineren Bäche und Flüsse, mächtigeren einbiegen und sich so gleichmäßig dagegen in größeren Massen in die auf das ganze Stromgebiet verteilen. Die Natur hat beim Aal die Rätsel pyramidenhoch ge= türmt.

etwas völlig Unsichtbares zwischen den Fingern Rätselvolles Menschenleben.

zu spüren.

Die Kindervölker finden ihr Vaterland.

Form, um die Wasserschichten auf seiner viele tausende Kilometer langen Reiſe leicht durch Schneiden zu können. Das Auge wird um vieles größer und dadurch zum Sehen im Meere ge- Nun hebt wieder eines von den großen eigneter. Dagegen verkümmern die Eingeweide. Rätseln an. Wie schon oben gesagt, stellte sich Drei Monate dauert diese Umkleidung. Aus in diesen Gebieten der Sargassosee auch die dem Gelb oder Freßaal wird der Blanka al, nordamerikanische Aalart zum Laichen ein. der als Wegzehrung das im Körper reichlich Jetzt wandern die glashellen Larven beider aufgespeicherte Fett benüßt ein Fett von sehr Arten gemeinsam nordwärts. Sie erreichen hohem Verbrennungsverte. innerhalb eines Jahres die Breite der   Ber­

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Hier verabschieden sich die beiden Larven­arten voneinander.

Man weiß heute schon, daß diese Verände»| mudasinseln. rungen eine Folge der sich vorbereitenden Ge= fchlechtsreise sind. Aber welche Drüsen des Körpers sondern die Stoffe ab, die diese Wandlungen bewirken? Im Mittelpunkt aller Die   amerikanischen schwimmen westwärts dieser Veränderungen steht die Entwicklung der Geschlechtsdrüsen. Etwa zehn Millionen Eier reifen im Leibe der Weibchen während der Reise, und nicht weniger groß ist die Produktion der

Männchen.

Wer führt die Millionenheere?

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ihre flache Form, wie ein Weidenblatt, wandelt sich dabei zu streichholzdicken, aber noch immer durchsichtigen Glasaalen um, die erst jetzt zu fressen beginnen. Sie gehen in die Flüsse und Ströme von   Florida bis   Kanada, aus denen frühestens vor einem Jahre ihre Eltern die Seereise antraten.

Mit unfaßbarer Sicherheit finden die Male Die vom europäischen Aal stammenden ihren Weg auf die 6000 Meter tief gelegenen Larven aber wenden sich ostwärts und brauchen Laichgründe in der Sargassosee im Atlantischen drei Jahre, bis sie die   europäische Küste errei­Ozean. Die aus den russischen und schwedischen chen. Welch unbekannter Sinn führt sie? Die Gewässern in die Ostsee gelangten Aale finden Aaleltern starben doch gleich nach der Ei­genau den einzigen Zugang in die   Nordsee durch ablage und sind längst verfault, wenn ihre Kin das Kattegatt und das   Skagerrak. Hier nehder zum erstenmal das Licht in den oberen men jie mit den aus den benachbarten Landgebie- Wasserschichten erblicken. Soll man da von ten zustoßenden Fischen Richtung zum Aermel- Instinkt" reden?

Täglich famen verzweifelte Menschen zu ihm und wollten sich Rat holen in Dingen des Lebens, die sie nicht mehr meistern konnten und denen sie hilflos unterlagen. Die materielle und seelische Not kann so groß sein, daß viele Menschen keinen Ausweg mehr finden und dann still und leise aus diesem Leben flüchten.

Da gab es einen Menschen, mitfühlend, mittragend, Sohn des großen Dichters Richard  Dehmel, ein Mensch, der die inneren Nöte seiner Mitmenschen so tief verstand, daß er aus seinem Wissen und Mitgefühl heraus rettende und helfende Worte fand.

So war dieser Dr. Heinrich Dehmel der richtige Mann an der richtigen Stelle: Leiter einer Beratungsstelle für Selbstmörder! Man­chen Verzweifelten hat er so vom Tode zu­rückgerissen, manchen jungen Menschen Aus­wege gezeigt, vielen wieder Hoffnungen gegeben, dort zugegriffen, wo es notwendig war, und immer wieder helfend die Hand gereicht, wenn die Menschen schwach wurden.

Schreibt nicht das Leben selbst die erschüt­terndsten Tragödien? Dieser Mann, Dr. Hein­rich Dehmel, Leiter einer Beratungsstelle für Selbstmörder, findet auf einmal selbst nicht mehr die Kraft, weiter zu leben, nachdem er jahrelang anderen Menschen täglich diese Kraft zum Leben einsuggeriert hatte, dieser Mann, der immer wieder denen Mut zusprach, die vom Leben nichts mehr wissen wollten, wurde auf