Str. 40. umerOaltunfldbeilage. 1932. ==ZZ3 Der GGwisrMer Cagttoftro. St« Vtkv Vorn Stiefiergang Oer gurgeriiAen Getekfeihaft tm 18. Äayrhundert. Josef Balsams stammte von Tizilien. AlS Knabe wurde er ins Kloster geschickt, um dem Apotheker zur Hand zu'gehen, aber Josef Balsamo   machte nichts als dumme Streiche: er stahl Geld aus der Kasse, jagte den Bauern einen Todesschrecken ein und verstopfte eines Nachts den Schornstein mit alten Lumpen und Decken, so- der Apo­theker fast erstickt wäre. Eine Tracht Prügel tvar sein Lohn, und das Leben im Kloster hatte damit ein Ende. Josef zog seiner Straße und schlug sict durch allerhand Spitzbubenstreiche durch, voll Sehnsucht nach dem Abenteuer Als er etwa achtzehn Jahre alt war, traf er eines Tags in Neapel  , im Jahre 1760, einen alten Griechen namens Akthotas, der sich durch irgend etwas in dem Gesicht des Jünglings angezogen fühlte, ihn ansprach. und ihn zu sich bestellte. Dieser Grieche betätigt« sich als Goldmacher. Als Josef Balsamo   zu ihm kam, stand er in seinem Laboratorium, um­geben von Allerlei seltsamen Geräten, und der Wte machte dem Jüngling den Vor­schlag, sich mit ihm zusammenzutun, da sie dann sicher reich werden würden. Da Josef Balsamo   nicht- zu verlieren hatte, ging er mit dem alten Griechen und lernt« von ihm viele von den Künsten, die chn später be­rühmt machen sollten, denn Josef Balsamo  war kein anderer, als der weltbekannte Gras Cagliostro  , der große Abenteurer des 18. Jahrhunderts. Zunächst verübten die beiden ungleichen Gefährten, der Alte und der Junge, allerlei Schwindeleien. Sie reisten von Stadt zu Stadt und verbreiteten dos Gerücht, daß der groß« Goldmacher und Sterndeuter AlthotaS in die Stadt gekommen sei. Da viel« die Kunst, Gold zu machen, lernen wollten, war der Zulauf ungeheuer. Die beiden geschäfts­tüchtigen Männer verkauften kleine Maschen mit geheimnisvollen Flüssigkeiten, die man vierzehn Tage lang kochen und destilieren mußte; erkannten dann die Käufer, daß sie ihr gutes Gel- für etwas ganz Wertloses hingrgehen hatten, Ivo waren die beiden Weisen längst über alle Berge, und eS war in damaliger Zeit aussichtslos, eine Berfol» gung auMnehmen. Eine- Tage- starb der<Ste AlthotaS in Aegypten   an der Pest, und Josef Balsam» Don D. DoeQImann. flüchtete auf ein Schiff, verbarg sich im Schiffsraum und kam so nach Neapel   zurück. Hier schlug er sich durch, indem er beim Würfel- und Kartenspiel allerlei Betrug an­wandte, aber schließlich wurde sein Falsch­spiel aufgedeckt und er an den Pranger ge­stellt. Hier stand er eine Woche lang. Un­gewöhnlich ist es wohl, daß selbst der Pran­ger zu einer Gelegenheit werden kann, die künftige Frau kennen zu lernen. In Josef Balsamo   aber,-er auf dem Marktplatz am Pranger stand, verliebte sich eine ziemlich leichtfertige, aber bildschön« Neapolitanerin, Lorenza Feliziana, mit der sich der junge Abenteurer trauen ließ, sobald er wieder losgelassen wurde. AIS Graf und Gräfin Cagliostro begab sich das junge Ehepaar in die weite Welt. Schon in Rom   trieben sie es mit ihrem Falschspiel und ihren Schwindeleien zu toll, und die Häscher wurden ausgeschickt, sie zu fangen. Sie hatten aber keine Lust, nähere Bekanntschaft mit den päpstlichen Gefäng­nissen zu machen, verkleideten sich deshalb als Pilger und begaben sich von neuem auf di« Wanderschaft. Unterwegs ernährten sie sich durch den Verkauf von Liebestränkcn und Lebenselixieren und durch allerlei Quacksalbereien aus den Jahrmärkten und Falschspiel in den Wirtshäusern. Als sie aber nach London   kamen, gingen sie zu einem größeren Stil des Schwindels über. Sie ver­anstalteten hypnotische und spiritistische Se­ancen, ließen Geister erscheinen, sagten wahr und betrieben mancherlei Zauberkünste. Hier machten sie in Soho ein großes Haus und brachten es fertig, daß ein Quaker, der in Amerika   viel Geld verdient hatte, ihnen 40.000 Mark gab, die sich auf geheimnis­volle Weise innerhalb zehn Tagen verzehn­fachen sollten. Da dieser Erfolg nicht ein­trat, winkte dem^vindlerpaar wieder einmal das Gefängnis, sie brachten sich aber durch rasche Flucht in Sicherheit und hatten nun Gel- genug, um elegant auftreten zu können. Um 1775 mieteten sie in Paris   ein eigenes Palais, hatten ein« große Diener­schaft und gingen in phatastischen Kostümen umher. Jene Epoche war das golden« Zeit- alter des Okkultismus. Schon nach wenigen Wochen wußte ganz Paris  , daß die beiden Fremden aus Aegypten   gekommen und-ort in die Geheimnisse-er berühmten ägypti­schen Freimaurer eingeweiht worden seien. Graf und Gräfin Cagliostro   waren so fing; sich nicht aufzudrängen; sie hielten sich ganz für sich, aber in den Nächten sah man rotes und blaues Licht aus chren Fenstern. Die Leute auf der Straße sagten:Der groß« Chemiker arbeitet!" und das Interesse war allgemein. Bald ließen sich die ersten vornehmen Besucher melden, Cagliostro   konnte neue Freiniaurerlogen errichten und nannte sich Großkopia der ägyptischen Freimaurer". Auch jetzt wieder ließ er Geister erscheinen und weihte vornehme Persönlichkeiten in die Geheimnisse des Freimaurertums ein. Auch behauptete er, kleine Edelsteine zu einem großen zerschmelzen und alle Metalle in Gold verwandeln zu können. Bezahlung nahm er nicht dafür, aber die Besucher dürf­ten seinem Neger-iener geben, was sie für gut befanden. Das Geld strömte nur so herbei, wurde aber auch mit vollen Händen wieder ausgegeben. Auch als Arzt betätigte sich Cagliostro   und verteilte besonders in-en Armenvierteln Gel- un- Arznei.. Die jugen-schöne Gräfin Cagliostro  " gab sich als fünfundachtzigjährige Fran aus, der Cagliostro   durch sein Jugendelixier zu neuer Jugend verhalfen hätte. Daß dieses Elixier von dem sie nur wenige Fläschchen zu besitzen vorgab- reißenden Absatz fand, ist selbstverständlich. Bisweilen trieb Lorenza den Schwindel allzu übermütig, so zum Bei­spiel. als sie einer alten Dame gegen zwan- zigtansend Franks ein Elixier verkaufte, das diese zu einem innaen Mann machen sollte. Die alte Dame leerte das Fläschchen, da üe aber kein lunger Mann wurde, bezichtigte sie Lorenza des Betrugs. Das Paar hatte ,u der Zeit aber schon mächtige Beschützer, w daß ihnen nichts geschah. Aber in Verbin­dung mit der berühmten Halsbandgeschichte, an der Cagliostro   höchstwahrscheinlich un­schuldig war, wurde das Paar von der Pa­ riser   Polizei über die Grenze gebracht. Durch Deutschland   begab sich Cagliostro  mit seiner Frau nun nach Mitau   in Kur­ land  , wo sie aber von Elise von der Recke  bei einer spiritistischen Sitzung entlarvt wur­den. Das Paar wurde sofort aus Kurland