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Schauen Sie," sagte da Jimmy mit steischem Gleichmut, Sie sind doch viel zu ver­nünftig, um nicht zu wissen, daß für Diebe das Gefängnis, für Mörder aber das Beil ist. Bin­den Sie mir also die Hände auf, und alles wei­tere wird sich ordnen lassen."

Die beiden Komplizen fragten einander mit den Augen: Es war mißglückt. Der Gefesselte wurde also aufgebunden, und die Brillanten wanderien wieder in den Geldschrank, zugleich aber auch die Revolver, die sich der Juwelier hatte ausfolgen lassen. Hierauf entfernten sich die Besucher wortlos. Jimmy setzte sich nun an den Schreibtisch, und während er sich den Schweiß von der Stirn wischte, betrachtete er mit sichtlicher Zufriedenheit die auf dem Fuß­boden montierten zwei Taster, die die Gittertür auf und zugehen ließen.

Da hörte er plöglich erregte Stimmen, und die Tür wurde aufgerissen. Mr. Randall blidte empor: die Prinzessin" und ihr Begleiter waren wieder da, diesmal mit Gewalt in das Zimmer hineingestoßen. Erstaunt sah der Ju­welier, daß beide gefesselt waren. Ein großer, dicker, jovial dreinschauender Mann kam hinter­her, und zuletzt erschien der Bürodiener Ste­vens zwischen zwei dunkelgekleideten Männern. Der Dide trat an Jimmy heran und sagte

lächelnd:

,, Guten Tag, Mr. Randall. Ich bin der Polizeiagent Mac Duff. Wie es scheint, fomme ich gerade im richtigen Augenblick. Erzählen Sie mir, bitte, alles ausführlich."

"

Vielen Dank, Herr Inspektor," erwiderte der Juwelier. Da aber die Ware wieder zu standegebracht ist, so möchte ich, Ihr Einver­ständnis vorausgesetzt, keine Anzeige erstatten."

Der Jnspektor zuckte bedauernd die Achseln: Es war unmöglich, leider ganz unmöglich. Die Anzeige mußte gemacht werden.

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Arbenerschaft.

Feuer der Erde, Arbeiterschaft! Wachse und werde aus eigener Kraft! Dein sind die Nöte, dein ist das Leid,

du Frühlicht der Tage der kommenden Zeit.

Flamme der Zeiten Botschaft der Macht, Knechtseligkeiten

Versinken in Nacht.

Alfred Thieme.

stedte den Kopf hinaus, zog ihn aber sofort p rüd, worauf er eiligst die Tür schloßz.

Alle sahen ihn erschrocken an.

In das gegenüberliegende Kontor ist eine Ihrer Stenotypistinnen gekommen," sagte der " Inspektor" mit gedämpfter Stimme. Und den Beigefinger an den Lippen haltend, trat er an Jimmy heran.

,, Mr. Randall," sagte er freundlich, jetzt müssen Sie sich entscheiden: Entweder Sie gehen zum Telephon und sagen der Dame, sie solle sich entfernen einen Vorwand dafür werden Sie schon finden oder Ihre letzte Minute hat geschlagen."

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Jimmy nickte zustimmend. Er wurde auf gehoben und von den Fesseln, wie auch vom Knebel befreit, worauf ihn der Inspektor" unter den Arm faßte und zum Telephon führte. Jimmy rief:

Hallo, hallo, wer dort? Ach Sie, Fräu­lein Merton. Hören Sie mich, bitte. Ich bin hier im Zimmer mit einigen Freunden und will absolut nicht gestört werden. Haben Sie also ,, Das heißt," fügte er vertraulich hinzu, die Güte, zu mir nach Hause zu gehen und mei­,, um Sie nicht weiter zu stören, wollen wir jetzt ner Frau zu sagen, daß ich heute zum Mittag­fortgehen und den Tatbestand erst nachmittagessen nicht komme. Jawohl, meiner Frau. Es telephonisch aufnehmen. Um 3 Uhr können Sie uns anrufen, Mr. Randall. Einverstanden?" Jawohl, Herr Inspektor; sehr liebens würdig."

Also gut. Und jetzt geben Sie mir die Revolver, mit denen Sie bedroht wurden. Ich muß ja diese Waffen in meinem Protokoll be­Schreiben."

tut mir leid, Sie bemühen zu müssen, aber unser Haustelephon funktioniert nicht. Danke, Fräulein Merton. Auf Wiedersehen."

Jimmy legte den Hörer weg. Der In spektor" ging nun zur Tür und Horchte. Nach furzer Zeit schaute er hinaus, trat dann auf den Korridor und kam sofort wieder zurück.

Der Weg ist frei," sagte er zufrieden. ,, So, jetzt schnell noch Mr. Randall das Ta­Randall öffnete den Geldschrank und über- schentuch in den Mund, während du, Henriette, reichte dem Inspektor die beiden Revolver. Der

Agent steckte den kleineren in die Tasche.

,, Danke, Mr. Randall," sagte er. ,, Nun werde ich mich auf Ihren Play stellen, Sie aber gefälligst dort in die Ecke, recht weit von diesen zwei Tastern, die so genial jene Gittertür in Bewegung setzen."

Er hatte ihn bei einem Arm gefaßt, 30g ihn vom Schreibtisch weg und legte ihm den Revolver an die Schläfe:

" Und jetzt haben Sie die Freundlichkeit, mir die Brillanten auszufolgen."

Randall sah die ,, Prinzessin" an und dann den   Baron": Beide hatten sich ihrer Handschel. len entledigt und fesselten nun den armen Ste­vens wie ein hilfloses Lamm. Das Paket Bril­Tanien fam also nochmals aus dem Schrank her­vor und wanderte in das Täschchen der Dame. Dem Juwelier aber wurden Schellen angelegt, und nachdem man ihn gefnebelt hatte, legte man ihn auf einen Tiwan. Dann ging der Inspektor" zur Tür, schob die Portiere etwas auseinander, und horchte einen Augenblick.

Willen schmieden die heilige Haft, die Bruderkette der Arbeiterschaft!

Lohendes Zeichen aus ewigem Brand. Brüderlich reichen sich Völker die Hand, Segen zu schaffen für alle auf Erden. Wort an die Tage:

Wir wachsen, wir werden!

" Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflich tet, liebes Fräulein. Wie haben Sie es aber erraten, daß ich, während ich telephonierte, die Mündung eines Revolvers an der Schläfe hatte?"

,, Das ist ganz einfach, Mr. Randall," ant­wortete das Mädchen. Sie gaben mir den Auftrag, Ihre Frau zu verständigen, ich weiß aber ganz gut, daß Sie ledig sind. Da dachte ich mir sofort, hier sei etwas nicht in Ordnung und lief auf die gegenüberliegende Polizei."

Jimmy schaute das Mädchen lange an und fah, wie sie errötete. Dann sagte er:

,, Fräulein Merton, Sie sind wirklich ein sehr fluges Mädchen."

,, Es freut mich, Mr. Randall, daß Sie nach drei" Jahren schließlich daraufgekommen sind." Autorisierte Uebersetzung aus dem Italienischen.

Der Tod im Krater.

Legende und Wirklichkeit.

Auf der Insel   Sizilien erzählen die Fischer und Weinbauern eine Legende von der Insel  Ferdinandea. Sie hat den Reiz des Geheimnis­vollen, denn ein einfaches, elementares mensch­liches Gefühl verknüpft sich darin mit einem Naturereignis von ganz einmaliger Artung.

Auf   Pantelleria, einer der kleinen Inseln füdlich von   Sizilien lebte vor hundert Jahren ein junger Fischer Giovanni Grasso, der eine hoffnungslose Neigung zu dem schönsten Mäd­chen der Insel, zu Caterminella, hegte. Sie sah ihn nicht an, sie wollte nichts von ihm wissen. Bergebens redeten die Freunde dem jungen Gio vanni zu, daß er das Mädchen vergessen solle. Leicht würde er unter den anderen ein Herz für sich erobern können. Giovanni hörte nicht dar­auf, für ihn gab es nur die eine einzige auf der Welt, sein ganzes Leben hing nur an Cate rinella.

beim Fenster aufpassen wirst, ob sich nicht etwas Verdächtiges rührt." Jimmy wurde wieder ge­bunden, geknebelt und auf den Divan gelegt, und als Henriette meldete, sie sehe nichts Be­sonderes, verließen die Komplizen das Zimmer und gingen hinunter. Der Inspektor" hatte aber den Kopf noch nicht beim Haustor drau­Ben, als er ihn auch sofort wieder zurückzog. Eines Tages sprach er zu ihr: ,, Caterinella, Doch zu spät. Das Tor wurde aufgestoßen, ich brenne vor Liebe nach dir und du achtest und eine Schar Polizisten stürmte mit vorgemeiner nicht. Wie groß meine Liebe ist, dafür streckten Revolvern ins Haus und umringte die Bande, die in wenigen Minuten gefesselt war. Da erschien Fräulein Merton und fragte den Kommissar:

,, Kann ich nachschauen, was mit dem armen Mr. Randall geschehen ist?"

,, Sicherlich, mein Fräulein," antwortete der Kommissar. Wir können ja zusammen gehen. Zeigen Sie mir, bitte, den Weg."

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Sie gingen hinauf und fanden Jimmy auf dem Diwan. Bald darauf saß er an seinem Schreibtisch, und die Brillanten fehrten nun endgültig in den Geldschrank zurück.

Nach beendeter Amtshandlung bat Jimmy Fräulein Merton, neben ihm Platz zu nehmen.

,, Fertig?" fragte er leise gegen das Zimmer. Fertig," antworteten die anderen. Der " Inspektor" öffnete nun vorsichtig die Tür und Dann sagte er:

will ich dir einen Beweis bringen. Ich, ich allein werde dort drüben auf der Insel Fer­  dinandea nach den leuchtenden Diamanten suchen, die von dort jede Nacht so wundersam herüberglänzen. Dir will ich sie schenken."

Das Mädchen hob nur die Schultern und antwortete nicht. Giovanni, der Fischer, aber wandte sich zum Meer, Leidenschaft und Zorn in den Augen. Er sprang ins Boot und stieß ab. Vergebens riefen die Freunde dem Rasen­den nach. Ihn schreckten nicht die züngelnden Flammen, die schon seit Tagen über der geheim­nisvollen Insel aufsprangen. Man sah, wie er drüben landete, über die Lavablöcke Kletterte... Zulegt stand er auf einer Felsspitze, Wolken von Rauch und Feuer hüllten ihn ein, ver­