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zu haben. Der Erhabene beschirme seine den Finanzaft gelesen hatte, fand er nicht anschließen. Sie meinten es ja so gut mit irdischen Pfade!" genug Worte über die gute Haushaltung. ihren Leuten, die Herren Kapitalisten. Zum sichtbaren Zeichen und zum Dank für Und diese Arbeiter, geehrt und gerührt von die geleistete Arbeit hängte er dem Minister der Fürsorge und der Herablaffung ihrer der­den großen diamantenen Drachenorden" ren", ließen sich zu den Gelben einfangen und um, der auf beiden Seiten getragen werden fannten nur mehr einen Feind: ihre Klassen­brüder, die Roten  . Und die bekämpften sie mit Messern und Revolvern und denen fielen sie in den Rüden, so oft sie für alle mehr Brot, mehr Freiheit, mehr Sicherheit, mehr Men wollten. schenrecht und das Recht auf Arbeit erkämpfen

Am sechsten Morgen stieg der Att empor und gelangte ſchließlich zum Obermandarin. Ein Gong verkündete die Audienz bei Seiner Exzellenz im siebenten Stock. Auf dem Boden Iniend, mit niedergeschlagenen Biden, über­reichte jener den Bericht. Seine Exzellenz las ihn mit freundlichem Erstaunen und sprach dem Obermandarin seine spezielle Aner­fennung über deffen tadellose Ausarbeitung des Berichtes aus. Huldvoll reichte er ihm den Rodjaum zum Kuffe.

Gleich darauf fuhr der Minister nach dem Palaſt des himmlischen Sohnes. Der Saifer empfing ihn im großen Thronsaal, umgeben von glänzendem Gefolge. Als er

tann.

Wie eine verhundertfachte Sonne glänzte dieses Geschmeide, während dem armen und todmüden Schreiber Wang nun auch der lange Arbeit an dem Ministeraft waren seine lette Sonnenstrahl entzogen war. Durch die Rüditände bis über die Fensterhöhe ange wachsen. Als einziger von allen mußte er so lange im Dunkeln pinseln, bis er einen Teil aufgearbeitet hatte, damit der einzige Sonnenstrahl wieder auf seinen Schreibtisch fallen fonnte.

Kämpfer aus Geistesnacht und Körpernot.

Bon Robert Afcher.

Das ging dem Schuhmeier nahe, sehr nahe. das tat ihm weh. Immer wieder las er nach, was Karl Marx   darüber geschrieben hat: Den proletarischen Bettelsac schwenken sie als Fahne in der Hand, um das Volk hinter sich her zu versammeln. So oft es ihnen aber folgte, er­blidte es auf ihren Hintern die alten, feudalen Wappen und verlief sich mit lautem und un­chrerbietigem Gelächter."

Aber daß es nach so harter und eindring­licher Aufklärungsarbeit, nachdem man sich so liebevoll mit ihm befaßt, es herausgezogen hat aus dem Nichts und dem Dred, noch immer hinter wappenverzierten Hintern herläuft, wenn ihm diese unappetitlichen Körperteile hinge­streckt werden, das machte ihn oft irre, verzagt, fleinmütig.

Am 11. Februar 1913 wurde Franz| Knechtsinn und die Kriecherei vor dem, der mehr Schuhmeier auf dem Wiener Nordwest ist und mehr hat, schlummerte wie in einem bahnhofe von Paul Kunschat, dem Bruder gezähmten Raubtier die Bestie und daß sie es des christlichsozialen Abgeordneten Franz als gottergeben hinnehmen, daß der Berr" Kunschat, erschossen. Daß Franz Schuh alles hat und sie nichts haben, und das Gefühl, Und als ihm einmal der Michel meldete, daß meier einer der von den Massen am in- daß das Unrecht ist, gar nicht aufkam, daß einer, den man immer für einen der Zuver­nigsten geliebten Führer der Partei, ein sie aber den Nebenproleten, den Arbeitsbru- lässigsten gehalten hatte, auf den man trauen Bolksmann, der als Mensch wie als Pro- der beneideten und haßten, wenn er eine Krone und bauen durfte, zu den Gelben übergelaufen pagator der sozialiſtiſchen   Idee in höchstem mehr Lohn bekam, eine bessere Hose und zu fei, weil man ihm, der einige Monate arbeits­Ansehen gestanden ist, das ist der jüngeren Sause ein schöneres Bett besaß. los gewesen, eine Arbeitsstelle, und, wenn er Generation meist nur in unzusammenhän­sich bei den Gelben brav betätige, baldiges Sie erinnerten sich der alten Herrscherweis- Avancemtent zum Werkführer versprochen habe, gender Weise aus den Berichten der älteren Genossen bekannt, Man darf es daher mit Was lag näher, als die Arbeiter zu entzweien, und leiſe: Michel, Michel, ich glaube, wir heit Divide et impera", teile und herrsche: fand er lange keine Worte. Dann sagte er blaß Freude begrüßen, daß ein früher im Feuil- um von ihnen in Ruhe gelassen zu werden und haben uns alle verrechnet. Unser Rechenfehler letonteil einer Zeitung erschienene Roman, sie wieder ganz beherrschen zu können. Es han- war eine viel zu gute Meinung von den Men­der die Lebensgeschichte, das Wirken ind die Kämpfe Schuhmeiers erzählt, jest in stören, ihre Organisationen, die Gewerkschaften, Noch sehr lange net." delte sich nur darum, ihre Einigkeit zu zerschen. Mit denen werden wirs nicht ermachen. Buchform herausgegeben wurde.( ,, Der Schuhmeier." Koman von Robert Ascher, Freiheit- Verlag, Wien   L, Singer- Und so gingen jie hin und gründeten gelbe straße 12.) Die Romanform wurde ge- Gewerkschaften. Einmal hießen sie sie unpoli- len, brauchen wir ganz neue Menschen dazu. wählt, weil eine trodene Biographie nicht tische, dann wieder christliche, nationale Ge- Die müssen wir uns erst schaffen. Und das annähernd imstande gewesen wäre, die werkschaften oder einfach Werkvereine. In braucht viel Zeit und viel Arbeit und unendlich prächtige Gestalt dieses Kämpfers für den manchen Großbetrieben war es den Arbeitern viel Begeisterung und Geduld." Nach solchen Aufstieg der Arbeiterklasse so herauszuüberhaupt verboten, einer Berufsorganisation Enttäuschungen verschwand er oft tagelang und arbeiten und lebensvoll nachzugestalten, wie anzugehören. Wer dagegen handelte, flog hin- trieb sich draußen in der tröſtenden und mut­es die erzählende Form vermag. Das aus. Die Unternehmer selbst waren natürlich spendenden Natur herum. Buch will der erste Versuch sein, die Ge- straff organisiert.

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Wie meinst das?" wollte der Michel wissen. Wenn wir uns eine neue Welt bauen wol­

schichte der Arbeiterbewegung im alten Sie fauften sich um Schandlohn Judasse, Er war aber bald wieder auf dem Posten. Desterreich, jener Bewegung, die aus einer die den Arbeitern in den Ohren lagen. Sie Bei der Jugend, schon bei den Kindern der ſtumpfen, weſenlosen Masse wissende, wol- sollten, raunten sie ihnen zu, doch nicht so töricht Arbeiterschaft, bei der jungen und jüngsten lende, handelnde Einzelmenschen gemacht", sein, von ihrem sauer erworbenen Lohn einen Garde müsse angefangen werden. Der Sozialis­ermüdender Form einer großen Teil Weib und Kindern abzustehlen, um der mus- diese Idee versocht er nun mit Feuer­Deffentlichkeit nahe zu bringen. Nach Organisation Beiträge zu leisten. Diese Gelder eifer braucht zu seiner Verwirklichung einen tehend bringen wir eine Leseprobe aus dem würden ja doch nur von den Führern gestohlen, guten, veredelten Menschenschlag, der nicht nur Buche zum Abbrud: verhurt und verpraßt. Sie sollten sich doch nicht an sich, der auch an die anderen, an das Ganze Die Fronvögte der arbeitenden Menschen von gutbezahlten, ausgefressenen, natürlich meist denkt, er braucht offene Köpfe und offene Her­fahen mit Verdruß das Anwachsen der roten jüdischen Hezern gegen ihre Brotgeber aufwie- zen von nicht zu erschütterndem Gerechtigkeits­Bataillone, das Erwachen der Lohnsklaven zu geln lassen, die es so gut mit ihnen meinten Selbstbewußtsein, Erkennen ihres Wertes und und Tag und Nacht sorgten, um ihren geschäß ihrer Kraft und überhaupt zu Kulturmenschen. ten Mitarbeitern das tägliche Brot zu verschaf Daß es Gewerkschaften gab, die im Namen der fen. Sie sollten sich nicht um die schmuzige Arbeiter forderten, daß sie mit den Vertretern Politik befümmern, die den Charakter verderbe, der Unternehmer an einem Tisch siten und aleich fie fönnten sich als gute Christen doch nicht mit auf gleich verhandeln, daß in den Betrieben gottlosen Roten gemein machen und müßten Bertrauensmänner, Spigel", wie sie die Un daher in die christliche Gewerkschaft; als echte ternehmer nannten, waren, die darüber wachten, Deutsche   doch nicht mit Böhm und Juden und daß der Belegschaft feines der erworbenen Rechte Slowaken Bruder im Spiel sein und müßten verkürzt oder ganz vorenthalten werde, daß daher in die nationale Gewerkschaft; und über­deswegen in der alljährlichen Bilanz der Rein- haupt als anständige Menschen, die ihre Heimat gewinn magerer wurde, das fonnten die Unter­nehmer nicht verwinden. Aber sie gaben des wegen ihr Spiel nicht verloren.

Sie wußten recht gut, daß in einem großen Teil der Proleten noch immer der ererbte

Er

gefühl, solche, denen das: Was du nicht willst, das man dir tu..." in Fleisch und Blut übergegangen ist. Solche Menschen müſſe ſich die Sozialdemokratie selbst heranziehen. begann, indem er in Ottakring   die erste Kinder­bibliothek durchsetzte und errichten half. Bei ihrer Eröffnung hielt er eine seiner schönsten und tiefsten Reden:

Ich habe eigentlich einen Vortrag über Bücher halten wollen. Aber als ich die Kinder sah und den Kinderchor hörte, da durchfluteten ganz andere Gedanken mein Herz. Ich erit und ihren Kaiser liebten und gute Patrioten nerte mich der eigenen frendlosen Jugend, leer, scien, schon gar nicht mit Republikanern und voll schwerer Arbeit schon vom siebenten Le­Feinden des Staates auch nur in Berührung bensjahr an, und wenn Sie bedenken, daß auch fommen und deshalb müßten sie sich der un- heute noch tausende Kinder ihre Jugend ebenso politischen Gewerkschaft oder dem Wertverein freudlos verbringen, dann werden Sie auch die

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