ruft seine Soldaten zusammen, gibt jedem 20.000[ Mart und kostenlos Getreide, das sie sogleich wieder zum Marktpreis verkaufen( 15, 72). Man fennt das Ende: Ein allgemeiner Volksaafstand, und Nero wird durch Marodeure im eigenen Lager von seinen eigenen Schußstaffeln beseitigt.( Sueton 6, 40.)
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Madonna im Grünen.
Von Klaus Klaußen.
Mai mag es damals gewesen sein. Im Die Späßin schrie aufgeregt, wenn sich die Hof, zwischen Zementmauern, stand ein blü- Spaziergänger verspäteten. Diese hasteten die hender, wuchtiger Rastanienbaum. Die Kerzen Treppen hinunter, Brot in der Hand, vom Alles schon dagewesen, sagte Ben Akiba... durchleuchteten die finsterste Nacht. Wiese Mund abgespart, die weichsten, leichtesten Stücke. rundum; einige Quadratmeter nur. Aber im
Sie gingen rundum. Die Wiese in der Mitte mit sprossendem Gras und der Kastanienbaum mit ragenden Kerzen als Mittelpunkt.
Die Jungen wuchsen. Schlugen bald mit den Flügeln. Aus dem Flaum wurden Federn. Aus den Hilflosen lustiges Volk, das quer die schmale Wiese durchhüpfte, schlanke Grashalme umInidte und ohne Schen sich den Rundumschrei tenden näherte. Und allmorgendlich forderten Eine Stunde lang gingen sie rundum. Einsie die Abgabe als Selbstverständlichkeit. zeln. Einer hinter dem anderen. Wortlos. Die Stunde wurde zu kurz. Keiner wollie Aller Augen blinzelten dem ungewohnten sich von der Späßin und den Jungen trennen. Sonnenlicht entgegen. Die Lungen dehnten sich Aller Augen lagen auf diesem Glück im Grü und jeder war auf die Wiese verſeſſen. Jeder nen. Leuchten stand in den Mienen. Frohes Grashalm war in den Gehirnen registriert. Auflachen lag auf blutleeren, herben Lippen. Jedes unscheinbare, armselige Blümchen wurde Augenblidslang. allmorgendlich begrüßt. Jeder hätte Dichter werden können, fühlte Ueberschwang im Herzen. Kurzatmige Erregung preßzte die Sinne angefichts des Stäubchens Natur.
Eines Morgens...
Und eines Tages waren sie fort. Die Jungen nämlich. Jugend fennt keine Tugend. Sie waren über die Zementmauer geflogen und famen nicht wieder. In aller Augen lag Schmerz. Still war die Stunde des Rundumgehens; verlassen lag der Rasenfleck; die Kerzen am Kastanienbaum waren im Verlöschen und verweifte Blütenblätter lagen durcheinandergestreut am ſchmalen Kiesweg.
Da... ein Schrei!
Aus Algier wird ein Liebesroman gemeldet, vor dem die Filmregisseure und Drehbuchschreiber vor Neid erblassen würden. Vor zehn Jahren überraschte der Hilfsbeamte in der französischen Kolonialverwaltung in Tlemcen, einer algerischen Kleinstadt, namens Robert Lemaire, seine heißgeliebte junge Frau schluchzend auf dem Bett liegend. Am Boden seines Schlafzimmers aber lag sein erschossener Kollege George Lablanc. Maria Lemaire hatte ihren Geliebten in einem Eifersuchtsanfall furzerhand über den Haufen geschossen. Was tat Lemaire? Jeder andere heißblütige Franzose hätte die treulose und hemmungslose Frau erschlagen oder erwürgt. Lemaire aber glaubte Ja, diesen Morgen dürfte wohl keiner vernach wie vor an ſeine Frau und beſchloß, ſich gessen haben, der damals rundum geschritten für sie zu opfern, da das Verbrechen aus Lei- war, eine volle Stunde lang. Eines Morgens denschaft vor franzöſiſchen Gerichten bekanntlich also, da saß eine Späßin inmitten der Wiese. höchst milde beurteilt und soundsooft mit Frei- und ihr gegenüber fauerten die Jungen. In sprechung belohnt wird. Lemaire verständigte einer Flaumwolle. Sie rissen die Schnäbel auf also die Polizei und gab zu Protokoll, daß er und gloßzten die Mutter an. Die Späßin schrie einen Freund Lablanc in sinnloser Eifersucht und schrie. erschossen habe. Das Gericht aber machte diesmal einen Ausnahmefall. Es verurteilte den eifersüchtigen Gatten zu 10 Jahren Zuchthaus, die Lemaire schweigend auf sich nahm. Er saß Tags darauf saß die Späßin wieder im bereits die Hälfte seiner Strafe in der Ge- Gras und ihr gegenüber kauerten die Jungen. fängniszelle in Algier ab, bis er es erreichte, Sie mußten aus dem Neſt gefallen sein, das durch einen Freund in Paris Nachricht über hoch droben zwischen den Kerzen des Kastanienseine Frau zu erhalten. Die Antwort war nie- baumes aufgebaut gewesen war. Da warf jeder jedem Herzen regte sich dieser Gedanke. Keiner derschmetternd. Maria Lemaire war eine Art der Rundumschreitenden Brotkrumen hin. Vor sprach darüber zum anderen, doch alle hatten Straßendirne geworden und hatte in einer die Späßin. Es waren Krumen von Schwarz- ihn erfaßt und alle sahen ihn im Sinn des schmutzigen Absteige in Paris ein verkommenes brot, denn andere hatten sie nicht. Sie beEnde gefunden. Nun hat die Stunde der Freifamen nur Schwarzbrot zu essen. Aber die heit für den opferbereiten Gatten geschlagen. Späßin verachtete sie nicht, pickte sie auf und Er traf in der Transportzelle des französischen warf sie in die aufgerissenen Schnäbel der Mittelmeerdampfers„ Cigale" in Frankreich ein Jungen. und bildet mit seinem traurigen Schicksal den neuesten Gesprächsstoff in Algier und in Paris. St. Helena stirbt.
Die berühmte afrikanische Insel St. Helena, auf die man einst Napoleon verbannt hat, scheint sich vollkommen zu entvölkern. Nach einer Mitteilung der Miß Johnston, der Schwester des einzigen Arztes auf der Insel, beträgt die Einwohnerzahl kaum mehr 600 Personen, darunter 80 Europäer, während die berühmte Insel vor 15 Jahren noch über 1500 Einwohner beherbergte.
Ob sie diese Menschen wohl verstanden hatten?
Die Späzin war in den Hof geflattert. Mitten im Hof saß sie und schrie; die Rundumgehenden meinten, sie zu verstehen. Sie dankte ihnen. Jedem einzelnen. Allmorgendlich kam sie, wenn auch nicht eine Stunde lang, blieb sie. Und alle blickten ehrfurchtsvoll zu ihr nieder: der Späßin im Grünen.
im
Ob sie wohl wieder die nächsten Jungen
Herbst bringen würde?
In jedem Hirn glomm dieser Wunsch, in
anderen.
Diese Rundumgehenden waren- Sträflinge.
Sie liebten ihre Madonna im Grünen, wenn sie auch verstoßen waren. Diese Madonna fonnte ihnen niemand nehmen... das
Jeder gab. Das Tier quittierte. Tags darauf dasselbe. Und so ging es all- Leben hatte ihnen doch sonst alles bereits gemorgendlich durch Wochen.
Sonderbare Eierfreundschaften.
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Ungleiche Kameraden. Ein Affe tyrannisiert eine Bisamraite. Schlangen haben sich zum Fressen“ gern.
nommen!
man ein fleines Känguruh in seinen Käfig sezte. Mit diesem Augenblick veränderte sich das Wesen des Orangs vollständig. Die beiden Tiere spielten herrlich miteinander und wurden ausgezeichnete Kameraden. Sie waren unzerEin Tier, das sich einsam fühlt, ist ebenso trennlich. Wenn sie sich zum schlafen legten, unglüdlich wie ein vereinsamter Mensch, das fuschelten sie sich ganz dicht nebeneinander, und alle Tierliebhaber bestätigen. Meist friedlich und verträglich speisten sie aus dem Nach dem Tod Napoleons war die Insel verliert es den Appetit und gedeiht nicht. Sorgt gleichen Freßnapse. Zusammen saßen sie hinter jahrelang ein gernbesuchtes Zentrum des man aber dafür, daß das Tier eine gewisse den Gitterstäben und bettelten die Besucher um Fremdenverkehrs. Viele Dampferlinien, die Unterhaltung oder einen Kameraden bekommt, Gaben an, die sie dann wirklich brüderlich Südamerika mit Afrika verbanden, legten an so kann man beobachten, daß sofort seine Stim- teilten. Wenn das Känguruh einmal nicht ganz der Mole von St. Helena an. Vor allem die mung eine ganz andere wird. Deshalb wird in so wollte, wie der Orang, so zog er es am ostindische Gesellschaft richtete dort eine Hafen- den Zoologischen Gärten Wert darauf gelegt, Schwanz zurück. Viele Monate dauerte diese station ein, die sämtliche Schiffe, die aus dem daß geeignete Käfiggenossen vorhanden sind. treue Freundschaft, zur Freude aller Besucher. Atlantik um die Südspizze Afrikas herum nach Das Eigenartige ist aber, daß sich ein Tier oft Dann aber nahm sie ein plötzliches Ende. Asien fuhren, anlaufen mußten. Das Grab des nicht gerade mit seinen Artgenossen am besten Eines Tages gerieten die beiden Kameraden Kaisers und die übrigen Erinnerungsstätten an verträgt, sondern daß es eine Kameradschaft doch um irgend einen Streitpunkt aneinander, Napoleon wurden eifrig besucht und ein Post- oder gar Freundschaft mit einem Tier schließt, und das Känguruh vergaß sich soweit, den farien- und Reliquienhandel blühte auf. Zwei das ihm eigentlich ganz fern stehen müßte, Affen in das Gesicht zu beißen. Daraufhin Umstände haben die Entvölkerung der Insel wenigstens wenn es im Reich der Natur nur mußten die beiden Tiere getrennt werden. veranlaßt: Erstens die Ueberführung der Leiche immer nach einem starren System zuginge. Napoleons in den Invalidendom in Paris, und zweitens die Anlage des Suezkanals. Nun ist es so still geworden auf St. Helena, daß im Monat höchstens ein oder zwei Schiffe dort anzulegen pflegen.
der merkwürdigsten Freundschaften dieser Art bestand zwischen einem Orang- Utan und einem Känguruh. Der Orang- Utan fühlte sich in seiner Behausung alles andere als wohl; mürrisch und faul hockte er in seiner Ecke, bis
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Ein fleiner Kapuziner- Affe schloß innige Freundschaft mit einer Bijamratte. Diese Bisamratte war bisher allein in ihrem Käfig gewefen und bezeigte sich sehr bissig und leicht reizbar. Man hatte sich also lange den Kopf zerbrochen, was für einen Käfiggefährten man