Drei Emigranten.

Von einem von ihnen.

Es zogen drei Burschen wohl über den Rhein  , Sie zogen bis tief nach Frankreich   hinein. Sie hatten verloren ihr Vaterland, Denn drüben wüteten Mord und Brand. Und in Paris   hahen sie sich getrennt. Ein jeder ein anderes Ziel sich nennt: Und was geworden ist aus den drei, Zu aller Nußen berichtet hier sei: Der erste, ein ehrjamer Schneidergesell, Lernte französisch eifrig und schnell. Eines Tages war nicht länger er arbeitslos. Er vergaß seine Heimat und wurde Franzos  .

Der zweite sich täglich ins Café gesetzt Und eifrig politischen Unsinn geschwätzt. Das Ende war immer, von frühe bis spät, Daß die braune Schmach von selber vergeht.

Er tat nichts und lernte nichts und redete nur Tagtäglich von sieben bis sieben Uhr Er hat schließlich so lange herumdiskutiert, Bis er eines Tages vor Hunger frepiert. Der dritte aber war tüchtig und schlau,

Er lernte die Sprache. Und wußte doch genau: Von selber ist noch kein Hitler verflossen, Und er arbeit zuſammen mit seinen Genossen. Tagsüber sitzt er in seiner Kanzlei, Der Abend aber gehörte der Partei, Hilft mit, was in seinen Kräften ſicht, Taß die braune Nacht über Deutschland   ver­

geht.

In Frankreich   die Arbeit, in Deutschland   das

Herz.

Er stählt seine Fäuste so hart wie Erz. Und sind die Tage der Mörder gezählt, Der dritte nicht bei der Entscheidungsschlacht Moral:

fehlt.

Das Leben des Dritten soll Vorbild uns sein, Dann geht es bald wieder nach Deutschland  

Die Schlastraniheit.

hinein!

3

Held mit Hunger.

Von M. Wiegand.

Rena wußte später nicht mehr, wie das Sejfel ein magerer Junge, der wie sechzehn überhaupt paſſieren konnte. Sie war die beste oder jiebzehn Jahre aussah, in einem mäßig Ranufahrerin im Klub, sie hatte schon weite fizenden, ganz neuen Anzug, mit verlegen spie Touren ohne jeden Zwischenfall erledigt, jie war lenden Händen. Rena zögerte. Konnte das-? in ihrem wunderschönen Boot so sicher wie da Das war der da, der hatte sie aus dem heim auf dem Parkett, und trotzdem schloß die Wasser geholt und am Ufer entlang getragen? Abendfahrt an jenem schrecklichen Mittwoch da- Sie fühlte statt der heißen Dankbarkeit, mit der mit, daß sie im Bett eines schneeweißen Kran- ihre Gedanken eben noch den schönen, blonden, kenhauszimmers aufwachte, schrecklich matt war strahlenängigen Retter begrüßt hatten, nichts und nur sah, daß ihre Mama weinte. Sie hatte mehr als das bange Unbehagen einer grenzen­ein undentliches Gefühl davon, daß auch ihr losen Blamage. Vater im Zimmer stand und jemand in einem weißen Kittel freundlich etwas fragte, dann schloß sie die Augen wieder. Es war etwas pajfiert. Was, das konnte ihr armer Kopf, der entsetzlich weh tat, noch nicht ordnen.

Ich möchte Ihnen sehr danken- fing der Junge an, und Rena verwirrte sich. Er dankte ihr? Sie mußte doch jetzt? sehr danken," sagte die fremde Stimme, die rein und weich lang und sehr dunkel, daß Ihr In ihrem hübschen, hellen Zimmer mit den Vater mir den Anzug ersetzt hat. Eigentlich behaglichen Seffeln hatte sie ein paar Tage war er gar nichts mehr wert. Die Jacke war später Zeit dazu, wenn auch keine rechte Lust. ganz dünn und die Hose schon mal geslicht." Er Sie hatte Glück gehabt. Zwar das Kanu war fagte das mit einem fleinen Lachen, das be­gefentert, und sie hatte unglücklicherweise entscheiden und überlegen war. Dann saßen sie, weder von ihrem eigenen Baddel oder vom und Rena sah ihn an. Er war doch älter als Bootsrand oder sonst auf eine nicht erklärbare siebzehn; er war nur ſo mager und ein bißchen Weise eins auf den Schädel bekommen und hatte in den Schultern verzogen; er war gar keine rasch das Bewußtsein verloren. Sie wäre be Heldengestalt; aber sein Gesicht, dieses zwar stimmt ertrunken, wenn nicht jemand am Ufer braungebräunte, aber trotzdem bleiche Gesicht, den Borgang beobachtet, in voller Kleidung ins verschwand, wenn man die Augen sah, große, Wasser gesprungen und die ziemlich erhebliche dunkle Augen, die immer ins Leere zu gehen Strecke gegen die Strömung geschwommen wäre. schienen, Augen, die kein Ziel hatten. Und die Erft nach mehrmaligem Tauchen hatte ihr Ret Hände? Bleiche, feine Hände, die keine Arbeit ter sie gefaßt und sie ans Land gebracht und die zu tun befamen. Jetzt lächelten die Augen, und Ohnmächtige noch eine ganze lange Strecke die Hand streckte sich nach Renas Hand aus, die denn die Unfallstation war ziemlich weit ab von sie ihm hinreichte Das mit dem Anzug der Stadt gelegen geschleppt bis zu einer stammelte sie verlegen, als wäre sie nie schlag­Meldestelle. Dort hatten ihm dann die Sani- fertig ihren Klassenfameraden und Klubfreunden täter Hilfe gebracht, und im Theresientraufen| entgegengetreten, wie gut, daß mein Vater haus hatte eine glüdliche Fügung gerade den daran gedacht hatte. Der Mann lachte. Dr. Rauhwieser den Aufnahmedienst tun lassen, Er war ein Mann Aber die Not hatte ihn ge­der ihr Klubkamerad war. Der hatte ihre Eltern zwungen, wie ein Knabe zu leben, lässig, ohne herbeitelephoniert und von da ab ging alles den Zweck, ohne Ziel. Sie fam mit ihrem Dank ruhigen glatten Gang der allerbesten Geborgen- nicht an ihn heran. Er war ganz weit weg, in heit. einem Land, in das Rena noch nie gesehen hatte

Ihr Retter aber? Rena wußte den Namen; ihr Vater hatte mit dem jungen Mann gespro­chen; für heute hatte er, es war schwierig gewesen, er hatte sich immer wieder geweigert

Aus den Vereinigten Staaten   fommt die Meldung, daß im Staate Missouri  , für heute hatte er ihr seinen Besuch zuge­und zwar in den Städten St. Louis  , sagt, daß sie sich bei ihm bedanken könne. Ihr Canzas City Warrensburg, die Retter! Der Held, der troß schlechter Sicht, tros Schlafkrankheit ausgebrochen ist und be- der weiten Entfernung, troß der denkbar un reits über 200 Todesopfer verschlungen günstigen Umstände ins Wasser gesprungen hat. Augenblicklich ist der gesamte medi- war! Sie träumte vor sich hin. Sie sah den zinisch bakteriologische Apparat der Bun schlanken, feinen Sportjungen vor sich, eine Ge­desregierung von Washington dabei, mit stalt, wie sie sie zu Dußenden von den Wasser. einem Aufgebot von 500 Medizinern und sportvereinen tannte; aber sein Gesicht war Bakteriolegen und von üebr 1000 Pfleger- fühner, strenger, vornehmer, heldischer, wie Aus­innen in den Krankenhäusern von St. erwählte aussehen.. Louis den Kampf gegen die furchtbare Krankheit aufzunehmen.

Ta klopfte das Mädchen. Und als jie drü­ben ins Zimmer trat, stand vor dem einen

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Bayer 205" exhielt. Auf Grund der For­fchungen Prof. Kochs wurde die neue Krank­heit von der internationalen Medizin mit dem Namen Schlafkrankheit" bedacht.

in Heimatlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Alleinsein. Und troßdem die Menschen ihm nichts gaben, hatte er bedingungslos das Einzige eingesetzt, das er hatte: sein Leben, um ein anderes, be­hütetes Leben zu retten.

Rena jah auf: jie sah seine Hungergestalt statt der wohlgepflegten Sporterscheinung. ſein armes Gesicht statt der geträumten Heldenschön­heit, und dennoch. dennoch war dieser da auf einmal vor ihren Augen umleuchtet von einem Seldentum, das ganz anders war, als alle Mannhaftigkeit, an die Rena glaubte Sie sah hinter diesem eine lange, vielföpfige Reihe von Helden, stillen, duldenden, flagloien Menschen, die trotz aller eigenen Not noch immer bereit waren, sich selbst einzusehen, um des Lebens willen.

taten Epidemien fühue. Nun ist es dem Aerztestab in St. Louis   gelungen. den Erreger der Schlafkrankheit festzuhalten. Frau Doktor Margarete G. Smith hat in einem feinen Porzellanfilter diesen Erreger entdeckt, ohne daß es allerdings möglich war, mit den besten Mifrosfopen seine Zusammenschung festzu­stellen. Auch nach der Isolierung des Er­regers ist die Krankheit noch nicht wirksam bekämpft. Es handelt sich zunächst darum, ein Serum herzustellen, das die Ansteckung zu ver­hindern vermag.

Die Schlaffrankheit wurde zum erstenmal von dem deutschen Gelehrten Professor Koch in den achtziger Jahren in den deutsch  - afrika­nijd en Kolonien, und zwar am Kongo, am Senegal   und in Angola   an den Menschen ent­deckt. Prof. Koch   beobachtete eine Epidemie, bei der die Eingeborenen schlafend starben, ohne Vor allem in Uganda   in Afrika   wurden daß sie wieder zum Erwachen gebracht und auch späterhin Perioden der Schlafkrankheit gerettet werden konnten. Prof. Koch tam nun beobachtet, die sich gelegentlich mit einer Welle bei seinen Untersuchungen am Kongo zu dem der Menschenpest vermischten. Diese afrikani­Ergebnis, daß die berühmten Tse- se- Fliegen fche Menschenpest wird durch Nagetiere, die in die Erreger der Schlaffrankheit sind und sie den Hütten leben, verbreitet. Sie ist ursprüng­auf die Menschen übertragen. Er bekämpfte lich eine Tierfeuche, die allerdings in den die berüchtigten Fliegen, die die sogenannten letzten Jahrzehnten durch diese Nagetiere auf Trypanosomene auf die Menschen übertrugen, die menschliche Bevölkerung der mittelafrikani- Auch die Opfer der Schlafkrankheit, die mit einem Präparat, das später den Namen schen Dörfer übertragen wurde und zu fur- gt- vom Tode verschont wurden, haben unter Vers

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