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Shänen, Schakale, und verrichteten an den Kada-| umständen mag es mal zu einer diskreten Zwi­bern die Arbeit des Reinigens, des Abnagens schenstation kommen. Das nennt man dann so gründlich, daß kein Fezchen Fleisch mehr die ein hübsches Intermezzo. Luft verpeftete. Wie ladiert gleißt das Tier­gerippe in der strahlenden Sonne.

Zwei Stunden muß der Wanderer noch burchs Ueberschwemmungsgebiet gehen, bis er an dem breiten, schwellenden Nebenfluß des Krokodilrivers kommt. Am jenseitigen steilen, hohen Ufer winken die Baracken und das Wohn­Haus der Handelsstation, zu der eine Fähre hinüberführt.

Das Leben- eine Reiſe.

Das Leben gleicht einer Reise. Einer län­geren, fürzeren, durch schöne Gegenden, durch miese Gegenden, gerade Strede oder Rund­reise, Crster, Zweiter oder Letter Klaffe". Die letzte Klasse ist heutzutage die Dritte. Früher gab es noch eine Vierte für den vierten Stand, das Proletariat, das nun in den Fahrpreis zur Dritten hinaufgestiegen ist.

So fährt man von Station zu Station. Mit Aufenthalt, ohne Aufenthalt. Bum melzüge, Eilzüge, D-, FD, FFD- Züge. Bei Reisen in geschlossenen Massen tritt Breis­ermäßigung ein.

Ein ewiges Ein- und Aussteigen. Manch mal unterbri.h: man auch die Fahrt. Nicht immer freiwillig. Oder man bleibt eine Zeit­lang und aus Bequemlichkeit schließlich für Lebenszeit auf einer Station fleben Auch hat der Zug oft, kurz vor dem gestellten Ziel, leine Einfahrt.

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Zu manchem Zuge fommen wir zu spät. Weil unsre Uhr falsch ging!" lagen wir dann. Wie oft versäumen wir unterwegs den An­schluß! Und sind in den meisten Fällen ganz allein schuld daran. Doch geben wir das nicht

gern zu.

Das Warten auf den zugigen Bahnsteigen des Lebens erzeugt Verdrießlichkeit und nicht felten einen tüchtigen Schnupfen dazu.

Zusammenstöße und andre unglüdsfälle gibt viele. Die wenigsten enden mit einer Lebensrente.

Jeder fährt, ob er's glaubt oder nicht, doch nur seine ihm höheren Orts zudiktierte Strecke. Die längste braucht nicht zugleich auch die wert­vollste und unterhaltsamste zu sein. Alle mün­den zulegt, wie die Speichen eines Rades, in den gleichen Drehpunkt, in die eine unwider­ruflich endgültige Schlußstation. Je länger die Fahrt, desto dösiger wird einem davon der Schädel. Die Unmanieren, die Rücksichtslosig feiten der Mitreisenden fallen einem mehr und

mehr auf die Nerven, wie auch das ruckweise Stoßen unter uns.

Hin und wieder gudt man doch mal bald links und bald rechts zu den Abteilfenstern raus- die auch immer gerade da offen stehen, wo sie geschlossen sein sollten, beginnt, sich au longmeilen, gähnt ein paarmal und dröselt zuletzt ein...

Und erst am Ziele der Reise bemer!: man au seinem nicht gelinden Schrecken, daß man bei der Ausfahrt versäumt hat, eine Rüdfahr­farte zu lösen.

Karl Schneider- de Witt.

Tabatpflanzer.

Von Zsigmond Moricz  .

Obwohl es noch recht früh am Tag war, hohe Gerichtshof hat Ihre Scheidung ausge erfüllte bereits dichter Rauch die Notariats- sprochen." kanzlei. " Ich danke vielmals. Das Gericht hätte Drei Pfeifen heizten den Raum. Der das auch schon längst tun fönnen." Herr Notar   zog durch den dünnen, langen ,, Nun, so leicht geht das nicht," gab der Pfeifenstiel, den er in einem Mundwinkel Notar zurück, auch ist das Gericht ja sehr festhielt, dichte Rauchwolfen aus seiner bäu- weit von hier. Ihre Frau, das heißt: Thre chigen Meerschaumpfeife empor; aus dem gewesene Frau, wohnt ganz nahe und sie ist zweiten Mundwinkel blies er dann den Rauch trotzdem ich sie rufen ließ nicht et wie aus einem Blasebalg aus. Vor dem be­leibten Herrn lagen die Schriftstücke bunt durcheinander.

Dem Notar gegenüber saß der Bürger­meister, ein hagerer, kränklicher Bauer, mit dem Hut auf dem Kopfe. Er behielt die Kopf­bedeckung zur Wahrung seines Ansehens als Bürgermeister des Dorfes. Laut schmaßend fog er an dem furzen, zerbiffenen Pfeifenstiel, wobei ihm beide Wangen zwischen den Zähnen einfielen; gleichmütig starrte er auf den rauchgeschwärzten Kupferdeckel seiner Pfeife.

Auch der Hilfsnotar war unwesend. Er stahl seiner Schemnizer Tonpfeife untertänig hin und wieder ein bißchen Rauch und ver brauchte dennoch den meisten Tabak.

rief:

Da trat der Vizerichter ins Zimmer und Josef Tofany ist hier." Niemand sollte sich unterfangen, in eine Aha, der sich von seinem Weibe schei­höhere" Staffe einsteigen zu wollen als die, den ließ," bemerfte der Notar. Gut. Ich auf die feine Fahrkarte lautet- man nimmt habe nämlich sowohl ihm wie auch seine ge­ihm das sehr übel, nämlich das Publikum und schiedene Frau hierher bestellt." auch die Berwaltung.

Als die schönste Strede erscheint uns im

mer die, die wir nicht gefahren sind.

Nicht jeder findet sich in seinem Kursbuch zurecht und kommt deshalb, anstatt die fürzere Strede zu benutzen, erst auf einem großen, Zeit und Geduld raubenden Umwege an seinen Be­stimmungsort. Oder man reist mit einer ver­lehrten Fahrlarte los und muß, wenn man da bei erwischt wird, den um soundsoviel erhöhten Preis oder gar Strafe zahlen. Reklamationen wegen zu viel gezahlten Geldes sind äußerst Iangwierig, verursachen viel Aerger Schreiberei; auch behält die Bahnverwaltung schließlich ja doch recht, dein Gelb natürlich bazu.

Unterwegs erst merfen wir, besonders bei bem lästigen Umsteigen, daß wir viel zu viel unnüßes Gepäd mitgeschleppt, dagegen das Nötigste vergessen haben.

Der Notar suchte den Aft hervor, breitete Schuurrbart, fragte sich den Kopf und ihn vor sich aus, zwirbelte an seinem langen

meinte:

,, ast man so etwas schon von einem Bauern je gehört? Geschieden werden! Was find das für vornehme Sitten?... Haus und Hof mußte er verkaufen, um die Spe­sen aufbringen zu können. Freilich, jetzt iſt er Haus und Weib losgeworden. Hahaha."

dem Mund, spudte weit aus und entgegnete: Der Bürgermeister nahm die Pfeife aus Tofany ist ja fein Bauer."

"

"

Was denn zum Teufel?"

" Ein Tabafpflanzer."

Und das ist fein Bauer?" Pfeifenstiel die beiden Schnurbarthälften Der Bürgermeister strich sich mit dem zurecht und zudte die Achsel.

Der ist bloß ein Tabakpflanzer," meinte er geringschäßig.

Die entzüdenden Reisebefanntschaften exi- Ein stämmiger, bausbadiger Mann trat ftieren meist nur in der Phantasie. Und wenn ein. Er nahm den Hut ab und grüßte höflich. fie schon wirklich sind, so dauern sie nur in ,, Nun also, Josef Tofany, ich habe Sie Ausnahmefällen über die jeweilige Trennungs- rufen lassen, um Ihnen zu sagen, daß das Station hinaus. Unter ganz besonderen Glüds- Urteil in Ihrer Sache eingelangt ist. Der

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schienen."

,, Sie ist doch hier."

"

Wo?"

,, Draußen im Vorraum."

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,, Dann soll sie doch hereinkommen!" Josef Tofany ging hinaus und winkte seiner Frau.

Erzfi! Komm' hinein!"

Eine schmude junge Frau trat ein. leber ihrer Bluse hatte sie ein buntes, groß geblumtes Seidentuch geschlungen. Neugierig gudte das Gesicht der Frau aus dem Rahmen des gelben Kopftuches hervor.

Nun, liebe Frau, Sie waren also das Weib dieses Mannes?"

Jawohl!"

" So nehmen Sie denn zur Kenntnis, daß Sie von nun an nicht mehr Frau To fany heißen, sondern wieder Ihren Mädchen namen annehmen müssen: Erzsi Kanya  . Saben Sie mich verstanden?"

Jawohl, bitte."

Dann ist ja alles in Ordnung." ,, Bitte, Herr Notar, was habe ich zu zahlen?" fragte der Mann.

ner Pfeife und warf dann einen Blid auf Der Notar machte einige Züge aus sei­die an der Wand hängende Gebührentabelle. Er beschloß, diesmal großzügig zu sein.

Scheidungen hebe ich keine Gebühren ein." Nichts, Josef. Für Trauungen und Ich danke vielmals." fernen, aber der Notar fragte: Damit wollte sich das junge Paar ent­

schon vorbei. Sagen Sie mir aber, junger ,, Höret einmal, jetzt ist die Sache doch Freund, wie fonntet Ihr einander so feind werden, daß Ihr für die Scheidungsspesen fogar Euer Haus geopfert habet?" Der Mann neigte lächelnd den Kopf und her. rutschte mit seinen Stiefeln verlegen hin und ,, Ein bißchen Troß war das Ganze, gnä diger Herr. Die Frau warf mir ständig vor, daß wir nicht zueinander passen und derglei chen mehr..."

Da fiel ihm die Frau ins Wort: ,, Natürlich! Er kam mir Tag für Tag betrunken heim und wenn ich ihm darum Vorwürfe machte, warf er mir immer vor,