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Sonntag, den 23. Mai 1920

Nummer 190 Sonntags- Ausgabe

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reiheit

Berliner   Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands  

Wer den Sozialismus will, stimmt für die U.S.P.

nennen.

Zwei Wellen.

find. Und erst dann würden die eigentlichen Triebfräfte, Mehrheitsvotum eines bürgerlichen Parlaments und dem der fonterrevolutionären Rüstungen, die jest mit Hoch- Machtwillen der großen Mehrheit des arbeitenden Volkes druck betrieben werden, ans Tageslicht treten. aufzuzeigen.

Es ist erschreckend, auf einem wie niedrigen geistigen In dem einen wie in dem andern Falle würde die Dieser Gegensatz ist heute noch vorhanden, er steht als Niveau die Propaganda steht, die die bürgerlichen Borteien draufgängerische Taktik der bürgerlichen Parteien legten stärkste treibende Kraft hinter allen Erscheinungen der deut­in dem gegenwärtigen Wahlkampfe entfalten. Nichts ist zu Endes ihren Untergang beschleunigen. Etabliert eine chen Bolitit. Er beherricht letzten Endes auch den Wahl­püren von der gewaltigen Auseinandersetzung, die sich im bürgerliche Mehrheit ihre offene Diftatur gegen das Pro- Fampf, in dem der sozialistische Befreiungsgedanke gegen Schoße der zusammenbrechenden bürgerlichen Gefellschaft letariat, jo ist die Einigkeit des Proletariats die Rüdständigkeit und Unfruchtbarkeit des kapitalistischen  bollzieht. Nichts weist darauf hin, daß die herrschenden und damit eine neue Etappe der proletarischen Revolution Bürgertums lämpft. Im Besitze des raffiniert ausgebauten Klassen sich der gewaltigen Aufgaben bewußt sind, die sich da. Versucht aber eine bürgerliche Minderheit, sich gegen Herrschafts- und Verdummungsinstruments der Verwal­aus der notwendig gewordenen radifalen Umgestaltung der eine sozialistische Mehrheit mit Waffengewalt in den Sattel tung, der Kirche, der Schule, der Breffe usw. vermag das wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse ergeben. Der zu Segen, so ist der Bürgerfrieg entfesselt, Bürgertum noch immer große Teile des arbeitenden Bolles, Wahlkampf der bürgerlichen Parteien gleicht vielmehr wie dessen Ausgang nicht zweifelhaft sein fann. So entgegen ihren eigenen Interessen, an seine Fahnen zu ein Ei dem andern den Reichstagswahllämpfen im alten oder 10: die Entscheidung ist dann nabe- feffeln. Es vermag noch immer nach dem alten Grundsatz kaiserlichen Deutschland  , und wenn man auf Unterschiede hin- gerückt; alle Verfuche der Ueberbrüdung der Gegen- der römischen Cäsaren: Teile und herrsche" einen Teil des weisen wollte, so fönnte man vielleicht nur noch die strupel- fäte sind vergeblich. Das Proletariat sieht sich dann im Proletariats gegen den anderen auszuspielen. Aber losere Demagogie der Demokraten und des Zentrums, mit Interesse seiner Existenz, im Interesse der wirtschaftlichen dennoch ist der Gedanke des Sozialismus auf dem Marsche ihrer Mittelstandsretterci und Demofratie", und eine noch und politischen Entwicklung des Landes genötigt, den ihm Er dringt nicht nur in die Breite, sondern auch in die Tiefe. größere Benvilderung der rechtsstehenden Parteien mit aufgezwungenen Stampf bis zu Ende auszusechten. Es Er zwingt die Massen, sich ihre Führer nicht danach auszu­ihrer beispiellofen Bogromagitation und Judenriecherei fämpft als Wortführer der großen Mehrheit des Volkes um suchen, daß fie fich Sozialisten nennen, sondern auch die Erhaltung der Demokratie, um die Neugestaltung der wirflich Sozialisten sind. Der große Fortschritt des jezi­Der gekennzeichnete politische Tiefstand der bürgerlichen im Elend versinkenden Gesellschaft, um die Wegbereitung gen Wahlkampfes, jeine große Bedeutung für die Geschichte Parteien ift feine Bufall erscheinung. Er ist ebenso be- für den Sozialismus. des Sozialismus besteht darin, daß er vor den Augen der zeichnend für den Verfall der fapitalistischen Gesellschaft, wie Noch vor wenigen Monaten, fonnte der Tübinger Na- revolutionären Maffen unbarmherzig alle jene Sozialisten etwa die Fäulniseridheinungen im alten failerlichen Rom tionalöfonom Profeffor Robert Wilbrandt   in seinem enthüllt, die nicht sozialistisch genug waren, um bor   seinem Zusammenbruch, oder die völlige Demoralisation Buche Sozialismus"( Verlag E. Diederichs, Jena  ) an die das Wollen des Proletariats in Taten umzusehen. Und des feudalen Frankreichs   vor der großen Revolution. Die Adresse der antisozialistischen Mehrheit der Nationalver- seine Bedeutung besteht ferner darin, daß er, mindestens im zufanimenbrechende bürgerliche Gesellschaft bat teine einzige sammlung schreiben: Lager des Proletariats nicht den Kleintram politischen Bar­dee, die sie der neu heraufziehenden sozialistischen   Ge- Man glaube nicht, eine antisosialistische Mehrheit könnte teigesänfs, sondern die großen Probleme des Sozialismus, sellschaft form entgegenstellen fönnte. Sie flammert sich unheil verhüten. Eie fann es nur erzeugen. Man glaube nicht, die Brobleme des Aufbaues einer neuen Gesellschaft in den vielmehr frampihaft an jene Machtpositionen, die ihr durch die Soldaten böten noch irgendwelchen Sub dagegen. Ste Bordergrund rückt und damit den Willen zum Sozialismus, ibre wirtschaftliche Borherrschaft überliefert worden sind. langen nicht dazu, die Enttäuschungen einer gangen staffe den Willen zur Verwirklichung unserer Endziele steigert und der größeren und aktiveren Säifte unseres Volkes nieoergu Sie fälscht die Formen der parlamentarischen Demo- nallen. Man glaube nicht, die Borsicht tönne houte der bessere fratie in ihr Gegenteil um, indem fie durch Teil der Tauferfeit sein, nur die Tat tann retten." Möge der Wille zum Sozialismus sich bei den Wahlen Beeinflussung der Presse, durch wirtschaftlichen Terror, Zu dieser at bat sich die Nationalveriammlung nicht nur darin äußern, daß das Proletariat die Mehrheit burch Mißbrauch des politischen Herrschaftsapparates usw. während ihrer gangen fast anderthalbjährigen Gristenz nicht für sich zu gewinnen jucht, sondern auch darin, daß es das in Wirklichkeit die Diftatur der besitzenden Klaffen aufrich aufzufchwingen vermocht. Diese Zat fann auch nicht von Banner der Unabhängigen Sozialdemokratie fet. Sie ist ihrem ganzen Denken und Fühlen nach kon einem Reichstag erwartet werden, der etwa eine Neuauflage der Vertreterin des revolutionären Sozialismus zum Siegi führt. servativ. Denn fie fürchtet das Neue, sie zittert vor dem der Nationalversammlung, mit ihrer demokratisch- rechts­Berlust ihrer Herrschaftsstellung über die großen Waffen des sozialistischen   Roalitionspolitik böte. Diese Tat kann nur

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3u entsprechenden Taten drängt.

ausgebeuteten Bolfes, fie fennt nur ein Ziel: die" Ruhe" vollbracht werden von einent im sozialistischen   Willen ge- Der erste Schritt zum Sozialismus.

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und die Ordnung", die Sicherung ihrer Privilegien und einten, zur Tat bereiten Proletariat, das die Staatsmacht ibres Besites, die Aufrechterhaltung der Profitwirtschaft, die in seinen Händen vereinigt, um sie zur radikalen Umge­Die Frage des Sozialismus ist heute eine Frage der das deal der bürgerlichen Welt bildet. staltung der bürgerlichen Gesellschaft, zur Aufrichtung der politischen Macht. Denn die technischen und ökonomi Die Differenzen innerhalb der bürgerlichen Parteien sozialistischen Gesellschaft zu benutzen. schen Vorbedingungen für die Vergesellschaftung der ent find nur geringfügiger Notur. Wenn je, jo hat das Wort scheidenden Zweige der Wirtschaft sind durch die Entwicklung Lassalles von der einen reaktionären Masse", jetzt Geltung erlangt, wo es sich um die Austragung des Gegensabes Mit Recht weift aber Professor Milbrandt in derselben des Finanzfapitals, durch die Entstehung der Kartelle und zwischen Ropitalismus und Sozialismus handelt. Mögen Schrift darauf hin, daß der ganze Jammer unierer politi- Trusts und die immer mehr zunehmende Stontrolle des Ge auch Gegenfäbe bestehen zwischen dem Industrie- und dem schen Zustände unter der Herrschaft der demokratisch- rechts- famifapitals durch die Großbanten gegeben. Im Sapitalis Agrarfavital, zwischen dem Republikanismus der Demofra- fosialistischen Soalition darin begründet war, daß die Somus selbst haben sich Tendenzen zu einer organisierten Wirt­Soichait enividelt, und es gilt jebt, in den wichtigsten Indu ten und dem Monarchismus der Deutschnationalen-let- 3ialisten nicht sozialistisch genug waren. ten Endes stehen sie einig und geschlossen da bei der Ab- Dieses Urteil ist nicht nur ein Todesurteil gegen die strien nunmehr diese kapitalistische Organisationsform in die wehr der revolutionären Forderungen des Proletariats, und rechtsjozialisti che Politik, bei der der Gedante des Sozia- Berfügungsgewalt der Gesellschaft überzuleiten. wenn ein Teil der bürgerlichen Parteien, wie etwa die zialismus von allerhand politischen Erwägungen und Kom­Linfedemofraten und der linke Flügel des Zentrums, sich binationen in den Hintergrund gedrängt wurde. Es ist auch auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet fortschrittlicher eine Mahnung an alle sozialistischen Streise, weit über die aciat, so mag vielleicht das Hauptmotiv darin liegen, durch Grenzen der rechtssozialistischen Partei hinaus, den eine derartige Haltung die rebellierenden Arbeiter, Ange- Willen zum Sozialismus mehr in den Vorder­stellten und Beemten, die noch im Fabrieffer der bürger grund zu rüden, das passive Verbolten gegenüber den be­lichen Barteien ichapimmen, vor dem Anschluß an das klassen  - stehenden Verhältnissen abzustreifen, das Denken frei zu machen von allen fleinbürgerlichen Semmungen, und Kraft bewußte Proletariat zurückzuhalten. und Initiative zu entwickeln bei der grundlegenden Bor­arbeit zur Umgestaltung der Gesellschaft in der Richtung zum Sozialismus.

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Das fann aber nur geschehen, indem das Proletariat die politische Macht erobert und an Stelle der Diftatur des Kapitalisurus feine eigene fett, um so die Staatsmacht zur grundlegenden Aonderung der Gesellschaftsverfassung an wenden, die Klassenherrschaft und damit die Klaffenunter­fchiede befeitigen und so die sozialistische Demokratie ver­wirklichen zu fönnen.

In einem industriell so hochentwickelten Lande wie Deutschland  , das in der Weltwirtschaft so start verflochten ist, ist die Durchführung des Sozialismus Bollite Einigkeit berricht im Grunde genommen in den an gewisse Bedingungen gefnüpft, die einfach aus dem bürgerlichen Parteien auch darüber, welche Konsequenzen Wir wissen, daß der Erfolg dieser Arbeit nicht allein ökonomischen Bwonge folgen. Wir fönnen nicht mit einem fich aus einer Neugruppierung der Kräfte im Reichstage vom Willen der Menschen abhängt, und daß die Ueber Schlage die Wirtschaft in allen ihren Verzweigungen und ergeben würden. Geben die Rechtsparteien mit einem schäbung des Willensmoments, bei Nichtberücksichtigung der Veräftelungen sozialisieren, ohne außerordentliche Störun starten Zuvachs aus den Wablen hervor, so werden weder ökonomischen Voraussetzungen und realen Machtverhältnisse gen in der Produktion und in den Absapverhältnissen her­Sentrum noch Demokraten davor zurückschreden, sich mit der Selaffen, unvermeidlich zu schmerzhaften Rückschlägen vorzurufen. Die Abhängigkeit vom Weltmarkt erfordert ein den Rechtsparteien zu foalieren, um gemeinsam das Prole- und Niederlagen führt. Aber nicht minder schädlich wie eine solches Borgehen bei der Sozialisierung, daß dadurch tariat niederzuhalten. Das Beispiel Bayerns   würde 11 e ber schätzung ist auch eine Unterschätzung des Wil  - namentlich die Handelsbeziehungen mit dem Auslande nicht dann vorbildlich für das ganze Reich ein, und daß der lensmoments. Sie ist es um so mehr, wenn die Entwide- in allau starke Mitleidenschaft gezogen werden. Denn wir " gute Wille" dazu borbanden ist. zeigt nicht nur die Rechts- lung fich mehr und mehr zugunsten des revolutionären Bro. find für die Erhaltung des Lebens eines großen Teiles Schwenkung des Bentrums, sondern auch das standalöje letariats berichiebt. Daß dies jebt. in Deutschland   der Fall unserer Bevölkerung auf den Bezug ausländischer Lebens­Verhalten der Regierung und der Mebrbeitsparteien in ist, hat der gewaltige Aufschwung der Maffar bewegung und Futtermittel, für die Aufrechterhaltung unserer Pro­den letzten Situngen der Nationalversammlung. Ergeben während der Kopptage gezeigt. Die Verichiebung der realen duktion auf den Bezug umentbehrlicher Robstoffe an­aber die Wablen eine Berichiebung nach links, jo etwa, daß Sträfteverhältnisse war io augenfällig, daß selbst im Organ zewielen, und diese müssen wir mit Waren, die wir aus­mit einer sozialisti chen Mehrbeit au rechnen wäre, so des Gewerkschaftsbundes in dem sonst das sozialistische Den- führen, beanblen. Edhon die Rücksicht auf den Export, aber würden dann erst recht die bürgerlichen Parteien in ge- fen vom formaldemokratifden überwudert wurde, die Ge- auch die Schwierigkeiten, die einer fofortigen Sozialisierung fchloffener Front aufmaridhieren. Dann würde sich zeigen, donfengänge Lasialles lebendig wurden, um den flaffenden in zeriplitterten Industriezweigen mit überwiegendem wie heuchlerisch die Echwüre der bürgerlichen Barteien auf Gegenfas zwischen der politichen Form und der ökonomi- Mein- und Mittelbetrieb entgegenstehen, machen daher ein en Midorinrudh amiichon domi informoiisa Roraahon hei der Sozialisieruna noticendia. Demokratie" und den Mehrbeit& millen des Reifes idher Birtlichfeit

die