tariats schlechthin. Er ist auss inniaste verknüpft mit demLebens- und Zukunftsinteresse des gesamten Proletariats,mit Sieg oder Niederlage der sozialiftiscken Revolution. DieBergarbeiter selbst können daher nur siegreich sein, wenn siesich stützen können auf die Ki a s s e n s o l t d a r i t ä t der Ee-samtarbeiterschaft der einzelnen Länder.Darum gehen die Forderungen von Genf und der Kampfum si� nicht nur die Bergarbeiter an. Der Kampf der Berg-leute ist auch keine Angelegenheit der Gewerki-�aftsbewegungallein, sondern er erfordert als politische, gegen die Staats-gemalt gerichtete Aktion die Unterstützung der politischenBewegung als Zusammenfassung der politischenK l a s s e n a k t i o n des Vroletariats.Mit den Genfer Beschlüssen betritt die internationale Ee-Werkschaftsorganisation der Bergarbeiter den Boden despolitischen Klassenkampfes. Das eigene Be-rufsinteresse der Bergleute hat dazu geführt, denn jede ent-scheidende Berufsfrage der Bergarbeiter wird zur politischenFrage. Das gleiche gilt für viele andere Arbeiterkategorien.Eben sehen wir die Eisenbahner, unterstützt von allenanderen Arbeiter- und Angestelltengruppen, in einer politi-schen Bewegung zum Schutze der Neutralität stehen. DerGewerkschaftsbund fordert an der Seite aller poli-tischen Parteien das Proletariat zur Stärkung dieser Aktionauf. Das Prinzip der politischen Abstinenz der Gewerkschaften>ist mithin verlassen worden.Damit aber auch die Idee der politischen Neutra-l i t ä t, auf dem Gewerkschaftskongreß zu Nürnberg vonneuem proklamiert als ein Mittel, um der Entscheidung fürdie eine oder andere politische Taktik auszuweichen. Habenwir erkannt, daß die großen Gewerkschaftskämpfe mehr undmehr in die Sphäre des politischen Kampfes geraten, immermehr sich zu Klaffenkämpfen um das letzte Ziel der soziali-stischen Arbeiterbewegung entwickeln, so taucht sofort dieFrage nach der zweckmäßigsten politischen Taktik auf. Siebewegt auch die Gewerkschaftsbewegung, die aufs stärkste andiesen Kämpfen beteiligt ist.Kämpfe dieser Art, Kämpfe, die die Gesamtheit der poli-tischen und wirtschaftlichen Organisationen des Proletariatsin offenen Gegensatz bringen zur herrschenden Gesellschaft,sind nur zu führen mit streng disziplinierten Massen, denendieser Gegensatz s e l b st v e r st ä n d l i ch, denen Klassen-s o l i d a r i t ä t und Klassenkampf Lebensinhalt sind.Das Bewußtsein der Ausschließlichkeit des proletarischenKlaffenintercffes und des Gegensatzes zmii�en Proletariatund Bourgeoisie in a l l e n Fragen und zu aller Zeit ist nichtlebendig zu gestalten und zu vertiefen dur-� gelegentlicheReden oder durch Programme, sondern nur durch eine ge-werkschaftliche und politische Praxis, die bewu� ausgehtvon diesem Gegensatz und die das Bewußtsein des Gegensatzesder Interessen in allen jhren Handlungen erkennen läßt. DieOrganisierten müssen sich über diese Tendenz ihrer Organi-sätionen völlig klar sein. Diese Klarheit wird nicht geschaffendurch eine Taktik, die den Ausgleich, die Milderungdes Gegensatzes zu ihrem obersten Prinziv erhebt. DurchArbeitsgemeinschaften zwischen Gewerkschaften undUnternehmerorganisationen, die von vorgestellten gemein-samen Interessen zwischen Kapital und Arbeit ausgehen,durch politische Koalitionen und Kompromisse mitder Bourgeoisie, die die Arbeiterbewegung den Interessen derherrschenden Klassen dienstbar machen, muäen die Klassen-erfenntnis des Proletariats, die unbedingte Voraussetzungfür die erfolgreiche Führung lener großen Klassenkämpfe' her-alimindern. Das Bekenntnis zu einer politi-schen Taktik, die den Trennungsstrich zwi-schen den Klassen stets scharferkennen läßt—dasistes, rpaswirauihoondenampolitischenKlassenkampf so innrg beteiligten Eewerk-schaftenfordernmüssen. Das muß der Inhalt dessensein, was wir Revolutionierung der Gewerk-schaftsbewegung nennen. Nicht um die Frage handeltes sich, ob eine Berufsorganisation mit einem Unternehmer-verband über den Abschluß eines Tarifes verhandeln darfProletariat und Kulturvon A. Lunatscharski.Wollten wir in Rußland nur jene Lichter brennen lassen, dieunserem Geiste entsprechen, dann würden wir riskieren, in völ-liges Dunkel zu versinken. Auch die Lichter, die von der Handder Bourgeoisie oder der halbbürgerlichen Intelligenz angezündetsind, qualmen machtlos, sind meistens düster, aber es sind ihrerviele, und unsere Aufgabe ist es, sie nicht zu löschen, sondern siezum helleren Leuchten zu bringen, und auf dem Weg« eines länge-ren Prozesses, dessen Schwierigkeit und Langwierigkeit jedemBeobachter in die Augen fällt, diesen Mechanismus in eine wahreWaffe der sozialistischen Kultur zu verwandeln. Braucht man danoch zu betonen, daß gleichzeitig das Proletariat nicht nur dasRecht, sondern auch die Pflicht hat, seine eigenen Wege zu suchen,seine eigenen Universitäten zu schaffen, die zwar noch zu schwachund klein, um eine Rolle in der Massenausklärung des Volkeszu beanspruchen,— als Werkstätten der künftigen Kultur not-wendig sind, als wichtige Kampforgane des Staates für dasWissen des Volkes. Kann man bestreiten, daß e« leichtfinnig wäre,den alten Bau niederzureißen, riskante Resormen aus Gebietenvon feinster Struktur vorzunehmen, während jeder sieht, wie un-geheuer das Interesse ist, welches das Proletariat allem Besserenin der alten Kultur entgegenbringt? Und die alte Kultur ent-hält doch eine Menge Gutes!Beobachten Sie einmal, was beim Proletariat den größten Er-folg hat. Die Proletarier haben einen sicheren Geschmack! ihr Ge-schmack ist zwar durch allerlei Farcen und literarischen Quark ver-dorben, womit sich talentlose Schreiber dem Jargon der Meetingsanzupassen versuchen! der Proletarier aber braucht nur eine Nasfi-sche Tragödie oder Komödie oder eine schone Oper zu sehen, umgleich den ganzen Unterschied zu empfinden.Es ist notwendig, daß das Proletariat seine eigenen Wege sucht,'dies« werden kaum die der JungenDie Zungen werden viel Frische und Originalität in die Schul«hineinbringen, die das Proletariat durchmachen muß! sie wirdaber selbst noch sehr vieles vom Proletariat lernen müssen. DieseIntelligenz wird nur dann eine gewisse kulturelle Rolle spielenkönnen, wenn sie sich als die geistige Schülerin einer hochstehendenKlasse empfinden wird.« �Ich nehme das krasseste Beispiel, den Betrieb des heutigenTheaters. Dasselbe sehen wir aber beinahe auf allen geistigenGebieten. Deshalb erklärte jch mit aller Entschiedenheit, daß manmit großer Vorsicht an Experimente mit alten kulturellen Ein-richtüngen herantreten soll, daß man sie zu demokratisieren, zu-gänglich zu machen, daß man aus ihnen die schädlichen, dem Pro-letarier feindlichen Elemente zu entfernen, sie allmählich mitneuem Inhalt zu füllen versuchen muß, wobei man überflüssigeVernichtung und Voreiligkeit vermeiden soll.Ich will damit nicht sagen, daß wir zur Kleinarbeit neigen:wer eine Ahnung von der Tätigkeit des Kommissariat» für Volks-aufklärung hat, wird so etwas nicht behaupten können: ich findeeher, daß wir auf dem Schulgebiet manchmal eine« zu großenoder nicht, sondern darum, daß die mehr oder minder gluck-lichen Erfolge in der Lohnpolitik nicht mehr das Wesen derBewegung ausmachen dürfen. Oder glaubt man mit einerMasse, deren Interesse durch die grundsätzliche Haltung derOrganisationen immer nur darauf gelenkt wird, ob auch dasLohnbudget in Ordnung ist, die nur das Berufsinteressekennt und nichts votr Klassensolidarität weiß, glaubt man mitsolchen Organisierten jene Ziele erregen zu können,die sich die Bergarbeiter gesteckt haben und mit ihnen die ge-samte Arbeiterschaft? Und ist eine Bureaukratie, deren Naseebenfalls nicht hinausreicht über den Kreis enger Lohninter-essen, die sich im Bewußtsein bedeutsamer Erfolge mit Be-Hagen auf ihr Lager streckt, wenn es gelungen ist. eine Lohn-zulage durchzusetzen, ist eine solche Bureaukratie ge-eignet, den Massen in jenen Kämpfen führend voranzugehen.die zur Erreichung der Genfer Ziele zu führen sein werden?Sollen die Beschlüsse von Genf, wie so manches andere, wasReden und Beschlüsse auf Gewerkschaftskongressen erfüllt,nicht auf dem Papier stehen bleiben, sowerdendieAr-beiter zunächst um diese Revolutionierungder Gewerkschaftsbewegung kämpfen müssen.Die Forderungen von Genf sind mit Recht auf einem i n-ternationalen Kongreß erhoben worden. Keines derdarin gestellten Probleme ist Angelegenheit der Bergarbeiter-schast und der Arbeiterklasse eines Landes. Die Verwirk-lichung jeder dieser Forderungen ist nur möglich durch mehroder minder aktive internationale Gemeinsamkeit.Internationale Aktion aber ist vollends nur erfolgreich, wennsie getragen wird von uneingeschränktem Klassenbewußtsein,wenn sie geübt wird von Organisationen, deren Taktik dieTaktik des politischen Klassenkampfes ist. Steht die Arbeiter-schaft eines Landes in politischen odex wirtschaftlichen Fragenan der Seite der Bourgeoisie, verknüpft sie ihr Interesse mitdem Interesse der Bourgeoisie ihres Landes, dann müssen sichsofort die im Gewände des Nationalismus auftretenden poli-tischen Gegensätze zwischen den Kapitalistenklaüen der ein-zelnen Länder übertragen auf das Proletariat. Dann werdennationalistische Instinkte lebendig und nationalistisches Miß-trauen wird das Proletariat zerreißen, jede internatio-nale Aktion unmöglich machen und die Arbeiterschaft denKlauen des Kapitalismus ausliefern. Derbelgische Delegierte in Genf, D e j a r i o, hatte darum recht,wenn er sagte, die Internationale könne erst wieder Ver-trauen zu den Deutschen haben, wenn sie sich von ihrer Bour-geoisie getrennt hätten.Die organisierten Bergarbeiter der Welt find eine Macht.MachtaberbringtPflicht. Mögen die Bergarbeitererkennen, daß sie nur derArbeiterklasse ver-pflichtet sind.Der Einigungsruf der GeneraleAm Sonntag morgen ist von zwei Generalen znr Einigung de?Bürgertums aufgerufen worden. In der.Post' besorgt dieses Ge-schäft der Generalleutnant von der Esch und im.Tag' derGeneral von Liebert. Die von ihnen geschriebenen Artikel sindinhaltlich auf den gleichen Ton gestimmt: der Bolschewismus erhebeimmer drohender sein Haupt und deswegen sei es notwendig, daßdas Bürgertum sich in einer geschlossenen Front zusammenfinde.Leider sei eS aber noch in zahlreiche Parteien zersplittert, die bisherstets den Augenblick verpaßt hätten, in der sie sich gegenüber derEoziakdemokratie zusammenschließen könnten. Bon' den Demokratenerhoffe« beide Generale nicht viel. Auch die Zentrumspartei sei sostark organisiert, daß von ihr nicht zu erwarten sei, daß sie in einegesamtbürgerliche Partei aufgehen würde. Immerhin biete da?bayerische Vorbild, wo sich sämtliche bürgerliche Parteienbis zu den Demokraten mit dem bayerischen Zentrum als Mittel-punkt zu einem Block der Ordnung vereinigt habe», doch ein gutesBorbild und eS sei zu hoffen, daß auch die Entwicklung im übrigendeutschen Reiche denselben Weg gehen werde.Was die beiden Generale in ihren Artikeln anstreben, daß istnichts anderes als eine Neuauflage des alten ReichsverbandesAnlauf in unserem Vorwärtsstreben genommen haben: deshalbermahne ich meine Genossen, die Kollegen und Helfer, zur Um-ficht. So haben wir in unserem Bestreben, eine einheitliche poly-technische Arbeitsschule zu schaffen, zweifellos den professionellentechnischen Schulen voreilig Abbruch getan.Man könnte noch andere Beispiele der theoretischen Voreiligkeitund des unvorsichtigen Maximalismus auf einem Gebiete an-führen, auf dem maschinelle Schnelligkeit anzustreben ebenso un-sinnig ist, wie es unsinnig wäre, ein junges Blümchen mechanischin die Höhe zu ziehen, damit es schneller wächst.Ich wiederhole, wir sind in dieser Beziehung eher zu eiHg alszu langsam, wir werden auch in Zukunft nicht trödeln und werdenmit aller Energie an der Ausnützung und Umgestaltung derKultureinrichtungen arbeiten, die wir von der Vergangenheitgeerbt haben: wir werden auch künftighin uns bemühen, ihnenkeinen wesentlichen Schaden zuzufügen und ihre Existenz nicht zubedrohen, solange wir nichts anderes als Ersatz für sie haben:ebenso werde ich aber das Recht des Proletariats verteidigen aufein selbständiges, sogar von dem Sowjetstaat unabhängigesSchaffen an seiner eigenen proletarischen Kultur. Das Proletariatmuß alles, was es übernimmt, selbständig umwerten, neue Formenaus dem Gebiete der Kunst, neue Methoden auf dem Gebiete derWissenschaft suchen.Vielleicht sind sich die Proletkulte nicht immer über ihre Auf-gäbe klar, vielleicht führen sie manchmal ein gleiches Unternehmenwie die Organe der Sowjetregierung durch. Was hat das zusagen! Die Sowjetörgane kreuzen sich auch manchmal, Ressort-reibungen find unvermeidlich, und keiner wird aus der Tatsache,daß zwischen dem Sowjet für Volkswirtschaft und dem Sowjetfür Volksernährung Reibungen entstehen, verlangen wollen, daßdas Bestehen einer dieser Institutionen aufhören soll. Der Prolet-kult nimmt eine ganz eigentümliche Stellung ein. Ich unterstützedurchaus das Recht des Proletkult auf eine selbständige Existenzund seine Unterstützung aus staatlichen Mitteln in großem Maß-stabe.Ich freue mich, daß diese Bewegung einen proletarischen Tha-rakter trägt: ich begrüße die Genossen aus den Reihen der In-telligenz, die dieser Bewegung zu Hilfe kommen und gleichzeitigeinsehen, wie gefährlich es wäre, den jungen Organisationen ihrenGedanken und ihren Geschmack aufdrängen zu wollen, die Ee-nassen, die sich nur als Helfer betrachten, um dem kommendenSchöpfer den Weg zu ebnen.Das sind die vorläufigen Gedanken über die Bedingungen fürdie Schaffung einer sozialistischen Kultur, die ich an dieser Stellekurz zum Ausdruck bringen wollte,Das ist die schwere und gleichzeitig hoffnungsvolle Arbeit, diewir sowohl auf dem Gebiete aufbauender kultureller Sowjetarbeitals auch auf dem Gebiete der neuen proletarischen Bestrebungenzu leisten haben.Im Rosecheat«! findet am Sonntag, den IS. d. M., nachmittagsS Uhr eine Sonderaufs ithrung von Ibsens„G e j p emft er" statt.gegen die Sozialdemokratie,»nd Herr von Liebert,der alte Reichsverbandshänptltng, stellt sich gleich an die Spitze derneuen Sammlungsaklion. Die Arbeiterschaft weiß also, waS ihrerwartet. Bezeichnend ist eS jedoch, daß als Herolde für die Samm«lung des Bürgertums zwei Generale auftreten. Der Militarismusist also die Kraft, die das deutsche Bürgertum eiutgen solle. Unddaß die Bourgeoisie durchaus geneigt ist, sich wieder unter dieFührerschaft des Militärs zu begeben, das hat sich erst jüngst imReichstag gezeigt, als bei der Verabschiedung des Gesetzes über dieAbschaffung der Wehrpflicht die Wortführer der bürgerlichen Par»tcie» in Gemeinschaft mit den Militaristen Ihren Tränen um denVerlust unserer herrlichen Wehrmacht freien Lauf ließen.Die Arbeiterklaffe ist mit dem alten Reichsverband fertig ge-worden, ste fürchtet sich auch nicht vor einem neuen Reichsverband,selbst wenn die Generalität sich vollzählig an seine Spitze stellt.Schweres UnglückTU. Dortmund, v. August.Auf der Zeche Kaiserstuhl hat fich ein schweres Unglück ereignet.Als am Sonntag morgen der Maschinenwärter den zweiten Korbder Nachtschicht zu Tage förderte, ging der Korb durch die Seil-scheibe durch. Das Cell ritz und der Korb stürzte über 3ot)Meter in den Sumpf des Schachtes. Die Fangvorrichtung hatteversagt und die auf dem Koro befindlichen 30 Bergleutestürzten mit dem Korb in den Sumps. Zwei Leute wurdenbei dem Abstürze herausgeschleudert und als zerschmetterteLeichen aufgefunden. Die übrigen 28 Bergleute liegen mit demzertrümmerten Korb in dem Schachtjumpf und konntentrotz anstrengender Arbeit bis jetzt noch nicht herausgeholt werden.An den Anschlägen wurden ferner noch 5 Bergleute verletzt, vondenen 4 ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Der Maschi-nenwürter Meier, der den Korb zu hoch gezogen hatte, unter-nahm in seiner Wohnung einen Selbstmordoerlnch, indemer sich die Pulsader durchschnitt. Er wurde jedoch no<y lebend insKrankenhaus gebracht.GewaltpoMik im SaargebietMainz, 8. August.Ueber den Streik im Saargebiet liegen auch heute keineweiteren Meldungen vor, da noch immer jeglicher Verkehrmit dem Saargebiet unterbrochen ist. Am Freitag ist aller-dings ein französischer Zug noch über Saarbrücken hierher gelangt,der aber, wie das„Echo du Rhin' mitteilt, unter Leitung vonfranzösischen Offizieren und Unteroffizieren nur nach schwierigerFahrt sein Ziel Mainz erreichte. Unterwegs waren im Eaargebietfast überall die Weichen ausgeriffen und mußten erst in Ordnunggebracht werden. Auch die Signalzeichen waren vollständig zer-stört. In Saarbrücken machten.deutsche Eisenbahner Miene, dieWeiterfahrt des Zuges zu verhindern. Auch sonst wollten dieBahnhofsvorsteher im Saargebiet wegen der Gefährlichkeit de»Transporte» sich der Weiterfahrt des Zuges widersetzen. Es wurdeihnen jedoch bedeutet, daß die Eisenbahner unter den Befehl derfranzösischen Besatzungsbehörde gestellt seien.Franksnrt a. g. August.Die„Frankfurter Zeitung' meldet über die Vorgänge im Saar-gebiet: Am Sonnabend wurde ohne jede Ursache der verschärfteBelagerungszustand über das ganze Saargebiet verhängt.Die Regierungskommission ordnete gegen eine ganze Reihe poli-tisch mißliebiger Personen Haussuchungen und Ver-Haftungen, hauptsächlich Angehörige der Presse, an. Von der„Saarbrücker Zeitung" wurden sämtliche Redakteure bisauf zwei o e r h af t« t, ebenso der Verleger des Blattes. Dasaletch« ereignete fich bei der„Saarbrücker Landeszeitung" und dersozialdemokratischen„Volksstimme". Auch in Privatwohnungen derbetreffenden Redakteure wurden Haussuchungen vorgenommen. DieV-völkerunfi ist über das Verhalten der Regierung und des fran-zöstschen Militärs empört. Sie bewahrt aber trotzdem Ruhe. DerVertreter des Saarlandes in der Regierungskommission, Herrvon B l och, legt zum Protest gegen die Behandlung der ganzenStreikangelegenheit sein Amt nieder.Rinderpest in Belgien. Nach Belgien ist durch indisch« Zebu»die i n d i s ch e R i n d e r p e st, die gejährlichste aller Rinderjeuchen.eingeschleppt worden. Es find bereits 29 Seuchenherde festgestelltworden. Der belgische Ackerbaumiftister hat in der belgischenKammer am Freitag oen Ausbruch der Seuche zugegeben.FamilieRoch vor Beginn der Winterspielzeit im neuen Bolks»theater eine literarische Uraufführung fast mit dem Spektakelder Hochsaison: gegeben wurde unter dem Titel„Familie" einedreiaktige Groteske von C u r t C o r r i n t h. der sich vor denübertrieben klatschenden und übertrieben zischenden mordsmäßigpseifenden Publikum mit übertrieben höhnischer Gebärde oerneigte.Man braucht sich wegen seiner satirischen Schnurre, die auch dieältesten Schwankmätzchen keineswegs verschmäht, nicht aufzuregenoder ihm in die moderne Perrücke zu fahren.Der junge Corrinth, der uns nach einem gartenlaubigen An-fängerroman als begabter Lyriker und erotischer Ekstatiker kam,hat hier nur eine flüchtige Gelegenheitsarbeit für das Theater ge-schludert. Er denaturiert mit fröhlicher Dreistigkeit den Wede-kindschen Marquis von Keith zu einem gemeinen Allerweltsbe-trüger, der Mutter, Tochter und Dienstmädchen schröpft und ver-führt, und stellt ihnen zur Seite eine Travestie von HasencleversBater und Sohn, die außer dem Hause ihrer Genußsucht am Buseneiner schönen Tänzerin gemeinsam fröhnen.Idyllen dieser Art zeichnete uns in den verschollenen guten Zei»ten des„Simplicisfimus" Th. Th. Heine in seinen„Bildern ausdem deutschen Familienleben". Man kennt diese Freuden, mankennt diesen Sumpf, wo im wallenden Bollbart und im Iägerhemdder falsch« Biedermann seine Schäflein hütet, und über demFamilienherd« der Suppentopf dunkel verschimmelter Gefühlebrodelt.Grotesk und ironisch, mit mehr Schablone als Witz, aber auchmit einigen spaßhasten Kombinationen läßt Torrinth diesenFamilienspuk abschnurren, der den Versuch einer strafferen undintensiveren Gestaltung immerhin lohnen würde. Inszenierungund R e g i e des Direktors Heinz G o l d b e r g halfen mit einigenoriginellen und treffsicheren Einfällen nach, aber die anfangs scharfstilisierte Darstellung war nicht durchzuhalten, zumal nach demersten Akt(mit dem sich der eigentliche Gehalt des Ganzen bereitserschöpft) das Stück szenenweise ins Breiige und platt Possenhafteverläuft. In dieser Mischung seiner Stilarten wird es trotz seinerteilweise gelungenen Verspottung der bürgerlichen Sefühlssphäreim Volkstheater keinen Boden gewinnen können.Neben Herrn Erich Otto, der den Spießer mit Trippelschritteuund einer erschütternd komischen Grandezza ausstaffierte, paßte»Esther Hagaus eckige und bizarre Grazie, Edith A n g o l d»brünstige Kreischlust und Ernst Laskowskis junger Fant ambesten in dieses ergötzliche Familienbild, aus dem nur die Tän-zerin und der hochstaplerische Liebhaber einigermaßen herausfielen.Der stark aufpulvernde Autor verlangt auch darstellerisch etwasmehr inneres und äußeres Rafftnemeut. E. B.»Die EStterprüsung", Kurt Eigners nachgelassene„weltpolitischePosse", die wir hier gleich bei Erscheinen ausführlich würdigten,soll nunmehr auf dem Theater erprobt werden. Der lünstlerstcheAussc�lß der Berliner„B o l k s b ü h n e" hat fich fiil M SM*fühnmg in der kommenden SsstelM entWede»..hfcLrUfV 4: