Einzelpreis 30 Pfg.. 3. Jahrgang

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Freitag, 17. September 1920

Nummer 388

Morgen- Ausgabe

Die achtgespaltene Nonpareillezetle oder deren Raum koftet 5,-. einschließlich Leuerungszuschlag. Kleine Anzeigen; Das fettgedruckte Wort 2- M., jebes weitere Bort 1,50 M., einschließlich Teuerungszuschlag. Laufende Anzeigen laut Tarif. Familien- Anzeigen und Stellen- Gefuche 3,20 m. netto pro Beile. Stellen Besuche in Wort- Anzeigen: bas fettgedruckte Wort 1,50 m., jebes weitere Wort 1,- Sernsprecher: Bentrum 2030, 2645, 4516 4603, 4635, 4648, 4821

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Berliner   Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Früherer Termin des Parteitags

Beschlüsse des Zentralkomitees

Mit Rücksicht auf die politische Situation und viele bren­nenden wirtschaftlichen und politischen Fragen, sowie mit Rüdficht darauf, daß der Reichstag   bereits am 18. Oftober zusammentritt, hat das Zentralfomitee beschlossen, den- Par­teitag auf Dienstag, den 12. Oftober, einzuberufen.

Wir sind überzeugt, daß die Parteigenossen es mit Freuden begrüßen werden, wenn bereits vor dem Zusammentritt des Reichstags eine Klärung innerhalb der Partei geschaffen und dadurch die Möglichkeit einer intensiven Arbeit im Lande und auch im Reichstag gegeben ist.

Die Tagesordnung lautet unverändert:

ben beschlossenen Aufnahme- Bedingungen find, und daß wir es sehr begrüßen würden, wenn auch die französischen   Genossen mög lichst bald den Weg zur 3. Kommunistischen Internationale finde und den Anschluß vollziehen würden.

Berlin  , den 14. September 1920.

Däumig. Stödet.

Auch wir sind der Meinung, daß die 21 Punkte der Be­bingungen für alle Parteien gelten, die sich Moskau   an­schließen wollen und wir faßten auch die Antwort des Präst­diums dahin auf; denn darin kam der Passus vor, daß die Antwort an die deutsche   Partei auch für die fran­ zösische   Geltung habe. Wir nahmen an, daß unter dieser Antwort die 21 Bunfte gemeint seien. Diese Annahme war zwar ein Mißverständnis, das uns deshalb unterlief, weil wir das Datum des Briefes nicht kannten, das aber für un­nichts zur Sache tut. Die Ansicht, daß für die Franzosen an­dere Bedingungen aufgestellt seien, ist von uns nicht ver­

1. Bericht der Zentralleitung. Berichterstatterin: Luise sere Auffassung, die Allgemeingültigkeit der Bedingungen, 2. Bericht der Kontrollkommission. Wilhelm Bod.

Ziez.

Berichterstatter:

3. Die kommunistische Internationale und die Auf­nahmebedingungen. Berichterstatter: Crispien, Däumig, Dittmann und Stöcker. 4. Neuwahlen.

Die Wahl der Delegierten erfolgt nach folgenden, auf dem Leipziger   Parteitag festgelegten Bestimmungen:

Der Parteitag fetzt sich aus Delegierten der Organisationen zu­sammen. Der nächste Parteitag darf nicht mehr als 400 Delegierte umfassen. Die Zahl der auf den einzelnen Bezirk entfallenden Delegierten wird im Verhältnis der Gesamtzahl der Mitglieder des Reichs von der Zentralleitung nach den am legten Biertel jahresschluß vorhandenen Mitgliedern, für die Beiträge gezahlt und an die Zentralleitung anteilig abgeführt worden sind, fest gefegt. Entfällt auf einen Bezirk nicht die Zahl der Mitglieder für einen Delegierten, so steht ihm dennoch die Wahl eines Dele­

gierten zu.

In den Bezirken sind die weiblichen Mitglieder im Verhältnis ihrer Zahl bei der Wahl der Delegierten zu berücksichtigen.

Beschlußrecht auf dem Parteitag haben nur die Delegierten."

Als letzten Tag, an dem die bis zum 1. Juli 1920 Jäg gewesenen Beiträge samt den ordnungsgemäß von den Revi foren geprüften und unterschriebenen Abrechnungen beim Zentralfomitee eingegangen sein müssen, bestimmte das Zentralfomitee Donnerstag, den 23. September 1920.

Im weiteren bringt das Zentralfomitee folgende Be­Stimmungen unseres Organisationsstatuts in Erinnerung: Urabstimmung. Um das Schwergewicht der politischen Attion in die Massen zu verlegen, ist bei allen wichtigen Entscheis bungen, die die Haltung der Partei für längere Zeit festlegen, Urs abstimmung herbeizuführen, vorausgesetzt, daß die technischen Mög­lichkeiten bazu vorhanden sind."

Die Genossen werden aufgefordert, bei der Wahl der Dele­gierten dementsprechend zu verfahren.

Die Wahl ist nach dem Verhältniswahlsystem vorzunehmen, damit Mehrheit und Minderheit, die sich in der Frage der Internationale in den einzelnen Bezirken ge­bildet haben, auf dem Parteitage ihrer Stärke entsprechend vertreten sind.

Das Zentralkomitee

der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

.

Die Frauen

und die dritte Internationale

Von Martha Arendsee  .

Das Ergebnis der Verhandlungen in Moskau   zwingt das Proletariat der ganzen Welt, Stellung zu nehmen zu den Fragen seines Befreiungstampfes. Auch bei uns in Deutsch  land werden die Diskussionen lebhaft geführt, die Genossin nen müssen daran teilnehmen, so schwer es ihnen auch fallen mag, bei ihrer mangelhaften sozialistischen   Schulung in theo­retischer und praktischer Beziehung. Wir dürfen uns dabei nicht von Gefühlen leiten lassen, sondern müssen versuchen, uns ganz frei zu machen von allen fleinlichen Bedenken und nur das eine große Ziel im Auge behalten: die Verwirt Tichung des internationalen Sozialismus. Der furchtbare Weltkrieg mit all seinen Folgen des wirt­schaftlichen Zusammenbruchs, Zerstörung von Familienglück, Kinderelend, ist das Ergebnis der tapitalistischen Wirtschaft und muß uns immer wieder vor Augen führen, daß nur der internationale Kampf um die sozialistische Wirtschaft die Vorbedingung des Aufstiegs der Menschheit ist.

Die tapitalistische Gesellschaft ist überall ins Wanten ge tommen, mit brutalen Gewaltmitteln versucht sie sich zu hal= ten, der Bürgerkrieg mit all seinen Schrednissen ist die schärfste Form dieses Kampfes.

treten worden und Genosse Sch went hat deshalb gar fein Recht, von Entstellung zu reden. Diese Behauptung haben, wie aus der französischen   Parteipresse hervorgeht, Cachin und Frossard aufgestellt. Dem treten jezt Däumig und Stöder entgegen. Nur muß gesagt werden, daß nach dem Bericht Dittmanns auf der Reichskonferenz Cachin und Frossard von der, Verschärfung Kenntnis hatten, die allerdings erst von einer Kommission und noch nicht auf dem Kongreß beschlossen war. Trotzdem haben Frossard und Cachin nur 9 Bebingungabe zugefallen, sich unter größten Opfern zu behaupten, denn gen, die lange nicht so scharf waren wie die deutschen  , ver­öffentlicht.

Vor der Verwaltungskommission der französischen   Partei erklärte Frossard nach einem Bericht in der Sonnabend- Aus­gabe der Sumanitee" noch persönlich:

" Für mich gibt es nur die 9 Bedingungen, ich kenne teine ans deren". Auf die ausdrückliche Anfrage, die ein Mitglied der Ber­waltungstommission( CAP.) an ihn richtete, antwortete Frossard: " Ich erkläre nuumwunden, daß jede weitere Bedingung für mich unannehmbar wäre und daß ich in diesem Falle meine jezige Sal tung nicht aufrecht erhielte".

Mehrere Mitglieder der Verwaltungskommission warfen die Frage auf, ob es möglich sei, daß für die verschiedenen Parteien verschiedene Bedingungen gestellt werden könnten. Dazu erklärte Jean Longuet  :

Es ist für mich ein unannehmbarer Gedanke, vom internatio nalistischen Standpunkt aus, daß man etwa der sozialistischen  französischen   Partei erlaubte, in ihrer Gesamtheit sich anzus schließen, während deutsche   Genossen wie Hilferding, wie Kautsky  , wie Ledebour  , der alte revolutionäre Kämpfer, italie­nische Führer wie Turati, wie Modigliani  , der von jeher zur äußersten Linken der Partei gehörte, oder Sillquitt, der Führer der amerikanischen   Genossen, oder ein Fritz Adler   ausgeschlossen würden. Niemals würde ich das mitmachen. Es tann und barf teine verschiedenen Bedingungen geben. Und was die Bedingungen selbst betrifft, so bin ich gern bereit, für die russische   Revolution mir die Knochen zerschlagen zu lassen, aber ich bin feineswegs geneigt, um der russischen   koms munistischen Partei willen unsere eigene französische   Partei zu zerstören."

Rußland   ist das erste Land, in dem das Proletariat gefiegt hat und im Begriff steht, die sozialistische Wirtschaftsweise unter denkbar größten Schwierigkeiten durchzuführen. Det ganze internationale Kapitalismus   sieht daher in Rußland  seinen Hauptfeind und versucht, es mit allen Mitteln nieder­zuringen. Dem russischen Proletariat ist die geschichtliche Auf­

fiegt ber internationale Kapitalismus über Rußland  , so er­hält damit das Proletariat der ganzen Welt einen schweren Schlag.

Es ist daher selbstverständlich, daß die Erfahrungen der russischen   Revolution in den Beschlüssen des Moskauer Welt fongresses zum Ausdrud kommen.

Deshalb darf man an die Prüfung der Frage des Anschlus ses an Moskau   nur herangehen, wenn man die Aufnahme­bedingungen im Zusammenhang mit den Thesen zu den grundlegenden Fragen betrachtet, nie aber losgelöst davon, als Organisationsfrage an sich. Man wird dann finden, dah nicht Machtgelüfte, grenzenlose Menschenverachtung und was sonst noch alles besonders Genossin Biek darüber in ihrem Artifel gesagt hat, die Beweggründe der Aufnahmebedingun gen find, sondern harte, bittere Erfahrungen des revolutio nären Kampfes, vor allem aber feste Entschlossenheit, das Proletariat zum Siege zu führen.

Die 3. Internationale wird die festgefügte Organisation des Welt- Proletariats sein, die den Kampf gegen den Kapi talismus international zu führen hat, im Gegensatz zur 2. In ternationale, die nur eine lose Zusammenfassung der verschie denartigsten sozialistischen   Parteien der einzelnen Länder

darstellte.

Deshalb wird gefordert: einheitlicher Geist in den Fragen des Ziels, deshalb der einheitliche Name Kommunistische Partei  ", deshalb einheitliche Organisation und einheitliche Taktit, soweit die verschiedenartigen Verhältnisse der einzel­nen Länder es zulassen, wie es in Nr. 16 der Aufnahme­bedingungen heißt.

Diese Einheitlichkeit bestand auch bisher bek den der 3. Jn­ternationale bereits angeschlossenen Parteien nicht, daher

Um jede weitere Verzögerung der Veröffentlichung des Be­richts von Frossard zu verhindern, beschloß die Verwaltungstom- sagen die Bedingungen unter Nr. 19: Alle Parteten, die der mission einstimmig, den Zweifeln, die man haben könnte, zum Troß ihn unverzüglich erscheinen zu lassen. Auf Antrag des Ge­nossen Brade wird in dem Bericht ausdrücklich betont werden, daß der Brief mit den neun Buntten, den Cachin und Frosfarb in Mostau erhielten, der Ratifitation durch den Kongreß be wird von Mostau Auftlärung verlangt werden.

Die französische   Partei und die dritte burfte, die bei ihrer Abreise noch nicht erfolgt war. Außerdem

Internationale

Die Genossen Däumig und Stöder haben an die L'Huma­nitee" folgende Erklärung gesandt:

Wie wir erfahren, findet in der französischen   Parteipresse eine lebhafte Diskussion über die Aufnahmebedingungen der 3. Kom munistischen Internationale statt. Die Genossen Cachin und Frossard veröffentlichten den Brief des Präsidiums des 2. Kongresses an die französische Sozialistische   Partei. Wie wir hören, wird ihnen der Vorwurf gemacht, daß sie die vom Kongreß selbst beschlossenen und für alle Länder gültigen 21 Bedingungen bisher nicht veröffentlicht haben. Da unseres Wissens die Genossen Cachin und Frossard am 31. Juli Moskau   verlassen haben, diese Bez dingungen aber erst am 6. August vom Plenum des Kongresses beschlossen wurden, konnten natürlich die Genossen Cachin und Frossard hiervon teine Mitteilung machen. Wir verstehen es

Vom Kongreß der Ostvölker

Mostau, 15. September.

Aus englischen Flugzeugen wurden auf Enseli Bomben abge­worfen, von denen einige das Schiff Kurst trafen, auf dem sich die persische Delegation befand; zwei Personen wurden getötet und mehrere verwundet. Es ist England aber nicht gelungen, den Kongreß in Batu zu vereiteln. 1890 Delegierte sind einge­troffen, darunter 55 tommunistische Frauen. Aus dieser Bahl entfallen 1273 auf Vertreter von 37 Ostvölkern, die in Baku   er­schienen find.

55 muselmanische Frauen legten in der Begeisterung ihren Schleier ab, mit den Rufen: Wir haben den Tod besiegt".

Kommunistischen Internationale angehören, oder einen An­trag auf Beitritt gestellt haben, sind verpflichtet, einen außerordentlichen Kongreß einzuberufen, um alle diese Be­dingungen zu prüfen. Ferner unter Nr. 21, daß diejenigen Parteiangehörigen, die. die von der Kommunistischen Inter­nationale aufgestellten Bedingungen und Leitfäße grundsäß­lich ablehnen, aus der Partei auszuschließen sind. Dasselbe gilt namentlich von Delegierten zum außerordentlichen Par teitage. Diese legte Bedingung findet besonders scharfem Widerspruch bei unseren Genossen, es wird behauptet, der Parteitag wird zur Farce, wenn die Abstimmung erfolgt unter dem Druck der Androhung des Ausschlusses. Halten wir uns aber immer vor Augen, daß die Partei von einem einheitlichen Geist in jeder Beziehung beseelt sein soll, so ist es selbstverständlich, daß diejenigen, die grundsätzlich Leitsätze und Bedingungen ablehnen, nicht Mitglied der Bar tei sein können. Wer dagegen grundsäglich nichts einzuwen­den hat, wohl aber in einzelnen formellen Fragen ende rungen wünscht, fann dies in der Abstimmung zum Ausdruc bringen, ohne daß deshalb Grund zum Ausschluß vorläge.

Die Diskussion über die ganze Frage der Säuberung der Partei, wie sie Nr. 7 und 13 der Bedingungen fordert, ist bisher von den Gegnern des Anschlusses in einem Geist ge

auch, daß fie eine Debatte hierüber ablehnen, bis sie den offiziellen Die Heimschaffung der Zivilgefangenen führt, der nicht zur Klarheit führen kann.

Wortlaut der Aufnahme- Bedingungen in Händen haben.

Die vom Kongres beschlossenen Aufnahme- Bedingungen ent­Sprechen völlig dem Geiste des Briefes, den das Kongreß- Präsidium an die französische   Partei gerichtet hat.

Wir möchten bei dieser Gelegenheit hinzufügen, daß wir die Genossen Cachin und Frossard wegen ihrer tapferen Haltung be grüßen, und daß auch wir für den Anschluß unserer Partei unter

aus Rußland  

Vor einigen Tagen ist in Berlin   von russischen und polnischen Gesellschaften des Roten Kreuzes ein Abkommen über Heim­schaffung der Zivilgefangenen getroffen werden. Die Verhand lungen wurden durch den russischen Delegierten Bratmann- Bro­bowski und auf polnischer Seite durch Eduard Czarnezki geführt.

Kautsty sagt selbst darüber in seiner Broschüre Bergan genheit und Zukunft der Internationale":

Jede Partei fann nur eine Vereinigung Gleichgesinnter sein. Es steht bei ihr, zu bestimmen, welche Anschauungen mit der Angehörigkeit zu ihr vereinbar sind, welche nicht. Es gibt tei­nen prizipiellen Anspruch auf Toleranz in bezug auf Parteis mitgliedschaft. Ich habe nie das Gezeter über Intoleranz be­griffen, das regelmäßig angestimmt wurde, wenn jemand aus