Weckruf.
Bon Klara Bohm- Schuch.
So müde fchleicht der graue Tag und schleichen alle Tage. Die Freude schläft, das Celd ift wadh, und wach find not und Plage. Die Sorge geht mit uns zur Ruh und wedt uns morgens wieder, Sie winft uns noch im Traume zu und wirft uns endlich nieder. Hohnlachend zwingt sie uns zur Fron, die wir zum Cichte fireben, Elend ist unfree Arbeit Cohn und unser ganzes Leben.
werden, Wir schmachten nach der Sonne Cicht, wann wird das heil uns Das unfre Stiaventetten bricht und uns erlöst auf Erden?.. Was flagt the dumpf und bang und schwer und fliert mit euren
Ketten?
erretten.
Euch kommt kein Heil vom Himmel her, ihr müßt euch selbst Night Stiave mehr, nein Menschen sein
und frei zum Himmel fchauen, Für alle lacht der Sonnenschein, für alle blüh'n die Uuen, Nur wollen müßt ihr, ftolz und start euch die Hände reichen. Einfehen müßt ihr mut und Mart und nicht vom Pfade welchen. Erwacht aus eures Elends Not und brecht vereint die Ketten.
Hier hilft kein Himmel und tein Gott, ihr müßt euch felbft erretten!
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Machts nach!
den dortigen Berhältniffen in diefer Entwicklung völlig verständnis. los gegenüber, da sie selbst von der Idee des Männerftaates auss gingen. Die Entwicklung in allen Staaten mit weiblicher Borherr schaft geht nämlich dahin, daß die Frauen die Arbeit übernehmen, die Rechte erlangen, bie Eigenschaften zeigen, die bei uns in den Staaten mit männlicher Borherrschaft als typisch männlich gelten, und daß umgekehrt die Männer in bezug auf Leistung und Eigen art ben bei uns als weiblich" bezeichneten Typ zeigen. Die Männer versorgen Haus und Kinder, pugen fich gern, find unfelbständig in Geschäften, in Geldfachen von der Frau abhängig ufw. Die Frau dagegen geht außer dem Hause der Erwerbstätigteit nach, verwaltet bas Bermögen, ordnet die Staatsgeschäfte, ja fie entwidelt sich sogar förperlich fräftiger als der Mann. Daraus zieht M. Baertign den Schluß, daß ursprünglich teine Beranlagungsunterschiede bestehen, daß sich aber bei einseitiger Vorherrschaft eines Geschlechts bei jedem Geschlecht bestimmte Eigenschaften entwickeln, andere verfümmern, so daß eine harmonische Ausbildung beider Ge schlechter nur in Staaten erfolgt, in denen beide gleichberechtigt find in jeder Hinsicht.
In dem neueren Wert werden bann die pfychologischen Ursachen untersucht, die Fehlurteile in der Geschlechterpsychologie ergeben, und Ein Geschlecht hat über das andere tein voll objeftives Urteil, weil es wird da ein neuer Begriff angeführt, der der Sexualfomponente". gewiffe Gefühlsmomente fegueller Natur im Unterbewußtsein auf beiden Seiten mitschwingen, bei dem Urteilenden wie bei dem Be
Ein schönes Erletnis war mir ein Frauenabend der Geurteilten. Daher erscheint z. B. die Frau dem Manne emotioneller als der andere Mann, daher beurteilt der nämliche Richter weibliche noffinnen in Hamburg . Die Bühne des großen Eaales im Gewertfchaftshaus war mit grünen Bäumen und der Tisch trotz der Angeklagte, besonders junge, anders als männliche ufm. Besonders Jahreszeit mit emem großen Blumenstrauß geschmüdt. Saal und wertvoll sind in diesem Zusammenhange auch die Untersuchungen Galerien waren dicht befeht von Frauen. Die Einleitung sprach ein über einneschlechtliche Schule und gemeinsame Erziehuna. Auch hier Gonoffe: Wenn am heutigen Abend zuerst ein Mann zu Ihnen tommt M. Baerting zum Berwerfen jeder eingeschlechtlichen Kultur. Die beiden Werte sind fragios hervorgegangen aus Problemen, pricht, fo hat das eine tiefere Bedeutung. Es ist die Abficht, fundautun, daß in dem großen proletarischen Befreiungstampf Mann welche die Frauenbewegung etwa feit Mitte des 19. Jahrhunderts und Frau nebeneinanderstehen, daß ihr Leid ein gemeinsames ist beschäftigen. Es ging ein Streit barum, ob Mann und Frau amd daß eine beffere Butunft gemeinsam erkämpft werden muß. gleichartig oder gleichwertig" feien. Die Ergebnisse des Baerting Roch wichtiger als die äußere formale Gleichberechtigung ist es, schen Buches bilden gewiffermaßen einen Abschluß dieser Erörte zwifchen Mann und Frau die innere Gleichberechtigung herzustellen, rungen. Geblieben ist dem Buch aus jener Kampfzeit der Franen zu neuen Formen des menschlichen Bufammenlebens au tommen, bewegung eine gewiffe Echärfe des Tons, die darauf deutet, daß Bro. feffor Mathilde Baerting eine Kampfesnatur ift. Sie wird das in wobei die Frau die Gestaltende foin wird." nicht nur ihrer Stellung in Jena vielleicht gebrauchen können, Professor Plate gegenüber.
Drei jugendliche Finnländerinnen gaben durch ihre wunderfchöne Mufit dem Abend die rechte Weihe, der außerdem durch Rindertanzgruppen verschönt wurde. In diefer Stimmung war es für die Rednerin des Abends leicht, zu den Frauen über Staatsbürger- und Weltbürgerpflicht der Frauen, über die Pflicht der Ge fellschaft gegenüber der Frau und Mutter, über das Grauen des Krieges und den Willen der Sozialdemokratie zum Frieden zu fprechen.
Die Bersammlung war ein wunderschöner Aufbaft zur Wahl und das ist der Grund, weshalb wir darüber berichten. Marie Jugacz.
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Aufstieg.
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Die Zeitung unferer österreichischen Genoffinnen, die felt 1892 unter dem Nomen Arbeiterinnen- Zeitung" befannt war, er. fcheint seit dem 1. März unter dem Titel„ Die Frau". Die Namens änderung gibt der Redaktion Gelegenheit au einem furzen Rückblick fiber die Entwicklung der Zeitung und damit der Frauenbewegung in Desterreich:
Der Aufstieg begann erst mit der freien politischen Frauenorganisation, ble fich 1907 anfänglich noch schüchtern zu entwickeln begann. Die Arbeiterinnen- Zeitung" wurde obligatorisches Organ für die politisch organisierten Geneffinnen. Die Auflege flieg mit der Zunahme der politisch organisierten Frauen. Kriegsbeginn hatten wir 30 000 Leserinnen. 1919 beim Insleben. treten der gemeinsamen Organisation 110 000 und 1920, nach Ab trennung der Sudetenländer. blieben uns 70 000.
Bel
Die gemeinsame Organisation und das Frauenwahlrecht tam bei der Arbeiterinnen- Zeitung durch ein ständiges Wachlen zum Ausdrud. Im Sommer des Borjahres hatten wir eine Auflage von 120 000, beim Parteitag im November faft 130 000, gegenwärtig aber beträgt unsere Auflage 140 000. Dft, vor allem feit Bestand der politischen Frauenorganisation wurde der Wunsch geäußert, den Titel„ Arbeiterinnen- Beitung" in einen allgemeinen Frauentitel um. zuändern. Die peltische Organisation befchränkt fich nicht auf Arbei rufe gehören zu uns. Frauen von Barteigenoffen. die ihren Haushalt führen, find politifch organifiert. Unter Arbeiterin versteht man aber vor allem die lo hnarbeitende Frau...."
Unter den in der neugeschaffenen erziehungswirtschaftlichen Abtellung ber Jenenfer philosophischen Fakultät Ernannten befindet fich auch der erste weibliche ordentliche Brofellor Deutschlands , Dr. Mathilde Baerting. Gegenüber den An griffen auf ihre Ernennung unter den Angreifern steht der durch fein Berhalten gegen Haedel unrühmlichft bekannte Profeffor Plate an der Spitze ist es von Intereffe, die Richtung und Artihrer willenschaftlichen Arbeit fennen zu lernen. Es sind Studien zur Pfychologie, alfo Studien, die für alle Erziehungsterinnen im engeren Sinne. Biele Frauen geistiger Be. arbelt befonders wertvoll find. Zwei umfaffende Werke Wahr heit und Irrtum in der Geschlechterpfychologie"( Rarlsruhe, G. Braun 1923) und ein etwas älteres„ Die weibliche Eigen. art im Männerstaat und die männliche Eigenart im Frauenftaat( Karlsruhe , G. Braun 1921), von Mathilde Baerting, herausgegeben in Gemeinschaft mit Dr. Mathias Boerting, untersuchen die zwischen Mann und Frau angeblich oder tatsächlich vorhandenen Unterschiede in Anlage und Leiftung.
Internationaler Frauenfongreß.
Bom 1. bis 8. Mai d. 3. wird unter dem Motto" Für eine neue internationale Ordnung der 5. Internationale Kongreß ber Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit in Washington togen. Deran schließt sich vom 10. Mai ab eine Internationale Sommerfchule in der Chitagoer Universität. Einzel Collège . In einem Aufruf der Frauenliga heißt es:
Schon aus dem Titel des lettgenannten Buches geht hervor, daß Männer- und Frauenstaaten in diefer Richtung einer Prüfung unterzogen werden. Wir find in Europa feit erheblicher Zeit- heiten durch das Europäische Getretariat, Genf , 6, Rue du Bieuse eigentlich im Licht der gesamten modernen Entwidlung- fo aus fchließlich an die Form des Männerstaates gewöhnt, daß uns Das Borhandensein von Frauent eaten, auf das in anderer Form übrigens auch Bebel hinweift, ganz in Vergessenheit geraten ist. Dr. M. Baerting( 3ufammenfaffung der beiden Autorennamen) weift nun an hand sehr umfangreicher Studien nach, daß bet zahlreichen Böllerschaften Frauenstaaten bestanden und zum Teil noch bestehen. Zu diefen Frauenflaaten gehörte z. B. auch das alte Aegyp ten, und die Griechen standen, als sie zuerst nach Aegypten tamen,
" Frauen fämpfen für eine neue Ordnung auf moralitem, politischem und wirtschaftlichem Gebiete. Frauen glauben an einen schöpferischen Willen zur Tat! Der Wille, neue Gemeinschaft zwischen den Bölkern zu schaffen, ist heute lebendiger denn je, besonders im weiblichen Geschlecht. Langfam vollziehen fich Wandlungen im Leben der Völker, aber sie vollziehen sich. Es handelt sich darum, an Stelle rober Gewalt die geistige Kraft aftiver, nicht paffiver Gewaltlosigkeit au fehen. Dazu will unfer Rongreß in Washington beitragen!"