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Die Mutter als Erzieherin.

Wie sie sein und wie sie nicht sein soll.

Mütter, schlaft nicht in einem Bett mit euren Kindern! Dr. Bariot, ein bekannter französischer Arzt, hat in der legten Sigung der Pariser Medizinischen Gesellschaft einen elf Monate alten Säug­fing vorgeführt, dessen linker Arm seit einem halben Jahr gelähmt ist. Diese Lährung ist dadurch zustande gekommen, daß das Kind mit der Mutter in einem Bett geschlafen hat, wobei der Ellenbogen der Mutter einen Druck auf den kindlichen Armnero ausübte. Die Finger des armen Kleinen find flauenartig gekrümmt, und er wird fich der Hind nicht mehr bedienen tönnen. Alle Versuche, durch Elektrisieren eine Besserung des Zustandes herbeizuführen, haben bisher zu feinem Ergebnis geführt. Wenn es sich auch hier um einen ziemlich seltenen Fall handelt, so ist das Schlafen des Kindes in einem Bett mit der Mutter doch immer gefährlich; denn schon oft find Säuglinge dadurch erstickt, daß sich die Mutter im Schlaf auf das unglückliche Rind gewälzt hatte. In England werden Mütter, die ihr Kind aus Fahrlässigkeit schädigen oder gar töten, ftreng bestraft. In Frankreich   gibt es ein folches Spezialgefeß nicht, ebenso wenig wie in Deutschland  . Um so wichtiger erscheint es, die Aufmerksamkeit der Mütter auf die schweren Schädigungen zu lenken, die sie dem Kinde zufügen können, indem sie in einem Bett mit ihm schlafen.

Die Mama.

Sie hatten äußerst vornehme Namen, diese Kinder, die von der Mama( mit Betonung der letzten Silbe) auf die Wiefe am Waldrand geführt wurden: Ingeborg, Edith, Kurt und Hannelore. Hinter ihnen drein zog das Kindermädchen mit dem derben, proletarischen Namen

Anna.

Es war einer der ersten sonnigen Frühlingstage: töftlich blauer Himmel und Sonne, soviel Sonne, wie wir sie in Monaten nicht mehr gehabt haben.

Auf der Bank am Waldrand, vor dem die große Wiese mit den allererften, winzigen Grashälmchen liegt, ließ die Mama sich nieder. In Kommando- Pofitur.

,, So, Kinder, nun spielt mal schön!" Die Kinder, alfo ermuntert, schauten sich unsicher an. Dann begannen sie, etwas phlegmatisch, mit ihren großen, progigen Bällen zu spielen. Anna, mit dicken Backen und noch dickeren Waden, stand seitlich in Hilfestellung.

Allmählich aber, unmerklich fast, fam Leben in das Spiel. Die Luft, herb noch und doch so begierig eingefogen, die Sonne, dieje Zauberin und Wundertüterin mit Strahlen, die schon wärmten und bräunten, zogen diese blassen, im Freien beinahe unbeholfenen Groß­Stadtfinder unmerklich in ihren Bann. Sie fingen an zu tollen, lieb­äugelten mit dem wundervollen Wiesenabhang, machten Fußbälle aus den kunstvoll" folorierten Salongummibällen. Und eines der Meinen Mädchen, Edith, knöpfte sogar den Mantel auf. Mit einem Sprung und einem Schrei war die Mama auf dem Plan:

,, Willst du wohl den Mantel zumachen! Sofort zugemacht! Das will ich doch mal sehen- Und die Müze aufgesetzt! Morgen bist du wieder total erfältet. Warum passen Sie nicht auf, Anna? Wozu sind Sie denn eigentlich da?"

Refigniert knöpfte Edith, unter Annas Assistenz, die ja dazu da war", den schweren, unbeholfenen Mantel mit dem dicen Pelzfragen wieder zu und machte noch einige matte Bersuche, in ihrer unförmigen Berpackung zu spielen. Sie gab es bald auf und feßte fich still auf die Bank wo sie sich dann tatsächlich erkälbet haben dürfte.

Währenddessen unterhielt sich die Mama mit zwei Damen ihrer Nachbarschaft, die sie begleitet hatten. Daß Edith ein Musterfind war, wußten sie nach den ersten drei Sägen. Und daß sie, die Mama, den Kurt und die Hannelore und die Ingeborg, Ediths Freunde, nur aus letzten erzieherischen Tendenzen mitgenommen hatte, nur aus purem Wohlwollen, nur aus letter erzieherischer Weisheit fich die Mühe mit den fremden Gören" auf den Hals tat, hörte ich staunenden Ohres im vierten Say:

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,, Lieber nehme ich die Kinder mit heraus oder zu uns in die Wohnung die Diele ist ja groß genug als daß Edith zu anderen Leuten geht. Und lieber gebe ich ihnen fogar Frühstück, als daß Edith möglicherweise bei fremden Leuten etwas ißt. Wer weiß, was das Kind da befäme! Ich fäme ja aus der Unruhe nie heraus.

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Wie groß das Opfer war, das sie dem Wohlergehen ihrer ängst­lich behüteten Tochter Edith brachte, wurde mir in immer eindring licher werdendem Wortschwall flar: alle diese Nachbarskinder, die fleinen Freunde und Freundinnen, waren samt und fonders schlecht erzogen, hatten samt und sonders verdächtige Anlagen, und immer waren sie diejenigen, die Edith zu dummen Streichen, wie z. B. bestimmt auch zu dem Mantelauffnöpfen, verleiteten.

Unterbrochen wurden diese pädagogischen Studien von ein paar recht energischen Ermahnungen an Anna, das rot- und dickbäckige Dienstmädchen:

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,, Spielen Sie doch mal Kreis mit den Kindern!" ,, Singt mal die neuen Lieder!" ,, Anna, fingen Sie doch lauter!" Schließlich packte Mama das Proviantförbchen aus. Edith bekam einige wahrscheinlich nach den neuesten Rezepten der Hygiene her­geftellte feine Weißbrotschnitten, sauber in weißes Pergamentpapier eingewickelt. Anna bekam eine grau schimmernde Stulle in ,, duften­dem" Zeitungspapier.

Und während Edith, Ingeborg, Kurt nud Hannelore stumpf finnig und freudles Kreis spielten, von Annas roten Händen immer wieder pflichtschuldigft weitergezogen, fräftigte Mama, zufriedenen Blickes ob der Dreffuir, sich an Pralinen.

Angele Braun Stratmann.

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Wenn ein Kind dich fragt, sei wahr zu ihm!

Bo du herkommst, willst du wissen, mein Kind? Ronim, sebe dich auf meinen Schoß und sieh mir in die Augen, ich will dir ganz leise etwas Herrliches erzählen. Sieh, der Vater und die Mutter hatten nichts auf der Welt so lieb wie eins das andere. Als sie sich nun einſt in den Armen hielten und einander das Beste und Schönste schenken wollten, sprang ein Lebensfünklein aus dem Schoße des Baters in der Mutter Echoß. Dort aber traf es ein ander Fünklein und die beiden lebendigen Fünflein hatten sich so lieb wie Bater und Mutter selber. Sie ließen sich nicht wieder los und wurden ein einziges Leben. Und das fleine Wefen entwickelte sich, bidete ein Köpfchen und bekam Nermchen und Beinchen, ja ein richtiges Kindlein wurde daraus. Dieses wuchs und da es ihm zu eng ward in der Mutter Schoß, drängte es ans Licht. Die Mutter glaubte sterben zu müffen, als das Kindlein von ihr wegwollte, so große Schmerzen litt sie. Aber sie starb nicht, und da sie ihr Kind geboren hatte, war ihre Freude so groß wie nie zuvor im Leben, und in des Vaters Augen tamen Tränen der Freude. Das Kindicin ater bist du.( Aus dem Buche Der Lebensquell", herausgegeben vom Dürerbund.)

Es geht ein heimlicher Strom zwischen Mutter und Kind, darauf schwimmen stündlich Schifflein auf und ab, belaben mit töstlichen Gütern, wie Lächeln, Zuniden, übers haar streichen, Hosen= flicken, Blumenbringen, Füttern, Frage und Antwort.

Ludwig Finkh.

Ein Kind, das gut und tüchtig spielt, wird auch im Kreise seiner Anlagen und Fähigkeiten gut und tüchtig lernen und ein tüchtiger Mensch werden. Friedrich Fröbel  .

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Im Tier spielt nur der Körper, im Kinde die Seele. Diesem etwas Totes; und daher umringt sich das frohe Wesen belebend begegnet nur Leben feines begreift überhaupt einen Lod oder nur mit Leben und sagt 3. B.: Die Lichter haben sich zugedeckt und sind zu Belt gegangen"- ,, der Frühling hat sich angezogen" das Baffer friecht am Glafe herab" da wohnt sein Haus" der Wind tanzt" oder von einer väderlofen Uhr: ,, Sie ist nicht Jean Paul  .

lebendig."

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Was Frauen erfinden. Die Frauen, die sich in früheren Jahr­hunderten verhältnismäßig felten als Erfinder hervorgetan haben, werden auch auf diesem Gebiet immer rühriger und schöpferischer. Nach einem Berichte des Londoner Patentamts sind in der aller­letzten Zeit 400 Erfindungen von Frauen patentiert worden, und wenn auch noch immer den Taufenden von Erfindern nur Hunderte von Erfinderinnen gegenüberstehen, so wächst doch die Zahl der Frauen beständig, die neue Apparate oder originelle Einfälle beim Patentamt anmelden. Wir finden, daß die Frauen eine besonders fruchtbare Einbildungskraft auf allen Gebieten des häuslichen Lebens entfalten," erklärt der Leiter des Patentamts. Frauen find in ihren Erfindungen, die sich auf die Häuslichkeit beziehen, fehr viel praktischer als die Männer und finden für sie auch rascher Abfah." Unter den neuesten Patenten von Frauen befinden sich u. a. folgende: Verbesserte Kartoffelschälmaschinen, Abwaschtische, die die Arbeit sehr erleichtern, Berbesserungen an Defen, Behälter zum Tragen von Speisen, Sportanzüge für Kinder, Korsette ohne Fisch­bein, zusammenklappbare Tische und Stühle, Schuheinlagen, Apparate zum Trocknen und zum Färben der Haare, Kinderspiel­zeug usw.

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Nachklang von der Wahl.

Liebe Genossin! Die Wahtarbeit brachte Ihnen gewiß viel, viel Arbeit und Sorge? Ich habe oft an Sie und die tätigen Genossinnen gedacht. Was müssen Sie in dieser Zeit der Lüge alles erlebt haben? Wohl nie ist ein Wah­tampf so heiß und lügnerisch von rechts geführt worden wie der letzte. Ich wäre so gern dabei gewefen und hätte geholfen, die armen Menschen aufzuklären. Warum ich es nicht fonnte? Ich hatte einen Transport sehr unterernährter Kinder hier, die sehr gepflegt werden mußten. Glauben Sie nun aber ja nicht, daß ich trotzdem stille gewefen! Bei uns und im Nachbarort hatte ich zwei Bersammlungen, die gut besucht waren. In Binz   konnte der Saal die Besucher nicht fassen. Ich bin durch meine Arbeit hier bekannt, aber als Rednerin vorher nie aufgetreten. Sie können fich denken, daß man Mund und Ohren aufsperrte, als ich mit unseren Gegnern scharf ins Gericht ging. Und der Erfolg? Ein Genosse ist im Ge­ineinderat und für den Reichstag holten wir 114 Stimmen heraus. Zur letzten Wahl waren ganze 7 Stimmen für unsere Liste abgegeben. Eine Ortsgruppe haben wir am 1. April gegründet, die täglich zu­ninunt. Bislang hatten wir 36 Mitglieder, davon 12 Frauen. Jeden Donnerstag fomme ich mit meinen Frauen zusammen. An dieser Zusammenkunft haben beide Teile Freude! Sehen Sie, fibe Genoffin, es geht auch hier vorwärts! Herzlichen Gruß Ihre M. L.

Was die Tatkraft betrifft, fand ich diese meist in den unteren Klaffen. Biele arme Frauen ernähren ihre Kinder im Schweize der Bäter längst zerstreut und zerstört hätte. Bornehe Frauen thees Angesichts und halten die Familie beisanamen, die has Laſter sind zu indolent, um selbständig werktätig zu sein, die Zivilisation

hat sie mehr verweichlich: als verfeinert.

Mary Welstoncraft.

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DGI