Einzelbild herunterladen
 
  

Arbeitsamles, sich für den Schuh der Arbeiterinnen einzu­sezen. Aber die Arbeit wird ihm erschwert, wenn immer wieder sich Frauen finden, die ihm entgegenwirken. Man unterschäze ihren Einfluß nicht. Er ist indirekt, aber deshalb nicht weniger gefährlich, denn auf sie berufen sich die Unter­nehmer urd ihre Vertreter in den Parlamenten, wenn der Arbeiterinnenschutz zur Debatte steht. Und wie willig man auf diese Argumente eingeht und wie ein Staat den anderen ausspielt, wenn es heißt, eine Maßnahme durchzuführen, das wissen wir ja alle nur zu gut.

Man kann nicht oft genug auf den Wert gesunder Mütter und gesunder Kinder für die Gesellschaft hinweisen. Phrasen, die die Mutterschaft preisen, helfen uns nicht. Es heißt, alle die zu bekämpfen, die nicht in dem Mädchen bereits die einft­malige Mutter schüßen wollen, es heißt nicht nachzulassen in den Bemühungen für den Arbeiterinnenschuh, denn auch hier bedeutet wie auf allen Gebieten, Stillstand so viel wie Rückschritt. Toni Breitscheid.

Frauen im Völkerbund.

Eine seltsame Entschließung.

Die Bemühungen der christlichen Gewerkschaften um das Wohl der industriell arbeitenden Frau treibt erstaunliche Blüten. Der II. Rongreß, der in Dortmund   tagte, führte zu einer Entschließung, die, genau betrachtet, ihren Interessen direkt entgegen wirft. Daß an erster Stelle die Familie als das ureigenste Auf­gabengebiet der Frau" betont wird, fordert noch nicht zum Wider­spruch heraus, aber in der Regel find Aeußerungen dieser Art von jener Seite Ausdruck einer konservativen Gesinnung, und daher die Schlußfolgerungen daraus mit einigermaßen fortschrittlichem Geist nicht vereinbar. So heißt es auch hier einige Abschnitte weiter:

In Zeiten lang andauernder Massenarbeitslosigkeit ist dahin zu streben, Erwerbslose an die Arbeitsstellen jener Frauen zu bringen, die zu Tausenden ohne wirtschaftliche Not der Fabritarbeit nachgehen."

die anscheinend aus lauter Bergnügen an der Sache Fabritarbeit Es wäre doch interessant, diese" Tausende" fennen zu lernen, leisten und auf diese Weise den Männern das Brot wegnehmen! Reine schriftstellernde Dame" würde es heute noch wagen, einen folchen Saz niederzuschreiben, bei der man ihn aus Unkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse erklären könnte. Es ist schwer ver­ständlich, wie eine Gewerkschaft, der eine erhebliche Zahl von Frauen angehört, in einer Rundgebung sich derartig frauenfeindlich äußern fann. Daß es" Tausende", m. a... eine ganze Gruppe von Frauen gibt, die ohne wirtschaftliche Not der Fabrikarbeit nach­gehen", ist schlechtweg zu bestreiten. Es gibt höchstens ver einzelt Frauen, die an ihrem Arbeitsplatz hängen, in der Fabrik so gut wie an anderer Stelle, weil ihnen die Art der Tätigkeit be­sonders zusagt, ohne daß sie im Fall des Aufgebens sogleich am Hungertuche nagen würden. Das gleiche kommt bei Männern in allen Berufen vor. Es sind oft gerade diejenigen, die der Gesell­schaft die besten Leistungen zu geben haben, weil sie nicht nur die leicht nimmt mancher von ihnen einer Frau den Plaz weg, die viel mehr auf das Arbeitseinkommen angewiesen ist. Trotzdem fommt niemand auf den Gedanken, deshalb den Mann zugunsten der Frau entlassen zu wollen; denn damit wäre weder der Gesell schaft gedient, noch würde sich eine solche Praxis mit der Forderung der persönlichen Freiheit vertragen. Auch die Frau hat ein Recht, ihre Arbeit selbst zu bestimmen.

Während der kommenden Völkerbundstagung im September wird der Internationale Frauenstimmrechtsverband ein Bureau in Genf   eröffnen, um allen an der Frauenbewegung interessierten Be­suchern Informationen über die Bölkerbundssitzungen zu geben. Die deutsche Deffentlichkeit ist, im Gegensatz zu der anderer Länder, im allgemeinen sehr wenig orientiert über den Umfang und die Bedeutung der Mitarbeit der Frauen im Bölkerbund. Bon der Märztagung dieses Jahres hat Genoffin Adele Schreiber Krieger   in einem sehr interessanten Aufsatz darüber berichtet. Danach wurde zum Beispiel die große Bibliothek des Völker- Hungerpeitsche, sondern Freude an der Arbeit treibt. Biel­bundes ausschließlich von Frauen aufgebaut. Leitung, Unterleitung und die gesamten Angestellten der Bibliothek sind weiblichen Ge­schlechts. Die Redaktion der Völkerbundszeitung liegt in der Hand einer Frau, der noch eine zweite Redakteurin zur Seite steht. Die Völkerbundssektion Soziale Arbeit  " leitet eine Frau. Sie wird unterstützt von einem weiblichen Sektionsmitglied. Den verschiedenen Kommissionen dieser Sektion gehören außerdem zehn Frauen an. Im Ausschuß für geistige Susammenarbeit sind drei Frauen tätig.

Als Delegierte bei den Plenarversammlungen haben bis elf Frauen ihre Länder vertreten. Der Mandats tommiffion und der Hygienetommiffion gehören je eine Frau und der Opiumfommission gehören zwei Frauen an.

Und wer sollte denn entscheiden, ob wirtschaftliche Not vorliegt oder nicht? Die in den christlichen Gewerkschaften organisierten Arbeiterinnen sollten sich der Erfahrungen erinnern, die wir machten, als die Männer aus dem Felde zurückströmten und die grundfäßliche Bestimmung, daß die Frauen ihnen Platz zu machen hätten, die größte Berechtigung hatte, die sie überhaupt jemals haben fann. Selbst damals ist es nicht gelungen, zahllose Härten und Ungerechtigkeiten gegen die angeblich weniger erwerbs­

Neben diesen Frauen, die hervorragende Stellungen im Bölker­bund bekleiden, sind noch tätig, zum Teil in sehr verantwortungsbedürftige Frau zu vermeiden. voller Arbeit: zwei Uebersegerinnen, drei Privatsekre tärinnen der Generalsekretäre, sowie neun Sektionssekretärinnen, denen weitere neun Hilfssekretärinnen zur Seite stehen. Eine Frau leitet die Druckschriftenverteilung, eine andere das Vervielfältigungs­bureau. Eine weitere Frau ist Bureauvorsteherin für das gesamte

Durch Tendenzen, wie sie in dieser Entschließung zum Ausdruck tommen, werden jedenfalls die Interessen der arbeitenden Frau nicht gewahrt. Hilde Grünbaum- Sachs.

weibliche Hilfspersonal, deffen Bahl Genoffin Adele Schreiber- Krieger   Der Kindergarten: Vor 75 Jahren verboten!

mit 60 weiteren Hilfskräften höhere Ranges und etwa 20 Steno­typistinnen angibt. Auch an die Hilfskräfte werden sehr hohe An­forderungen gestellt, so daß man die im Bölkerbund tätigen Frauen wirklich als eine Auslese unter den beruflich tüchtigsten Frauen der verschiedenen Nationen bezeichnen kann.

Deutsche Frauen fehlen natürlich bisher vollkommen. Nach dem Eintritt Deutschlands   in den Bölkerbund, der hoffentlich in der kommenden Septembertagung zustande kommt, ist anzu­nehmen, daß auch ein Teil der Völkerbundsarbeit der Tüchtigkeit und dem Fleiß deutscher Frauen anvertraut wird, die dann gewiß nicht zurückstehen werden hinter ihren Kolleginnen aus den anderen Ländern. Im Internationalen Arbeitsamt ist schon seit Jahren eine Deutsche, Frau Martha Mundt, tätig. Nach dem Ein­tritt Deutschlands   in den Völkerbund ist zu erwarten, daß auch im Internationalen Arbeitsamt Frau Mundt nicht mehr lange die einzige weibliche Vertreterin der arbeitenden Frauen Deutschlands  bleiben wird. 2. G.

Eine Vereinfachung im Haushalt. Nahezu in jedem älteren Haushalt gibt es Haushaltungsgegen­stände, die unbrauchbar geworden sind, weil bestimmte Einzelteile zerbrochen oder verloren sind. Ersatz ist meistens nicht zu beschaffen, da bisher fast alle Apparate und sonstige Haushaltungsgegenstände mit unzähligen verschiedenartigen Abmessungen hergestellt wurden. Diesem Uebelstand will der Normenausschuß der deut schen Industrie abhelfen, indem er, ebenso wie für andere Industrieartikel, auch für Haushaltungsgegenstände die Normierung durchführt. Für die Festlegung der Normalmaße sind natürlich nur 3wedmäßigkeitsgründe bestimmend. Gegenwärtig arbeitet der Ausschuß an der Festsetzung von Normen für Kochtöpfe, Ein­fochgläser und Herbringe. Es ist zu hoffen. daß diese Ar­beit schnell erweitert wird, so daß die Beschaffung von Ersatzteilen für Haushaltungsgegenstände leichter und billiger wird. Bon manchem Ballast, der heute zwar zwecklos aufgehoben wird, aber vielen Hausfrauen doch zu schade zum Wegwerfen ist, werden dann die Haushaltungen in Zukunft befreit bleiben.

Am 7. August 1851, also vor 75 Jahren, verbot der preußische Unterrichtsminister von Raumer die Aufrechterhaltung und Ein­richtung der Fröbelschen Kindergärten. Was heute ein Ideal der großen Volksmehrheit ist, die vorschulpflichtigen Kinder in Kinder­gärten planmäßig zu beschäftigen und sie ihren Spieltrieb betätigen zu lassen, war dem reaktionären Preußen damals ein Greuel. wirklich frommen Friedrich Fröbel  , dem Vater der Kindergärten, Das Ungeheuerlichste an diesem Verbot war, daß man dem Glaubenslosigkeit und Voltsverhebung, revolutio näre Ideen und Staatsfeindlichkeit vorwarf. Man verwechselte ihn in bezug auf freiheitliche Gedanken mit seinem Neffen Karl Fröbel  , der sich in seiner Schrift ,, Soziale Bolitit" ganz auf die preußischer Unterrichtsminister besaß also so wenig Kenntnisse, daß Seite der demokratischen Republikaner von 1848 gestellt hatte. Ein er diese beiden in ihren Grundanschauungen ganz entgegengesetzten Männer durcheinanderwarf. Doch paßte das Kindergartenverbot durchaus in das preußische reattionäre System hinein.

Die Forderung Friedrich Fröbels, Kindergärten nach seinem System einzurichten, war ein Teil der Pläne, die sich in den frei religiösen Gemeinden und in den ersten Frauen­emanzipationsbewegungen aussprach. Alles das rief in dem ortho dor- reaktionären Preußen den Wahn hervor, daß Fröbel   auch schon die kleinen Kinder mit revolutionären Ideen er füllen wollte. Als der Kultusminister im Jahre 1852 auf seinen Irrtum und seine Verwechslung Friedrich Fröbels mit seinem Neffen aufmerksam gemacht wurde, hielt er das Verbot der Kindergärten trotzdem aufrecht. Erst nach 10 Jahren wurde es endgültig befeiligt. Was man bis dahin Friedrich Fröbel   zum Vorwurf machte, war in zwei Worten ausgedrüdt: Atheismus und Sozia­lismus, und dieser Vorwurf wurde insbesondere von jener mini­steriellen Richtung erhoben, die wissentlich oder unwissentlich auf die Verdummung und Vernichtung des freien Geistes ausging.

Die Zeit ist über einen Raumer hinweggeschritten, die Kinder­aürten haber sich das Feld erobert, und wir sollten, was an uns ist, mit allen Kräten danach fireben, daß sie noch mehr und überall erstehen.