Bottes hängt von der Lösung der Wohnungsfrage ab, und hier muß auch der Kampf der Frauen einsetzen. Ich sah türzlich im Berliner Zoologischen Garten Garlen die Wochenstube einer Löwin. Wie fauber und geräumig war der Käfig; wie tadellos waren die Decken, auf denen die neugeborenen Jungen lagen! So gar eine Hündin als Amme war da, damit die Wöchnerin sich nicht überanstrengte. Bald darauf kam ich in die Barackenwohnung cines Kriegsinvaliden, der tuberkulös und nierentrant war und mit seiner Frau und vier Kindern in zwei kleinen Zimmern haufte. Während der Taufe mußte das Neugeborene von einer Ecke des Zimmers in die andere getragen und ein Regenschirm darüber gehalten werden, weil es zum Dache hereinregnete. Die proletarischen Frauen werden solche Beispiele aus eigener Erfahrung reichlich ergänzen können und fämpfen helfen, damit solche Zustände unmög
lich werden.
Auch die Frage, wie gebaut werden foll, spielt eine große Rolle. In England und Holland werden Siedlungshäuser bevorzugt, und zwar sucht man jetzt die großen Industriezentren usw. außerhalb der Städte zu errichten und in ihrer Nähe die Heimstätten der Arbeiter und Angestellten. Dadurch werden die weiten Wege nach und von der Arbeit abgekürzt. Grund und Boden müssen Eigentum des Staates sein, dürfen nicht Spekulationsobjekt werden. Dadurch können Bodenpreise und das Bauen verbilligt werden. Die Frage der Erbpackt und des Vorkaufsrechtes der Gemeinden spielt hier hinein. Die Häufer dürfen nur von Staat oder Gemeinde verfauft und zurückgekauft werden, und nicht über den Wert hinaus, den sie unsprünglich hatten, oder der sich durch inzwischen getroffene Verbesserungen ergibt. Damit fällt der gefährliche Häufer- und Bodenwucher fort. Weniger gut erscheint mir der in Wien bevorzugte Bau großer Wohnkomplexe, weil naturgemäß den Kleinkindern der hoch oben wohnenden Familien der Aufenthalt im Freien erschwert wird. Weiter ist wichtig die Frage, wie die Wohnung für die Hausfrau ohne große Kosten mit allen Reuerungen- Elektrizität, Staubsauger, Spül- und Buymaschinen usw. ausgestattet werden kann, ferner die Frage der Sentralwaschküche nach Amsterdamer und Wiener Muster und der Gas- und Stromverbilligung.
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Zum Wohnproblem gehört auch die Beschaffung des Bodens zum Bauen. Wir haben noch unendlich viel brachliegendes Land in Deutschland . Hier müßte die Enteignung einsetzen. Kein Grundbesitzer foll mehr Land haben, als er nuhbringend verwenden kann. Den übrigen Grund und Boden Joll er, wie Damaschte vorIchlägt, zu dem Preise abgeben, mit dem er selbst bei der Steuerreranlagung den Wert angegeben hat.
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laffen können, und ihm nicht etwa durch falsche Behandlung Schaden zufügen, hat der Berliner Krankenkassenverband Kurse für wer dende Mütter in der Säuglingspflege eingerichtet. Diefe Kurse, als freiwillige Mehrleistung der Krankenkassen, sind für jedermann unentgeltlich. Sie finden fortlaufend, zwelmal monatlich neu beginnend, statt; jeder Rurfus umfaßt wel Doppelstunden.
Die jungen Mütter werden theoretisch und praktisch unterrichtet, und zwar nach folgendem Programm:
I. Theoretischer Leil: 1. Die Hygiene des gefunden Säuglings. a) Sauberhaltung des Säuglings, b) Waschen, Budern, Baden, c) Trockenlegen, d) Abhalten. 2. Bekleidung des Säuglings. 3. Art des Bettens. 4. Lüftung der Räume. 5. Üleber Wachstum und Entwicklung. a) Sigen, b) Stehen, c) Laufen, d) Bahnen, e) Säuglingsgymnaftit,) Luftbäder, g) Strampeln. 6. Impfung. 7. Ernährung und Verdauung. a) Die Säuglingssterblichkeit und ihre Ursachen, b) Bekämpfung derfelben, c) Anregung des Still willens. 8. Die Säuglingsfürforgestellen und ihre Bedeutung. II. Prattischer Teil: 1. Was für das Neugeborene an geschafft werden foll( Mindeftmenge). 2. Wechseln der Windeln. 3. Baden. 4. Gefichtswaschung, Sauberhaltung von Raje und Ohr. 5. Verschiedene Handgriffe. 6. Braktische Uebungen. den Müttern der Babytageslauf vom Tage der Geburt an bis au An den Vortrag schließen sich prafiische Uebungen an, in welchen drei Monaten praktisch vorgeführt wird. Sie lernen dabei das Anfaffen des Säuglings, das Waschen des Gefichtchens, das Sauberbalten der Ohren, der Nafe, das Baden, das Trockenlegen, und die Maßnahmen zum Berhüten des Wundwerdens. In diesen praktischen Uebungen werden den Müttern nicht allein die einzelnen Handgriffe gezeigt, fondern sie werden auch darin geübt, worin gerade der be fondere Wert eines praktischen Kurses besteht. Anschließend an den Unterricht findet ein zwanglofe Aussprache über alle einschlägigen Fragen statt. Die Fragen, von den Frauent gestellt, werden von der Aerztin und der Schwester beantwortet. Anmeldungen zu diesen Kursen fönnen schriftlich an das Bureau der Schwangerenfürsorge, Alexander, straße 39/40, 1. 501, 2. Aufg. 2. Tr.( Rädporto für die Zu fendung der Teilnehmerfarte beilegen), gerichtet werden, oder münd lich dortfelbft abgegeben werden, am Dienstag und Freitag in der Zeit von 11 bis 1 Uhr vormittags, ebenso in den Schwangerenberatungssprechstunden der einzelnen Ambulatorien.
Der Kurfus findet jeden Mittwoch statt. Eine Boranmeldung dazu ist jedoch dringend erforderlich, da die Zahl der Teilnehme rinnen nur eine beschränkte fein fann, wenn jede Frou in dem furzen Kurfus aus wirklich etwas lernen soll.
Bordelle.
Der Landtag hat mit den Stimmen aller Parteien eine EntSchließung angenommen, die die Regierung ersucht, endlich einmal den schon am 28. April 1926 gefaßten Beschluß beir. Aufhebung aller Bordelle in Breußen zur Durchführung zu bringen. Die Annahme geschah debattelos.
Man sieht aus den hier nur furz in großen Zügen angeschließung khnittenen Fragen, wieviel Intereffen der Frauen auf der Kieler Konferenz erörtert werden fönnen und müssen. Möchten doch alle Teilnehmerinnen, und gerade die Proletarierinnen, die ja am Jhwersten unter dem Wohnungselend leiden, dazu mithelfen, daß der Artikel 155 der deutschen Reichsverfassung Wirklichkeit werde: Allen deutschen Familien, besonders den kinderreichen, eine gesunde Wohn- und Wirtschaftsstätte." Anna Blos .
Wie pflege ich meinen Erstling?
Unentgeltlicher furfus in Säuglingspflege mit praktischen Uebungen.
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Bordelle... wer weiß etwas von ihnen? Und wer gibt zu, in ihnen Bescheid zu wiffen? Bis in das Broletariat herein reichen die Reste bürgerlicher Anschauungen, die jedes Wissen um das Wesen Jerueller Dinge als fomubig" ablehnen, und darum fann die Poli zeifürsorgerin von Lübeck noch heute jagen: es hat sich auf diesem Gebiet feit Jahren nichts geändert es ist noch alles, wie es war". Und wie war, wie ist es noch heute?
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„ Eine Zwangstafernierung der Broftitution gibt es nicht mehr erklärt stolz der Regierungsvertreter im Ausschuß, muß aber gleich darauf zugeben, daß es in verschiedenen Städten den Mädchen un möglich gemacht wird, außerhalb des Bordellviertels zu wohnen. Nun ist das Bordellwefen freilich feiner zentralen Regelung unterworfen, Das erste Kind! Wieviel neue Gefühle, Empfindungen, aber und jede Ortspolizeibehörde regierte munter drauf los. Neben Regle auch Befürchtungen erwecken diefe drei Worte! Wieviel Fragen ments, die den Bordellinhaberinnen ausdrücklich untersagten, den und Wünsche! Wie gern spricht eine junge Mutter über alle diese Mädchen bares Geld oder Sachen auf Kredit" zu leihen, bestehen Dinge mit dem Arzt, wenn man einen zur Verfügung hat, mit der heute noch Richtlinien, die die Mädchen glatt der Schuldknechtschaft Mutter, mit der älteren Schwefier, oder mit erfahreneren Freun- ausliefern; hier ist es den Mädeln nur durch Auslösung" möglich. dinnen. Und was hört man da nicht alles! Manches davon mag das Bordell zu verlassen, und meist führt fo ihr Weg nur von einem moht richtig sein, wieder anderes dagegen grundfalsch und schüd- Haus in das andere. Denn dafür, daß ihre Schuldenlaft fich lawinenlich; sind doch gerade mit den wichtigen Borgängen während der artig vergrößert, forgt der Bordellhalter schon! So wurden in einent Schwangerschaft und im Wochenbett fo viele alte Borurteile vereleganten Bordell Leipzigs die Mädel jeden zweiten Tag mit einem fnüpft! Noch immer will der Aberglaube trog aller Aufklärung neuen Salonkleid" and passenden Schuhen zwangsweise bellefert von der Wiege des Neugeborenen nicht ganz weichen! und alles mußten sie noch dazu von dem freiwillig gespendeten " Strumpfgeld" bezahlen, denn die Tare" gehörte der Madame. Und so war es den armen Freudenmädchen" troy allen Fleißes" faft nie möglich, glatt herauszukommen. Wie diese Mädchen aber in einem folchen Haufe ausgebeutet werden, davon macht sich niemand so leicht einen Begriff. Gen. Kunert erzählte im Landtage, daß fle in einem Bordell einer norddeutschen Großstadt zwei Mädchen antraf, von denen das eine im letzten Stadium der Tuberkulose, das andere aber hochschwanger war. Nun, Schwangere werden sogar ausneh mend geschäßt, da sie für gewiffe Kunden ein besonders anziehendes Objeft darstellen, und so tommt es denn, daß diefe armen Mädel bis 14 Tage vor der Entbindung Dienst tun müssen. Und was für Dienst!" Faft alle belferen" Bordelle sind Brutstätten jeder Ber Um den werdenden Müttern die Möglichkeit zu geben, alles zu versität, der Kunde" fann hier alles haben, und jedes Mädchen muß fragen, was sie auf dem Herzen haben, und um ihnen ferner die jedem Kunden zur Verfügung stehen. Die freie Broafternotwendigsten Kenntniffe zu vermitteln, damit sie verständstituierte hat wenigstens noch das Recht( wenn das bei den schlechten nis- und verantwortungsvoll zum Gedeihen ihres Beiten recht oft auch illuforisch it), alizu unangenehme Partner abMeinchens demselben von vornherein die richtige Pflege zuteil werden ahnen oder zu beliebiger Zeit Feierabend" zu machen. Davon ist
Wenn aber erst einmal das kleine Bürmchen da ist, so hat die Mutter in der Regel wenig Zeit. Das weiß jede Frau und ist deshalb bestrebt, schon während der Schwangerschaft sich all die Kenntniffe anzueignen, die sie zum Wohle ihres Kindes braucht. Nun werden Bücher gekauft. Gerade auf dem Gebiete der Säuglingspflege gibt es zahlreiche und auch sehr empfehlenswerte Bücher. Sie fosten Geld, und nicht jede junge Mutter ist in der Lage, ein Buch zu erwerben. Außerdem fann ein geschriebenes Wort nicht das Bort von Mensch zu Mensch ersetzen. Jede Frau hat auch meist Fragen, die sie ganz besonders intereffieren. Wie ost steht in den besten Büchern das nicht, was man nun gerade wiffen möchte!