Um so metzt, als sie In der Plag« und Hetze ihres Alltags nie die zu zweckmäßiger Behandlung nötige Ruhe und Schonung finden können. Eine der schwerstwiegenden Folgeerscheinungen der tiinstlichen Schwangerschaftsunterbrechung ist häufig U n» fruchtbarkeit. Bei feiner empfindenden Frauen sehen wir nach einer Abtreibung oft Zustände von Niedergedrückt- heit mit schweren Selbstoorwürfen. Diese werden dann be- stmders qr'älend, wenn die Frau späterhin in ihrem vielleicht sehr lebhaften Verlangen nach Nachkommenschaft bitter ent- täuscht wird Die materiellen Voraussetzungen, deren wirk- licher oder auch nur vermeintlicher Fehler früher zur Frucht- abtreibung geführt hat, sind jetzt vielleicht vorhanden, aber die Fortpflanzungsfähigkeit ist vielleicht unrettbar dahin. Wenn man solchen Fällen schon oft begegnet ist. wird man vorsichtig, vor allem dann, wenn es nicht zwingende ärzt- liche Gründe sind, die zur Schwangerfchastsunterbrechung drängen, und wenn es sich um jüngere Frauen handelt, die noch nie geboren haben. Der Arzt wird in jedem Falle der Vorbeugung den Vorzug geben vor der Abtreibung. Die Technik der Empfang- nisverhütung ist heute, wenn auch noch nicht vollkommen, so doch schon hoch entwickelt. Sie gestattet ein weitgehendes Individualisieren, so daß der kundige Arzt sich der Besonder- heiten jeden Falles anpasien kann. Um ganz sicher zu gehen, ist prinzipiell stets ein doppelter Schutz zu verlangen, der durch zweckmäßige Kombination verschiedener Mittel erreicht wird. Mechanisch wirkende Mittel können bei beiden Geschlech- lern verwendet werden, beim Manne als Kondom oder Präser- vativ(die aus Schafsblinddärmen hergestellten sogenannten »Fischblasen" können eventuell doppelt übereinander gezogen werden und bieten damit höheren Schutz gegen das Platzen), bei der Frau als Pessar. Pessare können wieder sein Scheiden- Pessare aus Gummi(von der Frau selbst vor dem Geschlechts- verkehr einzuführen, noch Spülung am nächsten Tage zu ent- fernen, nicht kochbar, doch auch bei mangelhaft entwickelter oder durch Geburten tief eingerissener Gebärmutter und bei Aus- luß verwendbar) oder Kappenpesiare aus Metall(auskochbar: alls kein stärkerer Llusfluß auftritt, vom Ende einer Regel- blutung bis vor Beginn der nächsten zu tragen). Ferner gibt es ein großes Heer chemisch wirkender, den männlichen Samen abtötender Mittel in Gestalt von Tadlet- ten, Scheidenkugeln oder-zäpfchen. Für sich allein unverläß- lich— trotz aller Reklame!— sind sie vereint mit Pessar oder Kondom sehr empfehlenswert, da sie für den Fall, daß der mechanische Schutz versagt, eine zweite schützende Barriere bilden. Vor allen in die Gebärmutter selbst einzusührenden Fremdkörpern(Stiften, Fadenschlingen) möchten wir warnen, da sie zur Gebärmutter- und Eileiterentzündungen führen können. Wir persönlich bevorzugen die Metallkappen, da die Frauen durch sie ständig, auch bei unvorhergesehenen Gelegen- heiten, geschützt sind und zudem sich an die ständige Kontrolle durch den Arzt gewöhnen. Den Schutzmitteln kommt außer ihrer empfängnisver- hütenden Bedeutung noch eine andere zwiefache zu: einmal fnd sie eine mächtige Waffe im Kampfe gegen die Ge- chlechtskrankheiten, und dann sind sie dazu berufen, ahllosen Frauen, denen die Angst vor der Schwangerschaft en Geschlechtsgenuß beeinträchtigt, die ungestörte sexuelle B e- f r i e d i g u n g wiederzuschenken. Die heute meist geübte der Borbeugung, das Unterbrechen des Ge>cy.echtsver- kehrs, vollzieht sich in den meisten Fällen so, daß wohl der Mann zum Genüsse kommt, die Frau dagegen darum betrogen wird. Seelische und körperliche Leiden mannigfaltiger Art sind die Folgen davon, die um nichts geringer einmsckäbsn sind als die Folgen einer Geschlechtskrankheit oder einer Äbtreibung. Die Frauen vor all dem zu schützen, sie glücklicher und lebensfroher zu machen, ist die Ausgabe einer verstand- nisvollen Empfängnisverhütung. Kein Mann, der seine Frau wirklich lieb hat, darf ihr aus Unverstand oder gar, weil er eine Beeinträchtigung des eigenen Genusses fürchtet, den Gebrauch solcher Mittel verwehren, sondern es erscheint' im Gegenteil nur als recht und billig, wenn nicht nur die Lust des Verkehrs gemeinsam genossen, sondern auch die— wahr- Hch geringe— Last der Verhütung von beiden Teilen gemein- sam getragen wird. Dr, med. Karl K a u t s k y. * Kostentose Auskunst über Beschaffung und Ann>«ndung von Ver- hütungsmitteln wird erteilt in den Beratungsstellen des Bundes Sur Mutterschutz: Donnerstags von 7 bis 8 Uhr abends in der lula An der Schillingsbrücke 2(Gesundheitsamt) und Montags von?. bis 8 Uhr abends Am Urban Id/N.
Das Vschenenöe der Jrau. Was es auf der Ausstellung nicht zu sehen gibt. Auf der Wochenendausstellung sind neben all den mehr oder weniger feudalen Wochenendhäusern, Wochenendzielen, Hotels usw. auch Arbeitersportorganijationen, Wandergruppen und der AsA» Bund vertreten— einer Menschentategorie aber hat niemand ge» dacht: Der Frau, d. h. der Hausfrau und Mutter. Wochenende! Wir alle, die wir im Beruf stehen, wissen, was uns nicht nur diese Fata Morgana, was uns sogar schon unser ei» facher Sonntag wert ist: endlich ein Tag, an den, wir von der tag- lichen Tretmühle frei sind!— Wie sieht aber das„Wochenend" der Frau aus? Selbst wenn„Mutter nicht arbeitet", d. h. in der heut fast seltenen Lage ist, nur die Hausarbeit(dann aber meist für eine Familie von mindesten vier Köpfen) zu oerrichten: Einen absoluten Ruhetag hat sich die Frau nicht erobern können. Im Gegenteil! Recht oft wird sie mit der Begründung: „Sonntags wenigstens will man't doch jemütlich haben!" erst recht angespannt. Da liegt die liebe Familie bis 10 Uhr und noch später in den Betten: endlich kann das Frühstück gegeben werden. Mittags mutz es natürlich„was Ordentliches" geben, denn Vater„will doch merken, det Sonntag is!"— und so steht die Frau Sonntag vor- mittag am Herd vor dem Braten(und wenn's bloß Schweinebauch ist!), denn den kann man nicht Sonnabend vorrichten: sonst vermißt Vater die knusprig«„Schwarte". Nach. Tisch nimmt Vater„mal'n Ooge voll Schlaf", und wenn er auswacht, kommt sofort die freund- liche Aufforderung:„Na, Olle, mach mal Kaffee!"— Schließlich, am späten Nachmittag, geht man vielleicht sogar spazieren, vielleicht sogar„ins Jrüne", und Mutter trägt das Stullenpaket und„wehret den Knaben und lehret die Mädchen"— bis sie von dem Sonntags- vergnügen so genug hat, daß sie schwört:„Nächsten Sonntag bleibe ich lieber zu Hause und flicke und stopf« Strümpfe!"— was sie dann auch oft genug tut, denn„Wochentags kommt man da immer schlecht an".— Schlimmer, viel schlimmer ist es freilich, wenn „Mutter auf Arbeit geht". Dann wartet die Arbeit der ganzen Woche auf sie, und außerdem kommt möglichst jedes Familienmitglied noch mit einem Extrawunsch. Und so leben Tausende von Frauen ohne Feiertag, und viele nehmen das schon als„gottgewollte Abhängigkeit" hin: ihre Mutter hat's ja auch nicht besser gehabt! Und so wird aus einen: frischen Mädel in zehn, fünfzehn Jahren eine„vermickerte" Frau, selbst dann, wenn sie nicht durch Geburten und Fehlgeburten erschöpft wird. Es ist wirklich merkwürdig, daß so wenig« Frauen verstehen. sich ihr„Wochencnd" zu erobern und zu organisieren, selbst heute, wo doch immerhin einige Voraussetzungen dazu gegeben sind! Sehen wir ganz von de» wenigen Glücklichen ab, denen es ihre Wirtschafts. läge möglich macht, an Sonntagen in einem, auch einfachen Gast- haus zu essen: auch im proletarischen Haushalt läßt sich der Frau leicht ein„Wochenend" schaffen— einigen guten Willen der übrigen Familienmitglieder allerdings vorausgesetzt. Verhältnis- mäßig einfach ist es, wenn die Kinder halberwachsen oder mindestens schulpflichtig sind. Dann gehören sie in irgendeine der Wandergruppen, und Mutter ist sie so für den ganzen Tag los. Schlimnier find kleine Kinder. Aber auch hier kann man sich viel erleichtern. Z. B. kann man schon Eineinhalbjährige ganz gut auf Tagesausslüge mitnehmen, Zwieback und Milch genügt als Mahl- zeit auch ungcwärmt! Besonders wenn man nicht stundenlang in irgendeine,« Kafseegarten sitzt, sondern das Kind auf eine Decke ins Gras legt, wird man sehr wenig Arbeit damit haben, und wenn man es bis auf die Windel oder sogar ganz nackt auszieht, dann tut man ihm noch einen besonderen Gefallen und schont die guten Sonntagssachen!— Muß man aber des Wetters oder der Jahres- zeit halber zu Hause bleiben, dann soll der Sonntag wenigstens nicht zur Vermehrung der Arbeit beitragen! Sind Vater und Mutter allein, so muh ja nicht der ganz« Vornüttag„verkocht" werden. Entweder läßt sich schon am Sonnabend ein Mittagbrot, das leicht zu wärmen ist, fertigstellen, oder man macht irgendein einfaches Mittagbrot„aus der Pfanne", das wenig Arbeit verursacht. Damit Vater zu seinem Recht kommt, kann man ihm ja eine» Sonntag im Monat für seine SpezialWünsche einräumen!— Der Abend aber sei frei von jeder Arbeit: und dazu gehört nicht nur das Stopfe» und Flicken. Auch die Kinder gehören rechtzeitig Ins Bett! Die leider noch oft übliche Wirtshcuisszcne Eltern und Kinder beim „Sonntagsvergnügen" hat z» verschwinden! Uebermlldet quärren die Kinder um die verärgerte Mutter herum, Vater unterhält sich mit irgendeinem Kollegen über die neuesten Weltereignisse— und schließlich entschlüpft Muttern beim Nachhauseweg der Stoßseufzer: „Na, der SonMag wäre auch mal glücklich überstanden!" Wenn heut die Arbeiterschaft das frei« Wochenende für sich fordert, so sollten auch die Frauen sich einmal auf ihr Recht be- sinnen. Zm Sozialismus allein kann sich der edelste Trieb im Menschen, die Liebe, voll und ganz enksallen; alle falschen Rücksichten, alle Hemmnisse fallen weg. Mann und Frau stehen sich vollständig gleich gegenüber, ihre Neigung allein entscheidei ihr Ausammenleben, ihr« Che..." August Bebel .