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Tonnie! Call einigen Jahren schämt sich selbst das Adreß-| nehmer Weiland über dem Flickschuster Kolomat. Deshalb buch der Helenenstraße; die Straße ist daraus verschwunden muß die eine acht Monate ins Gefängnis und der andere bara. wir mit einer Zeile erwähnt! wählt in Freiheit Volkspartei oder deutschnational!- Alfred Faust  ( Bremen  ).

Werbearbeit nach dem Wahlfieg.

12 000 Genoffinnen allein in Wien   gewonnen. Wir erhalten aus Wien   folgenden Bericht:

Frauen in Desterreich beginnt sichtbar zu werden. Wir haben nicht Die Wirkung des Frauentages und der Wahlpropaganda auf die nur viele neue Wählerinnen gewonnen, sondern viele von ihnen ver­wandeln sich jetzt, dank einer eifrigen Werbeaktion in Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei.

Als im vorigen Jahr, ehe das Gesetz zur Bekämpfung der Kulturschande! Geschlechtstrantheiten das Berschwinden der Bordellstraßen Defretierte, die sozialdemokratische Bürgerschaftsfraktion die Abschaffung der Helenenstraße forderte, da traten nicht nur Kunden, sondern auch maßgebende Aerzte auf, die die Er­haltung der Helenenstraße unter allen Umständen, auch im Interesse der Stadthygiene, forderten. Das ,, Bremer System", das manchen jungen Mann zum Laster erzog, murde über alles gelobt, als die einwandfreieste Form der staatlich geduldeten Prostitution. Die Helenenstraße besteht aus 25 Häusern mit je drei Wohnungen. Also 75 Wohnungen, bei Vollbesehung Seit dem 24. April, dem Wahltag, wurden in Wien   allein bis 75 Dirnen. Jede Prostituierte hat drei Zimmer mit Küche jetzt mehr als 12000 neue weibliche Mitglieder für die und Bad. Die Straße gehört einem Bauunternehmer schlossen. In der Provinz, wo diese Jahreszeit mit den vielfachen Partei aufgenommen. Damit ist aber die Werbeaktion nicht abge­namens Weiland, der sozusagen der Besizer dieses Unzucht eld- und Gartenarbeiten, die speziell die Frauen in Anspruch betriebes en gros ist. Er ist ein einflußreicher Mann, auf nehmen, nicht günstig ist, geht es zwar langfamer, aber trotzdem dessen Freundschaft und Empfehlung mancher Wert legt, wenn auch ganz merflich vorwärts. Einzelne lofale Organisationen er ihn auch nicht gerade freundlich grüßt ,, Unter den Linden"! im Lande melden 20 bis 30 und mehr neue weibliche Mitglieder an, Sicher wählt Herr Weiland Volkspartei, wenn nicht gar so daß sicherlich bis zum Herbst auch hier ein ganz beträchtliches Er. deutschnational! Sein Geschäft besteht in der Miete. Der gebnis festzustellen fein wird. Es wird in wenigen Monaten ein Staat, der, abgesehen von der ,, Moral", nur als Steuer- Jahr, seit wir in Wien   den Eintritt des hunderttausend. empfänger intereffiert ist, hat nämlich den Prostituierten eine Miete von 4,50 bis 6 mart täglich vorgeschrieben, je nachdem die Etage, Parterre oder erster Stock, ist. Ein von drei Kontrollpersonen bewohntes Haus bringt also jähr lich etwa 5500 m. ein. Die ganze Straße falls die, Sol1136 000 Exemplare zu erhöhen. Diesem Frauenblatt tommt ein gut står fe" erreicht wird eine jährliche Rundfumme von 125 000 Mart. Sehen Sie, das ist ein Geschäft! Das ist ein notleidender Haus befizer!- Außer diesen hohen Summen für Miete müssen die Mädchen- deren Vornamen nur an der Tür steht, wie die Stutennamen in einem Pferdestall! noch die Kosten für die ärztlichen Untersuchungen( zweimal wöchentlich) und für die Bäder ,, verdienen"; sie müssen sich auch eine Aufwartefrau halten.( Ein Kuriosum der Sittsamteif: Diese Aufwartefrau muß laut polizeilicher Vorschrift unbescholten" sein, Dieweil sonst ihre Seele beim Reinemachen des Betriebes Schaden nehmen fönnte! Natürlich kommen dann noch auf Natürlich kommen dann noch auf den Haushaltsplan" der Mädchen die Unkosten für Ver­pflegung und Kleidung.

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Alkoholaus fchant ift offiziell verboten. Aber an­gesichts der hohen Belastung ihres Etats bleibt den aus­cebeuteten Kreaturen nichts anderes übrig, als nach bayerischem Muster- Finanzausgleich durch die Erträgnisse der Biersteuer!! Der Staat muß diese Uebertretung seiner Vorschrift dulden; denn würde er durchgreifen( wie er im Ruppelei" fall Rolomat durchgegriffen hat), dann müßte er bei jeder Kontrolle fämtliche 70 bis 75 Insafsinnen seiner Bordellstraße austauschen und am nächsten Tag die neuen 75 wieder durch neuere ersehen! Dieser Positionswechsel dürfte ihm schwerfallen, denn es besteht eine alte amtliche Vorschrift. daß keine Bremer   Bürgerin Bewohnerin der Helenenstraße werden darf! Civis bremensis sum!! Er fönnte wohl sonst wenn diese Borschrift nicht respektiert würde ein Bremer   Kaufmann riskieren, bei einem Besuch her Helenenstraße feine eigene Tochter oder Kusine zu treffen! Das Ansehen der ehrbaren Kaufmannschaft gestattet tein folches Risiko..., daher die weise Borschrift zugunsten der Auswärtigen!!

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Die Besuchsstatistik natürlich schwankt sie je nach der Konjunktur wird pro Jahr( die Zahl stammt von dem für die Gesundheit der Stadt verantwortlichen Ober­medizinalrat) auf 40 000 gerechnet. Jede Proftituierte im Durchschnitt pro Jahr also 555 Besucher oder 1,5 pro Tag Wer nicht prüde ist, der rechne nun Soll und Haben" eines Kontrollmädchens aus und wage dann noch zu behaupten, daß das Bremer System" nicht human", nicht hygienisch einwandfrei" fei. Kein Wunder, daß die Bremer   Behörden auf ihre Helenenstraße stolzer sind, als andere Großstädte auf ihre Universitäten oder ihre technischen Hochschulen!

Rein Staatsanwalt findet sich aber, der hier mit den Ruppeleiparagraphen dazwischen fährt! Und kein Pastor, der dem Massenfuppler Staat, dem Bauunternehmer mit seinen über hunderttausend Mark Freudenhauszinssteuern oder den 40 000 Besuchern der frommen Helenenstraße das Kleinod Gittsamfeit" beibringt!

Ja, Bauer, das ist ganz etwas anderes: Großfuppler Staat steht doch mit seiner Moral ebenso turmhoch über der Mutter Kolomat, wie der Haus- und Bordell- Großunter­

Bartei feftlich begrüßt haben. Nun ist diese Ziffer weit überholt. en weiblichen Mitgliedes in die Sozialdemokratische Selbstverständlich nimmt unfere obligatorische Beitung Die Frau" denselben Aufstieg. Aber auch unsere wöchentliche Frauenzeitung Die Unzufriedene" vermochte ihre Auflage von 120 000 auf Teil des schönen Wahlresultats in den ländlichen Bezirken zu. Die Genoffinnen, die mit dem Vertrieb dieser Zeitung betraut sind, ließen sich aus den Wählerlisten die weiblichen Wähler heraus schreiben. An diese wurde die Unzufriedene" unentgeltlich durch nie eine fozialdemokratische Zeitung hingelangt ist. Man konnte vier Wochen zugeschickt. Wir erreichten dadurch Orte, wo vordem Feldarbeiterinnen sehen, die Die Unzufriedene" lesend ihr Gespann auf das Feld lenkten.

Eine Beilage Die Romanleserin" wurde ebenfalls zu Propa gandazwecken vor der Wahl eingeführt und die Auswahl des Romanes so getroffen, daß sie auf die indifferenten, noch unter dem Einfluß des Beichtstuhls stehenden Frauen wirken mußte. im Nationalrat drei Genossinnen im Bundesrat; diese An Mandatarinnen haben wir nun außer den sechs Frauen Körperschaft wird aus den Landesparlamenten gewählt und soll eine Art Oberhaus darstellen. Neun Genossinnen gehören den Landes­parlamenten an und sieben Genossinnen dem Wiener Gemeinderat, der zugleich die Funktion des Wiener   Landtages versieht. In den anderen Gemeinden haben am 24. April Neuwahlen nicht statt­gefunden.

einzige Frau in den Nationalrat gewählt haben. Es wird nun unter Bemerkenswert ist, daß die bürgerlichen Parteien keine ben bürgerlichen Frauen eine lebhafte Tätigkeit für die Gründung einer eigenen Frauenpartei entfaltet, um, wie sie meinen, den Frauen bei der Aufstellung von Kandidaten größeren Einfluß zu verschaffen.

Unter den im neugewählten Nationalrat von der sozialdemo fratischen Fraktion eingebrachten Gesetzen und Anträgen befindet ich auch der Gesezesantrag unserer Genoffinnen Popp, Proft usw. Die Grundzüge dieses Antrages gehen dahin, alle Bestimmungen, die über die Aenderung der Stellung der Frau im Familienrecht. ein Vorrecht des Gatten und Baters festlegen, so zu ändern, daß die gleichen Pflichten und Rechte beider Ehegatten gegeneinander beantragt werden und an Stelle des Vater das Eltern. recht treten soll. Auch die Staatsbürgerschaft der Frauen soll eine Aenderung dahingehend erfahren, daß der Frau bei der Eheschließung freizustellen ist, ob sie Ihre bisherige Staatszugehörigkeit beibehalten oder die des Gatten annehmen will, falls er einem anderen Staate angehört

Frauenbewegung nach rückwärts.

Bekanntlich hat vor einigen Wochen das Verbot der katholischen Bischöfe für fatholische Frauen und Mädchen, an dem Frauenturnfeft in Neuburg   a. d. D. teilzunehmen, mit Recht den entrüsteten Pro test der Turnverbände herausgefordert. Alle modern empfindenden Menschen, die ohne Nervenkolit und Schmuz- und Schundkomplere den Anblick einer nadten Wade ertragen fönnen, fand man in einer Front gegen pfäffische Muderei, mit Ausnahme der von Gertrud Bäumer   und Helene Langer herausgegebenen Zeit­schrift Die Frau". Sie ausgerechnet fühlte sich berufen, auch einer anderen Auffassung Raum zu geben". In der betreffenden Zuschrift heißt es klassisch:

Die Abwehr gegen die Bewegung muß schon sehr groß ge­worden sein, wenn es dazu kommen kann, daß sich eine Kirche gegen die Bewegung in der Deffentlichkeit wendet." Bollstrümpfe und turnt nur dort, wo euch fein spähendes Männer­Also Turnerinnen, hüllt euch in feusche Stehkragen und dezente also will es die Klerisei mit samt der sittlichen Frauenzeitung.

auge erblickt

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