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sich auf die Vorführung der kostbaren Hausgeräte beschränkt. Aber die Leiterin der hauswirtschaftlichen Abteilung, Dr. Erna Meyer, faßte ihre Aufgabe mit Recht vornehmlich als einen Dienst an der großen Masse der mittellofen, schwer geplagten Hausfrauen auf. In der Kleinküche, die sie gemeinsam mit Hilde Zimmermann   geschaffen hat, ist ihr etwas schlechthin Mustergültiges gelungen. Transportable Möbel aus ge­wachstem Holz lassen den Reiz einer schönen Maserung er­kennen, und jede Handbreit ist für Schubfächer ausgenugt, deren Bestimmung bis ins Letzte durchdacht ist. Ein Rost zum Abtropfen für das Geschirr ist nach ihren Angaben von der Firma Eschebach, Dresden  , hergestellt worden und macht die Raumbeschränkung leichter tragbar. Endlich hat jetzt auch eine Firma Rockhausen Söhne, Waldheim   i. S., den von ihr feit langem angeregten verstellbaren und der Körperform an­gepaßten Küchenstuhl zu billigem Preis auf den Markt ge­bracht, und man fann nur wünschen daß er rasch die üblichen unbequemen Küchenstühle verdrängt. Ein neues billiges Kochgeschirr aus Silithstahl, das sich besonders zum Braten eignet, ist berufen, die leicht rostenden und schwerer zu reini­genden eifernen Pfannen zu ersetzen.

Kinder, die schon im ersten Jahre sterben, haben die mütterlichen Kräfte vermindert, nur Sorge und Kummer verursacht und oft empfindet die Mutter ihren Tod als eine Erleichterung. vernünftiger Geburtenregelung zeigt Holland  . Bereits seit 1881 Wie start sich die Sterblichkeitsziffer vermindern fann infolge wird dort das Volk in Kliniken und durch Flugschriften über Borbeugungsmaßnahmen aufgeflärt. Dadurch ist die allgemeine Sterblichkeits3iffer und die Säug­lingssterblichkeit auf den tiefsten Stand in Eu ropa gesunten. In 52 Geburtenbeschränkungsfliniken werden jährlich gegen 3000 Frauen beraten. In Amsterdam   üiel die Geburten­rate von 37,1( 1885) auf 23,1( 1912), die Säuglingssterblichkeit in der gleichen Zeit von 203 auf 64 pro Taufend und die allgemeine Sterb lichkeit von 25,1 auf 11,2, während der in Deutschland   1913 ange­stellte Vergleich eine Geburtenrate von 27,5 bei einer Sterblichkeits­

rate von 15 aufwies.

Im Gegensatz zu Deutschland  , wo auch heute die Anpreisung und Ausstellung von Konzeptionsverhütungsmitteln verboten ist, werden sie in Rußland   von den staatlichen Krankenhäusern zwecks Ge burtenregelung verabreicht. In mehreren deutschen   Großstädten, so in Hamburg  , Breslau  , Berlin  , find fürzlich teils von Bereinen, teils Don fommunaler Seite Eheberatungsstellen eingerichtet worden, die die Geburtenkontrolle mit in den Kreis ihrer Beratungen Dieses und noch vieles andere wird in der Kleinküche ziehen. Aber dies ist nur ein bescheidener Anfang. Geburtenrege vorgeführt alles unter dem Gesichtspunkt einer Wert- lung ist in den wohlhabenden Schichten aller Länder stets üblich ge­auslese. Bautätigkeit und Hauswirtschaft werden in gleicher wesen, nur die Unbemittelten waren dazu verurteilt, in ihrer Un­Wetse von ihr Nuzen ziehen.

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Die neue Mutterschaft.

Das Kulturproblem der Geburtenregelung beschäftigt heute die Frauen aller Länder, weil die Folgen der Uebervölkerung und des damit verbundenen Elendes eine Auseinandersetzung mit diefer wichtigen Frage fordert.

Es ist nicht gelungen, den§ 218 abzuschaffen, der die Abtreibung als strafbare Handlung erkennt, weil die bürgerlichen Parteien für feine Aufrechterhaltung stimmten. Dagegen wurde auch von dieser Seite wiederholt betont, daß die Vorbeugungsmaßnahmen den Frauen zugänglich gemacht werden müßten. Denn niemand kann leugnen, daß die Fehlgeburten und somit die Abtreibungen zum größten Teil auf verheiratete Frauen entfallen, die bereits vier oder mehr Kinder haben. So schwer auch die Gesundheit der Frau durch einen ungeschickten Eingriff gefährdet werden kann, so ist doch die Verantwortung, einem neuen, elenden Kinde das Leben zu geben und es ohne ausreichende Ernährung und Kleidung aufwachsen zu fehen, für die Frau eine weit stärkere Belastung als die gesund heitliche Gefahr. Die Frauen müssen daher unbedingt darauf hinge­wiesen werden, in welcher Weise fie die Geburtenzahl beschränken Pönnen.

Regine Deutsch   hat soeben das berühmte Buch der Amerikanerin Margaret Sanger   Die neue Mutterschaft" übersetzt und Adele Schreiber  , zweite Vorsitzende des Weltbundes für Frauenstimmrecht, hat eine Einleitung dazu geschrieben. Wir entnehmen aus dem Borwort, daß selbst eine so vorsichtige konservative Körperschaft, wie das englische Oberhaus, im Frühjahr 1926 eine Ent­fchließung angenommen hat, die die Beseitigung des Aufklärungs­verbotes in sozialen Beratungsstellen fordert. In der Begründung murde betont, daß der Wunsch nach bewußter Geburtenregelung Ausdruck einer erhöhten Achtung für die Heiligkeit des Lebens sei und die Menschen, zur Verantwortung der Fortpflanzung erwacht, ihrer Kinder Lebensmöglichkeit und Lebensfähigkeit gesichert fehen wollten. Auf der anderen Seite zeigt Adele Schreiber  , wie die Brämienverteilung für finderreiche Eltern Frankreichs   dazu führt, daß die förperlich und geistig Minderwertigen die meisten Kinder hätten. Ein Bevölkerungszuwachs, der aber auf Quantität, statt auf Qualität abzielt, kann niemals dem Fortschritt dienen.

Es ist bekannt, daß die Vorkämpferin für die Mutterrechte der Frau, Margaret Sanger  , Gefängnis und Verfolgung erduldet hat, weil sie als Krankenschwester und soziale Fürsorgerin das grenzenlose Elend der finderreichen Mütter nicht mehr mit ansehen konnte und aufklärte, wo immer sich die Möglichkeit dazu bot, trotzdem Auf­flärung über Empfängnisverhütung in Amerika   verboten ist. Eine Monatszeitschrift Die sich befreiende Frau" wurde verboten und eine 1916 eröffnete Klinit, in der sich die Mütter Rat holen konnten, wurde nach zehn Tagen größten Andranges geschlossen. Trogdem das Gesetz auch heute noch nicht offiziell beseitigt ist, arbeiten jetzt Frauen­beratungsstellen unbehelligt auf praktischem Gebiete, fönnen aber natürlich nur als tieine Vorläufer umfassenderer Einrichtungen an­gesehen werden.

Alle, die in der sozialen Arbeit stehen, kennen die erbliche Be­lastung unzähliger Kinder, denen franke oder minderwertige Eltern das Leben gaben, der Staat wird durch diese Lebensuntauglichen start belastet, sie füllen die Fürsorgeanstalten und Gefängnisse, dazu wird Raubbau mit den Kräften der überarbeiteten Mütter getrieben, die mit den Pflichten des Haushaltes, der Kindererziehung, oft noch mit einem Erwerbsberuf belastet, frühzeitig dahinfiechen. Margaret Sanger   spricht von den ungewollten Kindern, die niemals zu der Lebensfreude erwachen können, die dem sehnlichst gewünschten Rinde eigen ist. Die Erfahrung hat bewiesen, daß die Arbeiterin bereits vom dritten oder vierten Kinde an, mitverdienen muß, um überhaupt nur das Notwendigste zu beschaffen. Die unzähligen, lebensschwachen

fenntnis zu verharren.

Margaret Sanger   zeigt die ungeheure Verantwortung, welche die Frauen als entscheidungsberechtigte Staatsbürgerinnen tragen; an ihnen ist es, die Probleme des Lebens in anderer Art zu lösen, als die Männer und zu vermeiden, daß weitere Kriege durch Ueber­völkerung ermöglicht werden. Darum ist die Geburtenregelung Sache der Frau. Je klarer sie diese Aufgabe erkennt, desto mehr wird die Gesellschaft die Mutterschaft achten und die Welt so gestalten, daß Kinder in ihr leben können.

Daß die Bevölkerungszahl bei normalem Wohlstande feinesfalls zu start sinkt, beweist die Geburtenziffer Australiens  , obgleich dort Geburtenregelung üblich ist. China   zeigt dagegen, daß selbst die größte Boltszahl weder Weltgeltung noch Weltmacht verbürgt.

Das hochinteressante Buch Margaret Sangers, das im Sibyllen­verlag zu Dresden   erschienen ist, wird alle Leser zum Nachdenken über die brennende Frage der Bevölkerungspolitik anregen.

L. v. K.

Wie wird Abtreibung bestraft?

Mit Gefängnis und Zuchthaus natürlich! Troß der Milderung der Strafgesetzgebung und der wachsenden Einsicht der Richterschaft, die zunehmend die soziale Bedingtheit des Verbrechens" erkennt und sich, wenn's geht, mit Bewährungsfrist behilft, zeigt die Krimi­nalstatistik eine erschreckende Zunahme der Verurtei lungen wegen Abtreibung. Es wurden dafür bestraft:

im Jahre 1882

.

1890

1900

1910

1914

W

1921

"

1924

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191 Personen

243

411

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760

"

1678

"

4388

"

5629

"

Dr. Siegfried Weinberg weist in der neuen Gene­ration" darauf hin, daß fast nur unbestrafte Personen Opfer des Paragraphen 218 werden. Während sonst bei den Ver­urteilten der Prozentsatz der Vorbestraften fast 30 Prozent beträgt, erreicht er bei Berurteilung wegen Abtreibung nur fast 13 Prozent. Als ausgesprochen verbrecherisch betrachtet man in der Kriminal­wissenschaft jedoch nur mehr als viermal vorbestrafte Bersonen. Unter dieser Voraussetzung ergibt sich das Verhältnis von 7 Prozent zu 1% Prozat. Diese Zahlen bestätigen nur die Ansicht, daß es sich bei Abtreibung nicht um Betätigung einer verbrecherischen Gesin­nung, sondern um einen Verzweiflungsakt handelt.

So grauenhaft hoch angesichts ihrer Ungerechtigkeit die Zahl von über fünfeinhalbtausend Verurteilungen auch ist,- angesichts des wirklichen Umfanges dieses Verbrechens" ist sie gering. Wenn Professor Liepmann, eine der ersten deutschen frauenärztlichen Autoritäten, die Zahl der jährlichen Aborte in Deutschland   auf 500 000 schäßt, von denen 20 000 bis 40 000 jährlich tödlich ver­laufen, so verschwindet dahinter die Zahl der Verurteilungen als ganz unwesentlich. Man erkennt deutlich die verheerende in. direkte Wirkung des Paragraphen 218, der die Aborte. aus dem fauberen Sprechzimmer des Arztes oder dem Operationsjaale der Klinik in die Heimlichkeit und Ünsauberkeit der Kurpfuscherei verbannt. Fünfeinhalbtausend gerichtlich Abgeurteilten stehen Behntausende mit dem Tode Bestrafte und Hunderttausende mit Krankheit und Siechtum Geschlagene gegenüber. So wird heute in Deutschland   die Abtreibung bestraft!

Erleichterte Heiratsformalitäten. Erleichterung der Heirats­formalitäten ist in Frankreich   durch Kammerbeschluß Gefeß ge­worden. Danach kann für Paare, die in freier Ehe gelebt haben, die Eheschließung vollzogen werden, ohne daß das Aufgebot aus­gehängt und veröffentlicht werden muß.