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Streitigkeiten und Auseinandersehungen möglichst beseitigt. Aber| was ist darunter verstanden, daß der Vertrag ein endgültiger" fein soll bei Regelung der Unterhaltspflichten? Bezieht sich das nur auf eine eventuelle gegenseitige Unterhaltspflicht geschiedener Ehegatten gegen einander, die denn doch im Bürgerlichen Gesetzbuch, das die Unterhaltspflicht aufbaut auf den Schuldbegriff, eigentlich feinen Anhalt findet? Oder be­zieht sich dies ,, endgültig", wie nach der weiteren Formulierung des Sazzes anzunehmen ist, auf die Unterhaltspflicht den gemeinsamen Kindern gegenüber? Dann würde eine endgültige" Regelung für die Zukunft eine Aufhebung des§ 1614 BGB. bedeuten, nach dem ein Berzicht auf den Unterhalt für die Zukunft unmöglich, nur für eine bestimmte Frist bemessene Befreiung durch Vorauszahlung zu lässig ist. Die Aufrechterhaltung des§ 1614 würde bei der geplanten Chefcheidungsreform einen Schuß für die Kinder bedeuten in den Fällen, in denen sich bei der Scheidung vertraglich oder nach Entscheidung des Gerichts nur ein Elternteil zur Uebernahme des Unterhalts verpflichtet hat, wenn nachträglich dieser Elternteil leiftungsunfähig wird, der andere durch den Vertrag oder die ge­richtliche Entscheidung Entlastete jedoch in der Lage ist, den Unter­halt zu gewähren. Für solche Fälle dürfte die Bestimmung des § 1614 nicht durch einen ,, endgültigen" Bertrag respettive Gerichts­entscheid aufgehoben werden. Das würde mit anderen Worten heißen: Der geschlossene Vertrag kann eben nicht endgültig sein." Im praktischen Leben könnte sich sonst beispielsweise folgender Fall ereignen: Eine Frau übernimmt bei der Scheidung vertraglich allein die Unterhaltspflicht für die gemeinsamen mehreren Kinder. Sie ist vermögend, sie verliert das Vermögen, erkrankt und wird erwerbsunfähig, fann also den Unterhalt der Kinder nicht mehr bestreiten. Der gut fituierte Vater der Kinder fönnte es, ist aber nicht mehr dazu verpflichtet und freiwillig nicht bereit. Nun muß fein weit weniger gut fituierter Vater, der Großvater der Kinder eintreten, der ja als Verwandter in gerader Linie unter­haltspflichtig ist und durch den Vertrag, der die Unterhaltspflicht der Ehegatten regeln foll, nicht entlastet werden kann. Man sieht, es fann zu Absurditäten des Lebens kommen, die doch zu vermeiden sind. Zu erwägen wäre, ob man nicht bei einer solchen Ehescheidung, die nicht auf dem Schuldprinzip, fondern auf dem reinen Zerrüttungs­prinzip beruht, einen Unterschied machen sollte zwischen finder­losen Gheleuten und solchen mit gemeinsamen Kindern. Im ersten Falle könnte man die Scheidungsformalitäten und-be­dingungen erleichtern, manches vereinfachen, im anderen Falle größere Garantien fordern, breitere Möglichkeiten im In­teresse der Kinder schaffen. Henni Lehmann  .

Wozu die Proletenvilla?!

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Einfamilienhaus oder Etagenwohnung? Haushaltsrationalisierung ist etwas Notwendiges und Wohn­fultur etwas Schönes, aber damit ist noch nicht gesagt, daß alles, was im Zeichen dieser Schlagworte heute von wohlmeinenden Archi­teften gleich ferienweise hingelegt wird, nun auch wirklich diesen idealen Forderungen entspricht. Wir Hausfrauen in den mit Nor mierung, Typisierung und Rationalisierung dreimal begnadeten Neubausiedlungen wissen ein Lied davon zu singen? Eigene schmerz­liche Erfahrungen geben Anlaß, den vielfach etwas überschweng lichen Lobpreifungen moderner Architektenweisheit in dem Leitauf­faß der vorigen Nummer der Frauenstimme" entgegenzutreten. In der Not frißt der Teufel Fliegen und der umhergetriebene Wohnungsucher- das Einfamilienhaus. Wenn der Proteft gegen die Sinnlosigkeit dieser Bauweise drei Treppen innerhalb der Dreizimmerwohnung bisher noch nicht zum Orfan angeschwollen ist und in dieser Manier immer noch lustig weiter­gewurstelt wird, so liegt es wohl hauptsächlich an der Dumpfheit und Urteilslofigkeit der meisten Hausfrauen, denen ein Gott weder Zeit noch Fähigkeit gab, zu sagen, was sie leiden. Bei der ersten Besichtigung läßt sich die Sache sogar recht nett an: man ist stolz auf die Billa   im Kleinen, man fühlt sich angenehm umfächelt von einem leisen Hauch hochherrschaftlichkeit. Teuer erfaufte Illufion! Sollen das Schlaf- und das, Kinderzimmer mit den Betten der Kinder nach oben? Ja, aber die Kinder sind noch flein, sie sollen und wollen ungehinderten Zugang zu ihrem kleinen Reich von draußen her haben und immer ist da die gefährliche Treppe! Beim Baby im Kinderwagen ist es schon ganz unmöglich. Sollen die Kinder unten und die Eltern oben schlafen? Dann sind sie die Nacht über so gut wie allein, und die Mutter hört nicht, wenn eins weint oder erkrankt ist. Oder sollen die Kinder in der Kammer zu ebener Erde und die Eltern in dem einzigen unteren Zimmer fchlafen? Dann müßte man jeden flüchtigen Besuch die Treppe hinaufnötigen und sämtliche Mahlzeiten in die Küche verlegen. Wie man sich auch dreht und mendet die Dispositionsfähigkeit in der unglücklichen Treppenwohnung ist und bleibt begrenzt.

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Bei dem Einzug ergeben sich weitere freudige Ueberraschungen! Das einzige größere Zimmer liegt im ersten Stock und soll Bücher­Ichrank und Klavier aufnehmen. Aber o Schreck! Das Treppen­geländer läßt seine größeren Möbelstücke durch und muß, mehr übel als wohl, abgesägt und hinterher durch Klammern wieder zu

Jammengefügt werden. Jetzt bekommt auch die Freude des Haus. herrn über sein Mietpalais einen argen Stoß! Für die Hausfrau fängt nun das tägliche Martyrium erst an. Nicht allein, daß sie täg­lich oder doch fast täglich drei ganz unproduktive Treppen innerhalb der Wohnung nebst zusätzlichen Fenstern reinigen muß, muß fie die Reinigungsgeräte jeden Tag treppauf treppab schleppen, darunter vielleicht sogar den schweren Staubsauger, denn sie ist doch eine mo derne, rationalisierungsbestrebte Hausfrau! Es tut ihr nur leid, daß ihr Portemonnaie nicht dazu reicht, den durch die Bauweise beding ten Rationalisierungshöhepunkt zu erffimmen: für jede Etage einen Staubsauger! An die drei Duhend mal am Tage jagt sie die Treppe hinauf und hinunter in unfreiwilliger Mensendieckerei, und doch will es nicht gelingen, alle Gegenstände, die nach oben gehören und unten gebraucht worden sind und umgekehrt, an Ort und Stelle zu bringen. Erfahrungsgemäß bilden sich dann am unteren und oberen Treppenende ganze Ordnungshäuschen" solcher Transportgüter, die fie dann bei Gelegenheit mitnimmt. Man sieht, das Einfamilien­haus fordert denkende Hausfrauen", aber ist dieses ewige Nach Denten: Habe ich auch nichts vergessen?" nicht im höchsten Grade unproduktiv und zermürbend? Und dazu kommen dann die Angst. träume junger Mütter, die immer wieder ihr frabbelndes oder wackelndes Kleines die schmale Stiege, die fich in der Windung nach innen zur Hühnerleiter verengt, hinunterstürzen sehen. Ewige Angst und Besorgnis den ganzen Tag über ist die Folge und auch nur allzu angebracht! Geradezu fatastrophal aber wird die Sache bei Erkrankung eines Familienmitgliedes, dessen Bett im Oberge schoß steht. Warme Umschläge und Essen bringen, die ganze Krankenpflege spielt fich treppauf treppab ab, und trotzdem ist der Kranke dauernd allein. Hinzu kommt noch, daß die Treppen so schmal sind, daß man ein vernünftiges Tablett nur sehr schwer hinauftransportieren fann.

Unendlich viel ließe sich gegen das Einfamilienhaus sagen- aber was spricht eigentlich dafür? Nur das ganz und gar bür gerliche und unsozialistische Ideal der Isolierung, des Für- fich allein- sein- Wollens", das im Grunde doch nicht erfüllt wird. In dem erwähnten Aufsatz wird fühn behauptet, der Architekt sei ,, voller Verständnis vor allem für die Tatsache, daß das Haus die Arbeits­ſtätte ist" und er schon bei der Anlage des Hauses darauf Rück­ficht nehmen muß, wenn nicht ein gedankenloser Raubbau an der Frauenfraft getrieben werden soll". Uns scheint, daß ein solcher Raubbau" schon in der Anlage" des Einfamilienhauses vollauf ge­geben ist, der sich in Zeiten der Schwangerschaft und Krankheit der Frau ins Qualvolle steigert und demçegenüber es ziemlich gleich­gültig ist, wie ein Küchenstuhl geformt und wo die Wasserleitung in der Küche angebracht ist.

Der Ausdruck, das Ideal des Einfamilienhauses für die Ar­beiterfamilie" ist ein Widerspruch in sich, weil eine Hausform, die auf Individualismus, Wohlhabenheit, Unterstützung durch häusliche Hilfskräfte und mechanische Erleichterungen wie Speisenauszug und dergleichen beruht, gar nicht das Ideal für die Arbeiterfamilie sein fann. Unser Ziel, die follettive Bauweise, liegt noch in unerreich barer Ferne, aber wir haben weder als Hausfrauen, noch als So­zialisten Veranlassung, eine Bauweise zu pflegen, die auf Kosten der Frauenkraft einen ganz überlebten und unzeitgemäßen Indi­vidualismus fünstlich tonserviert. Hedwig Schwarz.

Ein Waschtag im neuen Wien  .

Von allen Arbeitstagen einer Hausfrau ist der Waschtag der schwerste. Es wird deshalb viele unserer Leserinnen intereffieren, in welcher Form sich solch ein Waschtag in den modernen Häusern abspielt, welche unsere Wiener   Genossen erbaut haben.

Im Erdgeschoß eines der den Gartenhof umgebenden Gebäudes befindet sich eine riesengroße Halle, in welcher modernste Wäscherei­maschinen in solcher Anzahl aufgestellt sind, daß 44 Frauen am Bor mittag und ebenso viele am Nachmittag die Wäsche ihres Haushalts waschen können. Für jede Frau ist zunächst ein Borwasch­bottich mit fließendem talten und warmen Wasser vorhanden. Morgens um 8 Uhr tommen aus dem Baublock, welcher insgesamt 1200 Wohnungen umfaßt, 44 Frauen durch das große zweiflügige Tor, um ihren Stand vor diesem Vorwaschbottich einzunehmen. Die Wäsche kommt von dort in elektrisch betriebene Waschmaschinen und wird unter Zusatz von Persil oder dergleichen gewaschen. Ein­3eine Stücke werden darauf nochmals mit der Hand nachgewaschen und kommen nun in die 3entrifuge, welche bei etwa 300) Um­drehungen in der Minute 80 Proz. des Wassers aus der Wäsche ent­fernt. Hiernach tritt die Dampfmangel in Tätigkeit und endlich tommt die Wäsche zum Trocknen in die Kulissentroden­apparate, von denen für jede Hausfrau eine Kabine vorhanden ist. Bereits nach 20 Minuten fann die Wäsche herausgenommen und nunmehr die glatten Stücke auf einer elektrischen Rolle schrankfertig gerollt werden.

Mittlerweile ist es 11,30 Uhr geworden und die Frauen verlassen ihre Arbeitsplätze, um das Mittagessen zu fochen und haben nun am Nachmittag weiter nichts zu tun, als in den Blättkammern im oberen Stockwert, in welchem die entsprechende Anzahl Blättbretter mit Glasplätten aufgestellt sind, jene Stücke schrankfertig zu plätten, welche unter der Rolle nicht behandelt werden können. Die Haus­frau benötigt also im großen ganzen ohne diefes letzte Blättgeschäft für ihre große Wäsche von vier Wochen für etwa vier bis fünf Bersonen einen Zeitraum von Stunden, während sie sonst für dieselbe große Wäsche ganze Tage verwenden mußte.