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Nochmals die Profetenvilla.

Individualismus und Sozialismus.

Die in Nr. 19 veröffentlichte Kritik an dem Ein­familienhaus hat uns lebhaft zustimmende und ab­lehnende Zuschriften eingebracht. Wir bringen heute aus dem Schreiben des Genossen X. Ramrowsti Argumente für das Einfamilienhaus.

Die Wohnweise in der großstädtischen Mietsfaserne mit ihren mannigfachen Schattenseiten, namentlich in gesundheitlicher Be ziehung, föfte in der Großstadtbevölkerung ganz zwangläufig das Berlangen nach dem Einfamilienhaus aus. Das Einfamilienhaus mitten im Garten war, ist und bleibt die natürliche Wohnweise des Menschen. Die uralte Weisheit: Sonne ist Leben" hat die Werbe­traft für das Einfamilienhaus start begünstigt, zumal die Ziffern über die Wohnungsdichte der Berliner   Bevölkerung eine gar zu deutliche Sprache führen. Nun nimmt zu dem Einfamilienhaus das Wort eine Frau( Genoffin Hedwig Schwarz) und läßt an dem Einfamilienhaus, bildlich gesprochen, fein gutes Haar. Die ange­führten Argumente tönnen die schärfften Gegner des Einfamilien­hauses nicht beffer vortragen, ich fürchte sogar, daß sie daraus noch Waffen für ihr Arsenal entnehmen werden.

Es soll mir fern liegen, alles, was die Architekten bauen, un­besehen als passend, praktisch, wirtschaftlich anzusprechen. Auch soll zugegeben werden, daß es fatal ist, wenn alte, liebgewordene Möbel­stücke nicht gut oder gar nicht plaziert werden können, oder wenn etwas steile Treppen Gefahren für fleine Kinder im Gefolge haben tönnen. Aber solche Dinge können doch nicht ernstlich gegen eine den gesundheitlichen Bedürfnissen entgegenkommende Wohn­tulbur ins Feld geführt werden. Ebensowenig in allem Ernst die Treppen nach dem Keller, zum 1. Stock oder gar dem Boden. Der Mietstasernenbewohner wird ja meist zu noch ganz anderem Treppensteigen, zu unfreiwilliger Mensendickerei", gezwungen. Freilich ist eine geräumige Wohnung, ganz zu ebener Erde gelegen, in den vielen Fällen das angenehmere. Des Lebens ungetrübte Freude wird eben teinem Sterblichen zuteil, auch nicht in Ein­familienhäusern ohne jedwede Treppe. Wichtiger wäre der Ein­wand bezüglich der Umständlichkeiten in Krantheitsfällen. Ja, bietet etwa die Wohnung in der Mietstaserne darin größere Vorzüge? Ist da nicht gerade dem Kranten mit Alleinsein, also ungestörter Ruhe, am besten gedient, was vielfach in den zusammenhängenden Räumen der Mietstafernenwohnung gar nicht möglich zu machen ist. Wo im Hause Krante zu pflegen sind, wird der Hausfrau immer eine neue Last zu ihren sonstigen Haushaltspflichten aufgebürdet, aber damit läßt sich doch nicht eine neufichanbahnende Wohnweise oder Wohnkultur ablehnen.

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Ein ernstes Wort noch zu der Förderung des Individualismus burch das Einfamilienhaus. Genoffin Schwarz nennt das Für- fich allein- fein- Wollen" unsozialistisch, bürgerlich und ge langt zu dem Schluß: die proletarische Frau müsse eine Hausform, die auf Individualismus, Wohlhabenheit und dergleichen mehr ab­gestimmt ist, ablehnen. Sie sagt mit aller Entschiedenheit ferner; Unser Ziel, die tollektive Bauweise, liegt noch in unerreichbarer Ferne, aber wir haben weder als Hausfrauen, noch als Sozialisten Beranlassung, eine Bauweise zu pflegen, die auf Kosten der Frauen traft einen ganz überlebten und unzeitgemäßen Individualismus tünstlich konserviert." Diese Logit führt zu überlebten Zuständen, fucht sie zu verewigen, unter denen gerade die schaffenden Menschen der Großstadt am schwersten leiden. Liegt die tollettive Bauweise in unerreichbarer Ferne, bleibt nur übrig die alte überlebte licht. und luftlose Mietstaserne, wenn das Einfamilienhaus als un­fozialistisch abzulehnen ist. Aber die Behauptung über den Indivi­dualismus, das Für- sich- allein- fein- Wollen", bedarf einer Rorret­tur. Die Erwerbsverhältnisse zwingen die Familienmitglieder, fofern mehrere zum Lebensunterhalt beitragen und wie häufig ist das der Fall in die allerverschiedensten Arbeitsstätten mit den aller verschiedensten Arbeitszeiten. Eine Wohnung mit mehreren Räumen entspricht in solchem Falle heute beffer den rein praftischen Bedürf nissen als eine Wohnung mit nur wenigen Räumen, wo der eine von der Arbeit zurückkehrt, der andere sich zur selben Zeit zur Arbeit rüftet und beide, auf den gleichen Raum angewiesen, sich gegenseitig behelligen müssen. Das sogenannte Berliner Zimmer  " bietet den besten Beweis, wie eine Wohnung nicht beschaffen sein soll und wäre die kollektive Wohnweise ein geeignetes Mittel, den Individualismus auszurotten, wahrlich, es müßte das überaus enge Zusammenwohnen der Menschen den Individualismus bereits mit Stumpf und Stil ausgerottet haben. Aber fast ist das gerade Gegenteil der Fall. Auch der eingefleischte Kommunist läßt sich ganz vom Individualis mus" leiten, wenn er einmal als Kleingärtner ein Stückchen Land bearbeitet und wird es als einen Eingriff in seine Frei heit ansehen, wenn ihm verwehrt werden sollte, fein Gärtchen einzuzäunen, bauen, pflanzen, mit einem Wort gesagt, nicht wirt­schaften fönnte nach Belieben. Das ist auch kein Widerspruch mit seiner Theorie. Zwischen privattapitalistischem und naturrechtlich­persönlichem Individualismus besteht ein himmelweiter Unterschied.

Gefahren der modernen Frauenkleidung.

Der Leiter der großen Lungenheilstätten in Milwaukee  , Prof. Dearholt, schreibt in amerikanischen   Blättern, daß die heutige Frauenkleidung, die dem Körper einen viel zu geringen Schutz gegen die wechselnden Witterungseinflüsse bietet, ein außerordentlich

starkes Anwachsender Tubertufofeertranfungen zur Folge gehabt. Zum ersten Male seit Bestehen der Lungenheilstätten, nicht nur in Milwaukee   allein, sondern im ganzen Staate Wisconsin  seien die dortigen zwanzig Sanatorien mit weiblichen Lungenkranken überfüllt, und eine nahezu gleiche Anzahl habe wegen Mangel an Raum abgewiesen werden müssen. Zumeist seien die Kranken junge Mädchen im Alter von fünfzehn bis fünfundzwanzig Jahren, die durch das Tragen gar zu leichter Kleidung und durch ständiges Frei halten ihres Halses ihre Gesundheit dauernd erschüttert hätten. An gesichts dieser bedenklichen Erscheinung meint Dearholt, daß im Interesse der heranwachsenden weiblichen Jugend eine Reform der weiblichen Kleidung dringend geboten sei. Dies sei um so mehr der Fall, als die jungen Mädchen von heute durch das gesellschaftliche Leben unserer Zeit mit seinen Sport- und Tanzvergnügungen weit mehr einer Erhizung und darauffolgenden Erkältung ausgefeßt feien als früher.

Aus der Geschichte der Frauenkleidung.

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Die landläufige Auffassung, daß die Frauenkleider noch nie so knapp und furz und aus so zarten Stoffen gefertigt gewesen seien wie in unserer Zeit, ist unzutreffend. In der Zeit des französischen  Direktoriums, also am Schluß der französischen   Revolution, erstand eine Gesellschaft, die sich mehr als früher in den Salons traf. Die Frau wurde auf den Thron erhoben den Thron der Liebess göttin Benus, und seitdem herrschte sie losgebunden von aller Rück sicht auf ehemalige Anstandsvorschriften. Alles war darauf an gelegt, das sinnliche Verlangen zu wecken. Damals wurden die effentlichen Bälle Mode, und dort erschienen zum erstenmal die frei wallenden griechischen Tuniken. Zum erstenmale tauchten hier auch die sogenannten Merveilleusen und Nymphen auf, junge Frauen, die in lange, durchscheinende Gewänder gekleidet waren und die Arme nadt und die Brüste frei trugen. Ende des Jahres 1795 schreiben die Modenzeitungen den Frauen vor: feine Unterröde, ein Kleid aus feinstem Leinenstoff, das nur nach vorwärts wenige Falten wirft, tief ausgeschnitten, unmittelbar unter dem Busen hoch aufgegürtet, rückwärts gegen die Schultern ſtart zusammengezogen, im Rüden rund und schmal ausgeschnitten, furze, gefütterte Aermel. Das Bild der Madame Récamier von François Pascal Gérard  läßt deutlich erkennen, wie die vornehmen Damen gekleidet waren. Hauchdünne Stoffe wurden getragen und der Oberkörper blieb reich­lich frei. Man suchte auf diese Weise dem griechischen Altertum nachzueifern, indem man das Kleid den Körperformen anpaßte, das sich ganz frei um den gar nicht geschnürten Körper legen ließ.

Aber diese Kleidung weicht unter den Einflüssen des nördlichen Klimas sehr schnell, wie ja auch heute die Aerzte beginnen, sich gegen die für unser Klima zu leichte Kleidung einzusehen. Das Grundprinzip der damals gewählten Frauenkleidung, die sich an das griechische Vorbild anlehnte, war gesunde Weite und harmonische Ausgestaltung im Stoff, aber zweifellos herrschte auch das Bestreben vor, durch die sehr sichtbar gemachten Reize des Frauenförpers den Mann anzulocken. Das zeigte sich auch in dem getragenen Schmud. Zehen-, Fuß- und Armringe waren sehr beliebt und setzten natürlich eine starte Entblößung, vor allem der Arme, voraus. Das Kleid wurde lang herabwallend getragen, weil es ja sonst nicht möglich gewesen wäre, es in weiten Falten sich ausladen zu lassen. Aber wenn auch unsere heutige Mode der Frauenkleidung vieles mit der Belt des Direktoriums und des Empire gemein hat, so unterscheidet sie sich doch von jener Zeit durch die Enge und Kürze der Kleider. Es will faft scheinen, als ob in dieser Hinsicht das altgriechische Vorbild erneuert worden sei. Wenn auch die Spartanerinnen zum Tanz und Wettstreit völlig unbefleidet gingen, jo trugen doch im übrigen Griechenland   die Frauen bei solchen Veranstaltungen ein furzes, hemdartiges Gewand. Manche Formen unserer heutigen Frauenkleidung legen geradezu zwingend den Bergleich mit diesem griechischen Frauensporthemd nahe, wie es uns von antifen Statuen bekannt ist.

Fürsorgefchwestern bei der Deutschen Reichspost. Bei ver schiedenen größeren Verkehrsämtern Berlins   hat die Deutsche   Reichs­poft feit einiger Zeit Fürsorgefchwestern anerkannt.

Kindermund.

Ruths Aufsätze.

Ruth ist außerordentlich produttiv in unfreiwilligem Humor, besonders in ihren Auffäßen. Sie ist ein braves, fleißiges Dummchen, die ehrgeizige Mama will sie absolut auf der höheren Schule" halten und sieht darum die Arbeiten meist durch. Unforrigierte Arbeiten Ruths aber sehen so aus:

Das Gewitter.

Das Gewitter ist eine Naturerscheinung, die wir nicht vermeiden können. Nach dem Gewitter ist immer eine andere Luft. Wenn es blißt, dann gibt es einen ordentlichen Knall, und dann fühlt sich jeder Mann erleichtert...

Das Opfer Abrahams  .

und darauf wollte Abraham   seinen lieben Sohn opfern. Wie er aber schon losschneiden wollte, sah er mit einem Mal einen Witwer, der hatte sich mit seinen Hörnern im Gesträuch ver­wickelt....