Einzelbild herunterladen
 
  

tark and s

Die Erzieherin Balzacs.

H

Herz, mein Herz hat erst eine einzige Frau der Welt gekannt, die Frau der Widmung: Et nunc et semper( jezt und immer), Dilecta ist aus dieses Dichters Wert nicht wegzudenten; sie ist nicht Ein Zwanzigjähriger, voll phantafiereicher Borstellung und dunt. nur in Le Lys dans la Yallée; in vielen Frauengestalten seines ler Ahnungen von der Gewalt der Liebe, findet eines Tages in einer Vierzigjährigen die Freundin. Alle Qualen einsam verbrach späteren Werkes sind Einzelzüge, die an die hingebende und fluge Unermeßlich ging das Saat ter Jahre, alle Hoffnungen künftigen Glücks und aller Jubel einer Freundin seiner Jugend erinnern. spendereichen Gegenwart, die unerlöst in ihm gestaut waren, brechen forn auf, dessen Pflege Balzac   seiner Dilecta zu dankn hat. Sie nun auf einmal hervor: ein Sturzbach von Klagen, Bitternissen, hütete die jungen Knospen am Lebensbaum des Dichters, erntete Zukunftsträumen, Liebessehnsucht braust über die Geliebte hin. Sie die ersten Früchte, die in ihrem nährenden Lichte reiften. Sie war für ihn die Erfüllung jenes Traumes, an dem Michelangelo  , Shale. aber fängt die Fluten auf; ratend und helfend lenkt sie ihn in ein Strombett, damit die aufgespeicherten Energien nicht länger inspeare, Flaubert   litten, da ihnen im Weibe nie die große Einheit von Geist, Körper und Seele entgegenkam, die die Phantasie ver. ipricht. Unerbittliche Ironie des Schicksals: jene andere Frau, die in

Leere strömen.

Diefer Zwanzigjährige, ein dumpfer, trafiftrotzender Unbefann ter, war Balzac  , und die Frau, die ihm ein seltsames Geschick Frau von Berny vereinigte in sich alle jene Eigenschaften, die bei einer Frau erst im Mittag des Lebens zur vollen Entfaltung und Reife tommen; jene große Kameradschaftlichkeit, die nicht mehr Eifersucht und Eitelkeit fennt, eine Hilfsbereitschaft, die über den Tag und seine materiellen Notwendigkeiten hinausreicht. Sie war reich genug, ein Verhältnis zu tragen, das die große Dreieinigteit von Liebe, Mütterlichkeit und Freundschaft in sich barg; Gaben, die Balzac   bereicherten und die ihm, wie jedem schöpferischen Menschen, zur vollen und freien Entfaltung verhalfen; Gaben, die ein junges Mädchen niemals zu geben hat.

an die Seite gab, Madame de Berny.

Spürt man den Wegen im Dasein genialer Naturen nach, so find sie interessanter als ber fühnfte Roman, denn der Tag, in dem fie leben und die Kette der Lage, die sich aus ihnen aneinander. reihen, find gelebte Gestalt: erfüllter mit Blut und Atem als das Wert, das sie je schufen und schaffen. Und so ist jener Lebensab­schnitt aus dem Dasein Balzacs, den er gemeinsam mit Frau de Berny verbrachte, der gewaltigste Roman, den das Leben diesem titanijchen Romancier schrieb. Enttäuscht durch den Mißerfolg feiner Cromwell- Tragödie, von deren Erfolg sich Balzac   Ruhm und Geld versprochen hatte, findet er Frau von Berny, die Gattin eines fast erblindeten Mannes und Mutter von neun Kindern. Sie handelt mit Hafer, Kleie, Getreide und Biehfutter, weil sie nach 40 Jahre währendem Rachdenten gemerkt hat, daß Geld alles ist". Diese Frau, die ohne Freude neben einem tranten, nörgelnden Manne hinlebt, hatte vom Vater her, einem deutschen Musiker aus Wezlar, Künstlerblut in sich; ihrem Stiefvater, einem Chevalier bes Jarjanes, verbantte sie die Kindheitserinnerungen vom Hoje zu Ver. failles; fie erlebte die Revolution, den fehlgeschlagenen Versuch der Befreiung Marie Antoinettes  , ihre Hinrichtung: hatte das ganze Milieu und seine Sitten in sich aufgenommen. Mit 16 Jahren wurde sie an einen fleinen Adeligen verheiratet, gebar ihm Kinder, half ihm die Geschäfte führen, um fie später nach seiner Erblindung allein und selbständig weiterzutreiben. Diese Frau, die dem Dichter Ansporn. Helferin, Mutter, Geliebte und vielleicht auch literarische Mitarbeiterin war fie gehörte ihrer Bildung und geistigen Ein­stellung nach bem Ausgang des 18. Jahrhunderts an, diesem Jahr. hundert der Kulmination und des Austlangs vieler Kulturen.

-

Man braucht nicht zu fragen, was diese Frau antrieb, sich bis zum letzten für Balzac   zu opfern: ihre Rongenialität ließ sie das Gigantische seiner Persönlichkeit über alle Mängel seiner irdischen Menschlichkeit hinaus erkennen. Der Dichter fonnte seine Freundin nicht enttäuschen; sie hat in seine verwirrten Geldgeschäfte einge griffen, sie hat bei seinem Ruin als Verleger einen großen Teif ihres Vermögens zugesetzt, fie hat ihm wie ein fleines Mädchen seine vernachlässigten Geschäftsbücher zu ordnen versucht, sie hat die Bere schwendung und die Gier dieses Maßlofen begriffen. Wie gleich­gültig ist es, daß diese Frau ein Bierteljahrhundert älter war als der junge Dichter. Sie war für Balzac   die große Dame, die Frau, deren Lebensansichten und Erfahrungen ihm, dem ungefügen Bur schen aus einem Kleinbürgermilieu, die Existenz einer anderen Welt vermittelte. Ihr verdankte Balzac  , daß sein Kunstgeschmack sich verfeinerte, fie lehrte dem weltfremben, der Gesellschaft abgewandten Menschen die Formen des guten Tons, sie schuf aus ihm den Schrift steller, der in den Adelskreisen von Saint Germain heimisch wurde. Aber diese Frau hat noch Größeres an dem um den Erfolg Ringen­den gewirkt; sie hat schon in den folportagehaften Jugendwerten, die der spätere Balzac   verleugnete, die große Begabung erraten und den Dichter gelehrt. Die Spreu vom Weizen zu sondern; fie gab ihm, vielleicht, ohne daß Balzac   solche Pädagogit bewußt empfand, eine subtile, geistige Erziehung: sie zog ihn in die Sphäre von im ponderabiler Kultur, die in ihrer Gesamtheit erst den geistig ver feinerten Menschen ausmacht. Frau de Berny besaß die leẞte, ins Schöpferische Strebende Begabung, eine geniale Rezeptivität, die nur wenigen Frauen vorbehalten ist. Sie erreichte, was fein Lehrer vollbringen fann: aus einem Menschen die letzten schöpferischen Fähigkeiten zu loden. Verborgene in positive Energie zu wandeln.

Kleine Seelen mögen lächeln, daß Frau de Berny schon Groß, mutter war, als Balzac   sie fennen lernte: ihm war sie Dilecta", die Geliebte, Mutter und Helferin. Ihr Name umschloß für ihn seine Arbeit, die ersten Erfolge, seinen Eintritt in die Gesellschaft; mit ihr war sein ganzes Leben unlöslich verknüpft und als die immer mehr Alternde fühlte, daß andere Frauen für den Freund Erlebnis wurden, ba gab sie ihn frei und verlor den Dichter auch jekt und später nicht, weil sie ihn niemals gehalten, gebunden, ge­fesselt hatte Und als die Fremde" in Balzacs Leben wie ein Seraph auftaucht, als seine ganze Phantasie zu der Unbekannten hindrängte, da gestand er dieser in anbetenden Briefen: Mein

-

Balzacs Leben eine bedeutende Rolle spielen sollte, die Fremde Frau v. Hanska, war ihm nur so lange bis zur Erschütterung lebendig und die spätere Ehe sind wie eine graufige Tragikomödie. Ewig als er sie nicht persönlich kannte. Ihre erste Begegnung lebt Dilecta in der Glorie der Dichtung Balzacs. Kurt Offenburg.

Die erste deutsche Redakteurin.

Am 1. Oftober 1917, also vor zehn Jahren, wurde zum ersten Male in Deutschland   eine Frau, Fräulein Edith Wolff  , als politische Redakteurin an einer Tageszeitung fest angestellt, Fräulein Wolff hatte ihre Lehrjahre an der demokratischen Zeitung ven Ludwigshafen   absolviert. Seit einer Reihe von Jahren ist sie Redakteurin am Berliner Börsen- Courier". Es ist uns nicht bekannt, ob es heute noch andere Redakteurinnen an deutschen Tageszeitungen gibt. Auf jeden Fall war sie die erste und verdient deshalb so wenig die Bezeichnung zu dem zierlichen Figürchen paffen mag zu den Pionieren der weiblichen Berufstätigen ge rechnet zu werden.

-

-

Die Dame.

Zur Ausstellung in der Funkhalle. Wir sind die Creme der Elite, Die mondane Hautevolee, Wir sind die erlesenste Blüte Am Baume der Menschheitsidee, Wir schreiten, umwogt und umschmeichelt, Durch Meere von Schimmer und Duft, Uns fächelt und föhnt und streichelt Warmwohlige Treibhausluft.

Schwer wallen Samt und Damafle, Es rieselt in Spizen und Tüll, Der Fächer, der Stift und die Quafte, Das Täschchen- und Fläschchenidyll, Der Bembergstrumpf im Brokatschuh, Am Nacken blizender Stein Da gehört schon ein Mordsapparat zu, Eine richtige Dame zu sein!

-

Die schwerste von unseren Sorgen: Wie trägt man, wie pflegt mt.a sich morgen? Das wüßten wir Damen so gern! Wir Armen haben ja leider Kur siebenundvierzig Kleider Und die Hälfte ist nicht mehr modern!

1

So schaut man in Riesenreklame Die Dame, die Dame, die Damel­Die Dame auf Reisen,

Die Dame im Bett,

Die Dame beim Speisen Und auf dem Klosett, Die Dame beim Baden, Die Dame am Strand, Die Dame im Laden, Die Dame bei Kant  , Die Dame am Motor Und fühn als Pilot, Am Toto, am Rotor, Lebendig und tot.-

Für Morgen, Mittag, Abend, Nacht Sat sie sich zurechtgemacht, Bon der Wiege bis zur Gruft, Enzig wichtig ist die Kluft, Bei der Hochzeit, bei der Scheidung Ist und bleibt der Clou die Kleidung. Auch zum Nichtstun braucht's Genie! Hoppfa, die leben! Na und wie!

Diehebe