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Das Problem der Ehe.

Die Meinung eines Ehemannes.

Was ist für den Sozialisten die Ehe?" wird gefragt. Dazu haben auch wir Männer etwas zu sagen: Die Bartel ist für uns Bebenszwed; mer von uns hätte der Partei das geben können, wenn nicht auch unfere Frauen mit uns entbehrt und geduldet hätten. Benn übertange Arbeitszeit, farger Lohn, vielleicht auch noch Krankheit oder sonstige Schicksalsschläge hinzukommen, dann ist die Innige Seelenverbundenheit" ein sehr magerer Trost. Bebel   hat in feinem Buche: Die Frau und der Sozialismus" ble Lage der belden Ehegatten fo geschildert: und selbst für bie Ehen, für die niedrige oder egoistische Motive nicht maßgebend maren, bringt die rauhe Wirklichkeit so viel Störendes und Auflösendes, daß nur in seltenen Fällen die Hoffnungen er­füllt werden, welche die Eheschließenden in ihrem Enthusiasmus erwarteten."

Um einmal aus der Schule" zu plaudern: Gerade an den Tagen, an denen in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis eine Intime Familienfeier stattfindet, habe ich oft etwas vor". Wichtige Bartei- oder sonstige Beranstaltungen hindern auch mich, wie viele andere Parteigenoffen, mit meiner Familie gemeinsam zusammen fein. Ja, ich erinnere mich sogar folgenden Borgangs, der heute 21 Jahre zurückliegt: meine Frau lag im Wochenbett, der Zuwachs wurde stündlich erwartet; als ich gegen sechs Uhr abends mein Hein betrat, war das Ereignis noch nicht eingetreten. Nun hatte ich an Mesem Abend gerade eine wichtige gewerkschaftliche Funktion aus­auüben, bei der es sich um die Existenz von etwa 1200 Kolleginnen und Kollegen handelte. Meine Frau bat, doch an diefem Abend wenigstens zu Hause zu bleiben, allein, ich durfte nicht, und so mußte Ich ste in diefer schwersten Stunde allein lassen und fam in später Stunde heim, als bereits alles vorüber war. Eine aufgeflärte Frau, Me folche Opfer in die Ehe bringt, hat Anspruch darauf, geachtet und geehrt zu werden, selbst dann, wenn Zerwürfnisse sich einstellen, die belde Telle für eine Fessel halten. Wenn aber viele Arbeiter in ihrer Frau nicht die Mitstreiterin haben, die fle verlangen müßten, tragen fle vielleicht selbst die Hauptschuld, weil sie die Pflichten eines Sozialisten wohl außerhalb des eigenen Heims prebigen, fie aber dort nicht erfüllen. gladly G. F.

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Um dauerndes Eheglück.

Bu ber Darstellung eines Chekonfliktes sind eine große Reihe von Zufahriften mit ganz entgegengesezten Standpuntien bei der Rebattion eingegangen. Mehr von ihnen auch nur auszugsweise au veröffentlichen, ist leider nicht möglich. Die nachstehenden Aus führungen berücksichtigen fie.

Ein Ehekonflikt hatte sich daraus ergeben, daß ein verheirateter Mann, deffen Ehe finderlos und innerlich zerrüttet war, feit vielen Jahren ein illegales Verhältnis eingegangen war, dem mehrere Rinder entsproffen. Die Darstellung dieses Falles und die Andeu­tung einer für die Ehefrau in diesem Fall fid) ergebenden Schluß­folgerung, haben einen so lebhaften Meinungsaustausch hervorge­rufen, daß es geboten erscheint, dieses Problem noch einmal aus­führlicher zu behandeln.

Bon den Verfassern und Verfasserinnen einiger Zuschriften, die ficherlich im Fraueninteresse zu schreiben vermeinten, wird zu wenig bebacht, daß es fich auf der anderen Seite ja nicht nur um den Mann handelt, sondern auch um eine Frau; dazu um eine Frau, die soziale Laft und gesellschaftliche Aechtung mehrfacher, un­ehellcher Mutterschaft zu tragen hat, also wohl mindestens so fehr wie eine finderlofe Ehefrau des Schuges und der Hilfe bedarf. Wenn wir nicht formalistisch, sondern rein menschlich denken, müssen wir anerkennen, daß hier Mann, Frau und Kinder eine Familiengemeinschaft darstellten, die gerade zum Schußze von Frau und Kindern unbehindert auch in der äußeren Zusammen­gehörigkeit zum Ausdruck gebracht werden müßte.

Aber selbst wenn wir von diesem Sonder fall abfehen, von dem aunächst allein die Rede war, und die allgemeine Frage der Buneigung zu einer dritten Person ins Auge faffen, sehen wir eine Welt von Fragen fich auftun. Die ist nicht einfach mit littlicher Entrüftung oder starrem Baragraphenzwang zu erledigen. Selbst verständlich ist von einem verantwortungsbewußten Menschen eine ernstliche Selbstprüfung vor einem so schwerwiegenden Entschluß zu fordern. Ebenso muß eine wirtschaftliche Sicherstellung erfolgen. Und man barf nicht vergessen, daß dasselbe Recht auf Trennung jeder Frau zusteht, die in einer anderen Berbindung nach sher Cheenttäuschung reineres Glück zu finden hofft.

Nun fäßt sich aber nicht leugnen, daß diefes Problem in der Bragis überwiegend das Problem der alternden Ehe frau ist, und zwar nicht nur in proletarischen, sondern nach einer Meußerung Gertrud Bäumers in einem der letzten Hefte der Frau" auch in bürgerlichen Kreisen. Wo liegen die Ursachen für diese Tat­fache? Bon einer natürlichen" Untreue oder Polygamie des Mannes zu sprechen ist aberflächlich und wissenschaftlich nicht halt bar. Sicher ist nur, daß der Mann, genau so wie ungekehrt die Frau in mutterrechtlich gerichteten Staaten, feine herrschende Rolle au einer größeren geschlechtlichen Freizügigkeit ge bzw. mißbraucht. Diese Ursachen können nur durch eine gesellschaftliche Um wälzung zugunsten der Frau beseitigt werden, in deren An­fängen wir zurzeit stehen. Was nun die menschliche Seite dieser Ronflitte anbelangt, so scheint für die proletarische Ehe eine Ursache geradezu typisch zu sein, die wir in diesen den Frauen gewidmeten

Seiten einmal ganz offen aussprechen wollen. Beide Teile haben jung geheiratet, der Mann bleibt aber durch seinen Beruf fest mit dem Bartel. und Gewerkschaftsleben verfettet, bildet sich weiter, wächst geistig, stelgt vielleicht auch beruflich aufwärts, während die Frau in den engen Ber geistig zermürbt und körperlich reizlos wird. Es ist oft auf unferen hältnissen durch Haushaltskleintram und übermäßigen Kinder, legen Frauenabenden erörtert worden, welche Schuld der Mann auf sich lädt, der seine Frau nicht geistig anregt und auf dem laufenden erhält, ja, sie vielleicht aus verächtlicher Bequemlichkeit selbst dem geistigen Leben fernhält. Das Resultat aber erleben die Frauen dann manchmal später in der jugendlichen, hübschen, geistig reg­famen Freundin des Mannes. Es darf aber in diesem Zusammen hang nicht verhehlt werden, daß nach dem Heranwachsen der Kinder doch viele Ehefrauen in den vierziger Jahren fehr wohl die Zeit hätten, fich wieder geistig zu entfalten und durch Gymnastik und Sport förperlichen Alterserscheinungen vorzubeugen. Aber energie­los, leer und dumpf leben viele dahin, sehen in der Ehe die Ver­forgung, die ihnen lebenslänglich gebührt, find dem Manne weder Kameradin, noch anziehend als Frau. Sie fordern vom Mann die Zuverlässigkeit feiner Gefühle wie das wöchentliche oder monatliche Hausgeld, bis dann eines Tages ein schmerzliches Erwachen zu ( pät fie aus dem dumpfen Gleichmaß der Alltäglichkeit schreckt.

In Ehen, wo sich die Frau meist mit Unterstützung des Mannes geistig und förperlich elastisch erhalten hat, zeigt der Mann eine zärtliche Anhänglichkeit an seine Frau bis ins späte Alter, die allen Meinungen über männliche Flatterhaftigkeit strads zuwiderläuft.

In diesem Zusammenhang sei noch darauf hingewiesen, daß das größte Hindernis für die Frau zur Frisch- und Jungerhaltung in der übergroßen Kinderzahl liegt. Auch hier soll die Ehe beratungssteile helfen. So wird sie zur wahrhaften Cheerhalterin. Bei dem Ausbleiben von Kindern bemüht sie sich um die Befeiti gung der Ursachen der Kinderlofigkeit und trägt dann auf diese Art zur Bereicherung der Ehe bei.

Allerdings wird bei Erfüllung aller dieser wesentlichen Be dingungen die Frage der Trennung um eines dritten Menschen willen noch nicht aus der Welt geschafft. Aber die Fälle werden in stärkstem Umfang vermindert. Auf jeden Fall werden sie auf eine Bafis geftellt, wo Mann und Frau fich als freie, gleiche Menschen gegenüberstehen. Sind die seelischen und wirtschaftlichen Vorauslegungen erfüllt, dann kann diese Frege ebensogut und ebensohäufig oder ebensoselten an die Frau herantreten. Das fegt freilich voraus, daß die Frau sich aus der noch vielfach herrschenden Dumpfheit und Paffivität, aus ihrer Rolle des nur leidenden Teils, durch eigene Kraft befreit. Hedwig Schwarz.

Das Buch für Dein Mäder.

Es tommt nicht allein darauf an, daß unsere Kinder lesen, das, was fie lesen, ist von Wichtigkeit.

Die Mütter find sich vielfach des schlechten Einstuffes, den ein ungeeignetes Buch auf ihre Kinder ausübt, noch zu wenig bewußt. Sie sollten gerade hier Berater ihrer Kinder sein und versagen oft, weil sie felbft unberaten geblieben find.

Wenn nun ein junges Mädchen, hinter der die Schulzeit und ble Schulbibliothek liegen, sich fragend an die Mutter wendet, dann wird diese an die Romane und Novellen zurüddenken, die ihr ein schöneres Leben vorgegaufelt hatten. Und es erstehen vor ihrem Geifte die Efchiruths, Marliits, die Courths Mahler   und deren Phantasiegeschöpfe: Jene Fabrikantenföhne, Grafen   und Barone, die das arme Kind aus dem Bolke seiner Schönheit und Unschuld wegen aus allen sozialen Nöten befreien und sie reich, vornehm und glück­lich machen. Dieses Glück", zwar der Mutte: felbst nicht be. schieden, vielleicht blüht es aber ihrem Kinde! In diesem Sinne wird die Beratung oft ausfallen.

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Solche Bücher find aber Gift für ein junges, aufstrebendes Menschenleben. Wir wissen, daß aus allen lozialen Nöten nur die gemeinsame Bekämpfung des fapitalistischen Systems hilft; wir wissen, daß es darauf ankommt, unserer Jugend die Ursache des so­zialen Glends aufzudecken und sie von dem Wunschgedanken eines persönlichen Glückes hinweg auf den Gemeinschaftsgedan= ten des sozialen Kampfes zu lenken.

Welch wertvolle Waffe bildet da das Buch! Das neueste wert­volle ist Das Buch der Mädel" von Anna Siemfen, das allen jungen Mädchen warm empfohlen werden kann. Es ist um den Preis von 2,50 M. zu erstehen.

Anna Siemien hat aus verschiedenen Werken über das Leben und die Stellung der Frau in Bergangenheit und Gegenwart Bel­träge gesammelt und zu einem Buch vereint. So gewinnen unsere Mädchen einen Einblick in Frauenleben und-arbeit in der weiten Welt; fie lesen vom Leben der Urgroßmutter und Großmutter, von Kampf und Aufstieg der Frau in unserer Zeit. Die furzen Stich proben aus den Erinnerungen unserer Arbeiterführerinnen Ottilie Baader   und Adelheid Popp  , die Worte Wera Figners und Rosa Luxemburgs aus dem Kerker aber werden unsere Mädels nicht nur aushorchen lassen, sie werden in ihnen auch den Wunsch erwecken, mehr noch aus dem Leben dieser tapferen Frauen zu er fahren. So ist Anna Siemiens neues Buch nicht nur lelbst eine wertvolle Jugendgabe, es ist gleichzeitig ein wertvoller Hinweis auf Bücher, die den Blick und das Wiffen unserer Mädels erweitern und bereichern. H. Fr.