Einzelbild herunterladen
 

handelt, wie sie sich im Washingtoner Abkommen vor und nach der Niederkunft, der Arbeitszeit, Wohnungs-, Spital­und Unterstützungsfrage usw. verförpern, war sich die Kon­ferenz der Frauen vollkommen einig, und es war nicht schwer, sich einstimmig auf eine Resolution zum Bunft Ia, ebenfo Ib und Ic zu einigen, die dann später nach dem von einer deutschen Genossin an den Internationalen Kongreß erstatteten Bericht von diesem angenommen wurde. Aber, eine große Anzahl von Genossinnen war damit noch nicht zufrieden. Alle Versuche, die eng lischen Genossinnen dazu zu bewegen, mit ihnen über die Frage der gewollten Geburtenbeschränkung zu diskutieren, und auch dafür einen Niederschlag in der gemeinsamen Resolution zu suchen, waren vergeblich. So fam es denn au jener besonderen Erklärung, die von den Frauen aus 12 Parteien geschlossen und von einigen mit persönlicher Berwenden. Wer fie fennt und von ihrem tapferen Berhalten antwortung unterzeichnet wurde.

Die englischen Genoffinnen verschlossen sich den Gründen der anderen durchaus nicht. Aber sie haben oder fürchten Schwierigkeiten in ihrem Lande, für ihre Arbeit; fie und die Mehrzahl der Labour Party   find der Meinung, daß die Partei und die politische Frauenbewegung zu dieser Frage nicht offiziell Stellung nehmen sollte. Und sie wünschen nicht, daß die Internationale das tut. Ihre Einstellung läßt sich nur aus der ganz besonderen eigenen englischen Sphäre er­flären. Wir wissen zu genau, daß alle Fragen bis zu ihrer einhelligen Behandlung in der Internationale erst eines Aus­reifens bedürfen. Das hinderte uns aber nicht, unserer Meinung Ausdruck zu geben. Wenn wir auch bis jetzt noch darauf verzichten müssen, eine einstimmige Meinung festzustellen, so haben wir doch zum Ausdruck gebracht, daß die Wünsche einer großen Anzah! Frauen an die sozialistischen  Parteien weitergehen, daß die statistisch erwiesene Tatsache der Berminderung der Geburten in allen vom Kapitalismus  erfaßten Ländern, soweit die Geburtenbeschränkung in Frage fommt, auf der ungesunden Grundlage der Geheimhaltung der dazu dienenden Mittel beruht. Nicht, weil sie diese Unter­brechung propagieren wollen, sondern meil fie die einmal vorhandene Tatsache aus dem schmutzigen Dunkel der Heim­lichkeit, der Geldgier, der Denunziation, der Krankheit und des Todes in die Helligkeit der Hygiene der ärztlichen Wissen­

bringen wollen.

Krieges. Wohl wissen wir aus bitterer Erfahrung, daß im Fall eines Krieges der Staat von der Frau und Mutter Helferdienste erzwingt, aber es ist ein Widerspruch zu dem Gedanken der Abrüstung, wenn man die Dienstpflicht der Frauen gefeßlich festlegen will. Und es ist ein Irrtum, zu glauben, daß bestimmte Frauen des Bürgertums aus Angst vor einem etwaigen Dienstzwang selber friedensfreundlicher merden. Sie würden sich auf Grund befferer Schulbildung und Berbindung nur die angenehmeren Bosten sichern. ( Offiziere und Gemeine!) Bei der Erziehungsaufgabe, die die Frauen zu lösen haben, bedeutet geistige Aufrüstung ein Berhängnis für die Zukunft. Aber auch bei Erörterung dieser Fragen waren es nur Hemmungen innerpolitischer Art, die unsere französische Genoffin Louise Saumoneau ver­anlaßten, sich gegen die Annahme einer solchen Resolution zu während des Krieges erfahren hat, der weiß, daß sie mit uns demselben Ziel, dem Frieden, zustrebt.

Auf jeden Fall hat die Fraueninternationale bewiesen, daß fie, von heißem Willen zur Verständigung getrieben, gute Arbeit für den Sozialismus leisten will und geleistet hat. Marie Juch a c 3.

Gegen die Mobilmachung der Frau.

Die Internationale Sozialistische Frauenkonferenz in Brüffel hat folgenden Beschluß gefaßt, den der Weltfongreh bestätigt hat:

Die bitteren Lehren des Weltkrieges und seine unerhörten Leiden und Opfer, die er vor allem den Frauen und Kindern auferlegt hat, werden mehr und mehr vergessen. Eine neue Generation wächst auf, die den Krieg nicht mehr aus eigener Erfahrung fennt und die deshalb den Krieg nicht fürchtet und verabscheut. Aber die Kriegsgefahren bedrohen noch immer die Welt, denn der Kampf um die Absatzmärkte und Rohstoffe, um die Arbeitskräfte und den Reichtum fremder Länder und Erdteile bleiben auch nach dem Welt­frieg und nach der Umgestaltung der Staaten und Wirtschaftsgebiete, die er herbeigeführt hat, die treibenden Kräfte der kapitalistischen  Gesellschaft. Neue und größere Armeen entstehen, gefährliche Waffen werden erfunden und

das Leben der Frauen und Kinder, der Kampflofen im Hinter­land wird durch Giffgafe und Luftflotten bedroht.

schaft, der sauberen Aufklärung und der ethischen Anschauung Die gefährlichen Waffen und Rüstungen sollen noch durch die Mobi liflerung der Frauen für den industriellen Kriegsdienst verschärft werden.

In der Gesetzgebung der Staaten bestehen Straf androhungen gegen die Unterbrechung der Schwangerschaft. Die sozialistischen   Parteien, die nach der Macht im Staat ftreben, und auf parlamentarischer Grundlage Einfluß auf die Gesetzgebung haben wollen, müssen sich auch mit diesen Fragen auseinanderseßen, ob sie wollen oder nicht. Deshalb haben die Genoffinnen, die die Erklärung unterzeichneten, es für eine Aufgabe der sozialistischen   Frauenbewegung erflärt, auf die Gefeßgebung einzuwirken, die Strafgesetze, die die Unterbrechung der Schwangerschaft bestrafen, abzuändern. Die Verhandlungen waren, troß der Verschiedenheit der Meinungen in diesen Punkten, vom Geist der Kameradschaft lichkeit getragen. Bolle Einigkeit herrschte zu den Punkten Ib und Ic, wie die einstimmig angenommenen Resolutionen beweisen.

Gertrud Hanna   stellte klar und geschlossen die Lage der arbeitenden Frau dar und formulierte die Forderungen der Frauen. Sie sagte u. a., daß es wohl für alle Länder zutreffen dürfte, daß die Mehrzahl der Frauen, die im Erwerbsleben stehen, unter Bedingungen arbeiten, die von dem in sozialistischen Kreisen geltenden Grundsatz: Da s 3tel der Produktion ist der Mensch! meit ent­fernt find. Schäßungsweise 50 Broz. der weiblichen Be­völkerung ist erwerbstätig, etwa% bis% davon arbeiten aus Not, alfo zwangsläufig. Die einstimmig angenommene Resolution ist ein Entwurf der Genoffin Hanna.

-

Auch bei der Behandlung des 2. Bunktes: Tenden zen zur Mobilisierung der Frauen" waren Differenzen vorhanden. Ich schicke aber auch hier voraus, daß die Berhandlungen in fameradschaftlicher Weise geführt worden sind. Die Genoffinnen des Internationalen Frauen­fomitees hatten mit Besorgnis beobachtet, daß in verschiedenen Ländern die Absicht der Regierungen und Barlamente in Erscheinung tritt, die Mobilisierung der Frau zur militärischen Dienstpflicht festzulegen. Wenn es fich auch nicht um direkten Waffendienst handelt, so sehen ble Genofsinnen in diesen Bestrebungen doch nicht den Willen zur geistigen Ab-, sondern vielmehr zur Aufrüftung. Das Festlegen auf eine Dienstpflicht der Frau bedeutet das Ver­trautmachen mit dem Gedanken der Möglichkeit eines I

In der Zeit der lebhaftesten Propaganda für die allgemeine Abrüftung ist der Gedanke, die Frauen für den Kriegsdienst zu ver menden, eine gefährliche Aufrüstung der Waffen und der Me­thoden der Kriegsführung, aber auch eine Berschärfung der geistigen Kriegsbereitschaft der Maffen. Die gefeßlich festgelegte Kriegs­dienstleistung der Frauen in den Fabrifen, in den Bureaus und den Werkstätten bedeutet Berelendung der Kinder, vermehrte Ausbeutung der Mütter und damit die körperliche Ber­fümmerung einer ganzen Generation. Sie bedeutet aber auch die Berlängerung des Krieges. weil fie feine technischen Hilfsmittel vermehrt und zur Quelle wird, aus der neue Kräfte für den Krieg gewonnen werden.

Die Mobilisierung der Frauen bedeutet aber auch ein Zwangs­mittel der Bourgeoisie gegen die Frauen und Mütter der Arbeiterklasse, denn die Kriegsdienstleistung wird immer nur die Proletarierfrauen erfassen und diesen vermehrte Pflichten auferlegen, die Kriegslaften des Proletariats vermehren, aber niemals dieselben Pflichten von den Frauen der Bourgeoisie fordern.

Deshalb ruft die Dritte Internationale Sozialistische Frauen­fonferenz nicht nur die Frauen und Mütter der ganzen Welt zum Rampf gegen jeden Verfuch in allen Staaten auf, wo solche Vor schläge gemacht werden, die die industrielle Kriegsdienstleistung der Frauen gefeßlich festlegen wollen. Sie richtet aber auch an die sozialistischen   Parteien der ganzen Welt die energische Forderung, gegen die Mobilisierung der Frauen mit derselben Tatkraft und Festigkeit zu fämpfen wie gegen den Krieg selbst.

Immer mehr Länder geben den Frauen das gleiche Recht der Mitentscheidung über die Schickfale der Bölker und legen ihnen damit die Mitverantwortung auf, über das Leben ihrer Kinder zu

wachen.

Der Stimmzettel der Mütter muß die Wege zur vollständigen Entwaffnung bahnen.

Die geistige und praktische Abrüftung der Frauen bedeutet einen ent­scheidenden Schritt zur vollständigen Entwaffnung der Bölker, denn die Frauen bilden die größte Hälfte der Menschheit. Die Konferenz beauftragt deshalb alle fozialistischen Frauen, ihre Schwestern zum Rampf gegen alle Kriegsgefahren zu sammeln und ihnen zu zeigen, daß nur eine sozialistische Gesellschaft den Frieden herbeiführen tann.