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Die Straßenbahn ärgert sich.
Im Verlage der Büchergilde Gutenberg hat unter dem Titel„ Kraft. Honbon Bruno Sd) önlant einen Band Großstadtmärchen veröffentlicht. Wir entnehmen mit Genehmigung des Berlages diesem Bande bes nachstehende Märden" Die Straßenbahn ärgtet fich". Der letzte Wagen war in den großen Straßenbahnhof eingefahren. Wie müde waren Führer und Schaffner, denn es war schon beinahe wieder Morgen. Endlich sich lang ausstrecken und fchlafen, schlafen. Doch die Straßenbahnwagen schliefen diese Nacht nicht, sie ärgerten sich. Und wenn sich jemand ärgert, fann er nicht einschlafen. Und darüber ärgert er sich noch mehr. Genau so ging es den Straßenbahnwagen. Kaum war der letzte Schaffner her: aus, ging es los wie ein Plazregen. Unerhört", so geht es nicht weiter",„ das lasse ich mir nicht bieten", wir tun unire Pflicht und werden dafür noch beschimpft".„ Alte Misifarre" schimpfte mich einer, rief freischend ein alter Wagen.„ Na, jung bist du gerade nicht mehr," sagte ein neuer mit schönen Polsteru, du haft mohl noch die Pferdebahn gesehen." So eine Gemeinheit," freischten die älteren Wagen,„ habt ihr es gehört? Nicht genug, daß die Menschen.." Ruhe!" schrillte ein großer, Triebwagen mit seiner Glocke, Ruhe oder..."„ Ich bitte ums Wort", rief ein anderer. Ich auch, ich auch," rief es rings, faum fonnte man sein eigenes Wort mehr verstehen. Ruhe!" schrillte der große Triebwagen wieder. Einer nach dem anderen. Erst muß der neue Wagen jeine Beleidigung zurücknehmen," schrillten die älteren. Ich nehme sie mit dem Ausdruck bes Bebauerns zurück," rief der junge Wagen. ,, Bravo , bravo!" riefen jetzt alle. Jetzt fönnen wir uns wenigftens wieder über die Menschen ärgern."
Der Ruhestister Triebwagen 8667 wurde zum Präsidenten gewählt. Ich erkläre hiermit die Protestversammlung eröffnet. Wünscht jemand das Wort?" erflärte er.„ Ich, ich, ich," riefen fie alle miteinander. Was soll das? Immer nach der Reihe!" rief der Triebwagen Nr. 3667. Und nun ging es los. Unter erregten Burufen Sprachen bie einzelnen Wagen. Ueberall gäbe es nur
Undant. Was nützte es, wenn sie Strom und Bagenschmiere
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richtig beläinen? Dafür tun wir unsre Pflicht.„ Mehr als unsre Pflicht," brüllten andere. Wir werden vollgestopft wie die Bürste, daß wir quietschen," riefen andere. 11nd dafür heißt es:„ Alte Straßenbahnen! Vonsintflutlicher Verkehr! Marterfäften!" Habt ihr es gehört?" riefen die älteren. Wagen den neuen zu. Dazu gehört auch ihr." Jetzt fangen aber die an, Herr Vorsitzender," schrien die jungen Wagen. Bitte, rufen Sie die alten Damen zur Ordnung!" Das Gefreische ging von vorne los. Alle Triebwagen schrillten, alle Anhänger flingelten, beinahe wäre die Versammlung im Lärm untergegangen. Ich habe das Wort," schrillte sich endlich der Triebwagen Nr. 3667 hindurch. Ruhe! Jetzt rede ih," und alles schwieg. Also, ichy feffe zusammen: Die Menschen sind undankbare Schensäler."„ Bravo , sehr richtig" antwortete es ihm. Triebwagen und Anhänger müssen zusammenstehen. Wir machen das nicht länger mehr mit. Morgen abend um fünf Uhr stellen wir zum Protest die Arbeit ein. Wir fordern mehr Wagen, wir fordern vor allen Dingen Gerechtigkeit." Sehr richtig" rief es im Chor. Wir wollen einmal wirklich die Straßen verstopfen," fuhr der Triebwagen fort. Wir wollen einmal sehen, wie die Menschen ohne uns fertig werden. Ich stelle meinen Vorschlag zur Debette." Reine Debatte! Schlußzeichen!" riefen einige.„ Nein, wir wollen auch noch sprechen," riefen die anderen. So gab es noch eine lange Disfuffion bis in den frühen Morgen. Gerade war der Beschluß einstimmig gefaßt, genau nach der Normaluhr um fünf Uhr abends um 17 1hr, riefen die Modernen! зи stompen, als der erste Fahrer wieder den Bahnhof betrat. Mucks mäuschenstille waren sie jetzt alle, aber heimlich feigten sie, wie eben nur Straßenbahnwagen feigen fönnen.
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Was war das auch für eine Fülle in der Straßenbahn, als die Leute dann zur Arbeit wollten, zur Fabrif, zum Warenhaus. in die Bureaus. Die Untergrundbahn, die Straßenbahn, die Stadtbahn, die Autobusse schluckten und schluckten die Menschen ein, und doch mußten sie drinnen pie aneinandergepreßt stehen. Nein, das waren wirklich noch viel zu wenig Wagen. Doch was fonnte da die Straßenbahn dafür? Die armen Giraßenbahnschaffner fonnten " Besetzt!" schreien, soviel sie wollten, es quetschte sich doch immer noch einer herein und rief:„ Noch Platz genug!" Doch der schrie dann an der nächsten Haltestelle am lautesten, wenn sich wieder einer reinquetschen wollte:" Unerhört, schon lange überfüllt, so was gehört verbotent Jest trampeln Sie mir auch noch auf die Hühneraugen!" Ja, es ging alles seinen gewohnten Gang.
In den späten Vormittagsstunden wurde es ruhiger. Am frühen Nachmittag ging es gerade so weg. Ueberall war noch ein Plätzchen zu kriegen. Aber in den späten Nachmittagsstunden ging es wieder los. Die Fabrifpfeifen heulten Feierabend. Die Bureaus
wurden geschlossen, und der Verkehr setzte ein so toll wie am Morgen. Die Menschen waren müde von der Arbeit und fuhren ungeduldig nach Hause. Ja, sie wollten, aber die Straßenbahnen wollten nicht. Einige voreilige Kirchenuhren hatten schon fünf geschlagen, denn siebzehn schlagen haben sie noch nicht gelernt. Wer will es ihnen aber auch verdenken, daß sie noch ein wenig aitmodisch find! Dafür schlugen sie wenigstens eine Biertelstunde früher. Punkt siebzehn aber, schrirr, ein großes Läuten und Klingeln. Ringeling, flingelingling! Das war aber auch alles, was die Straßenbahnwagen taten. Sie blieben stehen wie die Mauern. Die Führer schimpften, furbelten. Die Menschen lasen erst ihre Zeitung, dann wurden sie unruhig. 3um Donnerwetter, wir wollen fein Konzert, weiter! Denkt ihr, wir haben unsre Beit geflaut!?" Klingelingling, flingeling! machten die Straßenbahnen und feirfen, na, ihr mißt schon wie. Ueberall, in der ganzen Stadt, in den Vororten ftanden die Straßenbahnwagen und machten flingeling!, aber mehr nicht. Und da fast alle Straßenbahnwagen unterwegs waren, gab es ein mächtiges Klingeln. Und die in den Straßenbahnhöfen flingelten auch mit, aber mehr taten sie auch nicht. Die Aufseher famen und fahen die Wagen nach. Alles war in Ordnung. Strom for fehlte nichts, die in den Drähten. Dem Wagenmotor fehlte nichts, die Achsen waren gut geschmiert. Die Schienen waren wie immer. Kurz, alles war einfach wunderbar in Ordnung, bis auf eines: die Bagen fuhren nicht, fie flingelten bloß. Und als die Klingeln herausgenommen wurden, flingelten sie allein weiter. Die Wagen waren nicht vom Fleck zu kriegen. Trattoren wurden vorgespannt, doch die zogen nicht, denn denen machte die ganze Geschichte einen riesigen Spaß. Von den schweren Lastwagen wurden die Pferde abgespannt und vor die Straßenbahnwagen gespannt. Die Rutscher knallten wie wild mit der Peitsche, die Menschen sfemmten sich gegen die Wagen. Doch die Pferde wieherten bloß und machten schadenfrohe Gesichter. Mit der Pferdebahn war es also auch Effig. Die Wegen rückten nicht vom Fleet, nur ein paar paar Pferdeäpfel blieben zwischen den Schienen. Die Spazzen sagten: Danke schön, und tschilpten und piepten inmitten der aufgeregten Menschen, siab
Der Straßenbahndirektor fam mit seinem Auto, denn der fährt ja nicht mit der Straßenbahn. Er machte: Hm, die Sache werden wir bald haben! und rief nach seinen Ingenieuren. Die Ingenieure untersuchten wieder alles wie vorher schon die Fahrer und Aufseher und fanden alles in schönster Ordnung. Nur die Wagen rückten nicht vom Fleck. Immer größer wurde die Aufregung. Ein kleiner Teil lief schon nach Hause, doch der größte Teil blieb stehen. Sie wollten warten, wie die Geschichte weitergeht. Und sie war. teten mit den vielen Hunderttausenden, die nachlamen. Unterdessen fam der Stadtrat für den Verkehr mit seinem Auto, denn der fährt ia auch nicht mit der Straßenbahn. Auch er machte:" Hm, hm! Toffe Geschichte! Werde der Sache auf den Grund gehn. Wieder wurde alles untersucht, wieber mar alles in schönster Ordnung, bis auf das eine, daß die Wegen nur flingelten und nicht fuhren. Der Verkehrsminister fam von seiner Sommerfrische mit dem Flugzeug. Auch er sagte: Hm, hm!", guckte sich die Wagen von allen Seitent an und ließ sie untersuchen wie vorher. Er sagte dann ein wunder. schönes Fremdwort, das feiner verstand, das aber furchtbar gelehrt flang, und fuhr im Auto mit dem Straßenbahndirektor und dem Stadtrat für den Berkehr nach seinem Ministerium.
Immer mehr Menschen stauten sich in den Straßen. Die Radfahrer flingelten mit der Elektrischen um die Wette. Schon waren bald zwei geschlagene Stunden vergangen. In der ganzen Welt machten sie schon vergnügte Gesichter und lachten schadenfroh. Freilich, ein wenig ängstlich waren sie doch dabei, daß die Klingelfrankheit auch ihre Straßenbahn anstecken fönne. Allmählich wurde es den Leuten zu bunt, und sie wollten nach Hause gehen. Denn die andern Fahrzeuge waren mehr als überfüllt. Donnerwetter, sagten die meisten, wer hätte das gedacht, wie einem die Straßenbahn fehlt! Besser die Straßenbahn, als nach Hause laufen. Und das wollte ja die Straßenbahn nur hören. Pünktlich um 19 Uhr, die Glocken schlugen natürlich nur sieben, machte der [ Triebwagen Nr. 3667 schrirr! Und die andern Straßenbahnwagen machten es ebenso und setzten sich langsam in Bewegung. Wie die Führer auf ihre Wagen gesprungen sind und die Leute hinein, das fann sich jeder selbst ausmalen. Unter einem riesigen Hallo, mit Gesang und Juchhei fuhren sie auf ihrer Straßenbahn wieder fort. Der Verkehrsminister hatte gerade telephoniert, als sich die Wagen in Bewegung setzten." Da sieht man," sagte er stolz,„ was ein tüchtiger Minister schafft." Dasselbe dachten der Straßenbahndirektor und der Stadtrat von sich, sagten es aber nicht laut.
Die Straßenbahnwagen aber sagten sich: Hm, hm! und freuten sich auf die Nacht in ihrem Bahnhof.