50 Jahre Bebels Frau".
Wenn wir den 50. Geburtstag eines Menschen zum Anlaß des Gedenkens zu nehmen pflegen, so sei hier auch einmal des 50. Geburtstages eines Buches gedacht, das wie kaum ein zweites in der Geschichte der sozialdemokratischen Werbeliteratur wie überhaupt in der Geschichte seiner Zeit eine ungeheure bahnbrechende Wirkung ausgeübt hat und noch bis in unsere Tage ausübt. Diese Wirkung ging nicht nur in die Breite durch die sich in rascher Folge steigernden Auflageziffern, zu deren. 200. Taufend der Verlag Diez jezt eine Jubiläumsnummer herausgeschickt hat. Die Wirkung des Buches in die Tiefe übertraf diesen zahlenmäßigen Reforderfolg. Es ist mit Bebels Kampf zu danken, wenn heute die Gleichberechtigung der Frau sich durchgesetzt hat, er hat den stärksten Impuls gegeben, feine klare und den meisten seiner Kampf und Zeitgenossen vorausschauende Erkenntnis, wie eng die Befreiung der Frau mit der Befreiung der Arbeiterklasse verknüpft ist, hat den Boden bereitet für die heutige Stellung der Frau. Als er 1893 im Reichstag bei der Zukunftsstaatdebatte gerade dieses Buches wegen immer wieder heftig angefeindet wurde, tonnte er mit Stolz und vollem: Recht erffären: Ich tann wohl sagen, mein Buch„ Die Frau" hat
eine Revolutionierung der Geiffer gerade unter den deutschen Frauen hervorgerufen wie noch nie ein Buch zuvor. Wenn ich die Zuschriften, die ich aus angesehenen Frauenkreisen in den letzten Jahren bekommen habe, veröffentlichen wollte, könnte ich Bände füllen... Die Frauen erkennen, daß, nur allein durch die Sozialdemokratie sie zu ihrer vollen Gleichberechtigung und Freiheit in der Gesellschaft gelangen fönnen... und auf welcher Seite in der großen Bewegung der Gegenwart die Frau steht, da ist der Sieg!" Diese Worte fönnten heut gesprochen sein! Und in der Tat, man. ift heute, wo der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau fich auf das Gebiet der Frauenarbeit verschoben hat, erstaunt, wie fiar und weitsichtig. Bebel schon vor mehr als 50 Jahren die Dinge erkannt hat. Schon seine erste größere Broschüre, die 1869 erschienene Propagandafchrift Unsere 3icle" fegt fich mit der Stellung der Frau und ihrer( schon damals!) gefürchteten Konkurrenz aus einander:„ Diese Frage," heißt es da, wird mit der in der fozia fiftischen Gesellschaft durchgeführten veränderten Produktionsweise ganz von selbst entschieden. Die Frau hört dann, auf, die kon Turrentin des Mannes zu fein. Die Geschlechter gelten afs vollständig gleichberechtigt, jedes derselben erlangt naturgemäß denjenigen Wirkungsfreis, der seinen natürlichen Fähigkeiten und Wirkungen am meisten entspricht und das möglichst höchste Wohl befinden der Gesellschaft am besten fördert."
Aber es beschäftigte Bebel, dieser theoretischen und etwas fd wärmerifch flingenden Formulierung eine praktische Gegenwartsauseinandersetzung sorgen zu lassen. Denn als er 1875 bei der BerSchmelzung der beiden jozialistischen Barteien auf dem Gothaer Parteitag forderie, auch
das Wahlrecht für die Frauen mit in das Programm aufzunehmen, stieß er auf storfen Widerstand, sogar Liebknecht stimmte gegen ihn, da die Frage ,, nicht aktuell" sei. So nahm er denn Gelegenheit. jeinen Standpunkt in der Frauenfrage näher und, eingehender dar zulegen und fügte feinen 1875 geschriebenen, 1878 erschienenen ,, Gloffen zu Gunots und Lacroix Schrift Die wahre Gestalt des Christentums" eine Abhandlung. Die gegenwärtige und zukünftige Stellung der Frau" an Einmal mit diesen Gedankengängen beschäftigt, wuchs ihm der Stoff unter den Händen, und so faßte er denn 1879 furz vor dem Sozialistengefeg feine Erkenntnis und Begründung der Notwendigkeit, den Kampf für die Frau und mit der Frau, in den politischen Kampf der Sozialdemokratie einzubeziehen, in einer selbständigen Schrift zusammen unter dem Titel ,, Die Frau und der Sozialismus". Das Puch erschien und wurde furz nach Versand der ersten Eremplare auf Grund des Sozialistengefehes verbolen.
So mußte es denn von seinem Herstellungsort Leipzig nach Zürich unter den Deckmantel des Verlages der Volksbuchhandlung Zürich Hottingen flüchten. Um die Verbreitung nach und in Deutschland , auch per Post und im Wege befreundeten Buchhändlervertriebes zu erleichtern, wurde der äußere Umschlag mit dem Titel bedruckt: ,, Engel, Statistit, 5. eft." Der innere Titel„ Die Frau usw." wurde an drei Seiten leicht gummiert und der Umschlag dar über geklebt. Die Empfänger wurden vom Ablösungsverfahren auf ficherem Wege unterrichtet.( Das Parteiarchiv bewahrt ein solches Exemplar.) Um die Durchbringung nach Deutschland zu erleichtern. änderte man in der 2. Auflage den Titel in die harmlosere Fassung ,, Die Frau in Bergangenheit, Gegenwart und Zukunft" um. Trotz aller Schwierigkeiten war der Absatz ungeahnt groß. Schon 1884 erichten die 3. Auflage, die gegenüber der ersten an
Umfang gewonnen und vor allem in Kapitel eingeteilt worden war, und Bebel konnte dabei feststellen, daß der Erfolg ganz wesentlich den Angriffen zu danken ist, die die Schrift im Januar dieses Jahres im Sächsischen Landtag und im März dieses Jahres im Deutschen Reichstag erfuhr". Mit der 9. gänzlich umgearbeiteten Auflage fonnte das Buch 1891 nach dem Fall des Sozialistengeleges wieder nach Deutschland , und zwar nach Stuttgart zu Dietz übersiedeln, bereits 1895 erschien die 25. und 1909 die 50. Auflage, nochmals wesentlich erweitert und in neuer Einteilung. 197 000 Exemplare waren damit an ungezählte Leser hinausgegangen! Der Neudruck dieser Ausgabe liegt mun in der Jubiläumsauflage 1929 vor, bereichert durch eine Einleitung von einem der besten Sachkenner und einem der wenigen noch lebenden Zeitgefährten, Eduard Bernstein .
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Aber der 50jährige Geburtstag des Buches trifft auf eine veränderte Situation, und wenn Bebel in seinem legten Vorwort zur 50. Auflage freudig schreiben konnte, das Buch habe, ohne Ueberhebung gesagt ,,, bahnbrechend" gewirkt, so ahnte er doch nicht voraus, wie bald ein großer Teil des Zieles, zu dem er den Weg gewiesen, erreicht fein würde. Und trotzdem ist man erstaunt, wenn man das Buch zur Hand nimmt, wie frisch und stellenweise modern es noch ist. Diese fünfzigjährige Frau" Bebels( in der Zeit des Sozialistengeleges hat man das Buch, wie Bernstein erzählt, schiantweg als Julie" Bebels Frau bestellt) ist, troj ihres refpeftablen Alters, eine junge Frau geblieben, die an Ueberzeugungstraft und Werbefähigkeit noch wenig eingebüßt hat! Es hat nicht nur die Entwicklung Bebel recht gegeben, es ist nicht nur die bürgerliche Frauenbewegung seinem Wege gefolgt: es ist zum Teil noch immer unerreichtes Land, das er zeichnet Einzelheiten, in statistischen Angaben usw. überholt fein. Bernard Shaws Wegweiser für die inteligente Frau zum Sozialismus und Kapitalismus " ist nur ein größerer, wizigerer, modernerer Bruder von Bebels Frau". Auch die junge weibliche Generation der Nachkriegszeit in ihrer Stellung um fo vieles freier als ih Mütter und Großmütter, für die Bebel fein Buch schrieb, hat noch Beranlaffung, diese geradezu klaffische Schrift zu lesen. Dem der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau ist feineswegs liegreid) beendet, er hat sich nur verschoben, man lele nur 3. B einmal die Disfuffionen im Freien Wort" zur Frage der Erwerbsarbeit der verheirateten Frau. Es ist überitüffig, zu lagen, auf welcher Seite Bebel in dieser Diskussion stände. Er hat auch heute noch die Fähigkeit und Notwendigkeit zu überzeugen und zu werben.
mag er auch in
Susanne Suhr.
Eine wiffenfchaftliche Taffe Kanee.
Eine amerikanische Brafiltaffee- Handelsgetellschaft forderte den Dr. S. C. Prescott und seine Assistenten auf, wissenschaftlich zu prüfen, welche Bedingungen für die beste Bereitung des Kaffees geschafft werden inüffen. Drei Jahre lang haben Dr. Prescott und feine Heffer diese Frage nach affen Richtungeit hin untersucht. Der Kaffee wurde in der verschiedenartigsten Weise zubereitet, und der Einfluß der verschiedenen Faktoren wurde genau festgestellt: die Temperatur, die chemische Zusammenlegung des Waffers, die> Dauer der Einwirkung des Waffers auf die Kaffeemischung, das Material der Kaffeekanne, der Röstgrad und das Wahlen des Kaffees. In der Nähe des Laboratoriums wurde eine Probierstube eröffnet, in der geladene Kenner über die verschieden zu bereiteten Kaffeeproben ihr Urteil abgaben. Den Höhepunkt dieser Unterludungen bildete die Tatsache, daß der Inhaber des amerikanischen Kaffeetrinferrefords von dem auf richtige Weise zubereiteten Brafiltaffee im Berlaufe von 4%. Stunden nicht weniger als 280 Tallen Kaffee getrunken hat, ohne irgendein Symptom von Bergiftung zu zeigen. Diese Reffameuntersuchung foftete der Kaifec handelsgesellschaft nicht weniger als 125 000 Mark
Der mißlungene Hochzeitsglückwunsch.
Eine eigenartige Episode ftörte neulich die frohe Stimmung auf einer Hochzeit in Birmingham . Die glückliche Braut erhielt von einem Londoner Pastor, einem guten Freunde der Familie, ein Glückwunschtelegramm folgenden Inhalts: Ev. Johannis IV. 18." Man blätterte interessiert in der Bibel nach der betreffenden Stelle und las zum größten Entfehen der versammelten Festgäfte diesen Text:" Fünf Männer hast du gehabt, und den du nun haft, der ist nicht dein Mann." Vor Schreck flel die Frau in Ohnmacht. Zwei Stunden später aber wurden die Gemüter durch zine Berichtigung beruhigt: der Boitbot teifte mit, daß das erste Telegramm verstümmelt war. Der vollständige Text müffe beißen: 1. Ep. Johannis IV. 18." Abermals wurde die Bibel vorocho't und erleichtert las man das Zitat: Furcht ist nicht in der Liebe."