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ble Zahl der unehelichen Kinder steigen würde. Gerade die| Maßnahmen müssen sich im Rahmen gleicher Grundfäße Erfahrungen, die Deutschland   nach dem Kriege mit der Demobilmachungsverordnung gemacht hat, die in ähnlicher Weise ein Freimachen der Arbeitspläge der Ehefrauen gebot diese Erfahrungen haben gelehrt, daß mit gefeßlichen Maßnahmen nichts erreicht werden kann: in zahlreichen Fällen wurde damit nicht mehr erreicht, als daß die Arbeits­Fällen wurde damit nicht mehr erreicht, als daß die Arbeits­losigkeit vergrößert wurde, denn die freigemachten Arbeits­plähe wurden überhaupt nicht wieder besetzt. Die Berord mung wurde deshalb bereits 1923 wieder aufgehoben.

Für den ADGB  . handelt es sich um fein Problem zwischen Mann und Frau, sondern um eine Frage der Not. Den verheirateten Frauen haben die Mitglieder der freien Gewerkschaften grundsätzlich dasselbe Recht zuzugestehen wie jedem Staatsbürger. Auch außerordentliche

für beide Geschlechter halten. Läßt es sich in Beiten lang= dauernder Arbeitslosigkeit nicht umgehen, das nach der Ver­faffung jedermann gewährleistete Recht auf Arbeit ein zuschränken, dann müssen diejenigen, die nicht unbedingt auf eigenen Arbeitsverdienst angewiesen find, ihren Arbeitsplatz frei machen für die auf ihrer Hände Arbeit unbedingt An­gewiesenen. Es ist nicht die Auffassung des ADGB., daß davon in erster Linie oder gar ausschließlich die verheirateten Frauen betroffen werden.

Die flare Stellungnahme der Gewerkschaften lautet also: Schuh dem wirtschaftlich Schwächeren- aber teinerlei ungerechte Sonderbestimmungen gegen die arbeitende Ehefraul Susanne Suhr.

Glückliche Ehen.no

Unter den vielen Gründen, die da, at genannt werden, daß die heutigen Ehen weniger glücklich fein follen, als die früheren, spielt auch die Behauptung, daß die politische Betätigung der Frauen die Schuld trage, teine geringe Rolle. Als ob es wirklich ein Glück wäre, wenn die Frauen feinen Anteil nähmen an den wichtigsten Lebensinteressen des Mannes, zu denen doch auch die Politik gehört! Wäre es anders, dann hätten wir Zustände wie im alten Hellas, wo die Gattin im Frauengemach ausschließlich häuslichen Interesser leben mußte. Das geistige Berständnis fuchte der Mann nicht bei ihr, sondern bei den hochgebildeten Hetären.

Das Christentum hat der Ehefrau bei uns die Stellung an­gewiesen, in der viel mehr Männer, als man glauben sollte, fie noch heute zurüdhalten möchten. Die Ehe ist dann feine Ver­einigung der Seelen, sondern ein weltlich Geschäft" wie Luther   es ausdrückte. Inzwischen haben sich jedoch die Anfichten geändert, und vor allem die Frauen felbft stellen heute andere An­Iprüche als in früheren Zeiten. Wo wir von glüdlichen Ehen früherer Zeiten wissen, da sind es faft ausschließlich solche, in denen die Frauen die geistigen, oft auch die politischen Interessen ihrer Männer nicht nur geteilt, sondern häufig noch gefördert haben.

Eine solche Ehe ift a. B. die des Ministers Roland in der franzöfifchen Revolution gewefen. Seine geistig hochbegabte Frau Schriftstellerte und hatte großen Einfluß in der Gironde  . Ihr Salon war ein Mittelpunkt der revolutionären Bewegung, und an der politischen Tätigkeit ihres Mannes nahm fie starken Anteil. Nach dem Sturz der Gironde   gelang es Roland, zu fliehen. Seine Frau wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. Als Roland von ihrer Hinrichtung erfuhr, bei der sie eine ungewöhnliche Festigkeit gezeigt hatte, gab er sich selbst den Tod. Eine glückliche Ehe aus jenen Zeiten war auch die von Camille und Lucile Desmoulins  . Beide waren glühende Anhänger der Bergpartei und mit Danton   be­freundet. Auf Betreiben Robespierres wurden sie mit diesem verhaftet. Dies ist der Lohn für den ersten Apostel der Freiheit!" rief Desmoulins   aus, als er die Guillotine bestieg. Seine Gattin, die ihn vergeblich zu retten gesucht hatte, bestieg vierzehn Tage ( päter das Blutgerüft.

Die Begeisterung für die Freiheit ist es überhaupt, die eine Reihe von Menschen zusammenführte und die im harten Dienst für ihre Ideale alle Freuden, und besonders alle Leiden teilen ließ. Unter folchen Ehen ist vor allem, die von Joseph und Anita Garibaldi   zu nennen. Anita verband alle Eigenschaften einer fühnen Freiheitskämpferin mit den Tugenden einer treuen, liebenden Gattin und einer aufopfernden Mutter. Sie starb den Märtyrertod für die Freiheit. Keine Frau tonnte dem vielgefeierten Helden die Gefährtin feiner Jugend ersetzen.

Auch während der Revolution von 1848 ist die Freiheit das Band, das eine Reihe bedeutender Menschen verknüpfte. Durch fie wurden Luise Otto   und August Peters   zusammengeführt, die bürgerliche Beamtentochter und der junge Arbetter. Beide find mit Feuereifer für die Sache des Boltes eingetreten. Peters wurde bei den badischen Revolutionskämpfen gefangen genommen und zu Schwerer Zuchthausstrafe verurtellt. Was wäre aus dem armen Gefangenen geworden ohne die Seelenstärke seiner Braut, die ihn einmal im Jahre nur befuchen und hinter Eisengittern sprechen durfte! Nach ihrer endlichen Bereinigung war es ihnen noch sechs Jahre lang vergönnt, für die gleichen Ziele zu wirken.

Eine ebenso glückliche Ehe jener Zeit war die von Gottfried und Johanna Kinkel   trotz des Unterschiedes der Konfeffion. Johanna foll Kintet erst zum Radikalismus seiner politischen An­

schauungen gebracht haben. Auch Kinkel wurde zu Zuchthaus vers urteilt. Nach seiner Befreiung, an die file tätigen Anteil nahm, folgte Johanna ihrem Gatten in die Verbannung nach England. Sie ist das glänzendfte Beispiel dafür, wie eine Frau eine hin gebende Gattin, eine treue Mutter, eine gewissenhafte Hausfrau fein und dabei in ihrem Beruf als Lehrerin mithelfen fann beim Erwerb des Lebensunterhalts, ohne daß eine ihrer vielen Pflichten darunter gelitten hätte.

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,, Geliebte, Gattin, Freundin" nannte Gustav Struve  , eben falls ein Kämpfer der deutschen   Revolution, feine Lebensgefährtin, mit der ihn die Begeisterung für die Freiheit aufammengeführt hatte. Beide kämpften zusammen, wurden gefangen genommen und in getrennte Gefängnisse gebracht. Endlich gelang es ihnen, zu ent­fliehen und in bitterer Not nach Amerika   auszuwandern. Hier war Amalie threm Gatten eine treue Mitarbeiterin bei seiner schrift stellerischen Tätigkat. In einer Zeit, in der wohl manche Frau über Sorgen und Entbehrungen geflagt hätte, fchrieb fle in ihr Lage­buch:" Wir sind glücklich und zufrieden."

Aehnlich war das Schicksal von Mathilde Annete. Aus einer überzeugten Katholikin war fie zu einer entschiedenen Freidenferm geworden und schloß sich mit ihrem Gatten, einem früheren Offizier, der Schar derer an, die für die Freiheit kämpften. Sie begleitete ihn sogar in den Kampf als Ordonnanzoffizier hoch zu Roß. Auch das Ehepaar Annete mußte nach Amerika   fliehen und einen schweren Kampf ums Dasein führen. Troh Armut und Not hielten sie stets an den höchften Idealen fest. Will man noch einige glüdliche Ehen anführen, in denen abseits von der Politik gleiches geistiges Streben die Grundlage schönster Harmonie bildete, so ist vor allem die Ehe des Philosophen Schelling und feiner Karoline zu nennen. Nach zwei unglücklichen Ehen fand die geistvolle und be­deutende Frau in Schelling eine Ergänzung ihres eigenen Id. Mein Herz, meine Seele, mein Geist, ja, auch mein Wille" nennt fie ihn in einem ihrer schönen, berühmten Briefe. D. etwas der Art tommt nie wieder," klagte Schelling nach dem Tode seiner Ewig Geliebten".

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Der Kampf für die Ideale edler Geiftesfreiheit und wahrer Herzensbildung hatte auch die Jüdin Rahel Levin   und den Aristokraten Barnhagen von Enfe zufammengeführt und bildete die Grundlage einer unfäglich glüdlichen Ehe, in der Rahel die völlige Freiheit der Persönlichkeit für die Frau forderte. Denn die Freiheit ist das, was wir notwendig brauchen, um das zu sein, was wir eigentlich feln sollten... Der erste Mangel an Freiheit besteht darin, daß wir nicht fagen dürfen, was wir wünschen, und was uns fehlt." Diefe Geistesgemeinschaft finden wir auch als Grundlage glücklichster Ehe bei Wilhelm und Karoline von Humboldt  .

Die Reihe der hier angeführten Beispiele ließe sich noch un endlich vermehren. Ich möchte zum Schluß noch auf die Ehe voit Karl Marg und Jenny von Westphalen   hinweisen, die so unendlich glücklich war und sich bewährte in der Seit schwerster Not, während der Verbannung in England. Auch diese Ehe ist ein Beweis dafür, daß man sich von der Auffassung frel machen muß, daß die Politik den Charakter verdirbt. Sie fann große Geifter zusammenführen troh verschiedener Raffe, verschiedener Konfeffion, verschiedener Herkunft, wenn fle die ideale Seite der Politik be greifen und ihr leben.

Was früher Ausnahme war, das sollte heute, in der Zeit der Gleichberechtigung der Geschlechter, selbstverständlich werden.

Anna Blos  .