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Kleine Tatsachen.

Berlin   die Stadt der Frauenarbeit.

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Schädlings Alkohol genau und wissen, daß das Wort des bahnbrechenden Ernährungsphysiologen Justus Liebig   noch heute so richtig ist wie 1860: Der Branntweingenuß ist nicht ble Ursache, sondern eine Folge der Not." Hebung der Er nährung und der Gesamtlebenshaltung drücken den Alkohol- Berlin   ist nicht nur im allgemeinen eine Stadt der Arbeit, fonfum herab. Aber mehr und besser als alle Gesetzes fondern im besonderen auch eine Stadt der Frauenarbeit. Von den paragraphen werden wirken Aufklärung über die 1,7 Millionen erwerbsfähiger erwachsener Frauen, die in Berlin  Schädigung des Alkoholgenuffes und das Beispiel der Entleben, find nur ein Zehntel ohne eigene Arbeit, rund 40 Proz. find haltsamkeit, das die Erwachsenen der Jugend zu geben verpflichtet sind, wenn es ihnen ernst ist mit dem Kultur­fampf, den die Arbeiterklasse führt um ihren Aufstieg. Mathilde Wurm  .

25 Jahre Bund für Mutterschutz  .

Der Bund für Mutterschutz und Segualreform", der vor nun­mehr 25 Jahren den Kampf gegen geschlechtliche Prüderie, für Neu­geftaltung der Serualbeziehungen und die Anerkennung und materielle Sicherstellung der unehelichen Mutterschaft aufnahm, fonnte in diesen Tagen die Feier feines 25jährigen Bestehens unter feiner Borsitzenden Dr. Helene Stöcker   festlich begehen. Eine öffent Biche Bersammlung behandelte das heute für den Bund aktuelle Thema Abtreibung und Geburtenregelung". In um faffender Weise sprach Geheimrat Professor Julius Wolf über die historische, rechtliche und medizinische Seite des Problems, gipfelnd In der Feststellung, daß die auf 1,2 Millionen in Deutschland   ge­fhätten Abtreibungen, auf deren Konto nur 5000 bis 6000 Ver­urteilungen, aber ebensoviel Todesfälle durch Pfuschaborte und etwa 100 000 chronische Erfrankungen kommen, das größte bevölterungs. politische Problem därftellen. Blanmäßige Geburtenregelung und notfalls medizinisch einwandfreie Aborte erhalten Bolfstraft und Gebärjähigkeit. Die Abtreibung innerhalb gewiffer Grenzen muß doher wieder straffrei werden, wie sie es bis vor vier Jahr hunderten in Deutschland   gewesen ist. Dr. Julian Marcuse   und Frau Rita Bardenheuer   ergänzten die Ausführungen Bro­feffor Wolfs noch nach der medizinischen und menschlichen Seite. Dr. Mag Hodann teilte bezeichnende Erlebnisse aus der Proving mit, die draftisch beleuchten, auf welche grotesten Schwierig tetten heute noch die Propaganda für Geburtenregelung stößt. Nicht über die schwerfällige Gesetzgebung und amtliche Stellen, Jondern

über die Krankenfaffen,

und

deren Mitglieder im ganzen Reiche ihre Forderungen nach Aus gabe von Schutzmitteln aufstellen müssen, muß vorläufig der Weg ber praktischen Geburtenregelung gehen. Verhängnisvoll ist die Ver­flechtung der fachlichen Propaganda mit Geschäftsintereffen, wie sie bel gewiffen Organisationen anzutreffen ist, oder doch wenigstens war. Auf einer Feftigung des Bundes erinnerten die Vorsitzende an die ersten Borkämpfer und Vorfämpferinnen der Bewegung wurden u. a. die Namen Lily Braun  , Grete Meisel- Heß  . Hedwig Dohm   und Ellen Key   in diesem Zusammenhang genannt Dr. Mag Rofenthal an die hemmungslosen Beschimpfungen und Ber dächtigungen, denen diese Menschen damals ausgefeht waren. Mit dem Mutterschutz, der ersten und primären Aufgabe des Bundes, hängt die Sexualreform und auch die pazifistische Grundeinstellung, die Bejahung und Beschützung des Lebens, eng zusammen. Reichs. tagspräsident Löbe bedauerte, zwar nicht die Grüße des jezigen Reichstages überbringen zu fönnen, dankte aber den tapferen Bor fämpfern, die heute schöne Erfolge auf dem Gebiet der Fürsorge für Die ledige Mutter, allerdings weniger auf dem der Sexualreform verzeichnen fönnten. Ihm folgten die Vertreter einer Reihe geistes­verwandter Organisationen mit ihren Grüßen und Glückwünschen.

In einer öffentlichen Generalversammlung sprach dann am Sonntag Dr. Kurt Hiller über Forderungen zum Segual. trafrecht. Er erläuterte die befannten ferualreformerischen For derungen und ihre Aussichten im Strafrechtsausschuh bei den Lesun­gen zum neuen Strafgesetzbuch. Der Redner warnte vor einer

Ueberspannung der jeguatreformerischen Forderungen,

denn man dürfe fo ernste, förperlich und feelisch Schwerwiegende Delikte, wie Abtreibung gegen den Willen der Schwangeren, Not­zucht und homoferuelle Berführung von Kindern nicht bagatellifieren und banalisieren. Andererseits soll man feinen Weg aber auch nicht mit einem Kompromis beginnen, denn das Kompromis ergibt sich bei der gegenwärtigen Zufammensetzung des Reichstags, der sich nicht auf den Schuh rechtsschuhwürdiger Intereffen belchränkt, fon­dern Moralpädagogif betreibt, von selbst. Neben anderen Ber­schlechterungen des neuen Entwurfs wie Bestrafung der männ

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lichen Prostitution und fegueller Berührung von Minderjährigen- drohen auch Berschlechterungen für den zur Abtreibung greifenden Arzt, auf die Dr. Marcuse   besonders eindringlich hinwies.

Der Sinn der Kundgebung wurde am besten von Kurt Hiller   ge troffen in dem Wunsche nach baldiger Auflösung des Bundes wegen Erfüllung der von ihm gefepten Aufgaben,

Ehe und Hausfrauen und fast die Hälfte sind erwerbs. tätig. Aber erst die Verteilung dieser 800 000 berufstätigen Frauen in Berlin   auf die einzelnen Berufe gibt ein Bild von der Intensität der weiblichen Arbeit. Dazu gibt L. Walbrodt in der Zeitschrift ,, Arbeit und Beruf" eine sehr aufschlußreiche Zusammen­stellung. Während nämlich im ganzen Reich über ein Drittel der erwerbstätigen Frauen mitheifende Familienangehörige" find, arbeiten von Berliner   Frauen nur ein Zwanzigstel, mur 5 Pro3. in der Familie mit. Dagegen sind im Reich nur 12 Proz. der berufs­tätigen Frauen Angestellte und Beamte in Berlin   dagegen sind 30 Broz. als Angestellte und Beamte tätig. Hier zeigt sich wieder, daß die Großstädte heute immer weniger von der Industriearbeiter. fchaft als von der Angestelltenschaft ihr Gepräge erhalten: 288 000 gewerblichen Arbeiterinnen in Berlin   stehen schon 240 000 weibliche Angestellte gegenüber.( Dle fleinste Gruppe der berufs. tätigen Frauen ist vermutlich die der Tierärztinnen Frau ist hier von der Berufszählung festgestellt worden.)

nur eine

Die Zunahme der Frauenarbeit seit 1925.

Bei der letzten großen Bevölkerungsinventur, der Berufszählung 1925, hatte man elf und eine halbe Million erwerbstätige Frauen gezählt. Wie hat sich diese Zahl inzwischen erhöht? Auf Grund des Bevölkerungszuwachses hat das Konjunkturforschungsinstitut eine Berechnung aufgestellt, nach der die Erwerbstätigen in diefen fünf Jahren um rund 2 Millionen zugenommen haben, davon find 700 000 Frauen. Die Voraussetzung zu dieser Berechnung ist, daß 700 000 Frauen. Die Voraussetzung zu dieser Berechnung ist, daß fich das Verhältnis von Bevölkerung und Erwerbstätigkeit nicht verändert hat, aber auch, daß das Verhältnis zwischen der Männer­und der Frauenarbeit gleichgeblieben ist. Aber in diesen fünf Jahren Hlegt auch die Zelt der Rationalisierung und es ist die Frage, ob sich dieses Verhältnis nicht dadurch verschoben hat. Auf jeden Fall läßt sich die Zahl der erwerbstätigen Frauen 1930 auf mindestens 12,2 millionen schätzen.

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Baut die Rationalisierung auch die Frauenarbeit ab?

Zu dieser so wichtigen ungeflärten Frage gibt der österreichische Ausschuh für gewerkschaftliche Rationalisierungspolitik.( Afab") neues Material aus der österreichischen Metallindustrie: in einer großen Metallwarenfabrik waren bei einer Abtellung, die Bestede erzeugte, vor Einführung des laufenden Bandes 32 Männer und Bandes brauchte man nur noch 31 Männer und 47 Frauen, die 56 Frauen beschäftigt, nach der Inbetriebnahme des laufenden trotzdem um ein Drittel mehr Meffer herstellten. In der Bad fammer arbeiteten 47 Frauen, nach Einführung der Fließarbeit nur noch 19. Das Arbeitstempo wurde durch ein Fünffefundenfignat geregelt ein mörderisches Tempo, das die älteren Arbeiterinnen nicht aushalten können. Es scheint also, als ob die Rationali. terung die Frauen mindestens so start abbaut wie die Männer der unausgesprochene Ronkurrenzkampf der Geschlechter ift also auch fachlich unberechtigt.

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In welchem Alfer heiraten die meisten Frauen?

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In Deutichland heiraten die weitaus meisten Frauen im Alter zwischen 20 und 25 Jahren, fast die Hälfte der Chefchließenden stehen in diesem Alter. Mit 30 Proz. folgen dann an zweiter Stelle die Bräute zwifchen 25 und 30, dann kommen die zwischen 30 und 40 ( nrit 13 Broz.), danach die unter 20 Jahren( mit 7 Proz.), und dann erft der Reft aller über 40 Jahren alten Frauen. Der Orient hat dagegen etwas andere Verhältnisse in Indien   hat man soeben das Mindestheiratsalter für Mädchen auf 14 Jahre heraufgefeht! Die große Säuglingssterblichkeit, die Unzahl von Kinderwitwen und von Ehefrauen im Kindesalter haben trop des Widerstandes der an der alten religiöfen Tradition festhaltenden Bevölkerung zu diefer Maßnahme getrieben.

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Frauenparteien?

Frau Katharina von Kardorff   hat vor einigen Tagen eine Nationale Frauenarbeitsgemeinschaft gegründet, mit dem Zlet ciner auch politisch aktiven Frauenpartei. Auch in Defterreich hielt man eine Frauenpartei für notwendig, deren Gründung vor furzer Zeit in Wien   die greife Frau Marianne Hainilch vollzog, um den Kriegsformationen der. Männer eine feftgefügte Friedensformation gegenüberzustellen". Aber warum dazu einer Frauenpartei? Warum nicht gefchloffener Eintritt in die feftgefügte Formation von Männern und Frauen der Sozialdemokratie? S.S.