bestimmungen angeglichen wird, um eine auf einem sozialen Dumping beruhende Konkurrenz diefer Länder zu beseitigen. ( Dumpingpreisunterbietung, die möglich gemacht wird, durch die schlechteren Arbeitsbedingungen dieses Landes.)
In allen Ländern sind es die Vertreter der Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei, die sich für die Ratifizierung( Anerkennung) der Beschlüsse der Internationalen Arbeitskonferenz eingesezt haben. Was in jahrzehntelanger Arbeit der sozialistisch geschulten Arbeiterschaft vorbereitet worden ist, findet jetzt zum Teil feinen international anerkannten Ausdruck in den Arbeiten des Internationalen Arbeitsamtes.
Freilich ist das Internationale Arbeitsamt feine„ fozialistische" Einrichtung. Die Regierungsvertreter und die Vertreter der Arbeitgeber haben neben den Arbeitnehmervertretern Sitz und Stimme in jeinen Körperschaften. Aber an uns und unserer Arbeit liegt es, die Arbeiten des Internationalen Arbeitsamtes, an dellen Spitze der französische Genosse Albert Thomas steht, immer mehr in unserem Sinne umzugestalten. Wir sind dem ADGB . und der Genossin Gertrud Hanna zu Dank verpflichtet für diese ausgezeichnete und instruktive Schrift, und es wäre nur zu wünschen, daß recht viele Genossinnen sich Aufklärung und Anregung daraus holen. Herta Cotthell.
Das Bild des Baters.
Eine Frau allein.
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„ Meine erste Erinnerung ist ein seltsames, zartes und geheimes| Szenen, die sie damals in der Nacht betauschte, wohl den Grund zu Gefühl. Mein Vater hielt mich im Schlafe fest an seinen ungeheuren Körper gepreßt. Ich muß damals noch ein ganz kleines Kind gewesen sein, denn aus dieser Zeit ist in mir nichts als dieses Gefühl lebendig. War es ein erstes Erwachen des Bewußtseins oder ein Traum ich weiß es nicht."
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So beginnt das Buch Agnes Smedleys„ Eine Frau allein" das Buch einer tapferen Frau, das Buch eines unglücklichen und franken Menschen. Es wäre überflüssig, eine übliche Buchbesprechung zu geben dieses Buch, das mit unerhörter Offenheit die Lebensgeschichte der Verfasserin erzählt, ist schon oft genug besprochen worden: Noch niemand aber hat versucht, an diesem Leben Agnes Smedleys aufzuzeigen, wie die Liebe und der Haß unserer Kinderjahre, finnlose Strafen, die wir erleiden, Szenen, die unsere Kinderaugen sehen, ohne sie zu verstehen, nicht von den Kindertränen aus unseren Herzen weggewaschen werden, fondern unser ganzes Leben bestimmen, ja zerbrechen können. Der Bater: Das ist
das große Idol der ersten Kinderjahre.
Er ist der Große, Allmächtige, alles lleberstrahlende, der Bol ihrer fleinen Welt, um den sich alles dreht. Er hat Indianerblut in den Adern, seine männliche Schönheit von fremdartigem Reiz überstrahlt seine ganze Umgebung. Sogar die Art, wie er gefleidet war, unterschied ihn von den anderen, besonders sein breiter Ledergürtel mit den vielen Farben und der Schnalle aus echtem Silber.
Jeder andere hätte sich geschämt, solch einen bunten Gürtel zu tragen, aber mein Vater fonnte sich das leisten, denn ihm stand alles." Die Mutter kann dagegen nicht aufkommen: Früh verzehrt die harte Arbeit ihre Kräfte und ihre Schönheit, sie macht ihrer Nervosität dadurch Luft, daß sie die Kinder prügelt, am meisten Agnes, die Aeltefte. Sie schlägt für jedes Vergehen, unbarmherzig: Die„ sanftere Ermahnung" ist es, wenn sie das Kind mit dem stählernen Fingerhut auf den Kopf flopft... ,,, in mir aber weďte es einen ungezähmten Haß".
„ Schließlich... zwang sie mich, freiwillig an einer Stelle still zu stehen, während sie mich von allen Seiten prügelte." Und aus Angst vor den Prügeln lernt das Kind lügen. Jahrelang dauerte es, bis sie alle Liebe, die ich für sie fühlte, aus mir herausgeprügelt hatte."
So wird Agnes Smedley groß, in ärmlichen Verhältnissen: Mit zwei Schwestern teilt sie das Bett, in dem andern schlafen die Eltern und das Baby, der erste Junge, dessen freudig begrüßte Geburt dem kleinen Mädchen zum erstenmal die Tatsache flar macht, daß wie bei den Tieren auch bei den Menschen
die männlichen Exemplare höher bewertet
werden. Und so wird sie in der Enge der Wohnung zweimal Zeugin des Geschlechtsverkehrs der Eltern, der ihren Kinderaugen als ein mörderischer Kampf erscheint, in dem die Mutter die Unterliegende ist. Diese beiden Vorfälle habe ich nie aus dem Gedächtnis löschen können. Alles Geschlechtliche wurde für mich eine Angelegenheit von Gewalt und Brutalität." Sie wächst heran und in ihr wächst ein unbändiger Haß gegen die Bindungen, die aus der Frau die Sflavin machen: Die wirtschaftliche Unselbständigkeit und- die Liebe.
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Sie ist nicht mehr fähig zu lieben, und selbst als sie sich mit einem Studienfreund verheiratet, hofft sie, mit ihm nur als Freund und Kamerad leben zu können, sie sehnt sich nach Zärtlichkeit und Gemeinschaft, aber für mich waren die Vorgänge in meinen Märchen und Romanen nicht mit jenen anderen, verbotenen Dingen den geschlechtlichen verknüpft". Sie ist vereinsamt: Der Vater, der bewunderte Bater, verkommt durch den Trunk mehr und mehr; als er die Mutter erst seelisch, dan körperlich mißhandelt, schlägt die frühere Liebe in Haß um. Ihr selbst ist kaum bewußt, daß die
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diesem Haß legten, daß sie sich damals unbewußt- der Vater war ja der heimliche Geliebte ihrer Kinderzeit mit der im Kampf" unterliegenden Mutter identifizierte. Wenn sie an der materiellen Unabhängiteit allein fein Genügen findet, wenn sie neben dem Mann, der sie liebt, unglücklich ist und zweimal ihre Schwangerschaft unterbrechen läßt es ist das Schicksal der Mutter, das sle fürchtet, und jeder Mann ist der„ Vater, der brutal das Leben der Frau zerstört.
Der tragische Höhepunkt dieses Dramas ist endlich, lange nach ihrer Scheidung, ein Erlebnis, das ihr auch das letzte Glück zerstört, das sie findet: Die Arbeit in der indischen Freiheitsbewegung.
Sie hat in diesem Kreis endlich das gefunden, was sie schon seit ihrer Kinderzeit sucht: Gemeinschaft. Aber zu feinem der Genossen hat sie feruelle Beziehungen. Den Hunger ihres Körpers stillt fie in wechselnden Liebesverhältnissen, denen sie nicht einmal diesen Namen gönnt. Sie ist glücklich, endlich Mitglied einer Gemeinschaft zu sein, die den Fluch, Frau zu sein, von ihr nimmt. Und dann erlebt sie diefes: Sie verhilft einem Genossen zur Flucht vor der Polizei, vor den englischen Spigeln, die während des Krieges alle Rämpfer für Indiens Unabhängigkeit in Amerifa verfolgten und einterfern ließen. Aber der Spitzel in dem Kreis der Inder ist, noch unerkannt, ein Eurasier, ein Mischling eines portugiesischen Baters mit einer indischen Mutter. Der wird von der Polizei auf ihre Fährte gesetzt. Er besucht sie.. und um sie gefügig zu machen, um von ihr die Adresse des Geflohenen zu erfahren, verführt" er fie. Nicht durch eine Liebeserklärung macht er fle gefügig: Fast ist die Szene eine Bergewaltigung. Bis zum letzten widersteht ihm ihre Vernunft aber er ist ein Mischling er trägt einen Gürtel mit Silberschnalle in ihm steht endlich das Bild des Vaters wieder auf, so wie ihn das Kind geliebt haf, strahlend in feiner animalischen Schönheit... und das lähmt den Widerstand der Frau. Sein Ziel erreicht er nicht: Sie verrät ihm den Genoffen trotzdem nicht, fie schweigt, auf seine Bitte, auch über dieses Erlebnis, sogar der Polizei gegenüber, die dadurch genau darüber orientiert wird, daß diese Frau zu schweigen versteht. denn alles tat der Spigel ja mit Vorwissen und Borbedacht sorgte sogar dafür, daß er sie, wenn sie es wagte, ihn zu beschuldigen, als Prostituierte hinstellen konnte... Er ist es schließlich, der ihr Erlebnis den Genossen bekannt gibt, die Motive ihrer Arbeit in den Schmutz zieht und das Glück, daß sie endlich doch in der Ehe mit einem indischen Genossen zu finden glaubt, zerstört.
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wie der Vater
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er
Warum aber sollte hier noch einmal über die Geschichte der
Agnes Smedley geschrieben werden?- Weil wichtiger als jede Kritik ihres Buches die Erkenntnisse sein können, die es vermittelt. Denn Agnes Smedleys Geschichte ist die Geschichte tausender Kinder, vor tämpfen hat, ihre hysterische Kälte, die Gebundenheit an den Bater, allem auch des Proletariats. Die Hemmungen, mit denen sie zu an der letzten Endes ihr Glück zerbricht: Gewiß, ein Teil dieser Dinge sind
die sich vermeiden ließen
Erziehungsschäden,
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ein Teil davon ist aber unvermeidlich,
so lange das Proletariat als solches leben muß. Das sollen sich alle die Propagandisten der„ Kleinstwohnungen" gefagt sein lassen, die mit solchen Mitteln wie Aufteilung eines Raumes durch Schrank. wände, Bettschränke usw. arbeiten: Als Familienwohnungen, in denen Kinder großgezogen werden sollen, sind diese Wohnungen untauglich. Die Wohnungsnot, die für das Proletariat ja ne Dauererscheinung ist, hat noch andere Folgen als die Rachitis und Strofulose, die man mit Ferienheimen und Landaufenthalt te. kämpft, Folgen, an denen die Kinder, die von ihnen betroffen wurden, oft die ganze Zeit ihres Lebens leiden. Noch werden die Kinder zumindest in den ersten Jahren ihres Lebens in bezug auf geschlechtliche Dinge in einer Atmosphäre voll Geheimnis und