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Kleine Tatsachen.

Rationalisierung und Heimarbeit.

Der von der Arbeitslosenkatastrophe hervorgerufene Kampf gegen| geringen Verdienstunterschied trotz der großen körperlichen Gefahr die verheiratete erwerbstätige Frau trifft in gefährlicher Weise zu nicht zu verlieren. Aber Frankreich   ist ja das Land mit der geringsten sammen mit den reaktionären Strömungen gegen die Frauenarbeit Arbeitslosigkeit.) der nationalsozialistischen und anderer schwarz- weiß- roter Parteien. Das angeblich im Interesse der Arbeitslosen geforderte Ausscheiden der erwerbstätigen Ehefrau ist oft nur ein Vorwand für einen Kampf gegen die Frauenarbeit schlechthin. Sehr deutlich und lehrreich zeigt das ein Antrag, den die Wirtschafts-| partei im Reichstag eingebracht hat. Er lautet:

,, Der Reichstag wolle beschließen, die Reichsregierung zu er­suchen,

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2. Bei allen Reichs-, Staats- und Gemeindebehörden je de weitere Einstellung von weiblichem Personal auf das absolut erforderliche Maß zu beschränken.

3. Die bereits im Reichs-, Staats- und Gemeindedienst be= findlichen weiblichen Kräfte, insbesonder diejenigen, dei Männerstellen bekleiden, abzubauen, soweit diese nicht eine Verpflichtung zum Unterhalt der Eltern haben, oder soweit nach weisbar teine Mittel für den Lebensunterhalt vorhanden sind oder deren Belassung ein dringendes Erfordernis ist.

4. Den Ehefrauen der Reichs-, Staats- und Gemeindebeamten sowie von Angestellten und Pensionären zu verbieten, einen Beruf auszuüben, der sich wirtschaftlich schädigend für die Erwerbs­

stände auswirkt."

,, Nicht Rückkehr der Frauen zum verödeten Hof und Garten, zum veralteten Rocken und Webstuhl können wir erzwingen," schrieb vor Jahren der gewiß nicht sozialrevolutionäre Rathenau. Auch dte Wirtschaftspartei wird das Rad nicht rückwärts drehen tönnen!

Scherls Magazin und die berufstätige Ehefrau.

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Wenn die Hugenbergpartei zusammen mit den Nazis auch die Rückkehr der Frau in die so fragwürdig gewordenen ,, trauten" vier Wände von Haushalt und Familie propagiert, so hat doch das Hugenbergsche Scherls Magazin"( ohnehin so ein mondän ver­dächtiges Asphaltgewächs) es nicht lassen fönnen, seine Leserinnen mit einer Umfrage über diese aktuelle und interessante Sache zu unterhalten, wie so ein Tag einer berufstätigen und zugleich Haus­frauenpflichten erfüllenden Frau aussieht. Natürlich hat man sich, wie es sich für seine Gesellschaft gehört, nur an gehobenere" Be: rufsfrauen gewandt, an eine Rechtsanwältin, eine Direttrice, an die Leiterin eines großen photographischen Ateliers usw. D:   e er schütternden Berichte zu diesem Thema in dem Büchlein des Textil­arbeiterverbandes Mein Arbeitstag mein Wochenende" waren für die zartbefaiteten Nerven der Leserinnen von Scherls Magazin auch zu unerquicklich gewesen.( Uebrigens hat auch das Berliner Tageblatt" in seiner Beilage ,, Die Brücke" vom 8. Februar zur Dis­kussion dieses Problems fich im wesentlichen nur an die von der Hausangestellten häuslich entlastete berufs­tätige Ehefrau gewandt und das so erhaltene Bild nicht ein­mal bemerkt.) Nun, aber die in Scherls Magazin rundgefragten Damen flagten ihren Doppelberuf keineswegs als Ueberbelastung an, im Gegenteil, fie erzählen frisch und befriedigt, wie ſie's machten. Der Beruf schien diesen Ehefrauen und ihren Familien auch in seelischer Beziehung ein großes Plus- trotz allen Feld. geschreis über Unweiblichkeit und Zerfall der Familie. Und sowas in Scherls Magazin!

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Der tonservative Reichsbote", der das Ergebnis der Umfrage

wiedergibt, fann deshalb nicht umhin, den frischen Aeußerungen der Rundfrage als Fazit folgenden wie die Faust aufs Auge passenden Kommentar anzuhängen: Wie beklagenswert doch, daß so vicle Frauen gezwungen zu sein scheinen, dem wichtigsten aller Frauen­berufe, Hausfrau und Mutter zu sein, den zweiten Platz anweisen

zu müssen."!

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Halbtagsarbeit für Mütter in Frankreich  .

Wie die Frau" berichtet, bringt die Francaise" die Anzeige einer Firma, die unter Einhaltung der tariflichen Löhne Halbtags: schichten für Mütter ankündigt. Nach Ermittlungen ergab sich, daß die Firma für ungelernte Arbeit( Verpackung von Zwiebacken) 20(!) Frauen in Halbtagsschichten angestellt hat und den Versuch weiter durchführen will. Allerdings hat in dem Wert, das über­wiegend Frauen beschäftigt, von denen 10 Broz. verheiratet sind, Peine   einzige der regulären verheirateten Arbeiterinnen ver= langt, nach der neuen Methode beschäftigt zu werden! Uebrigens hat die Abteilung Frauenarbeit des( bürgerlichen) französischen Frauen bundes einige tausend Fragebogen über die Halbtagsarbeit heraus­gegeben, die jetzt im Umlauf sind.( Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, wie wenige Frauen sogar von dem Recht der Arbeits­aussetzung von der Schwangerschaft Gebrauch machen- nur um den nur um den

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Das Reichsarbeitsministerium hat vor einiger Zeit den Gewerk­verein der Heimarbeiterinnen veranlaßt, eine Erhebung über die Auswirkungen der Rationalisierung auf die Heimarbeit vorzunehmen. Der Gewerkverein beginnt nun die Ergebnisse seiner vom September 1929 bis Februar 1930 durch­geführten Untersuchungen vorzulegen. Bei dem vielgestaltigen Bild arbeiterin, die nur noch einen Handgriff zu machen hat, bis zu der der in der Heimarbeit herrschenden Arbeitsteilung von der Heim­Arbeiterin, die das ganze Stück von Anfang bis zu Ende herstellt ist es eine wichtige Feststellung, daß die Heimarbeiterschaft noch fast immer ohne Maschinen arbeitet Häkelnadel, Stickrahmen, Schere, Plätte, Falzbein, Hammer, Pinsel, Leimtopf usw. sind die Werkzeuge auch in der modernen rationalisierten Wirtschaft, und die Nähmaschine war und ist die Maschine der Heimarbeit. Aller­dings könnte der Motor größere allgemeine Bedeutung für die Heim­arbeit gewinnen wenn nicht die Kurzarbeit auch hier den fargen Verdienst so unterhöhlt hat, daß die Kosten der Anschaffung eines Motors unerschwinglich sind, zum anderen haben viele der elenden Quartiere der Heimarbeiter keinen elektrischen Anschluß.

Wo aber im übrigen Heimarbeit und Maschine in Beziehung zueinander getreten sind, da hat die Maschine die Heim­arbeit verdrängt. Diese Auswirkung der Rationalisierung auf die Arbeitsverteilung macht sich in der Heimindustrie auf ver­schiedene Arten bemerkbar. Einige Branchen haben statt einer Ber­einheitlichung der Erzeugnisse einen weit häufigeren Modewechsel der Erzeugnisse erfahren, statt Lagerarbeit ist man hier also zur Auftragsarbeit übergegangen, und die Folge für die Heimarbeit ist, daß volle Saisonbeschäftigung mit Wochen völliger Arbeitslosigkeit. wechseln. Andere Branchen gehen" so wenig, daß die Heimarbeit kurz arbeiten muß- handgestickte Namen z. B. verschwinden nicht völlig, werden aber wenig verlangt. Schließlich ist in einzelnen Branchen erinnert wird an das Knüpfen von Filetneßen, das Handflöppeln die Heimarbeit völlig abgedrängt. Der Wunsch nach sozialer Verteilung der Heimarbeit an diejenigen, die allein auf Heimarbeit angewiesen sind, ist demgemäß groß.

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Mit 40 zu alt und warum?

Der amerikanische   Nationalbund berufstätiger Frauen hat nach einer Zeitungsmeldung eine Erhebung darüber veranstaltet, warum es Frauen von 40 Jahren so erschwert ist, eine Stellung zu finden, und die Leiterin der Erhebung hebt in ihrem Bericht hervor, daß es sogar den 30jährigen Angestellten schon schwer wird, unterzu­kommen. Die Arbeitgeber führten in ihren Antworten vor allem Angestellten an, daß ältere Frauen sich nur schwierig in die Arbeits­als Grund ihrer ablehnenden Haltung gegenüber diesen älteren" bedingungen finden, an allem etwas auszufezen haben, die jüngeren Frauen aufreizen(!) und an allem und jedem etwas auszusetzen haben". Ach ja die jungen Mädchen von 18 sind so viel an­ſpruchsloſer- befondersim Gehalt! Als der Zentralverband der Angestellten im vorigen Jahre seine Erhebung über die meib­bemerkungen der befragten Angestellten sehr deutlich die wahren lichen Angestellten durchführte, zeigten sich in einer Fülle von Rand­weil die jüngeren billiger und hübscher find! Als ich bei einem Gründe, warum Angestellte schon Erde 20 als zu alt" gelten- Monatseinkommen von 155 Mt. um Erhöhung meiner Bezüge bat," schrieb eine 50jährige Buchhalterin, wurde mir die Stellung ge­fündigt mit der Begründung, daß für dies Geld massenhaft pen­fionierte Rechnungsräte zu haben seien". Nicht nur pensionierte alte Beamte, auch die jungen, flotten und so niedlich aussehenden Mädchen find für die geringen Gehälter leicht zu haben. In Amerika   ist diese tragische Situation der älteren Angestellten nicht anders als in Deutschland  .

Chauffeuse und Maferntante.

In Berlin   werden bereits ein Fünftel aller Führer scheine für Automobile von Frauen erworben häufig tauchen im Stellenmarkt der Zeitungen schen die Anzeigen auf, in denen eine ,, Sekretärin, sichere Fahrerin", Stellung sucht. Dagegen scheint es ein Wig, was das Stuttgarter Neue Tagblatt" unter der Rubrik Neue Frauenberufe" ernsthaft über den neuentdeckten aussichts­reichen Beruf der Maserntante" berichtet: Nicht alle Krankheiten sind bekanntlich so schwer, daß der oder die Erfrankte ein Kranken­haus aufsuchen oder eine Schwester haben müssen. Doch wer nimmt sich des Patienten an? Wer sorgt vor allem für die an einer Kinder­

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