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den Dienst der gesamten Kindergemeinschaft zu steilen. So könnte ein derartig produktives Kind geradezu zum Segen der Kinder gemeinschaft werden.

wußten Lügen zu unterscheiden. Jene müssen beachtet und geschont| Bhantafieträfte eines folchen Kindes fogar dazu benuken, fle in werden, diese verdienen ernsthafte Untersuchung und geeignete Gegenmaßnahmen. Aehnlich ergeht es uns mit den Leistungen lind Ilcher Darstellungskraft in Körperausdruck und Bewegung. Auch diese frühen künstlerischen Regungen laffen sich bisweilen nur schwer von den recht bedenklichen, unschöpferischen Nachahmungsspielen unterscheiden, die leider nur allzu häufig dazu dienen follen, das Kind vor den Erwachsenen intereffant" zu machen und ihre Auf­merksamkeit auf das Kind zu lenken. Man hat deshalb in jüngster Zeit auch hier die gleichen Wege beschritten wie in der darstellenden Kunsterziehung, d. h. man läßt die Kinder nach ihrem eigenen Er messen und mit möglichst wenig Anleitung unter sich Bewegungs­[ piele und Relgentänze aufführen, wobei immer abwechselnd eins von ihnen die Führung übernimmt. Besonders beachtlich sind diese Methoden für die Kindergartenpragis. Man tann über haupt sehr steptisch darin sein, ob die Methode der vom Erwachsenen an das Kind fünstlich herangebrachten Spiele im Kindergarten empfehlenswert ist. Sämtliche Beschäftigungsspiele, wie sie Fröbel ausgestaltet und gelehrt hat, und auch die in einer befonderen Methode ausgedachten Spielgeräte des Montessori- Systems sollen in den Händen einer verständnisvollen Erzieherin in erster Linie dazu dienen, im Kinde die felbständige Beschäftigung mit diesem Spielzeug anzuregen. Wenn also ein Kind von fich aus den Drang besitzt, sich nach Möglichkeit mit selbsterfundenen Spielen zu beschäftigen, so foll man es nicht nur darin gewähren lassen, sondern eine geschickte Kindergärtnerin könnte die relativ großen

Das Berhalten eines etwa fünfjährigen Kindes gegenüber der Gemeinschaft seiner Kameraden ist ganz anders zu beurteilen als das eines Hortfindes von zehn bis zwölf Jahren. In diesem späteren Alter follen sich gewisse soziale Gefühle und Charaktereigenschaften schon so weit ausgebildet haben, daß das Kind freiwillig Pflichten gegen die Gesamtheit anerkennt. Diese foziale Einstellung des Kindes entsteht aber( abgesehen von dem möglichst unsichtbar und unauf dringlich gehaltenen Einfluß der Erzieher) in erster Linie gerade durch das gemeinsame selbstschöpferische Spiel des fleinen Kindes. Was bei dem älteren Kinde schon vorhanden sein soll, wird hier erst herausgebildet. Die Nichteinordnung des Kindes in die Ge meinschaft ist also im Falle des Hortfindes schon eine Art Charakter fehler, der einer behutsamen Korrektur bedarf, tann aber beim fleinen Kinde noch nicht als Fehler angefehen. werden. Hier gilt es lediglich, die Möglichkeit einer besonders starten Eigenart des Einzelfindes für die Gesamtheit der Gespielen und damit in direkt für den sozialen Sinn dieses Kindes selbst wieder nutzbar zu machen. So tommt die moderne Bädagogik hinsichtlich der findlichen Phant tafie zu den gleichen Ergebnissen wie bezüglich aller anderen Aeußerungen des menschlichen Körpers und der Seele: Licht, Luft, Bewegungs- und Betätigungsfreiheit, nicht nur für die findlichen Gliedmaßen, sondern auch für Junge, Auge und Dhr.

Der Kult mit der Dame"

Die übergroße Mehrzahl der Bevölkerung Deutschlands   besteht aus arbeitenden Frauen. Aus Berufsfrauen, Hausfrauen, Studentinnen, Lehrmädchen und Schülerinnen. Blättert man aber die illustrierte Zeitschriften- und Magazinliteratur durch, betrachtet man das Milieu der meisten Rino- und Theaterstücke, so erhält man unweigerlich den Eindruck, als ob eigentlich nur die glanzvolle, von Sorgen und Mühen unbeschwerte Welt der Dame cristiert, neben der das Millionenheer der erwerbstätigen und minderbegüterten Frauen in ein nichtsfagendes Grau versinkt. Die Requisiten und das Beremoniell damenhaften Lebens find so reich haltig, daß von ihrer Beschreibung und Darstellung

ganze Literatur- und Filmfabriken leben.

Unermüdlich forgen sie dafür, daß auch wir gewöhnliche Sterbliche von dem beneldenswerten Dafein dieser mondänen Göttinnen er­fahren. Von ihren geräumigen, foftbar möblierten Lugus wohnungen, ihrem stilvollen Lebenszuschnitt, ihren morgendlichen Tiergartenritten und Autofahrten, ihren Tennis, Golf, Cocktail und Bridgepartien, ihren teuren Hunderaffen, ihrer Schönheits pflege und ihren fie ewig in Anspruch nehmenden vielfachen Toilette fragen. Der Typ, der uns da entgegentritt, ist nicht eigentlich die Dame als geistig fultivierte Erscheinung, also als hochgebildete, wissenschaftlich oder fünstlerisch tätige Frau, deren ernsthafter Ber­fönlichkeit ein folches Uebermaß von Aeußerlichkeiten zutiefft zuwider fein würde, sondern die Dame als pretensiöses Lugus wesen, die teine anderen Interessen hat, als sich durch kostspieligen Kleideraufwand, durch sportliches Getue und leere gesellschaftliche Formeln in Szene zu sehen und zu repräsentieren. Als ein Ge schöpf, das im Grunde nichts ist und nichts kann, als

mit Arroganz und hochmütiger Lebenspassivität auf die unschein­bareren, werteschaffenden Geschlechtsgenoffinnen herabzublicken.

Gibt es diesen drohnenhaften Frauentyp in unserer Zeit, wo doch jedes Bürgermädchen einen Beruf lernt, eigentlich überhaupt noch in großer Anzahl? Nun, rein zahlenmäßig ist er gegenüber dem Gros der Frauen in Wirklichkeit nur sehr gering, nicht aber als im Bewußtsein großer Maffen lebende Fiktion. Und was das Eigenartige ist, dieses unnüße, egozentrische Lugusgeschöpf und Ichmarozende Mitglied der menschlichen Gesellschaft wird von sehr, fehr vielen Frauen nicht etwa abgelehnt und verachtet, sondern gilt ihnen im Gegenteil

als bewundertes, nachahmenswertes Idealbild.

Da flizen die kleinen Angestellten und jungen Arbeitermädchen vor der flimmernden Leinwand des Films und blicken mit heißen und begehrlichen Augen auf die Kleiderpracht und die luguriö Jen Allüren der Diva, mit der sie sich in ihren Träumen heim. fich indentifizieren und deren Haltung und Haartracht ihnen Modell Ist, dem sie mit mehr oder weniger unzulänglichen Mitteln nach elfern. Sie können sich vielleicht nur billigste Konfettion taufen, aber es ist ihnen ein Herzensbedürfnis, fich ab und zu in die mon­dänen Journale vom Schlage der Eleganten Welt" zu vertiefen, in

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denen nur von großen Mode. und Sportsdamen und ihrem vielen faprizlöfen Drum und Dran die Rede ist, nicht aber von den Frauen, die all diefes schöne Zubehör herstellen.

Legten Sonnabend war der Kleine Borstadtfriseurladen, der durch seine niedrigen, groß angeschlagenen Einheitspreise viele Kune binnen heranfodt, wieder voll von Wartenden. Die braungebunde nen Journale gingen von Hand zu Hand. Weber eines waren drej junge Mädchenlöpfe gebeugt und ich hörte, wie sie halblaut thre Meinungen austauschten. Sie waren sich offenbar gar nicht der Distrepanz zwischen ihren eigenen befcheidenen, wenn auch modisch betonten Erscheinungen und der in dem Heft geschilderten feudalen Riviera Eleganz bewußt, sonst hätten sie sich über die ultra­schicken Photos und die elnen phantastischen Geldbeutel verlangenden Moderezepte zum mindesten ein bißchen motieren oder nachdenklich stimmen laffen müssen. Sieh doch mal hier, Lotti!" rief die einz begeistert. Dies weiße Cape! Das würde dich fabelhaft fleiden." Aber Lotti lehnte das Cape ab. Rein, das Complet mit dem Polarfuchs wäre eher mein Fall." Dle Dritte verschlang jede teine Nottz. Na weißte, deine Türkistette ist auch nich mehr modern, Ilse. Diesen Sommer wird Koralle getragen. Ach, was man nicht alles haben müßtel Lange, schwarze Hand schuhe   und ein Spizenjädchen zum Abendkleid, das wäre natürlich piffein." Nur einmal war das Kleeblatt ein bißchen verblüfft. Als nämlich die gründliche Leserin unter den Ratschlägen für die elegante Dame das Rezept eines harmlojen Schönheitsmittels" jand, das in einer

halbstündigen Morgenfahrt im offenen Auto vor der Maffage­behandlung"

bestand. Mit Rücksicht auf eine Gefahr zu großer Rötung der Haut waren dafür aber nur staub- und regenfrele Tage empfohlen.

Wenn die Frauen der arbeitenden Klaffe mit ihren geringen Mitteln und ihrem ganz anderen Lebenszuschnitt die große Eleganz to pleren wollen, tommen meist nur mißverstandene und fatale Lösungen heraus, über die der Kenner mitteldig lächelt. Das Sprich wort heißt zwar:" Der Schein trügt", in Wirklichkeit ist aber nichts trügerischer als der Schein. Und zwar kegt die Eleganz nicht nur im Material und in der sorgfältigen Berarbeitung von Kleidungs­stücken, sondern die Dinge verlangen auch einen bestimmten Rahmen und müssen den besonderen Gegebenheiten angepakt fein. So fann 3. B. ein Seldenkleid mit langem, weiten Rock vom modischen Standpunkt aus für Theater- und Gesellschafts abende ganz reizvoll wirken, feine Trägerin wird aber zur Karl­fatur, wenn sie es unter einem hellen sportsmäßigen Mantel am Sonntagnachmittag auf der Straße anzieht. Oder wenn sie mit hochstödligen Lurusschuhen, die für glattes Parkett und Fahrten im Auto taugen, mühfam über holpriges Kopfsteinpflaster stofziert. Und tatsächlich fieht man ja folches peinliche Wollen und Nichtkönnen nicht am Kurfürstendamm  , sondern am Wedding  , wo man anspruchsvolle Eleganz, die sich nun einmal nicht mit Spar maßnahmen verträgt, trampshaft nachzuahmen versucht.

Daß alle Frauen schön und gut gekleidet sein möchten, find an