dem anderen. Es kostet viel, viel Zeit, den Filz einen Zentimeterüber dem linken Auge zu kürzen und den �ut vorschriftsmäßig übermein Ohr zu ziehen.(Welche Probleme!) Die Kleider werden mirln» Haus gesandt. Ich habe aber leider nicht Zeit, sie alle zutragen— und— nach und nach sehe ich andere, die mir bessergefallen— und— dann muß ich mir diese bestellen. Das wirkt aufdie Dauer deprimierend."(Arme, leidbeschwerte Seelei)Madame hält stch zur Zeit mit ihrem fünften(I) Mann inNew Jork auf, wo sie viel Zeit für den Besuch von Läden opfernmuß. Ganz so schne« wie ihre Kleider wechselt Madame also nichtihre Männer, ist ja auch nicht so einfach, aber immerhin habendoch schon vier Männer so oder so auf Grund völligen Ruins insGras beißen müssen. Es soll ja Männer geben, für die es Ehren-fache ist, sich von einer Luxusbestie gewissermaßen auffressen zulassen. Winselnd, kniefällig bitten sie um die Gnade, rui'iert zuwerden. Jeder hat so seine eigene Lebensaufgabe!„Es kostet viel Geld, zu den bestgekleideten Frauen der Weltzu zählen", erklärt Madame immerhin einem New-Porler Interviewer.„Die meisten brauchen jährlich 60 000 Dollar— es kommtauch vor, daß sie 7Z 000 gebrauchen, wenn man Juwelen und Pelz-werk mitrechnet. Ein„anständiger" Zobeltragen tostet60 000 Dollar, und ein Jltismantel, mit dem man sich sehen lassenkann, ist einfach nicht unter 12 000 Dollar zu haben. Die BaronesseEugene de Rothschild braucht sogar mehr. Wenn die Saison inBiarriß ihren Höhepunkt erreicht, geben sich die elegantesten Damender Welt dort ein Stelldichein", bemerkt Madame aufschlußreich.'ImÜbrigen bekennt sie mit geradezu zynischer Offenherzigkeit, baß sichzuzelte» in ihrer Garderobe fast 1000 Kostüme befinden. Sieträgt selten ander« Hüte als die drei zuletzt angeschafften— unddamit wechselt sie wöchentlich. Das Arsenal ihrer Schuhe ist un-übersehbar groß— die Anzahl der Paare einfach nicht zu registrieren— und ihr Pelzwerk von unschätzbarem Wert...Das Vreneli.Wir wissep aus der Geschichte, daß eine Reihe von Männernaus dem niederen Bolt einen raschen bewundernswerten Aufstieggenommen haben. Seltener war das bei Frauen der�all. Da istes um so bemerkenswerter, daß es einer armen Fabrikarbeiteringanz aus eigener Kraft gelungen ist, sich zur Direktorin eines ange-sehenen Verlages emporzuarbeiten. Das ist die alte Sozialdemo-kratin Verena Conzett in Zürich. Viele werden ihreBiographie„Erlebtes und Erstrebtes", die im VerlagsGrethlein in Leipzig-Zllrich erschienen ist, gelesen haben. Ich selbstHab« die ganz große Freude erlebt, Verena Eonzett persönlichkennen und— ich darf das wohl sagen— lieben zu lernen. Diestattliche Frau, die trotz ihrer bald 70 Jahre so jugendlich wirkt mit� ihren blitzenden Augen, ihrem freundlich lächelnden Munde, hattemich in ihr schönes Heim an> Kilchberg in Zürich eingeladen.Ihre Kindheit hat Verena Krebs im Niederdorf M e l l i k o nin einem Hinterhause verbracht. Es erschien ihr als ein großesGlück, als die Schwestern mitverdienen konnten und die Familieeine andere Hinterhauswohnung auf der anderen Seite der Limmatbezog. Zum ersten Male sah da» Vreneli eine Stube vollerSonnenschein. Heute wohnt sie in einer herrlich am See gelegenenVllla, die harmonisch und dabei praktisch und bequem eingerichtetist. Ein großer Garten voller Sonne gehört dazu. All« grüntund blüht. Aber ist die Umgebung auch anders, ist Frau Eonzettauch älter geworden, sie ist doch immer das liebe Vreneli gebliebenmit dem gütigen Herzen, einfach und bescheiden. In ihrem Wohn-zimmer hängt das Bild ihrer Mutter, eine Zeichnung des jüngstenSohnes der Frau Conzett. Man sieht, welch gütige Mutter dasVreneli erzogen hat. Mit inniger Liebe denkt sie ihrer und de» sofrüh erblindeten Vaters. Ich aber höre mit Bewunderung, wie da»Vreneli, eben aus der Schule entlassen, in die Wollhaspelei gingund in zwei Wochen 7,20 Franken verdiente, so daß sie mit ihrenschwachen Kräften so früh schon ihrer Familie eine Stütze wurde.Ihre ganze Jugend war schwer und arbeitsreich. Aber sie rühmtes als besonderes Verdienst ihrer wackeren Mutter, daß sie nie ge-hungert hat.Konrad Eonzeit— sein Bild hängt zwischen denen der beidenauch schon verstorbenen Söhne über dem Sosa in Frau VerenasWohnzimmer— war einer der ä l t e st e n und t a p f e r jt e nSoziali st enführer der Schweiz. Es war die Zeit, in derso viele unter dem Sozialistengesetz vertriebene Männer ausDeutschland nach Zürich geslüchtet waren. Dort erschien der„Sozial-demokrat". Mit rührender Treue hängt Frau Conzett an all denMenschen, die damals wegen ihrer Gesinnung verfolgt wurden.Von so vielen der auch mir zum Teil noch bekannten„Alten"spricht sie. Vor allem von Friedrich Engels, Bebel,Singer, dem„roten Postmeister" M o t t e l e r und seinem treuenGehilfen Josef Belli, von Viktor Adler, B e r n st e i n,Kautsky, Liebknecht und wie sie alle hechen, von denennur zwei noch leben.„Bei Conzetts ist man ausgehoben wie inAbrahams Schoß," hat Emma Ihrer einmal gesagt. KeinWunder, daß alle nur zu gern die kleine Häuslichkeit, in der dieSonne der Liebe schien, aufsuchten! Auch von der Zeit, in der sieselbst in der Partei tätig war, erzählt Frau Conzett gern. Sie hatEine derartige hysterische Eitelkeit und Putzsucht füllt das Lebenzahlloser Frauen aus, die das„Glück" haben, Männer zu finden,die solchen Irrsinn in Reinkultur finanzieren. Wenn die Dtmen»sionen und Quantitäten auch nicht immer so amerikanisch sind, gibt eidoch allerhand Staunenswertes auf diesem Gebiete. Viele MadameDubonnets stehlen dem lieben Gott den Tag und gefallen stch Inder Rolle wandelnder Kleiderständer. Oberflächlichkeit und Snobts-mus sind ihre Götzen. Di« Frauen sowohl wie die Männer, diediesen ans Pathologische grenzenden Luxus betreiben und zahlender-weise unterstützen, müssen auf jeden gesund empfindenden Menscheneinfach kriminell wirken. Wenn man aber steht, welche stumm-starrende Bewunderung gewiss« Kreis« derartigen Luxusexzessenzollen, muß man wirklich am gesunden Empfinden dieser Leutezweifeln— leider(ihretwegen leider), denn sie beanspruchen doch.„Kulturträger" zu sein... Man wundert sich, daß so etwas, da»lebhafte Erinnerungen an die sranzöstsch« Sinekurenwirtschaft de» 17.und 18. Jahrhunderts wachruft, an jene Heerschar von Parasiten,deren einzige Beschäftigung darin bestand, Zehntausende für all«möglichen Scharlatanerien hinauszuwerfen,— heute noch möglich ist..Und e» ist möglich in einer Welt, in der immer noch zerlumpte,frierende und hungrige Menschen in den elendsten Verhältnissenvertieren und verkommen(auch in Amerika), hoffnungslos leidendund dumpf verzweifelnd, mit Blicken, deren kranke, ohnmächtigeStumpfheit von jenem Leid erzählt, das an ihrer Seele frißt. DasBild dieser elenden Geschöpfe muß wie ein unheimliches Memento,eine stumme Anklage, auf jeden wirken, dessen Gemüt und Sinn nichtin perverser Luxusgier und frevelhaftem Wohlleben verfettet unddegeneriert ist, wie da» der zynischen männlichen und weiblichenSnob» vom Typus der Madame Dubonnet und Konsorten. Wielange wird es noch Leute geben, die der feudalen Beschäftigung nach-gehen, das oft erwerbslose Rieseneinkommen in geradezu kriminellerWeise zu verplempern?! IvUrlzm.eifrig mitgewirkt bei dem Schutzgesetz für Arbeiterinnen. Bei demInternationalen Arbeiterschutzkongreß 1897 in Zürich tras sie LtlyBraun und Clara �e t t i n, die ihr beide tiefen Eindruck ge-macht haben.An seinem 14. Hochzeitstage sagte Conzett zu seinem Vreneti,er hätte nie geglaubt, daß man so glücklich sein könnt«. Als Verenabald darauf der schwere Schlag tras, daß Conzett in einem Anfall vonSchwermut aus dem Leben schied(er hatte viele Enttäuschungen undUndankbarkeit erfahren müssen), da waren seiner Witwe diese Worteein großer Trost, und sie sind e» auch heute noch. Tapfer nahm siedann den Kampf mit dem Leben auf. Die mit Schulden belastet«Druckerei hat sich unter ihrer Leitung zu einem blühenden Unter-nehmen entwickelt. Die kleine Fabrikarbeiterin von einst beschäftigtheute über 300 Arbeiter und Angestellte. Ihre beiden Buben, diesich prächtig entwickelten, tonnten ihr bald bei dem Ausbau undAufbau der Druckerei und des Verlages helfen. Ihr besondererStolz ist es, daß sie seit der Gründung de» Schweizer Arbeiterinnen-verein» tätiges Mitglied war, daß sie dem Bundesvorstand de»Schweizer Arbeiterbundes lang« Jahre angehörte und für den Schutzder Wöchnerinnen und Kinder durch die Krankenkasten eintretentonnte. Sie gründete die Zeitschrift„In freien Stunden".die heute in unzähligen Auflagen hinausgeht. Ein besonder» feste»Band zwischen Verlag und Lesern hat sich dadurch gebildet, daßFrau Conzett eine Fürsorge ganz großen Stils, die„GegenseitigeHilfe", eingerichtet hat.Der schwerste Schlag für Frau Conzett war es wohl, als ihrebeiden blühenden Söhne als Opfer der Kriegsgrippe im Jahre>918starben. Tapfer hat sie an den beiden Sterbebetten gestanden.Tapfer hat sie auch nachher wieder ihre Arbeit aufgenommen. Heutegilt ihr Wirken den drei Buben de» ältesten Sohne» und derTochter des jüngsten, auch einem Vreneli. Die erfüllt nun da»Haus der Großmutter mit Kinderlachen. Als die Mutter sich wiederoerheiratete, hat sie da» junge Vreneli dem alten gelassen. Soscheint doch noch die Sonne in den Lebensabend dieser guten undtapferen Frau, die mit Ausdauer und Beharrlichkeit alle Schicksals-schlüge überwunden hat.Welch edles, großes Vorbild ist doch diese Frau für alle ihreGeschlechtsgenossinnen! Besonders aber darf es uns Sozialistinnenmit Stolz erfüllen, daß wir sagen können:„Denn sie ist unser!".Anna P.ioj.Kindergeist.Der Hund mit der Farbe.Mutti geht mit Klein-Manfred spazieren. Sie treffen einenweißen Terrier mit einem schwarzen Fleck. Darauf Manfred:„Siehmal, der hübsche weiße Hund! Bloß an einer Ecke ist schon einbißchen Farbe abgegangen."Der tönende„BvrwärtS".Unsere Fünfjährige, angeregt durch Besuch,„liest" uns aus dein„Vorwärts" vor. Dabei gerät sie so in FeUer, daß die Muttermehren muß:„Mädel, schrei' doch nicht so laut." Energisch patschtdie Kleine auf den Tisch und erwidert:„Das steht so lauthier drin."