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ble augenblicklich besonders dringlich ist, so wird man sich nicht damit begnügen dürfen, die Dauer des durchschnittlichen Aufenthaltes im Einzelfall auf das unbedingt nötige Maß herabzusetzen und unge­eignete Krante fernzuhalten beides bedingt zwangsläufig die Bereitstellung anderer ausreichender Hilfsmöglichkeiten! Man muß vor allem dafür sorgen, daß für solche Frauen, die unbedingt eine Krankenhausbehandlung brauchen, aber aus den geschilderten Gründen zaudern, tatsächlich die Möglichkeiten geschaffen werden, sich von ihren häuslichen Sorgen freizumachen. Die Hausfrauenarbeit muß also vorübergehend von dritter Seite übernommen werden. Diese Arbeit,

Haushaltspflege durch sogenannte Pflegefrauen,

Ist bereits vielfach von besonderen Organisationen der freien Wohl fahrtspflege, hier und da auch von der öffentlichen Wohlfahrts­pflege übernommen worden. Die Arbeiterwohlfahrt beschäftigt sich gleichfalls bereits mit diesem Arbeitsgebiet. Die Kommunalver= waltungen und die Krankassen tuen gut, gerade in den jezigen Not­zeiten diese Arbeit zu unterstützen. Dr. med. F. Goldmann.

Weibliche Gewerkschaftsmitglieder. Unter den 30 dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund  angeschlossenen Verbänden sind vier, und zwar die Berufsverbände der Buchdrucker, Kupferschmiede, Schornsteinfeger und Zimmerer, mit nur männlichen Mitgliedern. Alle übrigen 26 Ver­bände haben weibliche Mitglieder, darunter allerdings einige in einer relativ wie absolut unbedeutenden Zahl. Am größten ist die Zahl der organisierten Arbeiterinnen im Textil arbeiterverband mit 165217 von 288 657 Mitgliedern im Jahresdurchschnitt 1930.

Der Fabrikarbeiterverband zählte 88739 weib liche Mitglieder, der Gesamtverband dem die Organisation der Hausangestellten angegliedert ist- 79809 Mitglieder. Der größte Verband, der Deutsche  Metallarbeiterverband, hatte unter seinen 951 270 mit Fliedern 69449 weibliche, das sind 7,3 Proz.

Der Tabatarbeiterverband hat 56645 weibliche von insgesamt 72 644 Mitgliedern, der Bekleidungs arbeiterverband 34881 weibliche unter 73 219 Mit gliedern, der Verband der Nahrungsmittel und Ge= tranfearbeiter 32633 weibliche von 177 167 Mit gliedern, der Buchbinderverband 31245 bei insgesamt 56 647 Mitgliedern, der Zentralverband der Schuhmacher 30588 von 69 000 Mitgliedern.

Rundfunk und Hausfrau.

Der Gewinn, den der Rundfunk für das Leben jedes einzelnen bedeutet, wird sicher nirgends eingeschäßt als in Proletarierkreisen. Hier brachte der Rundfunk nicht Ersatz für andere Bildungs­veranstaltungen, für Konzert und Theater, sondern durch ihn erst wurden alle diese Dinge der Arbeiterfamilie überhaupt in größerem Maße zugänglich. Gewiß gab es für manchen hier und da auch sonst die Möglichkeit, einen Vortrag, ein Konzert zu hören, einer Theater­aufführung beizuwohnen; aber für einen sehr großen Teil der Arbeiterschaft blieb das alles unerreichbar. Vor allem für die Hause frauen, die ja leider in Arbeiterfamilien nur zu oft gewohnt sind, für sich selber auf jede geistige Ausspannung zu verzichten; ihr Arbeitstag gibt oft faum die nötige Zeit für den Nachtschlaf her. Daß die mit der gesamten Hausarbeit belastete Frau wie jeder berufstätige Mensch eine Zeit der förperlichen Ausspannung von ihrer Arbeit nötig hat, ist eine Binsenwahrheit. Doch die bestehende Gesellschaftsordnung schafft für solche Hausfrauenferien feinen Raum, und es wird eine allgemeine Verwirklichung dieses schönen Traumes wohl erst dann erreicht werden, wenn der Gedanke des Sozialismus die kapitalistische Gesellschaft überwunden hat. Die Möglichkeit zu der ebenfalls dringend notwendigen täglichen geistigen Entspannung ist der Hausfrau jedoch durch den Rundfunk gegeben. Seine Dar­bietungen bedeuten für sie nicht nur Unterhaltung oder Belehrung; fie können für die Hausfrau ein Stüd Gefundheitspflege werden.

In dieser Behauptung liegt feine Uebertreibung. Die Gedanken an die vielen großen und fleinen Sorgen lassen die Proletarierfrau heute oft feinen Augenblick los; sie begleiten jede Arbeit, belasten die kurzen Mahlzeitpausen. Man will gar nicht an dies und jenes immerfort denken; doch die Dinge sind stärker als der Willen. Der Rundfunk fann hier oft für die so notwendige Ablenkung sorgen, hauptsächlich natürlich durch seine musikalischen Darbietungen. Das heißt selbstverständlich keineswegs, daß es gut und richtig ist, wenn die Hausfrau alle Musikdarbietungen als Begleitung zu ihrer Tages­arbeit einstellt; sie würde damit das Gegenteil von geistiger Erholung erreichen. Beschäftigung, die die Gedanken start in Anspruch nimmt, wird durch jede geistige Ablenkung, wie sie auch leichte Unterhaltungs­musik darstellt, erschwert. Aber auch eine ruhige, beim Stillsitzen verrichtete Arbeit soll keineswegs unbedingt von Musik begleitet werden. Der musikalische Mensch, der für den Stimmungsgehalt der Kompositionen empfänglich ist, wird nicht jede Musik, oder auch das= felbe Werf nicht zu jeder Zeit, als Entspannung empfinden. Die trübe, gedrückte oder die kämpferische Stimmung einer Komposition tann einmal als großartiger künstlerischer Ausdruck empfunden werden, der die eigenen Nöte für einen Augenblick vergessen läßt, das andere Mal als Verstärkung der eigenen quälender. Empfindun gen. Dann hilft nur: abschalten.

Bei den graphischen Hilfsarbeitern find von 40 173 Mitgliedern 25251 weiblichen Geschlechts. Der Deutsche Holz­arbeiterverband mit 308 872 Mitgliedern zählte 19617 weibliche Mitglieder, der Deutsche Landarbeiterverrinnen gar nicht gemacht. Sie schalten Musik ein, arbeiten dabei, band unter seinen 161 579 Mitgliedern 15091 Arbeiterin nen. Von den 16.961 Mitgliedern im utarbeiterverband find 10619 weibliche. Der Verband der Hotel, Restau= rant- und Café- Angestellten mit 31 154 Mitgliedern weist 8565 weibliche auf. Bei den Lederarbeitern( und Handschuhmachern) sind von den 34 968 Mitgliedern 7412 weibliche. Der Verband der Sattler, Tapezierer und Porte feuiller hat 4917 weibliche unter seinen 29 898 Mitgliedern. Daß auch der Einheitsverband der Eisenbahner weibliche Mitglieder, und zwar 1600, unter 248 107 Mitgliedern hat, ist be­merkenswert. Von den 4267 Mitgliedern der Friseur gehilfen waren 696 Gehilfinnen, von den 21 033 Mitgliedern des Musikerverbandes 444 weibliche. Selbst der Deutsche  Baugewerksbund hat weibliche Mitglieder, wenn auch nur 429 unter 476 276 Mitgliedern, und die Steinarbeiter haben 365 weibliche unter ihren 62 554.

Aber auch der Bergbauindustriearbeiterverband hat weibliche Mitglieder, 320 allerdings nur bei 193 095 insgesamt. Bei den Melkern waren 183 weibliche Mitglieder( 12 741), den Malern 199( 59 434), den Lithographen 34( 24 861) und bei den Maschinisten und Heizern 30 weibliche Mitglieder unter 51 416 Mitgliedern.

In fünf Verbänden ist die Zahl der weiblichen Mitglieder größer als die der männlichen, und zwar bei den Textilarbeitern, den Tabatarbeitern, den Buchbindern, den graphischen Hilfsarbeitern und den Hutarbeitern.

Eine verhältnismäßig sehr hohe Zahl weiblicher Mitglieder haben außerdem der Verband der Bekleidungsarbeiter und der Zentralverband der Schuhmacher.

Die Zahl der weiblichen Gewerkschaftsmitglie der betrug im Jahresdurchschnitt 1930 insgesamt 684 978 unter 4821 832 Mitgliedern der freien Gewerkschaften, mithin 14,2 Pro3. Der Agitation unter den Arbeiterinnen bietet sich in der Be­fleidungsindustrie, bei den Hausangestellten, in der Landwirtschaft, den Friseuren, nicht zuletzt auch in der Metallindustrie und in den Fabriken noch ein großes Feld.

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Doch so künstlerische Unterscheidungen werden von vielen Höre­sind dann häufig bald nicht mehr bewußt, daß der Lautsprecher überhaupt in Tätigkeit ist. Ein Mensch, der so wenig nervös und so wenig musikalisch ist, daß er derart über Mufit hinweghören tann, hat natürlich weder Nutzen noch Schaden von diesem Musik­empfang. Wer jedoch Freude an Musik hat, sollte sich diese Freude auch erhalten und sie zu entwickeln suchen, aber nicht sie dadurch abstumpfen, daß er sich den Tag mit finnlosen Klangfeßen vollstopft. Gute Musik beansprucht Aufmerksamkeit. Nur wenn man ihr die widmen kann, bedeutet sie Erholung und Freude. So wenig gesund­heitsfördernd wie das Lesen ist das Abhören von anspruchsvoller, Aufmerksamkeit heischender Musik beim Effen. Die Funkprogramme begehen allerdings häufig noch den Fehler, als Mittagskonzerte schwere flassische Werke zu bieten, was weder zweckmäßig für die Hörer noch respektvoll gegen die Schöpfer der Werke ist. Wenn man feine leichte Unterhaltungsmusik als Tischmufit haben kann, so ver­zichte man lieber völlig darauf.

Rundfunkdarbietungen, die sich der gesprochenen Sprache be= dienen, erfordern im allgemeinen noch stärkere Konzentration des Hörers als musikalische. Trotzdem können sie, wenn sie in richtiger, sparsamer Auswahl während einer mechanischen häuslichen Beschäfti­gung abgehört werden, ebenfalls geistige Entspannung bringen. Das gilt nicht nur für Vorlesungen von Novellen, für Rezitation oder dramatische Veranstaltungen, sondern ebenso sehr für Vorträge. Themen, die die Hörerin interessieren, Probleme, mit denen sie sich vielleicht im stillen schon selber lange beschäftigt hat, soll sie nach Möglichkeit für sich aus dem Funkprogramm heraussuchen. Ste schafft sich damit eine Erweiterung ihres von den häuslichen Sorgen eingeengten Gedankenfreises, was um so notwendiger ist, je stärker die Last der Haushaltsführung auf sie drückt. Die Hausfrau, die immer bemüht bleibt, auf furze Zeit wenigstens den Geist von ihnen frei zu machen, wird selten von ihrem schweren Alltag besiegt werden. Die proletarische Hausfrau, die den arbeitsmüden Mann nur in Feier stunden, die heranwachsenden Kinder oft nur zu den Mahlzeiten im Hause sieht, fühlt sich manchmal sehr einsam. Findet sie durch den Rundfunk den Anschluß an die Welt, so findet sie auf diesem Umweg wohl häufig auch wieder den festeren Anschluß an die Ihren.