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Für unfere Kinder
,, Vater," redet jetzt der Jüngste, teusch errötend, es ist gut,
Daß ein Tropfen rinne nieder warm ins Bolt
aus deinem Blut!
Uleber ungezählte Lose bist allmächtig du auf Erden,
-
und du
Das ist Raub an deinen Brüdern. wirst gerichtet werden!
„ Dein erhaben Los zu fühnen, das sich türmt
den Bligen zu,
Harun lächelt. Zu dem Jüngsten, seinem Lieb-| Reichtum, die Erzeugnisse des ganzen Orients ling, sagt er:„ Ruhst du?( Morgenlandes), strömten in den Städten des Wie beschämst du deine Brüder? Zarter Kalifenreiches und vor allem in Bagdad zuScheherban, was tust du?" sammen. überall erstanden Moscheen, Paläste und Gärten, aber auch Sternwarten, Bibliotheken und Universitäten, das heißt Hochschulen. Die Araber waren in jener Zeit das gebildetste Volk der Welt. Sie besaßen nicht nur bedeutende Kenntnisse in der Mathematik, Sternkunde und Medizin, die seit alter Zeit im Orient gepflegt worden waren. Sie waren ebenso vertraut mit griechischer und römischer Bildung und Wissenschaft. An ihren Universidie Werke der griechischen Weisen ins Arabische täten wurde griechische Philosophie gelehrt und und Syrische übersetzt. Dieser Reichtum und die damit verbundene Kultur war jedoch wie Teile des Volkes. Die große Masse lebte in anderwärts auch nur im Besitz von einem Armut und Unterdrückung und wurde insbesondere durch Steuern ausgesogen. Auch ließ der Reichtum nicht allein Kunst und Wissenschaft erblühen, er steigerte auch die Genußsucht und Weichlichkeit der herrschenden Klassen. Von der märchenhaften Bracht der Hofhaltung Harun al Rafchids und seiner ruhmreichen Regierung berichten viele Sagen und Märchen, die sich bis auf unsere Tage erhalten haben. Die berühmten Märchen von„ Tausendund einer Nacht " wurden in jener Zeit gesammelt. Viele davon sind aber im phantasiereichen
Laß mich in des Lebens dunkle Tiefe nieder
tauchen du!
Such' mich nicht! Ich ging verloren! Sende weder Kleid noch Spende!
Wie der Aermste will ich leben von der Arbeit meiner Hände!
"
Mit dem Hammer, mit der Kelle laß mich, Herr, ein Maurer sein! Selber maur' ich mich in deines Glückes Grund und Boden ein!
Jedem Hause wird ein Zauber, daß es unzerstörlich dauert,
Etwas Liebes und Lebend'ges in den Grundstein eingemauert!
Marmorschloß?
Morgen bin ich dieser Menge namenloser Tischgenoff'
Blickst du nieder auf die vielen Unbekannten, die dir dienen,
Einer segnet dich vom Morgen bis zum Abend
unter ihnen!"
in lebhaften Handelsbeziehungen stand. Im Mittelpunkt vieler Sagen steht der große Kalif Harun al Raschid , der Gerechte, wie ihn die überlieferung nennt. Er wird geschildert als das Jdeal eines volkstümlichen und volksfreundlichen Herrschers, der es nicht scheute, sich verkleidet unter die Menge zu mischen, um ihre Ansicht über seine Regierung zu erkunden. Diese Sagen stehen mit der geGeschichtliches zu dem Gedicht Haruns schichtlichen Wahrheit oft im Widerspruch. Söhne. Das Gedicht Konrad Ferdinand Der Kalif , den uns das Märchen schildert, Meyers führt uns nach dem im südlichen ist viel weniger der wahre Harun al Raschid , Mesopotamien , am Tigris gelegenen Bagdad , den uns die Geschichte zeigt, als das Bild der Hauptstadt des großen Kalifenreiches. eines Herrschers, wie ihn das Volk in seiner Dort herrschte in den Jahren 786 bis 809 Armut und Unfreiheit sich wünschte. Die der Kalif Harun al Raschid, ein Zeitgenosse glänzende Regierung des Kalifen machte einen Karls des Großen. Sein gewaltiges Reich, tiefen Eindruck auf die phantasievollen Araber. das die ganze islamitische Welt jener Zeit um- Nach seinem Tode verwischten sich im Gefaßte, erstreckte sich mit Unterbrechungen vom dächtnis des Volkes die Schattenseiten im Indus über Nordafrika bis nach Spanien . Charakter und der Regierung des Kalifen : In den arabischen Städten stand unter seiner seine Rachsucht und Habgier. Die Phantasie und seiner Nachfolger Herrschaft Gewerbe aber legte ihm alle Eigenschaften bei, die ein und Handel in hoher Blüte. Ein ungeheurer unterdrücktes Volt an seinem Herrscher gern