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Für unsere Kinder

kirchlichen Prozession bekommen, das er heute| Burschen von Haus zu Haus wandern und besitzt. Große Stroh- oder mit Harz und Pech das Holz mit einem gereimten Spruch erbitten bestrichene Holzfackeln haben sich nach altem mußten. So riefen um Wurzach   die Holz­Herkommen die Schulbuben und die ledigen sammler, die meist mit einem Pferdegespann Burschen gefertigt, die sich bei Anbruch der den Ort durchzogen, vor den Häusern: Dunkelheit zum Fackelzug in die Getreide­äcker sammeln. Gebete und Gesänge sollen

Holz und Stroh, Wird der Funken hoh!

das Wachstum der Saat fördern. Im Rott- An der Donau   traten die kleinen Buben unter weiler Gebiet riefen zu dem Zweck die Fackel- die Haustüren und sangen:

träger über die Saatfelder hin: Soma, Soma, reg' di!" Die schöne Sitte, die in manchen Gegenden Saatleuchten oder Samenzünden genannt wird, entbehrte auch nicht der Kurz­weil. So schritten in der Gegend um Tuttlingen  der Dorfbüttel und Feldschütz dem Fackelzug feierlich voran und dienten der hinterher fol­genden Jugend als Zielscheibe recht derber Wize. Überhaupt spielte die Jugend bei der Feier eine wichtige Rolle, wie ein ähnlicher Brauch zeigt, der gewöhnlich erst am Dienstag­oder Mittwochabend nach dem Funkensonntag in Hofen bei Spaichingen   stattfand. Dort erbte sich in einer Familie ein uraltes verblichenes Fähnlein fort. Jedes Jahr an dem bestimmten Abend versammelten sich alle Schulknaben des Ortes vor dem Haus dieser Familie und ord­neten sich zur Prozession in die Saatfelder, bei der das Fähnlein, getreu dem Herkommen, vorangetragen wurde. Der Zug ging immer in schönster Ordnung vor sich, obschon er nicht der Aufsicht eines Erwachsenen unterstand. Nur die Frage, wer das Fähnlein dem Zuge vorantragen dürfe, entfachte ab und zu einen Streit unter der Jugend.

Länger erhalten hat sich das Funkenfeuer, das am Abend des Funkensonntags auf den Bergen angezündet wird. Ein alter Spruch bezeugt, daß das Funfenfeuer zur Verehrung des Feuergottes entzündet wurde. Er sagt vom Funkensonntag: Wenn der Mensch an dem Tag keine Funken macht, macht der Herr­gott welche durch Gewitter." Das Holz zum Funkenfeuer wird von den jungen Burschen und Schulknaben zuvor gesammelt. Das ge­schieht nicht immer auf einwandfreie Weise. Da und dort bekommt über Nacht ein schöner Holzblock Füße, hier verliert ein fester Zaun­stecken den Halt und geht auf die Wander­schaft. Selten findet sich eine Bauersfrau, die nicht gutwillig die geforderte Abgabe in Holz entrichtet, denn sie weiß genau: wenn sie es nicht tut, wird sie in der weiten Umgegend als Here verschrien und das ganze Jahr drum angesehen. Da tut sie denn lieber ein übriges. Frü er herrschte überall die Sitte, daß die

Stroh, Heu, Heu

Und das Funkenküchle auch dabei! Nachmittags wird das gesammelte Holz zu Berge gefahren und an einem bestimmten Plaße zu einem meterhohen Haufen geschichtet. Kundige Hände fertigen unterdessen die Here" an. Das ist ein Popanz aus Holz, Stroh und Lumpen, der einen alten Hut aufgesetzt be­kommt und an einer großen Stange festge­bunden wird, die man in die Mitte des Holz­haufens steckt. Diese Jammergestalt soll den besiegten Winter vorstellen und ist als dessen Sinnbild allen heidnischen Frühlingsfeuern zu eigen. In christlicher Zeit wurde daraus eine Here. So wird das Funkenfeuer im Luxem­burgischen vom Volte nur,' s Herenverbrennen" genannt. Anstatt der" Here" wird in manchen Gegenden eine Stange mit einem Strohkreuz in den Scheiterhaufen gesteckt. Der Brauch entstammt erst der christlichen Zeit und soll verhindern, daß der Teufel das nachfolgende Scheibenschlagen stört.

Das Funkenfeuer wird angezündet, sobald drunten im Dorfe die Betglocke zu läuten be­ginnt. In fatholischen Gegenden wie auf dem Heuberg werden vorher drei Vaterunser und der Glauben gebetet. Lodern dann die Flammen aus dem mächtigen Holzstoß empor, so umstehen ihn in der gebotenen Entfernung die Burschen und Mädchen, sprechen Gebete oder singen Lieder und harren gespannt auf das Fallen der Here". Ein Böllerschuß oder manchmal eine an der Strohpuppe befestigte Rakete kün­det weithin den wichtigen Augenblick, an den sich allerlei uralter Aberglauben fnüpft. Nach der Richtung, in der die" Here" fällt, sollen das ganze Jahr die Gewitter ziehen, und das Mädchen, das an der Stelle steht, muß eine leibhaftige Here sein. Auch sonst spielt der Aberglauben bei dem alten Donarfeuer am Funkensonntag eine Rolle. Da und dort wurde noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts das Vieh durch das Funtenfeuer getrieben, damit ihm die Heren nichts anhaben konnten. In manchen Gegenden werden noch heute