Für unsere Kinder
Nr. 22 ooooooo Beilage zur Gleichheit ooooooo 1915
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Bröger. Müükatze. Von Ernest Seton Thompson. ( Schluß.) Und ich habe gelacht. Gedicht von Emma Döly. Eine Geschichte vom Zweifüßler. Märchen von Die beiden Frösche. Japanisch. - Abzählreim. Von D. J. Bierbaum.
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Inhaltsverzeichnis: Jungvolt. Gedicht von Karl| niedermäht, so verläßt er sich auf die LebensJm hohen Korn.( Schluß.) Die kräfte, die in dem Wurzelstock der Gräser stecken und immer wieder neue Grashalme aus dem Boden treiben. Anders beim Getreide. Da sind die reifen Körner, der Samen also, die Hauptsache. Jahrtausende hindurch hat der Mensch diese Gräserarten sorgfältig geschüßt, ihnen den Boden gelockert, die Erde gedüngt, wenn sie erschöpft war, und alles getan, um Jahr für Jahr den Samen zur Reife kommen zu lassen. Infolgedessen war der Wurzelstock überflüssig, und da die Pflanze feine überflüssigen Glieder ernährt, so mußte er verkümmern.
Jungvolk.
In die Stunde frisch gesprungen! Tapfer leben Tag um Tag! Drauf und dran und durchgerungen! Werde dann, was werden mag!
Bloß nicht von der sanften Sorte, Der nur stiller Tag ein Fest! nachmals kommt das Grab zu Worte, Wo sich's ruhig leben läßt.
Im hohen Korn.
( Schluß.)
Aus seiner alten Heimat hat das Getreide sich ein paar Hausgenossen mitgebracht: den Klatschmohn, die Kornblume und den Rittersporn. Schon die starken Farben deuten auf ein sonnigeres Klima. Seht euch diese seltsam sparrige Verästelung der Kornblume an! Auch beim Rittersporn streben die Zweige fast wagrecht auseinander. Solche Blumen müssen ursprünglich unter sehr hohen Gräsern gewachsen sein, zwischen denen die Zweige sich hindurchsuchen mußten, wollten
Eine Landschaft ohne wogende Kornfelder, ein Leben ohne Brot, wer kann sich das vorstellen? Und doch sind die Getreidearten, die uns so bekannt sind, der Roggen, der Weizen, die Gerste, der Dinkel und die anmutigen sie ihre Blüten den Insekten zur Bestäubung Rispen des Hafers nur Fremdlinge in Europa , eingewanderte Ausländer. Vor ungemessenen Zeiten haben unsere wandernden Ureitern die nahrhaften Getreidekörner aus ihrer südöstlichen Heimat, wahrscheinlich aus Asien , mit gebracht. Unter der Pflege des Menschen ist eine einschneidende Veränderung im Leben der Getreidehalme vor sich gegangen. Wie alle Grasarten hatte auch der Getreidehalm ursprünglich einen Wurzelstock, der mehrere Jahre hindurch aushielt und immer wieder neue Sprossen und Ausläufer herauffandte. Die wildwachsenden Gräser haben einen solchen Wurzelstock bitter nötig, wollen sie sich im Kampf ums Dasein gegen ihre vielen Feinde behaupten. Nicht nur eine Menge derber Kräuter würden ihnen sonst Licht und Boden rauben, auch die großen Pflanzenfresser unter den Tieren würden durch Abweiden ihnen die Fortpflanzung durch Samen unmöglich machen. Die Gräfer vermehren sich Ein schlimmer Feind der Getreidefelder ist deshalb nicht nur durch Samen, sondern auch die stolze, blaßlilarote Kornrade. Auch sie durch ihren Wurzelstock. Wenn der Bauer ist eine echte Steppenpflanze mit allen jenen Jahr für Jahr das blühende Wiesengras Merkmalen, die wir vorher genannt haben.
darbieten. Denn auf die Bestäubung mit Pollen durch Insekten sind sie bei der Befruchtung ja angewiesen. Auch fällt uns auf, wie klein die Blätter dieser Blumen sind, so schmal wie möglich. Schmale Blätter sind ein Schutz gegen allzu starkes Sonnenlicht. Die Wärme würde ihnen durch Verdunstung zuviel Wasser entziehen. Demselben Zwecke dient das rauhe Haarkieid, mit dem diese Blumen angetan sind. Die seinen Härchen fangen den Wasserdunst auf, den der Stengel bei großer Wärme ausschwitzt, und so bildet sich eine mit Wasserdampf gesättigte Luftschichte um den Stengel. Erst wenn ein Sturmwind den Wasserdampf aus dem Haarkleid herausbläst, muß die Pflanze wieder Wasser durch Verdunstung abgeben. Alles das weist darauf hin, daß Kornblume, Mohn und Rittersporn, so bekannt und vertraut sie uns auch sind, aus südosteuropäischem oder asiatischem Steppengebiet stammen.