den Dienst des proletarischen Befreiungskampfes. Sie vertieften und erweiterten die gewonnene Erkenntniß über die treibenden Kräfte und die Richtung der geschichtlichen Entwicklung und bauten sie auf sicherer Grundlage zu einem wissenschaftlichen System aus, damit die nimmer­fehlenden Waffen schmiedend für das Heer der Revolution. Sie weckten die Arbeiter zum Klassenbewußtsein, zur Erkenntniß ihrer geschichtlichen Aufgabe, sie erzogen die leidende, zersplitterte, unflare, zusammenhangslose proletarische Masse zu dem bewußt und einheitlich kämpfenden Weltproletariat, damit das Heer der Revolution sammelnd und schulend. In der Studirstube, in öffentlichen Bibliotheken waren Mary und Engels ebenso heimisch wie in Arbeiter und Volksver­sammlungen. Sie lernten aus gelehrten Folianten, wie aus der Beob­achtung des wirthschaftlichen wie politischen Zeitlebens und aus den Schilderungen und Klagen des Mannes der Arbeit. Lehrend und lernend gingen sie in dem von ihnen gegründeten Deutschen Ar­beiterverein" aus und ein. Gleichzeitig unterhielten sie Fühlung mit den revolutionären Kreisen des Bürgerthums und mit den sozia­ listischen   Elementen in Frankreich  , sowie mit den entsprechenden Preß­

organen.

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In jener Zeit traten die Begründer des wissenschaftlichen Sozia­lismus zuerst in Verbindung mit dem internationalen Bund der Gerechten  ", der sich allmälig, unter Engels  ' und Mary' Einfluß, zu der neuen theoretischen Auffassung bekannte. Engels vertrat die Pariser Sektion auf dem ersten Bundeskongreß, der im Sommer 1847 in London   stattfand, und auf dem der Bund einen neuen Namen erhielt Bund der Kommunisten  " sowie eine neue Organi­sation. Aus einem Geheimbund von Verschwörern ward er zu einer Gesellschaft für die Ausbreitung der kommunistischen   Ideen. Schon im November des gleichen Jahres tagte ein zweiter Kongreß der Kommunisten und beauftragte die anwesenden Freunde, das Manifest des Bundes auszuarbeiten. Das Resultat dieses Auftrags, das ,, Kom­munistische Manifest", ist zum Programm des internationalen revolutionären Proletariats geworden. Mit unübertrefflicher Klarheit und in gedrungener Kürze legt es die Grundsätze und Forderungen der zielbewußt fämpfenden Arbeiterklasse dar. Die überwältigende Wucht seiner logischen Beweisführung, die hinreißende Macht seiner Darstellung, in der sich Schärfe und Kühnheit mit durchdachter Leiden­schaft paart, haben als treffsichere Kugeln Bresche auf Bresche in die heutige Gesellschaft gelegt, haben sie gründlicher in ihren Tiefen er­schüttert, als alle romantischen Putsche und kindisch- brutalen Attentate der Propagandisten durch die That".

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Wenige Wochen nach dem Erscheinen des Kommunistischen Manifests  " trachte in der Pariser Februarrevolution der Thron des filzigen Louis Philipp, des Königs der Börsenjobber, zusammen. Die Donner der Revolution rollten durch ganz Europa  , die Berliner  Märztage, die Aufstände in Dresden   und Wien   bewiesen, daß auch der langsame und langmüthige Deutsche   rebelliren konnte. Engels und Mary eilten begeistert der Heimath zu, um für ihre Ideen zu tämpfen. In Köln   gründeten sie die täglich erscheinende Neue Rheinische Zeitung  ", das einzige Blatt in Deutschland  , das den Standpunkt des Kommunismus, d. h. des wissenschaftlichen Sozialis­mus vertrat. Hervorragende Talente, wie Freiligrath  , Weerth  , Wilh. Wolff u. A.   schaarten sich zu einem glänzenden Redaktionsstabe um Mary und Engels  , und die Neue Rheinische Zeitung  " wurde bald das gefürchtetste und bestgehaßte deutsche   Blatt, gefürchtet und gehaßt nicht blos von den Schildknappen des Absolutismus und der Feudal ordnung, sondern auch von der verrathslüsternen und verrätherischen Bourgeoisie und von dem schwachmüthigen, haltlosen und furzsichtigen Kleinbürgerthum. Denn mit gleicher Schärfe wendete die Neue Rheinische Zeitung  " ihre vernichtende Kritik gegen alle Richtungen und Bestrebungen, welche den Interessen der Arbeiterklasse zuwider­liefen, und die halb aufrichtige, halb geheuchelte Illusion und Phrase fand ebenso wenig Gnade vor ihr, als die brutale Gewalt. Am 19. Mai 1849 erlag das Blatt, wie Freiligrath   in seinem herrlichen ,, Abschiedswort der Neuen Rheinischen Zeitung  " sagt, den Nücken und Tücken, der schmutzigen Niedertracht der schleichenden West­kalmücken". Es wurde behördlich verboten, Marx erhielt seine Aus­weisung, Engels mußte flüchten, da er seinem thatfreudigen Tempera­ment entsprechend sich an dem niedergeschlagenen Aufstand der Ar­beiter der Rheinlande betheiligt hatte.

Er ging nach der Pfalz  , die sich mit Baden zum Schutze der Reichsverfassung erhoben hatte, und trat in ein Freischaarenkorps ein, wo er das Amt eines Adjutanten des Kommandanten Willich  bekleidete. Als prächtiger Soldat der Revolution schlug er sich in drei Gefechten und in dem Treffen an der Murg  , in allen Situa tionen eine faltblütige Bewerthung der Verhältnisse und eine absolute Berachtung der Gefahr bethätigend, den Führern der Kampagne über­legen an flarem Erfassen der Sachlage und an scharfer, kritischer

Erkenntniß der Fehler und Thorheiten. Nach dem unausbleiblichen Scheitern des badischen Aufstands betrat Engels als einer der letzten Flüchtlinge den Schweizer   Boden, den er jedoch bald wieder verließ -da ihm die Möglichkeit einer befriedigenden Thätigkeit fehlte- um über Genua   und Gibraltar   nach London   zu gehen. Hier traf er mit Mary zusammen, nach hier hatten sich auch die meisten Häupter der deutschen   Revolution begeben.

Mit wenigen Ausnahmen versanten diese mehr und mehr in den Wahnglauben, durch das Theatergepolter revolutionärer Kraft­phrasen und durch das Aushecken abenteuerlicher Pläne eine neue revolutionäre Erhebung entfesseln zu können. Mary und Engels war diese kindlich- kindische Auffassung durchaus fremd. Statt mit den " Färschtenkillern"( Fürstenmördern) in partibus zu deklamiren, studirten sie, bemühten sie sich, die Organisation des Kommunistenbundes zu festigen und durch Kritik und Propaganda auf die freiheitlichen Be­strebungen in Deutschland   einzuwirken. Diesem Zwecke diente auch die Monatsschrift, welche sie zusammen in Hamburg   erscheinen ließen, und die nach dem verbotenen Tageblatte den Titel führte: Neue Rheinische Zeitung  ". In ihr veröffentlichte Engels   u. a. eine Artikel­ferie über die deutsche   Reichsverfassungskampagne", eine Arbeit über die englische Zehnstundenbill" und die bedeutsame Abhandlung über den deutschen Bauernkrieg  ". Die beißende, mit glänzendem With und schneidendem Spott gewürzte Kritik der sich ultrarevolutionär geberdenden Vulgärdemokraten zog Mary und Engels den ganzen Haß der Herren zu. Die Neue Rheinische Zeitung  " verlor ihre Abonnenten und mußte nach dem sechsten Heft ihr Er­scheinen einstellen. Auf ihre Herausgeber regneten seitens der Karl Vogt   und Genossen Beschimpfungen, Verleumdungen, Verdächtigungen der gemeinsten Art nur so hernieder, die Beide gründlich niedergelebt haben. Eine politische Aktion war auf absehbare Zeit hinaus zur Unmöglichkeit geworden. Eine literarische Thätigkeit in Deutschland  vermochten die Freunde nicht zu entfalten, denn seitens der bürger­lichen Demokraten waren sie ebenso geächtet, wie von den Regierungen. Mary konzentrirte nun seine ganze Thatkraft auf wissenschaftliches Gebiet, versenkte sich in gründliche wirthschaftliche und geschichtliche Studien, nüßte die reichen Quellen des Britischen   Museums aus und legte den Grund zu seinem Lebenswert, dem Kapital". Engels sah sich genöthigt, seine geschäftliche Thätigkeit wieder aufzunehmen und in die Fabrik zu Manchester   zurückzukehren, zuerst als Kommis, dann als Theilhaber.

Fast zwanzig Jahre lang mußte er tagaus, tagein im Bureau sitzen, mußte er einen beträchtlichen Theil seiner Zeit und Kraft in der Tretmühle des Geschäftslebens aufnüßen. Heiter und gelassen, mit dem ihm eigenen erquickenden und versöhnenden Humor fand er sich mit der Situation ab. Statt sich durch Klagen und Murren in der Pose des Märtyrers zu schwächen und zu verbittern, suchte er die Verhältnisse seiner Entwicklung und seinen Zielen dienstbar zu machen. Er eignete sich das ganze praktische Rüstzeug des modernen Großkaufmanns und Fabrikanten an, der den Weltmarkt überschaut, das Getriebe und die Zusammenhänge des wirthschaftlichen und politischen Lebens kennt und mit kühler Abwägung der Konjunkturen schnell und vorausberechnend seine Entscheidungen treffen muß. In den Freistunden trieb er jene umfassenden und tiefen Studien, die ihn zu einem Polyhistor, einem Vielwissenden, im besten Sinne des Wortes machten, zu einer an vielseitigem Wissen vereinzelten Er­scheinung in unserer Zeit kleinkrämerischer Fachsimpelei. So beschäftigte er sich mit Kriegsgeschichte und Militärwissenschaften, mit Natur wissenschaften, Mathematik, Nationalökonomie, Geschichte und vor allem mit vergleichender Sprachlehre, seinem Lieblingsfach. Er stammelt in zwanzig Sprachen", schrieb in den siebziger Jahren der Pariser" Figaro" von ihm; außer seiner Muttersprache und Fran­zösisch und Englisch   beherrschte er völlig Italienisch, Spanisch, Russisch, Schwedisch, Holländisch. Auch literarisch feierte Engels   in jener Zeit nicht. Er verfaßte verschiedene ausgezeichnete Broschüren:" Po und Rhein", Savoyen, Nizza und der Rhein"," Die preußische Militärfrage und die Arbeiterpartei", in welch letzterer er die Feigheit und Halbheit des deutschen   Liberalismus geißelt und nachweist, daß nur die revolutionäre Arbeiterklasse ernstlich mit dem Militarismus abrechnen könne. Daß er alle Zeitereignisse aufmerkſamſt verfolgte, versteht sich von selbst. Uebrigens stand Engels in Manchester  nicht vereinsamt da. Anregung und Freude brachte ihm der Verkehr mit etlichen gleichgesinnten Männern, mit Sam Moore, der mit Aveling zusammen den ersten Band des Kapital" ins Englische übersetzte; mit Wolff, dem fühnen, treuen, edlen Vorkämpfer des Proletariats", dem Mary den ersten Band seines unsterblichen Werks widmete; mit

Professor Schorlemer, einem der bedeutendsten modernen Chemiker,

der in den achtziger Jahren starb. Trotzdem empfand er die Trennung von seinem Mary unendlich schwer, denn während der zwanzig Jahre