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Lesung angenommen worden. Diese Bezirksvertretungen erhalten den Rang städtischer Munizipalitäten und umfassen Verwaltungsgebiete, die denen der größeren Provinzialstädte an Umfang nicht nachstehen. Schon bei der ersten Lesung der betreffenden Bill war eine Majorität für die Zuerkennung des aktiven Wahlrechts an das weibliche Ge­schlecht vorhanden, dagegen machte sich eine lebhafte Gegnerschaft wider die Forderung geltend, den Frauen auch das passive Wahl­recht zu verleihen, das Recht zu Räthen, Aldermen, gewählt zu werden. Dem Unterhause lag nun ein Amendement des Abgeordneten Courtenay vor, dahingehend, daß keine Person durch Geschlecht, durch Heirath, durch Alter von der Wählbarkeit zum Alderman aus­geschlossen werden solle. Auch diesmal wurde die Forderung heftig bekämpft, und zwar mit den altbekannten seichten Gründen vor­urtheilsvoller Spießbürgerei. Der Abgeordnete Boulnois wendete sich scharf gegen die Gleichberechtigung der Frau und faßte seine Stellungnahme schließlich in die Frage zusammen:" Was verstehen z. B. Frauen vom Häuser- und Wegebau?" Sir Henry Fowler betonte, der Frau könnten niemals die wichtigeren Stellungen, z. B. des Bürgermeisters, Magistrats, Erzbischofs, Polizeipräsidenten, Armee­tommandanten oder selbst Parlamentsmitglieds eingeräumt werden. Aber als Räthe in den Kommunal- und Bezirksvertretungen ließe er sich die Frauen gefallen. Häufige Heiterkeit erregte die Rede des radikalen Abgeordneten Labouchere. Kein Mann der Welt schwärmt so für die Frau wie ich( Große Heiterkeit), sie ist stets die rechte Person, vorausgesetzt, daß man sie auf den rechten Platz stellt: aber der Gemeinderath ist alles Andere als der rechte Platz. Mögen die Mitglieder dieses hohen Hauses fest bleiben mögen sie sich als Mann zeigen in dem Widerstand gegen diesen Versuch, die Spize des Keils in die öffentlichen Einrichtungen des Landes zu treiben. Ich selbst bleibe auf der alten Tory- Doktrin stehen, daß die Frau der Engel des häuslichen Herdes sein soll. Ich protestire gegen die Forderungen Derjenigen, welche, weil es ihnen nicht gelingt, Frau zu sein, mißlungene Männer werden möchten. Ich bedauere, daß sich Mitglieder auf der linken Seite des Hauses so schwach gegenüber dem weiblichen Geschlecht zeigen, aber ich bin zufrieden, daß auf der gegenüberliegenden konservativen Seite mannhafte Abgeordnete sich finden." Der Abgeordnete Williams beeilte sich darauf, die Tories ironisch zu dieser glänzenden Konversion eines der über zeugtesten und hervorragendsten Radikalen" zu beglückwünschen.- Labouchere: Ich bitte sehr um Verzeihung, ich bin kein Konvertit ( Bekehrter) und gegen alle diese Frauenemanzipirerei schon zu einer Zeit gewesen, wo die meisten der ehrenwerthen Mitglieder der rechten Seite dieses Hauses noch gar nicht geboren waren." Und dann schritt man zur Abstimmung. Die alten Parteiformen zersplitterten wie Glas an der Frauenrechtsfrage, für die sich aus Liberalen, Konservativen, Unionisten und Radikalen die neue Majorität der 196 Frauenkämpfer bildete, die gegen 161 Stimmen, also mit einem Mehr von 35 Stimmen, den Frauen das neue Recht zuerkannte. In der neuen Majorität, das heißt für die neuen Frauenrechte, stimmten vereint Staatsminister Balfour   neben dem Radikalenführer Sir Campbell Bannerman  , John Morley  , Asquith  , der Sozialist John Burns   und Andere, während die Minorität von dem kon­servativen Sir M. Hicks Beach geführt wurde und zumeist aus Unionisten bestand. In dieser Minorität befand sich von bekannten Radikalen nur Labouchere und der Tradesunionist Broadhurst. Das neue Frauenrecht ist kein allgemeines, sondern fällt nur Frauen zu, die eine eigene Wohnung haben, wie klein diese auch sei. Ob das Gesetz die Zustimmung des Hauses der Lords erlangt, ist nicht sicher.

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Der Demonstrationszug der norwegischen Frauen für das Stimmrecht hat am 17. Mai in Christiania   stattgefunden. 17 Vereine betheiligten sich an dem Zuge, die Zahl der manifestirenden Frauen betrug 2500, die sich aus allen Gesellschaftsklassen rekrutirten. Neben flotten jungen Studentinnen mit weißen Quastenmützen mar­schirten kräftige Frauen aus dem arbeitenden Volke, unsicher trippelnde Greifinnen, denen die Arbeit und Noth eines harten Lebens auf dem Gesicht eingeschrieben stand. Der Zug, der durch reitende Polizei eröffnet wurde, begab sich mit fliegenden Fahnen und unter Musik­begleitung zum Parlamentsgebäude. Eine Deputation überreichte hier dem Storthingspräsidenten die von 10570 Frauen unterzeichnete Petition für das Frauenstimmrecht.

Frauenbewegung.

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Die Zulassung der Frauen zum Universitätsstudium in Preußen regelt ein neuer Erlaß des preußischen Kultusministeriums. Die bisher vorgesehene Einholung der Genehmigung in jedem ein­zelnen Falle soll darnach in Wegfall kommen. Die Erlaubniß zum Berantwortlich für die Redaktion: Fr. Klara Bettin( Eißner) in Stuttgart  ..

Besuch der Vorlesungen soll seitens der Universitätsrektoren die erforderlichen Prüfungen und Bedingungen, sowie die Einwilligung der betreffenden Universitätslehrer vorausgesetzt den Frauen in gleicher Weise ertheilt werden, wie den männlichen Hospitanten. Wie man sieht, ein recht winziger Fortschritt, aber immerhin ein Fortschritt.

Als Delegirte zur Generalversammlung der Kranken­kassen zu Frankfurt   a. M. wurden neun Frauen gewählt. Die Betreffenden sind Mitglieder des Kaufmännischen Vereins weiblicher Angestellter".

Für die Anstellung von Aerztinnen   erklärte sich der hoch­wichtige Kongreß der deutschen Krankenkassen", der Ende Mai in Berlin   tagte.

Den Eintritt der Frauen in die preußischen Schuldepu­tationen und Schulbehörden fordert der Verein Frauenwohl" in einer Petition an das Abgeordnetenhaus, ebenso eine gründliche Re­form des Mädchenschulwesens und der Ausbildung der Mädchen­lehrerinnen.

Frauenrecht im Bezirksschulrath zu Lemberg   und Krakau  . Der galizische Landtag hat kürzlich eine Vorlage angenommen, nach der im Bezirksschulrath in Lemberg   und in Krakau   fünftighin stets eine Lehrerin Sit und Stimme haben soll. Das Gesetz hat damit zu Gunsten des weiblichen Geschlechts eine Streitfrage entschieden, die durch die reaktionäre Auffassung der männlichen Lehrerschaft auf­geworfen worden war. Bereits im vorigen Jahre war nämlich eine Lehrerin, Fräulein Longchamps, in den Bezirksschulrath gewählt worden. Die Lehrer legten gegen ihre Wahl zweimal Protest ein, und zwar mit Erfolg. Nun ist den Herren durch die Annahme der Vorlage die Philisternachtmüße vom Kopfe gezogen worden, Fräulein Longchamps wurde Mitglied des Bezirksschulraths.

Tod der ersten russischen Aerztin  . In Stokaja- Russa im Gouvernement Nowgorod   ist Barbara Alexandrowna Kaschewarowa­Rudnewa, Dr. med., gestorben. Ihr Name ist eng mit der Geschichte der medizinischen Frauenbildung in Rußland   verknüpft. Sie war die erste russische Frau, die zum Studium der Medizin an der ehemaligen medico- chirurgischen( gegenwärtig militär- medizinischen) Akademie zu­gelassen wurde. Barbara Alexandrowna erschien in den sechziger Jahren bei dem damaligen Kriegsminister als Vertreterin der weib­lichen Bevölkerung des Uralgebietes, die sich um feinen Preis von männlichen Aerzten behandeln lassen wollte. Die Beharrlichkeit, womit Barbara Alexandrowna die Wünsche jener Frauen vertrat, hatte Erfolg. Sie setzte es durch, daß ihr gestattet wurde, die Vorträge und die Kliniken der medico- chirurgischen Akademie zu besuchen. Die Mittel zum Studium wurden ihr durch ein Stipendium der uralischen Kosaken gewährt, die damit eine größere Vorurtheilslosigkeit be­thätigten, als Dußende westeuropäischer Professoren und Doktoren, die das medizinische Frauenstudium bekämpfen. Im Jahre 1868 schloß Barbara Alexandrowna ihre Studien mit einem glänzenden Examen ab und erwarb die Würde eines Doktors der Medizin. Die Zähig­keit, mit der sie es durchsetzte, daß die Thore der medizinischen Akademie sich ihr öffneten, hat bahnbrechend und vorbildlich gewirkt. Ihr Wirken als Aerztin   war ein ungemein segensreiches und wurde dadurch besonders bedeutsam, daß sie mit der ärztlichen Sachkenntniß und Pflichttreue ernste sozialpolitische Kenntnisse und tiefes Ver­ständniß für die Bedürfnisse der Volksmassen besaß.

d. z. Weibliche Aerzte in der Schweiz  . An der medizinischen Fakultät der Universität Zürich   haben Fräulein Helena Sachs von Warschau  , sowie Fräulein Elisabeth Girükowa von Perm die Würde von Doktoren der Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe erworben.

d. z. Weibliche Doktoren der Philosophie in der Schweiz  . An der philosophischen Fakultät der Universität Zürich   haben die Damen Agnes Gasche aus Halle a. S. und Adeline Ritterhaus aus Ihre Barmen die Würde von Doktoren der Philosophie erworben. Inauguraldissertationen behandelten: Simone Martini  . Ein Beitrag zur Geschichte der sienesischen Malerei im 14. Jahrhundert" und Die Ausdrücke für Gesichtsempfindungen in den altgermanischen Dialekten. Ein Beitrag zur Bedeutungsgeschichte".

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Berichtigung. In dem Artikel Die Entwickelung der österreichischen Arbeiterinnenbewegung 2c."( Nr. 12) muß es 1. Seite, 2. Spalte, Zeile 16 von unten heißen: Brünn   statt Graz. Das Reichskomite sandte mehrmals Referentinnen nach Brünn  , nicht nach Graz. Die Verfasserin.

Drud und Verlag von J. H. W. Die Nachf.( G. m. b.g.) in Stuttgart  .