gungen" der frauenrechtlerischen Vereine undder Toleranz der Polizei" ihnen gegenüber. Wenn die Notiz derGleichheit" eine Denunziation enthalten soll, so tritt mithin Frl. Augspurg in der wiedergegebenen Erklärung nicht minder als Denunziantin vor die Oeffentlichkeit. Nicht blos Lügner müssen ein gutes Gedächtniß haben. Von der persönlichen Seite der Sache abgesehen, entspricht übrigens Frl. Augspurgs Vorgehen nur frauenrechtlerischer Art. Der unvermeidliche Protest gegen das preußische Vereins- und Versamm- lungsunrccht und die Maßnahmen der Behörden wird gemildert durch den albern phantastischen, aber nach Oben empfehlenden Angriff auf eine Sozialdemokratin. Die bittere Kritik an Polizeigeist und Polizei- wirthschaft wird versüßt durch das gefühlvolle Bedauern, daß der arme gute Herr von Windheim durch die sozialistische Denunziation aus dem Gleichgewicht gebracht worden" ist. Der gepredigte Kreuz­zug für die vereinsgesetzliche Gleichberechtigung des weiblichen Ge­schlechts wird eingeleitet durch ein de- und wehmüthiges Gewimmer, die Polizei solle koulanter sein, wie sie ja schon häufig Koulanz ge­zeigt habe". Und nicht die frauenrechtlerische Führerin, die im Auf­trag ihrer Jdeengenossinnen spricht, erfaßt mit Klarheit und Schärfe die gegebene Situation und ihre Bedeutung und formulirt mit un­zweideutiger Präzision die aus ihr hervorwachssnden nächsten Auf­gaben der Frauenrechtelei: der politische Hans Dampf in allen Gassen, Herr von Gerlach ist es, der sagt, was von frauenrechtlerischem Standpunkt aus gesagt werden mußte. Welche Ironie! Ich erwarte nicht, daß Frl. Augspurg sich durch meine Aus­führungen belehren läßt und ihre sich selbst richtende Beschuldigung zurücknimmt, wie dies unter anständigen Menschen üblich ist. Ein französisches Sprichwort sagt:Die schönste Dame giebt nicht mehp� als sie hat." Stuttgart  , den 11. Oktober 1901. Klara Zetkin  . Aus der Bewegung. Von der Agitation. In der Zeit vom 1. bis 5. Oktober fanden in Hamburg   fünf stark, zum Theil glänzend besuchte Frauenversamm­lungen statt, in denen die Genossinnen Protest erhoben gegen den drohenden Brotwucher. In sämmtlichen Versammlungen sprach Ge­nossin Zetkin-Stuttgart unter rauschendem, oft minutenlangem Bei­fall überDie Zollschraube und die Frauen". Einstimmige Annahme fand die an anderer Stelle dieser Nummer abgedruckte Resolution. Die Versammlungen brachten den drei sozialdemo­kratischen Vereinen 30 neue Mitglieder und derGleichheit" 40 Abon­nenten. 43,04 Mk. als Ertrag einer Tellersammlung und S Mk. als in Kauf bekommen, daß er es nicht für möglich hielte, eine Menschenseele vermöchte dies alles zu ertragen; denn nimmt es uns auch gar nicht Wunder, wenn Einer, der unter der Last von Schuld und Elend zusammenbricht, im Leben leben bleibt, im Roman verlangen wir was von Verzweiflung und Untergang, reinweiße Sterbehemden über sündige und unschön im Kampfe des Lebens zerfetzte Körper. Ich verstehe mich aber nicht dazu, die Vorgeschichte zur Hauptgeschichte zu machen; und all das Herzleid und der Jammer war vor Langem gewesen, und daß ein Anfang zu seinem Ende gemacht wurde, das geschah vor zwölf Jahren, als der Hartinger, damals schon Witwer, auf seiner Stube saß und einen Brief oft in der Hand hin und her wandte, den ihm sein hochwürdiger Herr Bruder, welcher Pfarrer in einem Provinztalkreisstädtchen war, ge­schrieben hatte. Ei mein, ei mein", sagte der Hartinger,er hat gut von Erbarmniß reden, der Bruder, ob er aber an meiner Stell' thät', wie er von mir verlangt? Soll da die Dirn' auf mein' Hof nehmen, die Sixtin, von der er schreibt, daß sie gerade aus dem Strafhaus kommt. Und aus was für ein' Anlaß is sie drin g'west! O, du heilige Gnadenmutter, schütz du allzeit die arm' schwachen Weiberleut', schütz mir auch mein Kind!" Er blickte durch das Fenster hinaus auf den Hof, wo die kleine, damals vierjährige Sopherl mit glatten, bunten Kieseln spielte. Was könnt' ihr die wohl auch mit der Zeit abgucken? Mit der soll sie sich nur auch nix zu schaffen machen. Aber kommen lassen werd ich's wohl müssen, der Bruder schreibt so dringlich und ich kenn' ihn, er is a eigensinniger Ding. No, in Gotts Jesus Namen, er geb' sein' Segen dazu!" (Fortsetzung folgt.) Geschenk des Wirthes Springborn wurden den Opfern des Glas- arbeiterstreiks überwiesen. U. X. Eine zahlreich besuchte Versammlung tagte kürzlich in D ö» t s ch e n (Erzgebirge  ). Da es in den einzelnen Orten der Gegend an Ver­sammlungslokalen mangelt, hatten Frauen und Männer stundenweite Wege und strömenden Regen nicht gescheut, um den Ausführungen der Genossin Kähler-Dresden zu lauschen. Die Referentin be­handelte das ThemaWas die Sozialdemokraten sind, und was sie wollen". In I V- stündiger Rede wurden die Forderungen und Ideale der Sozialdemokratie unter Anführung von Beispielen den Anwesenden erläutert. Die politische Organisation des 6. sächsischen Wahlkreises gewann durch die Versammlung mehrere neue Mitglieder. W. X. Agitation der Berliner   Genossinnen gegen die drohende Milchvcrthcuerung. Einen hervorragenden, kräftigen Antheil an der Agitation gegen die Milchvertheuerung, die Berlin   als Folge einer Organisation dermärkischen Milchbauern" droht, haben die Genossinnen genommen. Sie ließ sich angelegen sein, durch Ver­sammlungen und persönliche Agitation die proletarischen Frauen über die aufziehende Gefahr, ihre Ursachen und ihre Wirkungen aufzuklären und sie dadurch zur Erkenntniß ihrer allgemeinen Lage und des Charakters der heutigen Gesellschaftsordnung aufzurütteln. Mit bestem Erfolg. Alle Versammlungen, die in Berlin   und seinen Vor- orteii/Stellung zum Milchkrieg und zur Milchvertheuerung nahmen, waren sehr zahlreich von Frauen besucht, die mit gespanntestem Inter­esse den Ausführungen der Redner und Rednerinnen folgten und ihnen lebhaften Beifall zollten. Eine Reihe dieser Versammlungen waren von den Vertrauenspersonen der Genossinnen einberufen worden. Genossin Tietz referirte in mehreren großen, überfüllten Versamm­lungen zu Berlin   und in einer gut besuchten Versammlung zu Rix- dorf; Genossin Ihrer sprach vor ebenfalls glänzend besuchter Ver­sammlung in Moabit  . Die Frauen stellten auch einen sehr großen Prozentsatz der Anwesenden in den Volksversammlungen, in denen die Genossen Wurm, Heine, Wagner und vr. Bernstein in Berlin  , Moabit   und Charlottenburg   referirten. In etlichen Ver­sammlungen kam es zu Debatten mit Wortführern und Anhängern desMilchrings". Ueberall gelangten Resolutionen zur Annahme, in denen die Anwesenden sich verpflichteten, die wucherischen Pläne zur Milchvertheuerung mit allen zulässigen Mitteln zu bekämpfen und die Geschäfte zu meiden, in denen Ringmilch verkauft wird. Allem Anschein nach hat die entfaltete Agitation den Ansturm der Milchwucherer zurückzuschlagen. Die Genossinnen dürfen ihr gut Theil Verdienst an diesem Erfolg beanspruchen. Die bürgerliche Frauenwelt wurde von keinem Protestlüftchen durchweht. Die Behörden im Kampfe gegen die Proletaricrinnen. Dem alten Liede von der reaktionären Praxis des reaktionären preußischen Vereinsgesetzes gegenüber den proletarischen Frauen wird durch die folgenden zwei Vorkommnisse im Ruhrrevier ein neuer Vers hinzugefügt. In Altendorf   bei Essen   tagte kürzlich eine öffentliche Metallarbeiterversammlung. Der überwachende Beamte forderte die Entfernung der anwesenden Frauen, da die Ver­sammlung eine politische sei. Zwei Wochen später fand in demselben Lokal unter derselben Ueberwachung eine Mitgliederversammlung des Metallarbeiterverbandes statt. Dieser Gewerkschaftsorganisation ge­hören mehr als 2S00 Arbeiterinnen an, die unstreitig auf Grund des Reichsgesetzes das Recht besitzen, den Mitgliederversammlungen des Verbandes beizuwohnen. Die Rücksicht auf diesen Umstand kümmert jedoch einen um das Wohl des Staates besorgten Beamten nicht, dieser weiß was seines Amtes ist. Die betreffende Versammlung in Altendorf wurde aufgelöst, weil eine Frau in derpolitischen" Versammlung anwesend war. Mit dieser Maßregel glaubte der Be­amte aber den wackeligen Staat noch nicht genügend geschützt zu haben, er verbot den Anwesenden auch noch, als Gäste das Wirths- zimmer zu betreten. Auf eingelegte Beschwerde diente die Polizei­verwaltung mit folgender Antwort: Hierdurch wird Ihnen ergebenst mitgetheilt, daß nach Z 8 des Vereinsgesetzes Vereine, welche bezwecken, in Versammlungen politische Gegenstände zu erörtern(und das bezweckt der Deutsche Metallarbeiter­verband), Frauenspersonen an ihren Versammlungen und Sitzungen nicht Theil nehmen lassen dürfen. Werden dieselben trotz Aufforde­rung des Abgeordneten der Obrigkeit nicht entfernt, so ist Grund zur Auflösung der Versammlung gegeben. Hiernach war der über­wachende Beamte im Recht, als er die Versammlung am 15. ds. Mts. auflöste, da Sie die anwesende Frauensperson auf sein Ersuchen nicht entfernten. Was den weiteren Inhalt Ihrer Beschwerde be­züglich des Verbots des Aufsuchens des nebenan befindlichen Schank- raumes betrifft, so haben Sie den Beamten anscheinend falsch ver­standen, da er keinem der Versammlungstheilnehmer verboten hat, das Schankzimmer als Gast zu betreten. Der Beamte hat vielmehr,