lichen Versammlungen, die der gewerkschaftlichen Organisirung der Arbeiterinnen einzelner Berufe dienten, so vor Allem derjenigen der Wäschenäherinnen, Wäscherinnen und Plätterinnen; der Blumen-, Blätter- und Pußfedernarbeiterinnen 2c. Auch in dieser Art der Gewerkschaftsagitation waren die Genossinnen Ihrer, Tiez 2c. hervorragend thätig. In letzter Zeit hat eine fräftige Agitation für den gesetzlichen Schuß der Heimarbeit eingesetzt. Sie beschränkt sich nicht darauf, die Arbeiterschaft von Erwerbszweigen aufzuklären, in denen die Heimarbeit eine große Rolle spielt, sie sucht auch weitere Kreise für die erhobenen noth­wendigen Forderungen zu gewinnen. Genossin Ihrer hat zu diesem Zwecke bereits eine stattliche Zahl von Vorträgen gehalten. Eine Eingabe, den gesetzlichen Schutz der Heimarbeit betreffend, wurde beim Reichstag von neun sachkundigen Genossinnen für die Blumen­und Putzfederninduſtrie, die Buchdruckereihilfsarbeiterinnen, die Metall, Posamenten, Textil- und Wäscheindustrie eingereicht. Die rege Be­thätigung der Frauen auf gewerkschaftlichem Gebiet, die von der Gewerkschaftskommission und den Gewerkschaften verständnißvoll unterstützt wird, hat schäzenswerthe Resultate gezeitigt. Sie darf ihr Theil Verdienst beanspruchen an der Errichtung des Arbeits­nachweises für die Plätterinnen; sie hat die Gewerkschaftsorganisation der Wäscherinnen und Plätterinnen wesentlich gefördert und gekräf= tigt; sie hat zum gewerkschaftlichen Zusammenschluß der Arbeiterinnen und Arbeiter der Blumen- und Butzfedernindustrie von Berlin   geführt und der Berliner   Verein wurde seinerseits Ausgangspunkt für die Gründung des Verbandes, die Anfang Dezember erfolgte. Vor Allem wirkt sie auch darauf hin, daß aus den Reihen der Arbeiterinnen selbst allmälig Kräfte zu tüchtiger gewerkschaftlicher Arbeit hervor­geholt und geschult werden. Der Dienstbotenbewegung ist seitens einzelner Genoffinnen rege Aufmerksamkeit und thatkräftige Unter­stützung zu Theil geworden.

Die Beschwerdekommission der Genossinnen, welche Klagen der Arbeiterinnen der Gewerbeinspektion übermittelt, waltete auch letztes Jahr in bewährter Weise ihres Amtes. Ein besonderer Be­richt darüber wird demnächst in der Gleichheit" veröffentlicht. Ein Blick auf die Kassenverhältnisse der Genossinnen zeigt folgendes Bild:

Einnahmen:

Ertrag von Tellersammlungen

Außerordentliche Beiträge.

Ertrag von Sammellisten für die Agitation Ertrag von Sammellisten für die Delegations­fosten zum Parteitag

Ausgaben.

373,34 Mt. 215,- 75,70

=

=

=

159,36 Summa 823,40 Mt.

Für Agitationszwecke, Plakate, Porto und

Inserate.

Für die Sonntagsversammlungen Delegationskosten zum Parteitag

588,24 Mt. 91,- 113,50

=

=

Summa 792,74 Mt.

Der Kassenbestand betrug mithin am Schlusse des Berichtsjahres 30,66 Mt. Bemerkt sei, daß die vorstehenden Ziffern nur für die Beträge gelten, welche für die Zwecke der proletarischen Frauen­bewegung in Berlin   vereinnahmt und verausgabt worden sind. Nicht eingerechnet sind mehrere größere eingelaufene Summen, welche der Vertrauensperson der Genossinnen Deutschlands   überwiesen und von dieser in der Gleichheit" quittirt worden sind. Die Abrechnung wurde von den in öffentlicher Versammlung gewählten Revisorinnen, den Genossinnen Sering und Weyl, revidirt und auf Grund der vorliegenden Nachweise über alle Einzeleinnahmen und Ausgaben für richtig befunden. Eine Volksversammlung nahm den Thätigkeits­und Rassenbericht der Vertrauenspersonen entgegen, ertheilte ihnen, dem Antrag der Revisorinnen entsprechend, Decharge und wählte die Genossinnen Wengels und Weyl als Vertrauenspersonen für das neue Jahr. Die Losung der Berliner   Genossinnen wird auch ferner­hin sein: Nicht rasten und nicht rosten".

Anna Mesch und Margarethe Wengels, Vertrauenspersonen für 1901.

Notizentheil.

Weibliche Fabrikfinspektoren.

22

Die Anstellung von zwei weiteren weiblichen Hilfskräften der Fabrikinspektion in Preußen sieht der neue Etat vor. Wie dazu erklärt wird, will die Regierung den Versuch weiterführen",

um den sie von dem Abgeordnetenhaus bei Berathung des Etats für 1899 ersucht worden ist. Die zwei neuen Assistentinnen sollen auf­tragsweise" verwendet werden und eine Renumeration von je 2400 Mt. erhalten. Die Regierung beabsichtigt, sie bei der Gewerbeaufsicht für Berlin   einzustellen, weil hier die Betriebe besonders zahlreich sind, die ausschließlich oder überwiegend Arbeiterinnen beschäftigen und weil hier die Beamten eine Entlastung und Hilfe besonders bedürfen. Offenbar ist die Regierung Preußens wie die des Deutschen Reiches auf dem Gebiet der Sozialpolitik von jenem Geiste stürmender Un­geduld" beherrscht, welcher dem guten Vertreter des elsässer Fabri­kantenthums, Herrn Schlumberger, ein Greuel und Scheuel ist. Nur dadurch erklärt es sich, daß die Regierung- trotz all des Materials, das die Amtstüchtigkeit von Fabrikinspektorinnen beweist noch immer Frauen nur im Versuch" und auftragsweise" zur Gewerbeaufsicht heranzieht; daß sie die Zahl der Assistentinnen nicht im Verhältniß zu der Zahl der Arbeiterinnen vermehrt, daß sie es entschieden ab­lehnt, Personen aus der Arbeiterklasse auch nur als Hilfskräfte bei der Fabrikinspektion zu verwenden. In der Aera   dieser sattsam be­fannten Ungeduld" muß die auftragsweise" Verwendung von zwei Assistentinnen mehr immerhin als ein Trippelschrittchen nach vor­wärts begrüßt werden.

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Die Anstellung einer Beamtin der Gewerbeaufsicht für das Herzogthum Braunschweig   fordert zusammen mit einer Ver­mehrung der Zahl der Fabrikinspektoren das Gewerkschaftskartell der Stadt Braunschweig   vom Landtag. Die Arbeiter einer Reihe größerer Orte, wie Wolfenbüttel  , Braunlage  , Fürstenberg 2c. haben sich einstimmig für diese Forderungen erklärt.

Fabrikinspektion durch Frauen in Dänemark  . Unter den 20 dänischen Fabrikinspektoren befindet sich eine Beamtin. Die Frauen sind in Dänemark   unter den gleichen Bedingungen wie die Männer zur Gewerbeaufsicht zugelassen.

Die geringe Jnanspruchnahme der weiblichen Vertrauens­personen für die Gewerbeinspektion in Württemberg   wurde auf der Konferenz der Vertrauenspersonen" beklagt, die am 5. Januar im Gewerkschaftshause zu Stuttgart   tagte und an der außer 33 Delegirten von Arbeiterorganisationen sämmtliche Ge­werbeinspektoren und Assistenten, die Assistentin, Frau Grünau, und der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Keil theilnahmen. Keine einzige der in Württemberg   aufgestellten weiblichen Vertrauenspersonen- als solche fungiren neben Vertrete­rinnen der Gewerkschaften Diakonissinnen und barmherzige Schwestern

wohnte der Konferenz bei. Der Delegirte der Gewerkschaften für Reutlingen   hob hervor, daß die weiblichen Vertrauenspersonen dort nur wenig in Anspruch genommen worden seien, weil ihnen vielfach die wichtige Fühlung mit den Arbeiterinnen fehle. Auch für Stuttgart   wurde die geringe Inanspruchnahme der weiblichen Ver­trauensperson durch die Arbeiterinnen konstatirt. Der Delegirte Jöhler erklärte, daß ihre Thätigkeit kaum in Betracht komme. Die Gewerkschaften hatten gehofft, durch die Aufstellung weiblicher Ver­trauenspersonen etwas mehr für den Schutz der Arbeiterinnen thun zu können. Diese Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Die Assi­stentin der Gewerbeinspektion führte zur Frage aus, daß sie im Verkehr mit den weiblichen Vertrauenspersonen des Defteren die Aus­kunft erhalten habe: Ich bedaure, ich habe fast gar keinen Verkehr mit den Arbeiterinnen." Bedauerlich sei, daß an der Konferenz keine der weiblichen Vertrauenspersonen theilnehme, obgleich sie persönlich von einigen zur Theilnahme aufgefordert worden seien. Vertrauens­personen, die außerhalb der Betriebe stehen, erlangen nur selten Füh­lung mit den Arbeiterinnen. Größere Fühlung der weiblichen Ver­trauenspersonen mit den Arbeiterinnen sei dringend nothwendig. Bessere Erfahrungen hat Frau Grünau mit einigen Arbeiterinnen gemacht, welche in Fabriken beschäftigt sind. Die Arbeiterinnen legen vielfach Unkenntniß und Verständnißlosigkeit den gesetzlichen Vor­schriften gegenüber an den Tag. In Bezug auf Reinlichkeit zeigen sie eine große Indolenz. In einer Zigarrenfabrik hielten Arbeite­rinnen ihre Kolleginnen direkt zum Lügen an, um vorhandene Miß­stände zu verschleiern. Wir meinen, daß diese Feststellungen nicht blos die Mahnung an die Arbeiterorganisationen enthalten, das Sy­stem der weiblichen Vertrauenspersonen der Arbeiterinnen besser aus­zubauen, sondern auch verschiedene Fingerzeige, wie dies geschehen könnte.

Die Assistentin der badischen Fabrikinspektion, Fräulein v. Richthofen, wurde in politischer Oekonomie als Hauptfach von der philosophischen Fakultät in Heidelberg   mit der Note summa cum laude zum Doktor promovirt. Ihre Dissertation ist betitelt: Ueber die historischen Wandlungen in der Stellung der autoritären Parteien zur Arbeiterschutzgesetzgebung und die Motive dieser Wandlungen." Fräulein Richthofen will laut" N. B. Ldsztg." in ihrer Inaugural­