setzliche Arbeitszeit des Geschäftes hinaus. Wöchnerinnen dürfen vom Zeitpunkt ihrer Niederkunft an während vier Wochen im Betrieb nicht wieder beschäftigt werden, sie sind jedoch berechtigt, bis auf sechs Wochen von der Arbeit wegzubleiben. Hochschwangeren Arbeiterinnen ist es gestattet, jederzeit auf bloße Anmeldung hin die Arbeit einzustellen. Die Lohnzahlung soll mindestes alle vierzehn Tage erfolgen, und zwar an einem anderen Tage als dem Samstag. Lohnabzüge für Miethe, Reinigung, Heizung oder Beleuchtung des Lokals, ferner für Miethe und Abnutzung der Werkzeuge sind untersagt. Arbeitsmaterial darf nicht höher als zum Selbstkostenpreis verrechnet werden. Lohnkaution darf nur bei vorheriger gegenseitiger Vereinbarung und höchstens bis auf die Hälfte des durchschnittlichen Wochenlohns zurückbehalten werden, ebenso ist das Zurückbehalten von Lohn zu Versicherungszwecken nur bei gegenseitigem Einverständniß zulässig. Eine Herabsetzung des Lohnes ist der Arbeiterin so rechtzeitig mitzutheilen, daß es ihr möglich ist, die Stelle zu fündigen, ohne von der Herabsetzung betroffen zu werden. Für die bis zu zwei Stunden täglich zulässige Ueberzeitarbeit ist ein Lohnzuschlag von 25 Prozent zu zahlen. Bußen dürfen nicht verhängt werden, dagegen haftet die Arbeiterin für den dem Geschäft absichtlich oder durch grobe Pflichtvernachlässigung zugefügten Schaden und kann in beiden Fällen sofort entlassen werden. Die Arbeitslokale, in denen die Arbeiterinnen beschäftigt werden, sollen geräumig, hell, trocken, genügend erwärmt und überhaupt derart beschaffen sein, daß die Gesundheit der darin arbeitenden Personen nicht beeinträchtigt wird. Ebenso find alle erfahrungsgemäß und nach dem jeweiligen Stand der Technik gebotenen Schutzmittel anzuwenden, durch welche körperlichen Verletzungen und anderen Schädigungen der Gesundheit vorgebeugt werden kann.
Weibliche Angestellte in Ladengeschäften sollen mindestens zehn Stunden ununterbrochene Nachtruhe und Sitzgelegenheit haben. Dem weiblichen Wirthschaftspersonal muß in allen Fällen eine Nachtruhe von acht Stunden gestattet sein, den Kuranstalten ist jedoch für den Sommerbetrieb eine Ausnahme gestattet. Die weiblichen Angestellten in Ladengeschäften und Wirthschaften haben jeden Monat Anspruch auf einen freien Sonntag, außerdem auf einen zweiten für den Besuch des Gottesdienstes. Für die übrigen Sonntage ist während der Woche je ein halber Tag freizugeben. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen des Gesetzes werden mit Bußen von 5 bis 200 Francs, schwerere Fälle mit Gefängniß bestraft.
Das neue Gesetz bedeutet in mehreren Beziehungen eine Fortbildung des bestehenden Arbeiterschutzes. So durch die Freigabe des
Mutter Jones.
( Fortsetzung.)
Es scheint ganz selbstverständlich, daß Mutter Jones in Jrland geboren wurde. An ihrem Wesen hängt der Geruch der irischen Heimathsscholle. Ihr kampfbegeistertes Temperament erbte sie von durch und durch revolutionären Vorfahren, und in ihrer Umgebung gährte und brodelte der Widerstand gegen Tyrannei. Es ist fast sechzig Jahre her, daß in Cork ihre blauen Augen sich dem Lichte öffneten, aber diese Augen sind noch heute so klar und glänzend und Mutter Jones' Herz klopft noch jetzt so start wie das eines jungen Mädchens. Ihr Haß gegen die Ungerechtigkeit ist mit den Jahren gewachsen.
Mutter Jones hat ihr volles Theil persönlicher Leiden ge= tragen. In jungen Jahren kam sie mit ihren Eltern nach Kanada . Sie verheirathete sich, aber verlor mehrere Jahre später in Memphis ihren Gatten und vier Kinder durch das gelbe Fieber. Für ihren Unterhalt auf sich selbst angewiesen, ertheilte sie eine Zeit lang Unterricht und kam in Ausübung des Lehrberufs nach dem Westen. In San Francisco gewann sie ihre ersten Erfahrungen in der Agitation unter den Arbeitern, indem sie an der Bewegung gegen die Schmußkonkurrenz der Chinesen Theil nahm, in welcher Denis Kearney berühmt wurde. Darauf schloß sie sich den Rittern der Arbeit" an, und seit jener Zeit ist sie rastlos im Dienste des Proletariats thätig gewesen.
Der„ Volkspartei "( People's Party ) gehörte Mutter Jones seit der Gründung bis zu der verhängnißvollen Konferenz zu St. Louis an, der sie beiwohnte, und auf der sie die Kandidatur Bryans bekämpfte und für die von Debs( Sozialist) eintrat. Nach der Konferenz trennte sie sich von den„ Populisten " und schloß sich der sozialistischen Bewegung an, mit der sie seither ganz verwachsen ist. Während dieser Zeit war sie auch auf dem kampfreichen Gebiet
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Samstagnachmittag von 4 Uhr an für die Arbeiterinnen mit eigenem Hauswesen, durch die Abschaffung der Bußen, durch die vorgeschriebene Sitzgelegenheit für die Ladenangestellten, die freilich in manchen anderen Ländern schon besteht, und sodann durch die Ausschaltung des Samstags als Zahltag. Sieht man davon ab, daß für das Wirthschaftspersonal nur eine achtstündige Nachtruhe vorgesehen ist, so darf man das neue Gesetz als ein gutes bezeichnen. Dringend zu wünschen ist seine ernste Durchführung, zu welchem Zwecke eine Gewerbeinspektion angestellt werden sollte. Mit schönen Gesetzen auf D. Z. dem Papier ist der Arbeiterschaft nicht geholfen.
Bum Schaden den Spoff.
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Das Zentrum hat es fertig gebracht, seinen bisherigen Verrath der Volksinteressen in der Zollfrage noch um ein Bedeutendes zu übertrumpfen. Zum ungeheuerlichen Raube des Zollwuchers, dem er die arbeitenden Massen preisgeben will, hat es noch die blutigste Verhöhnung der Aermsten der Armen gesellt, die er ausplündert: der Witwen und Waisen. Bekanntlich sucht es sich bei seinen Arbeiterwählern dadurch Ablaß " von seinen Sünden zu erkaufen Molkenbuhrs treffenden Ausdruck zu gebrauchen, daß es den Zollwucher mit einer Witwen- und Waisenversicherung verquickte. Der Grundstock der dazu nöthigen Mittel sollte beschafft werden durch die Ueberschüsse bestimmter Lebensmittelzölle über die bisherigen Reichseinnahmen daraus. Wir haben in Nr. 2 der„ Gleichheit" bereits die Verhältnisse erörtert, welche die angepriesene Zentrumsreform zu einem ebenso schoflen als frechen sozialen Mumpit stempeln. In der Reichstagskommission scheiterten alle Versuche der Sozialdemotratie, die Schaumklöße des Zentrums in ein nahrhaftes Gericht für Witwen und Waisen zu verwandeln. Um jedoch wenigstens für die bedrängtesten der Opfer der kraut und schlotjunkerlichen Beutepolitik einen winzigen Brocken des geraubten Gutes zu retten, verhalfen unsere Genossen dem Zentrumsantrag zur Annahme. In der Zeit zwischen Kommissionsberathung und zweiter Lesung im Plenum ist jedoch der Kaplanokratie sogar das dürftige Bischen Witwen- und Waisenversicherung zu viel geworden. In dreifacher Beziehung hat sie ihr Projekt sehr erheblich verschlechtert. Zunächst sind sieben von den zwölf Lebensmitteln gestrichen worden, deren Mehrzollertrag die Witwen- und Waisenversicherung speisen sollte. Die gesammte Zolleinnahme, welche die Hungerzölle aus ihnen herauspressen, ist also restlos dem Militarismus, der Aegir- und Panzerfaustpolitik zugedacht. Dann hat das Zentrum den Berechnungsmodus der fünf Zollgegen
der Gewerkschaftsbewegung thätig, agitirte bald hier, bald da und ging überall hin, wo sie eine wirthschaftliche Schlacht gewinnen helfen konnte.
Während des berühmten Streits von 1894 war sie in Chicago , und seither hat sie bei keinem großen Kampfe gefehlt. Ihre Thätigkeit in dem Ausstand der Hartkohlengräber von 1897 lenkte zuerst die allgemeine Aufmerksamkeit auf sie, unter den ArbeiterIn agitatoren war sie jedoch damals schon fast überall bekannt. jenen Tagen trotte sie in West- Virginien einem Kordon von Bewaffneten, um die Kohlengräber zum Niederlegen der Arbeit zu veranlassen, und in dem Pittsburger Kohlenrevier war ihr Weg mit kapitalistischen Knüppelgarden besäet, die sie einschüchtern sollten, ein Ziel, das natürlich nicht erreicht wurde. Von jener Zeit an ist ihr Name in den Kämpfen der Kohlengräber zu einem Kriegsruf geworden.
Eine Schilderung dessen, was sie in den letzten drei Jahren gethan und geleistet hat, würde ein Buch von beträchtlichem Umfang füllen. Per Wagen zog sie durch Nebraska und andere westliche Staaten, hielt überall Reden und vertheilte sozialistische Agitationsliteratur. Sie arbeitete in Baumwollfabriken der Südstaaten, um die Arbeitsbedingungen aus eigener Erfahrung fennen zu lernen. Sie leitete einen erfolgreichen Streit der Packer in den Speichern von Omaha , ebenso einen Ausstand von 4000 Seidenarbeiterinnen in Scranton ( Pennsylvanien ), der vier Monate währte. Der von ihr geleitete siebenmonatliche Streit der Kohlengräber zu Arnot( Pennsylvanien) bedeutet einen weiteren Sieg und obendrein einen solchen, der für die Kohlenarbeiterschaft der Gegend von epochemachender Bedeutung war. Diese und andere Thaten noch stehen unerreicht da. Die letzten zwei Jahre hat sie ihre Zeit fast ausschließlich der Organisirung der Kohlengräber von West- Virginien gewidmet, deren unverantwortliche Gleichgiltigkeit gegen die Gewerkschaft und stumpfsinnige Unterwerfung unter die Grubenbesizer eine Quelle