60Die GleichheitNr. 8nach Gewinn, im wilden Konkurrenzkampf, da werden mitkalter Berechnung die Klasiengenossen vernichtet, die Großenzermalmen die Kleinen, aber im Kampf gegen die Arbeiter-schaft wird Solidarität geübt. Früher half man sich, indemder Unternehmer, bei dem gestreikt wurde, seine Arbeiten inanderen Betrieben fertigstellen ließ, in neuerer Zeit wirdeS aber immer mehr Praxis, Streiks in einem Betriebe mitSchließung der Betriebe gleicher Branche an dem Kampfort,oder gar noch darüber hinaus, zu beantworten. Und wassonst oft dem heißen Verlangen der Arbeiter entspricht, einenTarif mit den Unternehmern abzuschließen, das ist heuteschon in seinem Gegenteil Ursache eines.Konfliktes.Am 12. Januar 1907 brach in Berlin' zwischen den Ar-beitern und Unternehmern ein Kampf aus, bei dem dasgrundsätzliche Verlangen nach einem Tarifabschluh mit derArbeiterorganisation die Unternehmer den Krieg erklärenließ. Während in anderen Fällen das Verlangen der Ar-beiter, die Arbeitsverhältnisse tariflich zu regeln, als ein mitallen Mitteln zu bekämpfender Machtversuch der Arbeiter-organisationen denunziert wird, schreien jetzt die Holzindu-striellen über Machtproben und Machtgelüste des Holz-arbeiterverbandes, weil dieser kein Verlangen nach der Ver-längerung des bisher gültigen Tarifes bekundete. DieUnternehmer stellten die Bedingung: Verlängerung des bis-herigen Tarifs, oder Kampf! Die Arbeiter wollten sich ohneVerbesserungen nicht tariflich festlegen, erklärten sich aberbereit, zu den bisherigen Bedingungen ohne Tarif weiterzu arbeiten. Weil die Arbeiter auf diesem Standpunkt ver-harrten, beschlossen die Unternehmer, mit Aussperrungenvorzugehen. So kam es zu einem Kampf, der dann auchnoch auf eine Reihe andere Städte übersprang. Bezeich-nenderweise sind von dem Aussperrungsbeschluß die— Hirsch-Dunckerianer ausgenommen, während die frei Organisierten,die Christlichen und Unorganisierten davon betroffen wurden.Dieser Erfolg stellt wohl ein besonderes Ruhmesblatt darim Kranze Hirsch-Dunckerianer Heldentaten.Ein anderer, mit großer Erbitterung geführter Kampf,bei dem das Unternehmertum ebenfalls mit der Aussperrungvorging, hatte die Verweigerung von Nachtarbeit und dieAblehnung, einem von dem betreffenden Unternehmer ge-gründeten gelben Verein beizutreten, als äußeren Anlaß.Der Reederkönig Ballin hat eine sogenannte Unterstützungs-kasse gegründet, die ganz offensichtlich dem edlen Zwecke derStreikbrecher dienen soll. Weil die Arbeiter sich weigerten,der Kasse beizutreten, weil sie die Einstellung der Nacht-arbeit für Schauerleute verlangten, kam es in Hamburg zuder großen Aussperrung, die mit ihren verschiedenen sen-sationellen Begleiterscheinungen ganz besondere Aufmerksam-keit erregte. Die Hanrburger Reeder holten sich von Eng-land den Abschaum des Pöbels, den Ausfluß der Hefe desVolkes, den in der göttlich-kapitalistischen Ordnung völligdemoralisierten, jeder sittlichen Würde entkleideten scair.p— Lumpen— als Streikbrecher heran. Diese Stützen der„nationalen" Arbeit, die sich ihre Bedeutung als nützlicheElemente durch die rührende Fürsorge, die die Polizei ihnenerwies, bewußt wurden, traten den Streikenden und Aus-gesperrten frech, höhnend gegenüber, so daß es einigemalzu Zusammenstößen kam. Und in der Generalversammlungder Hamburg-Amerika-Linie feierte die Brutalität des Kapitalsnoch einen besonderen Triumph. In Beantwortung derInterpellation eines Aktionärs, des Genossen Müller, Vor-sitzender des Hafenarbeiterverbandes, wegen des Verhaltensder Direktion bei dem schwebenden Konflikt, erklärte General-direktor Ballin kategorisch: Hier sind Arbeiterinteressennicht diskutabel! Fürwahr, treffender, schärfer, unver-hüllter wie in diesem Bekenntnis läßt sich die„Harmonie"der Interessen zwischen Kapital und Arbeit nicht illustrieren.Bei Gründung von Streikbrecherorganisationen kann manallenfalls über Arbeiterinteressen leutselig, herablassendplaudern; aber zum Kuckuck, bleibt mit solchen Sentimcntszu Hause, wenn es heißt die Beute verteilen. Dieses wich-tige Geschäft laßt man sich durch Rührseligkeitcn, die alsDekoration bei Festreden usw. sich ja ganz hübsch machen,nicht gern stören. Die Arbeiter sollen sich unterwerfen, nnteinem:„Küß die Hand, Euer Gnaden!" die vom„Herrn iinHause" diktierten Bedingungen ohne Widerrede aktzeptieren;damit basta!Berlin war der Ausgangspunkt der sich über eine ReiheStädte erstreckenden Schneideraussperrung. Zum Ausbruchkamen die Streitigkeiten Ende Februar. Die Herrenmaß-schneider stellten Forderungen, die von den Unternehmernnicht grundsätzlich abgelehnt wurden, aber, und da liegt derHase im Pfeffer, die erforderlichen Vereinbarungen undVerhandlungen sollten vorläufig noch zurückgestellt werden.Nach der Saison hätten die llntsniehmer natürlich nochweniger Eile gehabt. Die Arbeiter sielen auf solche tak-tischen Manöver nicht herein; ihre Forderungen wurdendenn auch von einem Teile der Unternehmer anerkannt,während die im Arbeitgeberverbande organisierten Konfck-tionäre und Schneidermeister den Kampf aufnahmen unddurch Aussperrungen die Arbeiter niederzuzwingen suchten.Zur Zeit der Niederschrift dieser Zeilen ist in den ange-zogenen Fällen der Kampf noch nirgends beendet. Obes im Baugewerbe— Maurer und Zimmerer— in diesemSommer zu einem Ringen zwischen Unternehmern und Ar-beitern kommt, ist noch nicht entschieden. Die Unternehmerhaben daS Ultimatum gestellt, daß die Arbeiter bis MitteApril mit bestimmten Erklärungen an die Arbeitgeberorgani-sation herantreten, eventuell will man sofort die Aussper-rungswaffe in Anwendung bringen. In der Metallindustriestehen anscheinend auch große Kämpfe bevor. In Bremen' Siehe den Artikel des Genossen Deinhardt in der letztenNummer der„Gleichheit".hat die Werft„Weser", weil sie mit einigen Schmieden Lohn«Differenzen hatte, alle Arbeiter ausgesperrt. Mit solcherTaktik will man Unzufriedenheit in die Reihen der Arbeiterhineintragen, die Arbeiter gegeneinander ausspielen und dieVerbandskassen leeren. Es ist bereits von anderen Werftengedroht worden, sie würden auch aussperren, wenn der Kon-flikt bei der„Weser" nicht bald beigelegt würde. Das istdas Ultimatum der bedingungslosen Unterwerfung für dieArbeiter. Ein anderer großer Konflikt ist in Dresden aus-gebrochen. Zirka L000 Metallarbeiter der Firma Seidel&Naumann haben wegen Lohnreduktionen und Maßregelungvon Vertrauensleuten am Sonnabend den 6. April die Ar-beit eingestellt. Bei der augenblicklichen Stimmung kanndieser Streik leicht größere Kreise ziehen. Es weht scharferWind, das unterliegt keinem Zweifel. Der Ausschuß desGesamtverbandes Deutscher Metallindustrieller hat in einerSitzung am 20. März beschlossen, daß in keinem Falle beiStreitfragen einzelne Unternehmer mit der Arbeiterorgani-sation verhandeln dürfen.Da glücklicherweise die Arbeiter ihre Organisationen kräf-tig ausgebaut haben, werden sie sich natürlich durch protzigesAuftreten der Unternehmer nicht einschüchtern lassen; siewerden den Kampf aufnehmen, wenn es nötig ist, und nachwie vor mit aller Entschiedenheit ihre Interessen vertreten.Und wenn durch die vor unseren Augen sich vollziehendenUmivertungen dem Arbeiter nachdrücklich klar gemacht wird,daß er Selbstmord begeht, daß er gegen das eigene Fleischwütet, wenn er nicht durch Zusammenfassung aller Kräfteseine Position stärkt, so muß aus den Vorgängen die Ar-beiterin ganz sicher lernen, daß JndifferentiSmus gegenüberder Konzentration der Kräfte des Unternehmertums dieSelbstvcrnichtung, die Selbstentwaffnung, Niederlage, verschärfte Ausbeutung und Unterdrückung bedeutet.Das organisierte Unternehmertum erstrebt die volle un-eingeschränkte Macht über die Arbeiterschaft. Kann es seinePläne durchsetzen, so wird die Arbeiterin noch mehr geknechtet. Heute schon ist sie minderen Rechtes, heute schonwird sie noch mehr ausgebeutet als der Mann. Es wäreverbrecherischer Optimismus, anzunehmen, das zur absolutenHerrschaft gelangte Unternehmertum würde die Sklaven-ketten für die Arbeiterin lockern, aus Dankbarkeit dafür, daßsie ihm durch Gefügigkeit die Unterjochung der gesamtenArbeiterschaft erleichtert hat. Die gefügigsten Arbeiter warenauch immer die am brutalsten Ausgebeuteten. In demMaße, wie die Überlegenheit des Unternehmertums wächst,verschlechtert sich auch die Lage der Arbeiterin.Und die Arbeiterfrau, die nicht selbst gewerblich tätig ist,muß endlich erkennen, daß sie eine Feindin ihrer Familie.ihrer Kinder ist, wenn sie aus kleinlichen Erwägungen ihremManne die Erfüllung der aus den proletarischen Interessensich ergebenden Pflichten erschwert. Nicht fernhalten vonder Gewerkschaft, sondern hineinstoßen in die gewerkschaft-liche Bewegung soll die Arbeiterfrau den Mann.Aber bei allen Kämpfen wirtschaftlicher Natur darf derBlick für die treibenden Kräfte und Mächte nicht verlorengehen. DaS Unternehmertum kämpft für die Existenz derkapitalistischen Ordnung. In diesem Kampfe ist das oberstePrinzip: Herrschaft des Kapitals, Knechtschaft der Arbeit.Dieses Prinzip enthüllt als hohle Phrase, was dem Volkesonst zu seiner Beschwindelung als Ideale vorgegaukeltwird. Die„Schützer" der nationalen Arbeit und der natio-nalen Ehre verbinden sich international mit ihren Klassen-genossen zur Niederknüppelung der eigenen Volksgenossen,sie holen das Gesindel des Auslandes herbei, um denSöhnen und Töchtern des eigenen Vaterlandes den Fuß aufden Nacken setzen zu können. Hochauf jauchzt das Kapitalswenn es, über Blut und Leichen stampfend, seinen Profitwachsen sieht.Mit wirtschaftlichen Kämpfen, so unbedingt notwendigund unerläßlich sie sind, wird die kapitalistische Ordnungnicht gesprengt. Aus dem Jammertal der Ausbeutung undUnterdrückung hinaus, hinauf zur lichten Höhe der Freiheit,zur höchsten Stufe kultureller Entwicklung führt der Sozia-lismus. Die vom Unternehmertum inszenierten Macht-kämpfe, das Streben nach despotischer Gewalt kann undmuß bei der Proletarierin die Einsicht von der Notwendig-keit der Umgestaltung der Gesellschaftsordnung fördern unddamit auch in erhöhtem Maße das Wollen auslösen, imKampfe für den Sieg des Sozialismus alle Kräfte einzu-setzen. W. D.Das Leben einer Idealistin.Von Anna Bios.(Schluß.)Verschiedene interessante Persönlichkeiten traten ihr in derZeit näher. Louis Alane war ein häufiger Gast des Herzen-schen Kreises. Sie schildert ihn als eitel, aber sehr liebens-würdig. Sympathischer als Blanc war ihr Barthölemy, einfranzösischer Arbeiter, der in den Junitagen 1848 mitLöwenmut auf den Barrikaden gekämpft hatte und dafür imExil büßte. Sie bewunderte seine harmonische Durchbildung,sein taktvolles Benehmen. Dieser Barthölemy hatte übrigenseinen anderen Junikämpfer, den ehemaligen MarinelentnantCournct, de» Vater des späteren Kommunemitglieds desKonvent, im Duell getötet. Er ward später wegen einesMordes hingerichtet, was Malvida qualvolle Stunden be-reitete. Von den italienischen Emigranten sah sie häufigSaffi, den Genoffen Mazzinis, den sie als literarisch hoch-gebildeten, poetischen, träumerisch-melancholischen Menschenhochschätzte. Weit tieferen Eindruck aber machte Garibaldiaus sie, der, noch von dem Glänze seiner heldenmütigen Ver-teidigung von Rom 1349 umgeben, in London wieder alseinfacher Schiffskapitän erschiem„Seine Erscheinuna ww-wie der stille Zauber eines schönen Tages", schreibt sie. Erflößte das tiefe Vertrauen eines Menschen ein, bei dem niezwischen Rede und Tat ein Zwiespalt obwalten konnte, undobgleich sein Name schon damals neben dem Mazzinis derberühmteste war in Italien, war sein Auftreten einfach undanspruchslos. Sie besuchte ihn auch auf seinem Schiffe, daseiner kleinen schwimmenden Republik glich.Auch Freunde aus der Heimat suchten Malvida auf, unddurch die schöngeistige Entwicklung ihrer Zöglinge, dasharmonische Leben, das sie zu führen imstande war, empfandsie, daß sich ihr im Exil eine neue liebe Heimat aufgetanhatte. Von größtem Interesse war für sie die AnkunftRichard Wagners, der nach London kam, um dort einigeKonzerte zu leiten. Sie hatte schon in Deutschland ver-schiedene seiner Schriften studiert, auch die Texte zu Lohen-grin, Tannhäuser und dem Ring der Nibelungen gelesen.Die„Vollendung und Erlösung durch die Kunst" schien ihrin Wagners Genie ermöglicht, und sein Konzert schloß ihrdie geheimnisvolle Sprache der Tonwelt auf. Wagner zeigtesich bei seiner ersten Begegnung mit Malvida kühl undzurückhaltend. Die warme Freundschaft, die sie mit ihmverband, datiert aus späteren Jahren. Aber sie lernte beidem Zusammentreffen in London durch Wagner die Grund-gedanken des Philosophen kennen, dessen Richtung ihr Lebenbeeinflußte. Sie hatte Schopenhauer in Frankfurt gesehen,aber seine Werke noch nicht gelesen. Der Satz von der Ver-neinung des Willens zum Leben traf sie mit besondererMacht, wie ein Rätsel, vor dessen Lösung sie nicht zurück-schrecken dürfe und dessen Verständnis in ihr vorbereitetläge. Ihre philosophischen Anschauungen standen von daab im Banne Schopenhauers. Im ersten Jahrgang der„Neuen Zeit"(1833) hat Malvida v. Meysenbug in einem�interessanten Artikel ihr Zusammentreffen mit Richard Wagnerund ihre Beziehungen zu ihm geschildert.Die innere und äußere 5ilärung verlieh Malvidas Weseneinen so unendlichen Zauber, eine so edle Harmonie, daß esnicht übertrieben war, wenn Johanna Kinkel nach einemBesuch bei ihr, bei dem sie Zeuge ihres segenspendendenWaltens war, ihrem Empfinden mit den Worten Ausdruckgab:„Es war mir ganz, als träte ich in ein kleines Himmel-reich." Aber die Wolken sollten diesem Himmelreich nichtfern bleiben, Malvidas bewegtes Leben sich noch nicht ruhiggestalten. Ihre Beziehungen zu Herzen waren durch dasenge Zusammenleben, durch die Liebe zu seinen Kindern,durch die gemeinsamen Interessen immer inniger geworden.Sie spricht es nie aus, daß sie ihn geliebt hat, aber ihrreiches, großes Herz hat sich wohl ganz dem Manne zu-gewandt, der ihr so viel Bewunderung einflößte und der ihrsein höchstes Gut, seine Kinder, anvertraut hatte. IhreStellung in'seinem Hause blieb aber nicht unangefeindet,und es drängten sich Fremde zwischen sie und Herzen, dereine eigentümliche Scheu vor energischem Auftreten besaß.Man mischte sich in ihre Erziehungsprinzipien, in die vonihr eingeführte Hausordnung, und gerade weil Malvida ihrePflichten nicht als.geschäftliche, sondern als innerste Herzens-fache betrachtete, konnte sie diese Einmischung auf die Dauernicht ertragen. Sie mußte wieder einmal zu ihrem Schmerzerkennen, daß das Geben nicht vollkommen gegenseitig, daßHerzen nicht der Mann war, ihr seine Freunde zu opfern,um ihre Stellung dadurch erträglich zu machen. Die be-wundernswerte Energie, die ihr immer eigen war, verließsie auch jetzt nicht. Mit blutendem Herzest riß sie sich losvon dem Hause, das ihr eine zweite Heimat geworden, vondem Freunde, von den so heiß geliebten Kindern, da sie ein-sah, daß ihre Stellung unhaltbar geworden, und von neuembegann der harte Kampf um die Existenz, doppelt hart, dasie wieder einsam geworden, nachdem sie das Glück derHeimat kennen gelernt. Die Bitterkeit, daß es von deranderen Seite zu dieser Trennung hatte kommen können,kämpfte mit dem Schmerz um das verlorene Glück, aber mitaller Macht suchte sie in der Arbeit Trost zu finden undwandte sich der schriftstellerischen Tätigkeit zu.„Dem Reichen,auch wenn er das Geliebteste verloren, bleibt noch der Trost,dem Verlorenen einen Tempel zu bauen," schreibt sie re-signiert in dieser Zeit,„ihm bleibt die Macht, fremde Tränenzu trocknen; dem Armen, dessen Herz blutet, was bleibt ihmals die innere Arbeil der Resignation, die unter dem Druckdes äußeren Taglöhnertums nur zu oft zur Tantalusarbeitwird." Das Benennen des Herrn Herzen, den Malvidaweit überschätzt hat, kommt bei ihr mit einem allzu leichtenTadel davon. Andere haben diese Persönlichkeit in einrichtigeres Licht gerückt. Auch die traurige Erfahrung, daßsich manche ihrer Freunde von ihr abwandten, um den Vor-teil des gastfreien Herzenschen Hauses weiter zu genießen,blieb ihr nicht erspart. Andererseits erleichterte aber geradetreue Freundschaft ihr die Zeit der Einsamkeit. Große, be-deutende Menschen können nicht in unser Leben eintreten,ohne eine Spur zu hinterlassen, das erfuhr auch Malvida,und der innige Verkehr mit Kinkels, Mazzini, dem Kunst-Historiker Professor Springer, mit Mrs. Gnskell, der Ver-fasserin des vielgelesenen Romans„Mary Barton", halfenihr, das schöne Gleichgewicht ihrer Seele wiederzufinden undinnerlich immer mehr zu wachsen und sich zu veredeln.Mazzini namentlich zeigte sich ihr von einer Seite, die manan diesem Manne wenig kannte. In zarter, freundschaft-sicher Weise nahm er sich der Verlassenen an, ihren Freundund Berater nannte er sich und in all seine Pläne weihte ersie ein. Sie war eine fleißige Mitarbeiterin seines revolu-ttonären Journals. Durch ihre Vermittlung schrieb auchLothar Bucher, damals noch radikaler Demokrat, späterdie rechte Hand Bismarcks, für dieses Journal. MazzinisEinfluß bewog Malvida zu dem Versuch, unter den deutschenArbeitern in London für die Ideen des republikanischenVerschwörers zu agitieren. Damit erlebte sie, wie sie selbst