Nr. 19

Die Gleichheit

eeee Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen es

Mit den Beilagen: Für unsere Mütter und Hausfrauen und Für unsere Kinder

Die Gleichheit" erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Post vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jahres- Abonnement 2,60 Mart.

Inhaltsverzeichnis.

Der bevorstehende Parteitag der Sozialdemokratie.

Stuttgart   den 16. September 1907

17. Jahrgang

Buschriften an die Redaktion der Gleichheit" sind zu richten an Frau Klara Zetkin  ( 3undel), Wilhelmshöhe, Post Degerloch bei Stuttgart  . Die Expedition befindet sich in Stuttgart  , Furtbach- Straße 12.

( Berneinung) des Kapitalismus und seiner organischen und vertiefen wird, die nach dem 25. Januar betreffs Die Frauen Wesensäußerungen zu erziehen. des Ausbaues der Organisation, der besseren Aufklärung in der Gewerkschaftsbewegung im Jahre 1906. Von Luiſe Zietz  . Auch die Ergebnisse der Stuttgarter   Beratungen über der Maffen, der Erweiterung und Klärung der theo­Die proletarische Frau und der Alkohol. Von Simon Katzenstein.  den Militarismus werden voraussichtlich in Essen   retischen Erkenntnis von den verschiedensten Seiten ge­Die Internationale der proletarischen Jugend. Von H. Roland- fräftig nachhallen. Mit geradezu überwältigender Über- fallen find. Holft. Schularztberichte. L. Von Dr. Zadek. Jest auf, rüsten einstimmung ist es in der Partei begrüßt worden, daß Zu diesen Anregungen zählt insbesondere auch der. wir uns zur tatkräftigen Agitation! Von Gustav Hoch  . Die die vereinzelten Neigungen zur Bereitwilligkeit, für den Plan, durch Gründung eines zentralen Nachrichten­Frauenfrage auf dem Ratholikentag zu Würzburg  . Resolutionen als Vaterland" drapierten Kapitalistenstaat die Flinte bureaus die sozialdemokratische Presse zu heben. Es des Internationalen Sozialistischen Kongresses zu Stuttgart  : I. Kolonialpolitit; II. Frauenwahlrecht; III. Beziehungen zwischen auf den Buckel zu nehmen", eine unzweideutige Zurück scheint uns sicher, daß der Parteitag die allergeringste den politischen Parteien und den Gewerkschaften; IV. Ein- und weisung erfahren haben. Allein bei der Frage handelt Neigung haben wird, dem Vorschlag einiger partei­Auswanderung; V. Der Militarismus und die internationalen es sich nicht nur um das, was Sozialdemokraten nicht genössischer Redakteure gemäß das Nachrichtenbureau Konflikte. ziemt. Eindringlichst hat die Internationale auf die Auf- als eine rein technische Einrichtung" zu betrachten, über Aus der Bewegung: Bon der Agitation.- Bon den Organisationen.  - gaben hingewiesen, welche den sozialistischen   Parteien welche der Verein Arbeiterpresse und nicht die Partei­Der deutschen Freiheit" wiedergegeben. Provinzialparteitag aller Länder im Kampfe gegen den Militarismus und instanzen entscheiden. Davon abgesehen sind wir in der von Schleswig- Holstein   und Lübeck.- Jahresbericht der Ver- sein rechtmäßiges Kind, die Kriegsgefahr, zufallen. Und Sache selbst der Ansicht, welche das Hamburger Echo" trauensperson der Genossinnen von Lechhausen. Warnung. wenn sie dabei furz und bündig vom ernsten geschichts von Anfang an vertreten hat. Weit bedeutsamer als Politische Rundschau. Von H. B. Gewerkschaftliche Rund- lichen Rampfplag in die Spielecke Phantastereien vers die Errichtung eines Nachrichtenbureaus wird für die schau. Gewerkschaftliche Organisation und Tarifforderungen für wies, in denen Nieuwenhuissche Gedankengänge auf- Hebung unserer Presse die materielle Besserstellung und die Angestellten der Warenhäuser. Von k. Die Frauenarbeit im lebten, so hat sie nicht minder bestimmt erklärt, daß sich Entlastung der Redakteure sein Bergbau und der Bergarbeiterverband. Von Mar Hirsch. Notizenteil: Dienstbotenfrage.- Frauenstimmrecht.- Sozialistische Frauenbewegung im Ausland.- Frauenbewegung.- Quittung Feuilleton: Requiescat! Bon Ferdinand Freiligrath.  ( Gedicht.)- Bom Lichtfest der Internationale. Von Lu Märten  . Meiner Mutter. Von Cäsar Flaischlen.  ( Gedicht.) Beilage: Bericht der Vertrauensperson der Genosfimen Deutschlands  für die Zeit vom August 1906 bis Ende Juli 1907.

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Der bevorstehende Parteitag

der Sozialdemokratie.

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ganz besonders der die Sozialdemokratie nicht auf die nurparlamentarische Redakteure an den kleineren Provinzblättern eine Aktion als auf eine alleinseligmachende Kampfesmethode Befferstellung und Entlastung, welche die Genoffen in einschwören könne, daß sie internationale Krisen vor den Stand jetzt, sich im nötigen Maße und mit unge­allem den dauernden Klasseninteressen des Proletariats brochener Frische ihrer Berufsarbeit widmen zu können, nutzbar machen müsse, und daß zu diesem Zwecke fein welche sie gleichzeitig für höhere Leistungen rüstet durch einziges Kampfmittel zurückgewiesen werden dürfe, zu deffen Anwendung Kraft und Reife der Massen drängen. Diese Stellungnahme erhöht die Verpflichtung, in aus dauernder Arbeit die Organisation der Massen zu fördern und zu fräftigen und in ihrem Bewußtsein jene innere Kampfesbereitschaft zu schaffen, welche die Frucht ziel

die Möglichkeit zu theoretischer Weiterbildung und weisem Haushalten mit den Kräften. Daneben tommt noch ein weiteres Mittel in Betracht: die Mitarbeit von Genossen, welche bestimmte Einzelfragen sachkundig beherrschen, diese Mitarbeit muß gesichert werden, auch wenn ihr zufolge das Budget etwas steigen sollte.

Die Verhandlungen über den Punkt Maifeier werden nach den Erörterungen in der deutschen   Dele­gation des Internationalen Kongreffes aller Wahrschein­lichkeit nach in der energischen Mahnung gipfeln, den 1. Mai als eine Demonstration des proletarischen Klassen­bewußtseins und Klassenwillens den alten Beschlüssen gemäß, aber mit neuer Begeisterung zu begehen, die sich ebenso entfernt von allzu ängstlichem Zagen hält, wie von blindem Wagen.

Hoffentlich bleibt dem Parteitag genügend Zeit und Frische, gründlich die verschiedenen wichtigen Fragen zu erörtern, welche die Tätigkeitsberichte des Parteivor­stands und der Reichstagsfraktion wie manche der vor­liegenden Anträge aufrollen.

flarer grundsätzlicher Erkenntnis und willensstarken Der diesjährige Parteitag der Sozialdemokratie zu Idealismus ist. Und wenn es gerade die deutsche Sozial­Essen wird in mehr als einer Beziehung ein Nachklang demokratie auch bisher an solcher Arbeit wahrlich nicht des Internationalen Kongresses zu Stuttgart   sein. Noch fehlen ließ, so ist doch kein Zweifel, daß sie kräftige An­sind die Diskussionen nicht verklungen, welche dieser ent- reize, fruchtbare Anregungen dafür im Lichte der inneren feffelt hat, und die starken Impulse, die er dem kämpfen- Busammenhänge finden wird, welche die Stuttgarter   Be­den Proletariat aller Länder gegeben, wirken in ihnen ratungen scharf hervortreten ließen. Es sei in dieser Be­lebendig und hoffnungsreich nach. Verschiedene der Fragen, ziehung nur auf eine besonders wichtige Aufgabe hin­zu denen die sozialistische Internationale Beschlüsse ge- gewiesen, welche die Internationale mit Recht in den faßt hat, bedürfen innerhalb der deutschen   Sozialdemo- Vordergrund geschoben hat: auf die Notwendigkeit, fratie noch der Erörterung und Klärung. Es ist ein die proletarische Jugend mit sozialistischem Geiste heißes Ringen um Erkenntnis und Festigkeit, ein ge- zu erfüllen und dadurch den Militarismus als Herr fundes Drängen nach kraftvollem Vorwärts und frucht- schaftsinstrument der ausbeutenden Klassen von innen barer Aftion, das sich in dem Streite der Meinungen heraus zu überwinden. Tatkräftige Förderung der Be­um die aufgeworfenen Probleme und die gezeigten neuen strebungen, welche in der Richtung der Erfüllung der Auf- Eine recht eingehende Behandlung wünschen wir auch Aufgaben offenbart. Und lebensfrisch weht meist aus gabe wirken, ist der eine Weg, der zum Ziele führt. Schär- der Frage des Alkoholismus  , die gerade für das den Auseinandersetzungen der Odem der scharf prin- fung des Gewissens jedes einzelnen Parteimitglieds, ob fämpfende Proletariat von weit tiefer reichender Be­zipiellen revolutionären Auffassung, welche für die Ent- Mann ob Weib, dem heranwachsenden Geschlecht gegen- deutung ist, als ein Teil der Genoffen das annimmt. scheidungen des Internationalen Kongresses ausschlag über erziehend und vorbildlich im Sinne des Sozialismus Daß der Alkoholismus eine der giftigsten Früchte pro­gebend gewesen ist. Das dünft uns ein gutes An- zu wirken, ist der andere. Die Frauen aber, die Mütter letarischen Klaffenelends ist, darüber herrscht unter Sozial­zeichen für den Geist der Beratungen und Beschlüsse sind oder Mütter werden wollen, die Frauen, in deren demokraten keine Meinungsverschiedenheit. Es gilt aber zu Effen. Seele tiefes Verantwortlichkeitsgefühl vor der Zukunft die Gaffe für die gleiche Einmütigkeit der Erkenntnis Die Frage der Kolonialpolitik ist es vor allem, und leidenschaftliches Sehnen lebendig ist, großen Zeiten zu öffnen, daß der Alkoholismus   in Wechselwirkung das der im Anschluß an die Verhandlungen zu Stuttgart   ein großes Geschlecht zu schenken: müssen auf beiden proletarische Klassenelend gewaltig zu steigern vermag, eine Erörterung zuteil werden wird, die schon früher Wegen furchtlos und treu vorangehen. und daß er noch Schlimmeres verschuldet: Abtötung fällig gewesen wäre. Der Imperialismus, die Kolonial- Wie die hervorgehobene Frage, so werden auch die gegen das Klaffenelend, Unfähigkeit zum Rampfe wider politik des trachenden Kapitalismus, die wesensinnig mit Lehren der Reichstagswahl im Für und Wider der dasselbe, oder mindestens herabgesetzte Kampfestüchtig­dem Militarismus verwachsen ist, fordert das Prole- Meinungen umstritten werden. Muß uns das Ergebnis feit, und das nicht nur für die, welche ihm verfallen tariat zur schärfsten prinzipiellen Bekämpfung heraus. der letzten Wahlkampagne veranlassen, unsere alten find, sondern über sie hinaus für das nachwachsende Die Kampfesstellung der Sozialdemokratie darf nicht Agitationshefte" zu verbrennen, unsere Taktik als die einer Geschlecht. Dem Alkoholismus entgegenwirken, heißt durch die trügerische Hoffnung geschwächt werden, daß revolutionären, proletarischen Klassenkampfpartei auf die mithin nichts anderes, als die Kampfeskraft des Prole­der kapitalistische Imperialismus sich allmählich dank milderen und verschwommenen Töne einer allgemeinen tariats erhöhen. Von allen anderen Gründen abgesehen, positiver" sozialistischer Arbeit zu einer sozialistischen kulturellen" Volkspartei zu stimmen, um die politisch welche zum Kampfe gegen das übel rufen, sollte dieser Kolonialpolitik durchzumausern vermöchte. Denn darauf unstete Schicht des alten und ganz besonders des soge- Zusammenhang der Dinge allein schon mehr als hinreichen, läuft doch im letzten Grunde die Auffassung einer Gruppe nannten neuen Mittelstandes zu locken? Das ist es, der Frage die ernsteste Behandlung zu sichern. von Genossen hinaus, welche die grundsätzliche Ver- was der Parteitag zu Essen untersuchen soll. Unseres Wenn Anzeichen nicht trügen, so wird der Essener werfung der Kolonialpolitik im Hinblick auf die Möglich- Dafürhaltens liegt die Antwort auf die Frage in den Parteitag kein ruhiger, gleichmäßiger Geschäftsparteitag" feit einer sozialistischen   Kolonialpolitik ablehnen. Der geschichtlichen Erfahrungen eines mehr als vierzig sein. Lebhaft, ja heftig werden die Geister im Ringen ihrer Meinung entgegengesetzte Beschluß des Internatio- jährigen Kampfes, sowie in den Tatsachen vor, welche um Wahrheit und Klarheit aufeinanderplatzen. Die nalen Kongresses deckt sich unserer Ansicht nach durchaus die Verschärfung der Klassengegensätze und der Klassen- Geschichte der Partei verbietet uns, über diese Aussichten mit der seitherigen Haltung der Sozialdemokratie zur fämpfe bezeugen. Was uns die letzten Reichstagswahlen zu jammern. Die Sozialdemokratie hat ihre äußere Größe Kolonialpolitik. Diese ist für alle positiven Maßregeln predigen, ist die schärffte Kampfesstellung gegen die und innere Reife nicht in behaglichem Ausruhen auf eingetreten, welche geeignet schienen, der Kolonialpolitik bürgerliche Gesellschaft und alle bürgerliche Auffassung, alten Satzungen erworben, sondern in heißen Aus­der herrschenden Klassen die Klauen zu stußen, ihre Greuel das ist die Prüfung und Vervollkommnung des geistigen einandersetzungen um flare, feftgegründete Erkenntnisse. zu mildern, gleichzeitig aber hat sie diese Politik selbst und organisatorischen Rüstzeugs, dessen wir für unseren Fast jede Etappe ihrer Entwicklung ist durch innere grundsätzlich unbeugsam bekämpft, der überzeugung ge- unversöhnlichen Kampf bedürfen. Wir hoffen, daß der Meinungskämpfe bezeichnet. Auch an den Funken, welche treu, daß die positivste, die fruchtbarste Arbeit der Sozial Parteitag zu Essen das fest umrissen in Erscheinung es sprühen wird, wenn in Essen   Brüder in starker über­demokratie darin besteht, das Proletariat zur Negation treten lassen und die mancherlei Anregungen vermehren zeugung und heiligem Eifer die Waffen kreuzen, werden