Nr. 8 Die Gleichheit 125 gebrochen, eine Zlrbeiterin deZ Betriebs wurde zur Verrichtung von Streikarbeit in dies« Abteilung beordert. Sie verweigert« die Arbeit und wurde daraufhin ohne Kündigung entlassen. DaS Gewerbegericht erkannte ihren Lohnanspruch von d2 Mk. als be- rechtigt. Differenzen in der Holzindnstrie. Den Arbeitern in der deutschen   Holzindustrie drohen gegenwärtig wieder schwere Ge- witterwolken. Wie wir bereits früher berichteten, hat der Arbeit« geberschutzverbandfür das deutscheHolzgewerbe alle Tarifverträge aus dem Jahre 1907 gekündigt. Die Arbeiter da- gegen kündigten nur einen Teil davon. Am 12. Februar laufen in der Folge die Verträge ab in Barmen, Groß-Berlin, Ber- nau, Beuthen  . Bernburg  , Brandenburg  , Bromberg  , Burg, Dresden  , Düsseldorf  , Essen-Kray, Gleiwitz  , Görlitz  , Greifswald  , Göttingen  , Guben  , Halle, Kattowitz  , Königshütte  , Kiel  , Köln  , Leipzig  , Lübeck  , Oldenburg  , Potsdam-Nowawes, Spandau  , Quedlin« bürg, Tarnowitz  , Thorn, Viersen  , Zeitz   und Zittau  . In Danzig  , Erfurt  , Großschönau  , Hannover  , Har- bürg, Hildesheim  , Königsberg  , Lüneburg  , München  , Posen, Rendsburg   und Stargard   nimmt ihre Gültigkeit am 1. April ds. Js. ein Ende. Der Deutsche   Holzarbeiterver- band hat bereits früher in Braunschweig  , Stettin   und Zuffenhausen   die Tarife auf den I.Januar 1910 gekündigt. Unter den Tarifverträgen arbeiteten bisher in all den aufgeführten Orten etwa 40000 Holzarbeiter. Der Vorstand der Arbeitgeber- organisation hat seither stets seine Bereitwilligkeit zur friedlichen Erneuerung des Vertragsverhältnisses versichert. Um seine Friedens- liebe zu dokumentieren, vereinbarte er seinerzeit mit den Vorständen der beteiligten Arbeiterorganisationen, daß alle Streitfragen, über die am Orte eine Einigung nicht zu erzielen sei, durch ein Echieds- gericht erledigt werden sollten. Als Schiedsrichter war der be- kannte bürgerliche Sozialpolitiker Freiherr   v. Berlepsch gewonnen, ein ehemaliger Minister. Im Frühjahr 1908 ist er bereits als solcher in Leipzig   bei der damaligen Tariferneuerung hervorragend tätig gewesen. In den Orten, die an der jetzigen Bewegung beteiligt sind, haben die Holzarbeiter ihre Forderungen an die neuen Tarifver- träge auf das bescheidenste Maß zurückgeschraubt, das bei den gegenwärtigen Verhältnissen überhaupt nur möglich war. Daß sie nicht geneigt sein würden, Verträge auf drei Jahre abzuschließen, die gar keine Verbesserungen brächten, dürften wohl auch die Ar- beitgeber vorausgesehen haben. Wollten dies« ihrerseits von Ver- besserungen nichts wissen, so hätte es genügt, daß sie die alten Verträge ohne weiteres ein Jahr weiter laufen ließen, wie dies die Arbeiter in den meisten Orten wollten. Es scheint aber, als ob der Arbeitgeberverband noch andere Zwecke verfolgen möchte. Die ört- lichen Verhandlungen haben bisher noch zu keinem Ergebnis ge- führt. In einzelnen Städten sind die Arbeiter noch gar nicht ein- mal bis zur endgültigen Formulierung ihrer Forderungen ge- kommen; besonders ist dies dort der Fall, wo die Arbeitgeber kündigten, und wo mehrere Arbeiterorganisationen in Frage kommen. Mitten in die friedlich-schiedliche Situation hinein hat nun der Arbeitgeberverband plötzlich zum Krieg geblasen. Wie seineFach- zcitung" berichtete, hat am 28. Dezember eine Versammlung von Arbeilgebervertretern der beteiligten Städte stattgefunden. Sie be- schloß, das von chrem Vorstand bereits berufene Schiedsgericht entschieden abz»lehnen und zu einer Aussperrung zu rüsten. Zur besseren Unterstützung der aussperrenden Meister schreibt der Schutzverband in Verfolg des Beschlusses einen Extrabeitrag von ö ivik. pro beschäftigten Arbeiter aus. Urjachen zu diesem Vor- gehen sind angeblich dieungeheuerlichen" Forderungen der Ar- beiter. Diese Forderungen sind so bescheiden, daß sie kaum einen Ausgleich für die Verteuerung der Lebensbedürfnisse bieten. Run wird ja auch die Suppe der Unternehmer nicht so heiß gegessen, als sie auf den Tisch kommt. Auch bei der großen Aus- sperrung von 1907 haben die Herren gewaltig ins Horn geblasen, und ihr scharfmacherisches Gelüst« hat doch nicht triumphiert. Immerhin ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, daß die gegen- wärtige Tarisbcwegung friedlich zustande kommen wird. Das Baro- meler steht aus Sturm. Wenn die Arbeitgeber den Krieg vom Zaune brechen, müssen sie auch die Folgen tragen. Der Vorstand des Holzarbeiterverbandes hat dem Ernste der Situation sofort Rechnung getragen. Nach Bekanntwerden de? Borstoßes der Arbeilgeber hat er einen Extrabeitrag ausgeschrieben. Wie in Nr. 2 derHolzarbeiter-Zeitung" mitgeteilt ist, haben vom 1. Januar ds. Js. ab bis aus weiteres die Zahlstellen einen Extrabettrag zu leisten, und zwar bis 1. Februar zunächst in der Weise, daß der Verbandsbeitrag von öv Pf. pro Woche in voller Höhe, also ohne Abzug der lokalen Prozente, an die Hauptkasse abzuführen ist. Vom 1. Februar ds. IS. ab sind von jedem Wochenbeitrag 80 Ps. an die Hauptkasse abzuführen, so daß der Extrabeitrag alsdann 20 Pf. pro Mitglied und Woche beträgt. Für den entstehenden Ausfall in den Lotalkaffen haben die Zahlstellen sich eventuell durch Er- höhung der Lokalbeiträge schadlos zu halten. Leistungsfähige Zahlstellen sollten sich freiwillig höher ein- schätzen. Ferner sollen die Bestände der Lokalkaffen, soweit sie an- gelegt sind, sämtlich sofort gekündigt werden, damit sie im Notfall als Reserve der Hauptkaffe gleichfalls zur Verfügung stehen. Der Holzarbeiterverband verfügt über geordnete Finanzen. Er hat den Kampf von 1907, der 2'/» Millionen Mark Kosten vcr- ursachte, mit eigenen Mitteln erfolgreich bestanden. Der bevor- stehende Kampf wird aber voraussichtlich mehr Mitglieder ins Feuer führen als jeder frühere. Zu seiner Durchführung sind da- her auch ganz außerordentliche Mittel erforderlich. Viele Zahl- stellen haben in letzter Zeit bereits freiwillig der Hauptkaffe höhere Beiträge zur Verfügung gestellt. Wir sind überzeugt, daß der jetzige Aufruf des Verbandsvorstandes, die Kampsmittel zu stärken, in den Mitgliederkreisen«in freudiges Echo findet. Die Holz- arbeiter haben es noch nie an Opferfreudigkeit und Energie fehlen laffen, wenn eS galt, ihr Recht zu verteidigen. Daß die Löhne der Holzarbeiter nicht herabgedrückt, daß sie gehoben werden, ist eine Lebensfrage für die Familien wie für die einzelnen. Die Ge- nossinnen können zum Erfolg der Bewegung beitragen. Mögen sie dafür sorgen, daß die Frauen der organisierten Holzarbeiter den Beitragskassierern daS Geschäft erleichtern; mögen sie Unorganisierte Männer wie Frauen auf den Ernst der Lage hinweisen, tk. Aus der Trxtilarbeiterbcwcgung. Die Textilarbeiterschaft ist jetzt in sehr lebhafter Bewegung. Die durch die neue Gewerbe- ordnungsnovelle notwendig werdenden Änderungen innerhalb der Textilbetriebe haben Unternehmer wie Arbeiter dies- mal viel mehr beschäftigt, als das bei gleichen Anlässen in früherer Zeit der Fall gewesen ist. Es werden jedenfalls noch einige Wochen vergehen, bevor die durch den Ubergang hervorgerufenen Differenzen als erledigt betrachtet werden können. Der gesetzliche Zehn- stundentag der Arbeiterinnen wird selbstverständlich der Ent- Wicklung der Industrie«inen neuen Stoß nach vorwärts geben; in vielen Fällen wird er die Ausbeutung der Arbeiter noch intensiver gestalten. Trotz alledem ist der verkürzte, wenn auch intensiver, Arbeitstag ein Gewinn für die Proletarier. Wenn man nach den Auslassungen mancher Unternehmerfachblätter urteilen wollte, wäre als Folge der Neuerung der Ruin der deutschen   Textilindustrie in den nächsten Jahren sicher zu erwarten. So jammert zum Beispiel ein Barmer Korrespondent desKonfektionär", weil es nicht gelungen ist, den im Wupperthal seit Jahren bestehenden freien Sonnabend- nachmittag mit 1. Januar 1910 wieder zu beseitigen. Alle diesbezüg- lichen Anstrengungen des Riemendreherverbandes sind an dem Wider- stand der Arbeiter gescheitert. Unangenehm empfindet es auch der Fabrikantenschreiber, daß die Haspelmädchen jetzt noch mehr Lohn ver- langen, weil sie kürzere Arbeitszeit haben, und daß die Mädchen keine Arbeit mehr nach Hause mitnehmen dürfen. Doch ist er sich noch nicht klar, ob es nicht gelingen wird, das Gesetz zu umgehen. Der Rat des Herrn Streesemann, die Arbeit durch andere Personen aus der Fabrik in das Haus der Heimarbeiter bringen zu lassen, scheint den Herren indessen nicht recht zu gefallen. Zweifellos werden in den Distrikten der Heimarbeit die organisierten Proletarier große Anstrengungen machen müssen, wenn sie dem Unfug der Heimarbeit neben der Fabrikarbeit im Sinne der neuen Gesetzesbestimmungen einiger- maßen steuern wollen. Zu einem Streik aus Anlaß des Jnkrast- tretens der neuen Gewerbeordnungsnovelle ist es in der Teppich« fabrik Bareuther& Co. in Hos gekommen. Die Druckerinnen verlangten eine Lohnerhöhung. Die Zugeständnisse des Unterneh- mers schienen den Arbeiterinnen ungenügend. Ohne weiteres machte jetzt die Firma durch Anschlag bekannt:Wer mit den von uns festgesetzten Löhnen und der Zulage mit V» bezw.'/» pro Strang nicht einverstanden ist, braucht mittags'/> 2 nicht mehr in den Betrieb zu kommen." Daraufhin blieben die Druckerinnen fern und streikten. Dadurch mußte es notwendig zur Stillegung des Betriebes kommen, wenn der Unternehmer nicht bald nachgab oder die Arbeiterinnen bedingungslos zur Arbeit zurückkehrten. Die Stillegung des Betriebes ist erfolgt und etwa 100 Arbeiter sind in Mitleidenschast gezogen. Der Arbeitgeberverband hat sich mit der bestreikten Firma solidarisch erklärt und verspricht in einer öffentlichen Erklärung weitestgehende Unterstützung. In Eilers- mark(Münsterland  ) haben etwa 100 Arbeiter und Arbeiterinnen einer Spinnerei am 7. Januar die Arbeit gekündigt. Sie ver- langen Lohnerhöhung und Abstellung verschiedener Mißstände. Be- teiligt ist der deutsche und der christliche Textilarbeiterverband, hj.