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Die Gleichheit

zu gewähren, führt zu den Schäden der modernen Dienstbotennot, insbesondere zu dem mit Recht beklagten ständigen Mädchenwechsel. Eine gründliche Unterweisung in allen häuslichen Arbeiten wird das Interesse des Mädchens an dem Haushalt mehr fesseln, als eine fortdauernde, einseitige, mechanische Tätigkeit. Es wird sich mit mehr Liebe den häuslichen Arbeiten unterziehen, wenn es hierbei nicht ausschließlich eine mechanische Ausnutzung ihrer Kräfte, sondern einen Vorteil für ihre Ausbildung und ihr Fort­kommen erblickt." Die Auskunftsstelle hofft, bei umsichtigen" Hausfrauen Verständnis und Unterstüßung für ihren Vorschlag zu finden. Sie will darüber informieren, wie der Lehrvertrag ge= dacht ist, welche Pflichten und Rechte beide Teile übernehmen und welche Bürgschaften für die Durchführung des Vertrags seitens der ehrenamtlich tätigen Frauen geboten werden".

Auch wir sind überzeugt, daß dem Plane das Verständnis um­sichtiger Hausfrauen" nicht fehlen wird. Die Aussicht ist lockend genug, daß ein Lehrvertrag ihnen für drei Jahre häusliche Ge­hilfinnen sichert, die nicht von vornherein auf einen Verdienst schen", die statt der ††† Begehrlichkeit nach gutem Lohn eine nur geringe Barentschädigung" ihrer Dienste in Küche, Haus und bei der Kinderpflege für gerechtfertigt" finden. Um es kurz zu sagen: höchste Leistungen bei niedrigstem Lohne, das ist dieses Pudels Kern. Denn werden, können die ehrenamtlich tätigen Frauen" die Bürgschaft dafür übernehmen, daß das vertraglich ge­bundene häusliche Lehrmädchen wirklich gewissenhaft angeleitet und ausgebildet und nicht in erster Linie ausgebeutet wird? Es ist eine bekannte Tatsache, daß heute recht viele Hausfrauen ihren Ruf als umsichtig und erfahren" nur ihren Dienstboten ber­danken, daß manche Gnädige" vor ihrem Mädchen erröten müßte, menn sie selbst ein Zimmer reinigen oder eine Mahlzeit bereiten sollte. Gewiß wäre eine gründliche Berufsbildung auch für die Hausgehilfinnen wertvoll. Eine solche Ausbildung muß aber durch andere Mittel und Wege gegeben werden als die vorgeschlagene Neuerung. Bei ihr würde in neun von zehn Fällen die Ausbeutung über die Ausbildung der Mädchen die Oberhand haben. Der Lehr­bertrag" für Dienende ist nichts als ein Verlegenheitsmittel bür­gerlicher Damen, mit der Dienstbotenfrage zu Nuß   und Frommen der Herrschaften fertig zu werden. Daß der Vorschlag dazu aus Essen kommt, ist begreiflich. Hier hat die gewaltige industrielle Entwicklung eine zahlreiche bürgerliche Intelligenz, technische, kauf­männische Beamte usw., angehäuft. In der Stadt allein gibt es deren gegen 15 000, nimmt man die nähere Umgebung dazu, so dürfte ihr Heer 19 000 betragen. Bei weitem nicht alle von ihnen nähern sich mit Einkommen und Lebensstellung der Bourgeoisie. In vielen Tausenden der Beamtenfamilien ist der Schein glän­zend, das Sein ärmlich, oder, wie man in Essen   sagt: ist der Hunger größer als der Patriotismus. Wo aber der Schein stan­desgemäßer Lebenshaltung" seine Thrannei ausübt, da wird die Dienstbotennot" von der Hausfrau besonders hart empfunden. Da sollte das geplagte eine Mädchen für alles" in jeder Hinsicht das Vollendetste leisten, wenig essen und mit möglichst geringem Lohn zufrieden sein. Was den Gnädigen" dieser Kreise an haus­wirtschaftlicher Ausbildung abgeht, das werden sie als Lehrmeiste rinnen der Mädchen durch Verständnis für den Vorteil des eigenen Haushalts ersehen.

Sozialistische Frauenbewegung im Ausland.

I. K. Fortschritt der sozialistischen   Frauenbewegung in den Vereinigten Staaten  . Es war ein erfreulicher, ein ermutigender Bericht, den das nationale Frauenkomitee auf dem sozialistischen  Barteifongreß erstattete, der Ende Mai getagt hat. Er konnte überall ein Erwachen der proletarischen Frauen und Mädchen mel den, eine beträchtliche Zunahme der weiblichen Mitglieder und ihre rege Beteiligung an allen Aufgaben der Partei.

Der offizielle Bericht gibt zuerst einen kurzen geschichtlichen Rückblick auf die Entwicklung der sozialistischen   Frauenbewegung in den Vereinigten Staaten  . Es heißt darin unter anderem: Bor zehn Jahren war die Frauenbewegung in unserer Partei noch ein unbedeutender Faktor; sie eristierte eigentlich nur in den Köpfen einiger hingebungsvoller Genossinnen. Auf dem Kon­greß von 1901, wo die jetzige" Socialist Party" ins Leben ge= rufen wurde, waren zwar acht Frauen als Delegierte zugegen, ihre Stellung aber war die von Einzelpersönlichkeiten, nicht von Vertreterinnen einer Bewegung unter den proletarischen Frauen. Nur kurz bekundete damals die Partei ihre Stellung zur Frauen­frage mit den Worten, daß fie gleiche bürgerliche und poli tische Rechte für Männer und Frauen" erstrebe. Drei Jahre später hatte die Zahl der weiblichen Delegierten nicht zugenom­

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men, und auch in den Berichten des betreffenden Kongresses fuchen wir vergebens die Erwähnung besonderer Interessen und Auf­gaben der arbeitenden Frauen oder der Notwendigkeit, die Prole­tarierinnen mittels der sozialistischen   Propaganda zu erfassen. Auf dem nationalen Parteifongreß von 1908 hielten die sozia­ listischen   Frauen eigentlich erst ihren Einzug. Zwanzig Genos­finnen waren als Vertreterinnen von 14 Staaten erschienen, und jede von ihnen brachte ganz bestimmte, klare Vorschläge mit, um ihre proletarischen Schwestern durch unsere Agitation aufzuklären und für die Partei zu werben. Während der Jahre 1904 bis 1908 war die Partei zu der Erkenntnis gelangt, daß die Frauenfrage eine Tagesfrage sei, zu der sie tätig, wirkend Stellung nehmen müsse. Man erwählte ein nationales Frauentomitee, und in dem Parteiprogramm wurde erklärt, daß die Partei unbeschränktes, gleiches Wahlrecht für Männer und Frauen fordert und ihre Mitglieder verpflichtet, für diese Forde rung eine rege Propaganda zu führen".

Die stille, ernste Arbeit der Bahnbrecherinnen für eine sozia­listische Frauenbewegung hatte endlich Früchte getragen. Das nationale Frauenkomitee ging sofort daran, einen Plan zur Agitation unter den Frauen auszuarbeiten, und beröffentlichte eine Reihe von Flugschriften, die verschie dene Seiten der Frauenfrage behandelten. Bereits im Jahre 1910 war die Tätigkeit der Frauen in der Partei so sest begründet, daß der nationale Kongreß jenes Jahres das nationale Frauen­komitee zu einer dauernden Körperschaft innerhalb der Partei­leitung machte. Gleichzeitig wurde in dem nationalen Partei­sekretariat zu Chicago   ein Frauenbureau errichtet und der dauernden Leitung durch eine Sekretärin unterstellt, die bom Frauenkomitee erwählt ward. So hatte nun die sozialistische Agitation unter den Frauen eine feste Grundlage erhalten." Von der Tätigkeit der sozialistischen   Frauen während der zwei letzten Jahre teilt der Bericht das Folgende mit: Viele lokale Frauenkomitees wurden gebildet und Tausende von Flugschriften für Frauen und Mädchen verbreitet. In fünf Staaten und in 270 Bezirken haben Frauen das Amt als Parteisekretär inne. Ein Mitglied des nationalen Parteivorstandes und zwei Mitglieder des nationalen Ausschusses sind Frauen. Eine Genossin fungiert als internationale Korrespondentin. Acht Frauen be­reisen das Land als nationale Agitatorinnen und Organisatorinnen. Es ist uns bisher nicht gelungen, die genaue Anzahl der weiblichen Mitglieder festzustellen, aber wir schätzen sie ungefähr auf ein Zehntel der gesamten Parteimit­gliedschaft. In vielen Städten waren bei den letzten Wahlen Frauen in den Wahlbureaus als Kontrollierende usw. tätig. In Kalifornien  , wo die Frauen zum ersten Male das Wahl­recht ausübten, gingen Genossinnen von Haus zu Haus und be­lehrten die neuen Wählerinnen über den Gebrauch des Stimm­zettels. Während des Streits der Blusenmacherinnen in New York   und der Mäntelschneiderinnen in Chi­ cago   halfen die sozialistischen   Frauen den Ausständigen mit allen Mitteln, die ihnen zu Gebote standen. Auch in der Verbrei­tung sozialistischer Zeitungen und Flugschriften waren die Ge­nossinnen unermüdlich tätig sind."

Seitdem die Frauen in der Bewegung sind, führen sie ihr auch die Kinder zu. New Yort hat mehrere sozialistische Schulen; in Rochester  , New York  , gibt es eine sozialistische Schule, die ven 200 Schülern besucht wird. Auch in Los Angeles   besteht eine große, erfolgreiche sozialistische Schule, die den Namen , Socialist Lyceum' führt. In New Jersey   wurde von der Partei ein besonderes Unterrichtskomitee eingesetzt, das einen vor­züglichen Lehrplan für sozialistische Schulen ausgearbeitet hat."

Unser Frauentag vom 25. Februar wurde in größerem Um­fang als je zuvor begangen. Alle sozialistischen Redner mußten auf Bosten sein, und die Versammlungen waren sehr gut besucht. , Der weiße Sklavenhandel war diesmal das Thema, das im be= sonderen erörtert wurde, und das nationale Frauenkomitee hatte einen längeren Bericht zu der Frage ausgearbeitet. Die kapitalisti­ schen   Zeitungen enthielten überraschend lange und ausführliche Berichte über den sozialistischen   Frauentag. Auf Anregung des nationalen Frauenfomitees verbreitete die Partei im Jahre 1911 im ganzen Lande eine sozialistische Frauenstimm= rechtspetition. Später wurde diese von dem sozialistischen  Kongreßmitglied Viktor 2. Berger aus Wisconsin   dem Bundesparlament der Vereinigten Staaten   eingereicht."

" Das nationale Frauenkomitee hat folgende Flugschriften herausgegeben: Frauen- und Kinderarbeit in der Textilindustrie; Sozialismus gegen Alkoholismus  ; Lehrerinnen und Sozialis­