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Die Gleich beit

Zwei weitere, für die Gesundung unseres Volkes ungemein wichtige Fragen sind die der Bekämpfung der Ge. schlechtskrankheiten und die der Prostitution. Beide hängen eng zusammen. Ist auf der einen Seite der heute bestehende Zustand der Reglementierung eines freien Volfes unwürdig, so muß andererseits alles geschehen, um die Berbreitung der Geschlechtskrankheit, dieser ärgsten Volks. feuche, Einhalt zu gebieten. Es ist außerordentlich bedauer­lich, daß die Nationalversammlung   gerade in dem Augenblick auseinandergeht, wo im Ministerium der Entwurf des Ge­Jetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten fertiggestellt worden ist. Sache des Reichstages muß es sein, diesen Gesez­entwurf sofort einzufordern und zu beraten. Neue Wege müssen hier gegangen werden; das Interesse des Volksganzen muß über das Interesse des einzelnen gestellt, das Verant­wortungsgefühl jedes Menschen gestärkt werden. Nur so kann diejer Krebsschaden überwunden werden.

So hat der kommende Reichstag   in bevölke. rungspolitischer Hinsicht große Aufgaben zu erfüllen, die im obigen nur angedeutet werden konn­ten. So schnell wie möglich wird ein Ausschuß zur Lösung dieser Fragen gebildet werden müssen. Sache der Wähler und vor allem der Wählerinnen wird es sein, dafür zu sorgen, daß in ihm nicht die Mucker, sondern Menschen mit offenen Augen und warmen Herzen für die Nöte der Frauen und Mütter figen. Louise Schröder  .

Die Reichskonferenz

unserer Partei, welche am 5. und 6. Mai im Reichstagsgebäude  zu Berlin   stattfand, nahm, als Auftakt zu den Wahlen, einen sehr guten Verlauf. Das Referat Scheidemanns gab in großen Bügen ein Bild der gegenwärtigen politischen Lage und ber sich hieraus ergebenden Haltung unserer Partei für die kom­menden Wahlen. Wir müssen versuchen- führte er aus-, aus der bis jetzt durch die Stärkeverhältnisse der Parteien in der N.-V. bedingten Arbeitsgemeinschaft mit den bürgerlichen Parteien Herauszukommen, um eine Politik machen zu können, die mehr den Kurs zum Sozialismus nimmt, als es bisher möglich war. Geschehen kann dies aber nur auf dem Wege der Demokratie.

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hat bis zu der letteren Tode das zärtlichste Verhältnis bestanden. Alles, was ich Boetisches in mir habe, habe ich von meiner Mutter", pflegte der Verfasser eines der besten geschichtlichen Romane, der Meister des Effehard", zu sagen. Freilich, die Frauenliebe und das mitteilsame und fameradschaftliche Weibesverständnis, das unser Bebel pries, hat der Dichter des flangvollen Trompeter" nicht erfahren. Wie sein Werner Kirchhof, der relegierte Heidel berger Student, so hatte auch Viktor Scheffel   sich ein adlig Fräu­lein" erblasen. Eine Lebensgefährtin, die ihn nicht verstand, so daß schon nach Jahresfrist diese Ehe auseinanderging. Der poetische Schwärmer und das laute Weltkind paßten nicht zusam­men. Doch als das natürliche Berhältnis längst zerschellt, hat der liebenswerte Dichter noch mit tiefer Sehnsucht seiner Mutter ge­bacht. So etwa, wie der im Pariser Eril lebende Heinrich Heine  von dort aus gefühlvolle Verse an sein Mütterlein in Deutschland  fandte. Verse, die den gleichen Duft atmen, wie die treuen Briefe, die Anselm Feuerbach  , der berühmte Maler, aus der Fremde an die luge Beschüßerin seiner Kinderjahre schrieb.

Man spricht sehr häufig vom Sohn des großen Vaters und denkt dabei insbesondere an August Goethe, an Siegfried Wagner  , an Herbert Bismard, an Karl Liebknecht  , die, nebenbei gesagt, wohl im Schatten ihrer Väter wandeln durften, selbst aber das Jdeal nicht erreichten. An den Sohn der Mutter denkt man indes felten oder nicht, obwohl schon Herder mit Recht behauptet hat, daß man Humor und Talent in der Regel von der Mutter erbe, wäh­rend man das Steife und Organisatorische, oder, wie Goethe sagt, des Lebens erastes Führen" vom Bater mit auf den Lebensweg bekomme.

Geistig hervorragend tätige Mütter hatten auch der Philosoph Artur Schopenhauer   und, um einen uns nabestehenden Lebenden nicht zu vergessen, Karl Kautsky   gehabt. Johanna Schopenhauer  sowohl als Minna Kautsky   waren anerkannte Romanschrift­stellerinnen. Die erstere ist heute vergessen, nur dem eingehender

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wir lehnen jede Diktatur, ob bon rechts oder links tommend, ab. Den Wahlkampf wollen wir in der klaren Erkenntnis führen Der Feind steht rechts. Links von uns stehen die ehemaligen Brüder, von deren vernünftiger Ueberlegung es abhängt, ob eine

Einheitsfront gegen rechts geschaffen werden kann. Wir wünschen

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und wollen fie. Werden wir aber von links angegriffen, dann müssen und wollen wir uns unserer Haut wehren in dem guten Bewußtsein, daß unser Weg und unser Ziel richtig sind und daß darum der Sieg lehten Endes uns gehören wird.

Als zweiter Redner sprach Noste. Ga war für ihn ein unglücklicher Zufall, daß fein anderer Diskussionsredner sich vor ihm gemeldet hotte. Noste hilt eine Abwehrrede, obwohl er nicht angegriffen worden war, wie er es ja leider immer wieder unternimmt, etwas zu verteidigen, wo nichts mehr zu verteidigen ist. Sieht er nicht, daß er sich damit selber ungerechtfertigt antlagt? Eich in eine verbitterte Gegensäglichkeit zu ehrlichen Parteifreunden bringt, die unserer Sache nicht dient. Was dieser Mann der deutschen Republik geleistet hat, wird die Ge schichte festhalten und in diesem Licht wird sein großer, tragischer Jirtum Heiner erscheinen. Wenn er selber diesen Irrtum offen befennen würde, so rüdten seine übrigen Leistungen nur in helleres Licht. Bei der gegenwärtigen Stimmung ist es ziem helleres Licht. lich aussichtslos, daß Noste in den kommenden Reichstag   gewählt braucht das Wissen, die Erfahrung und die starke Persönlichkeit wird. Das ist zu bedauern, denn die gefehgeberische Arbeit dieses Mannes. Wahlen sollten nie einzelne Personen handelt das Ergebnis von Stimmungen, sondern der Ausdrud flarer lleberlegung sein.-

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auch wenn es sich um

Die Diskussion lehnte Nostes Politik ab und stellte sich ein mütig auf den Boden des Scheidemannschen Referats, welches am zweiten Verhandlungstage durch die vorzüglichen Ausfüh rungen des Reichsfanglers, Genossen Hermann Müller, ergänzt wurde. Auch dieser wünscht, daß wir durch die Wahlen eine sozialistische Mehrheit bekommen mögen, die uns von dem Zwang der Koalition mit Zentrum und Demokraten befreit. Er betonte: die Arbeit in dieser Gemeinschaft drei verschiedener Weltanschauungen war fein Vergnügen, aber sie war eine Not­trendigkeit, wenn überhaupt gesehgeberische und Regierungsarbeit im Interesse der großen Masse des deutschen Boltes geleistet werden sollte. Darum soll der Kampf gegen diese Parteien sach­lich geführt werden, denn wir sollten nie vergessen, daß wir mit ihnen ein Stück Weges der deutschen   Geschichte gemeinsam gegangen sind, das schwer und steinig war. Die Frauen, welche als Wählerinnen ein ausschlaggebender Faktor in der Politik

mit dem geistigen und geselligen Leben ihrer Zeit Vertrauten lebt sie als eine geistig anziehende Frau, um die sich ein Kreis feingefinn ter Seelen scharte. Minna Kautskys Romane aber dürften man­cher Leserin nicht unbekannt sein. Liefen sie doch sehr häufig durch die Spalten unserer Parteizeitungen. Ihr Sohn ist allerdings nicht wie Feuerbach, Heine und Scheffel ein in tühner Phantasie schwel­gender Schöngeist geworden, sondern wie Goethe, Schiller und Schopenhauer   ein ernster Mann der Wissenschaft. Daß man auch bei dieser der Phantasie nicht entbehren kann, ist ebenso bekannt, als die Verschiedenheit der geistigen Qualitäten der im letzten Satz nebeneinandergeftellten Autoren. Eng verbunden ist die Phan tasie sogar bei den Dichter- Denfern, mit deren aufs Wissenschaft­Tiche gerichteten Bestrebungen. Wenn wir von Schiller   als Wissens schaftler sprechen, so denken wir an den Geschichtsforscher, an den Verfasser des Dreißigjährigen Krieges und des Abfalls der Nie­ derlande  .

Ein sehr intimes und herzliches Verhältnis bestand zwischen Ludwig Anzengruber   und dessen Mutter. Aehnlich Scheffel und Feuerbach hat dieser österreichische Dichter, dessen Dramen und Er­zählungen fich schon seit langem auch in Norddeutschland Heimat recht erworben haben, zärtlich an seiner Mutter gehangen. Als fünfjähriger Knabe verlor Ludwig den Vater und von da an lag die tägliche Sorge der Ernährung und Erziehung in der Hand Maria Anzengrubers, der Wiener   Bürgerstochter. Die. Staats pension, die ihr als Witwe eines fleinen Beamten zustand, war eine äußerst farge, und es galt mehr als einmal am Tage zu rech nen, um ja mit den Guiden und Kreuzern auszukommen. Dens noch hat die gute Frau alles versucht und getan, um ihrem Knaben eine leidliche Kinderzeit zu bereiten. Als die Jünglingsjahre famen, wurde es in dem ärmlichen Biener Haushalte nicht beffer. Der junge Anzengruber halte avar eine Anstellung an einem sprachen ganz dem Charakter dieser Bühne. In engem Raume leb sehr untergeordneten Theater erhalten, die Einnahmen aber ent