338 D i e G l e i ch l? e i tTira-teryfTiriW?lch em Strom von Scgcn, von tatvoller Arbeit, vonwcrkfrohem Tun könnte, ja müßte so ein Heim seinl Wiereich sind die Möglichkeiten seiner Entwicklung! Und Nnesehr bedürfen wir dieser Pflegstätten, dieser Inseln froherArbeit.Eins ist aber auch hier Bedingung, wie überall, wo Neu-gründungen entstehen!Leiter, denen die Liebe zum Dinge Mühe und Arbeit ge-ting macht, ja noch mehr, die in dieser Arbeit leben und mitihr eins geworden sind, in denen tatschaffender Idealismuslebt!Findet man nur in christlichen oder ähnlichen Vereinen mitikonservativer Weltanschauung solche Tatschaffendc? Sindwir in unseren Reihen denn so arm an Menschen?Ich glaube es nicht I Dem widerspricht schon die Be-geijterung unserer Jugend für unsere Sache und der Jdea-liSmus, der unsere Arbeit von gestern getragen hat!Lotte Möller.Ülas beißt Jungsein?Junglein heißt eine Sehnlucht in lieh tragen— nach üner»kanntem und Unerkennbarem.Junglein heißt(uchcn nach Zielen, den Himmel ftürmen wollenmit neuen Ideen und Plänen.Junglein heißt nichts willen wollen von altersmatter Müdigkeitund Zermürbung leelilchcr und geiltiger Art, von allem, was nieder-drückt, nimmer zagen und nimmer verzagen.Junglein beißt vorwärts Ichauen, nicht rückwärts, ganz demAugenblicke hingegeben lein, alles aus lieh machen wollen, um dieZukunft zu erobern, nicht bloß für das felbltlüchtige Ich, fondernfür Volk und Vaterland.Jungfein heißt überall Rofcn fehen und die Dornen nichtfürchten, von Schwierigkeiten und Hemmungen, Gefahren undNiederlagen lieh nicht unterkriegen lallen.Junglein heißt Kraft, Mut, Glauben nicht bloß fühlen in heißerBruit, londern umsetzen in Dat.Junglein heißt liegen!rein, er staub vor mir, wie er im Sarge war, das starre Antlitz«in wenig zur Seite geneigt, die dunklen Lider wie Schatten derTrauer aus den fahlen Wangen, die breite Stirn zusammen-gezogen, wie in jähem, tiefem Staunen, in letzter, großer Not.Als sei er noch in letzter Minute erwacht und habe gesehen, wieihn das Leben weinend verließ und der düstere Herr des Schwei-gens die schimmernde Sichel hob.— Und sie sagten doch, er seihineingeschlafen in den Tod.Von meinem Bruder hat mir geträumt. So stand er vor mir,wie er im Sarge war. Und ich fragte ihn, warum er so vollSchmerz und Trauer sei. Da wies mein Bruder mit weißenHsnden in das Land und ich sah die große Lieblosigkeit undUnduldsamkeit, mit der diek Menschen ihr Leben verderben unddie Völker ihre Gräber graben.— Als ich erwachte, war ein große?Weh in mir. Ich dachte an meinen toten Bruder und an all«toten Soldaten.— Die nicht schlafen können, weil die Menschen,weil die Völker ihr Opfer nicht begriffen haben.So kommen die Schatten der toten Soldaten in den feuchtenHerbstnebelnächten ruhlos in die Heimat und ziehen klagend durchdie Träume ihrer Lieben. Anna Jussen.Frauengeftalten des 19. JahrhundertsVon Anna B l o S.Charlotte von Steinch besaß es doch einmal, was so köstlich ist. Daß man's dochzu seiner Oual nimmermehr vergißt!" Wie ein wehmütige?Motto umschweben die Worte des Freundes und Geliebten daSLeben von Charlotte von Stein. Ein Martyrium nennt Ida Boy-Cd dieses Leben, das aber doch auch unendlich reich war an Glückund Seligkeit, als der Strahl der Dichtersonne Charlotte leuchtete.Und Unsterblichkeit haben Charlotte die Strahlen der DichtersonneNr. 41'42Frauenmitarbeit in der Zugend-bewegung*Erregte Zeiten haben erregte und hitzige Gemüter zur Folge.Jede noch so paradox klingende Nachricht findet gläubigeHörer ünd— was noch schlimmer ist— willige Verbreiter. DieMasse verliert die Herrschaft über sich selbst, ehrgeizige, egoistisch-gejinnte Menschen übernehmen die Führung.Am leichtesten jedoch gelingt es politischen Demagogen, diepolifisch unreife Jugend für sich einzufangen, um sie für ihrekleinlichen Parteizwecke, wenn nicht für Verbrechen, zu miß-brauchen. Sie selber wisien das sehr gut. Von allen Seilenumwerben sie die jungen, unerfahrenen Menschen, nicht zuletztauch unsere Arbeiterjugend!So ist an Sielle der berüchtigten Jugendwehr" der nochgemeingefährlichere.cheutschnationale Jugendbund"getreten, der Kinder zum„Revanchekrieg" aufruft und sie(auchheute noch!) für eine alldeutsche Weltherrschaft begeistert. Daßer streng Monarch istisch- reaktionär ist und seine Mitglieder zumBürgerkrieg gegen die Republik erzieht, versteht sich von selbst,und soll in diesem Zusammenhang nur erwähnt werden.Auch über die sogenannten„christlichen" Jugendvereine ist nichtlange zu sprechen. Statt unsere Jugend zum ehrlichen Strebennach Wissen und Wahrheit anzuspornen, wird sie dort oft genugvon deutschnational gesinnten Pfarrern in„wahrhaft christlicher"Weise gegen Andersdenkende verhetzt.Das gleiche verantworiungSlose Treiben findet man in derkommunistischen„Freien Jugend", die sich sogar(als Jugend-bewegung) direkt auf den Boden der K. P.D. gestellt hat.— Auchdie unabhängig-orientierte ,, Proletarierjugend" nimmt mehrerstagespolitische Forderungen, so die der Rätediftatur, in ihr Pro-gramm auf.Es gibt leider immer noch viel zu viel sozialdemokratische, j i-wohl, sozialdemokratische Eltern, die ihre Söhne undTöchter in derartige Jngendvereine schicken. Dies darf nichtweiter geschehen; der Platz unserer Burschen und Mädel ist in derdeutschen Arbeiterjugendbewegung 1Es ist an dieser Stelle erst kürzlich auseinandergesetzt worden,welche Ziele unsere Jugendorganisation verfolgt. Immer wieder* Dieser Mahnruf geht uns von einem jungen Jugendgenossenzu, und wir drucken ihn umso lieber ab, als er den Anregungen,die aus vielen Vereinen an uns gelangten, Ausdruck gibt.verliehen, denn wir finden sie noch heute wieder in den verklärtenZügen einer Iphigenie, einer Lenore von Este. Und wir findenCharlotte auch heute noch in den Briefen, die Goethe an sie ge-richtet hat, und- über denen das schöne Wort„Alles um Liebe"leuchtet.Wir hatten in Teutschland eine Zeit, und sie ist heute noch nichtganz überwunden, wo Natürkiches als Sünde angesehen, wo derunnatürliche platonische Verkehr der Geschienter als Verdienstgepriesen wurde. Wieviel ist darüber gestritten und geschriebenworden, ob die Liebe Goethes zu Charlotten eine rein geistige war.Als ob der Vollmensch Goethe imstande gewesen wäre, dreizehnJahre laug sein Leben einer Frau zu widmen, die sich ihm nichtganz zu eizen gab.Goethe legte viel in das Wesen der geliebten Frau, was ihr viel-leicht nicht ganz eigen war. Aber Charlotte hatte doch auch vieleFreunde und Verehrer, die sie nicht mit den Dichteraugen der-klärten.Als die beiden sich in Weimar begegneten, lagen schon inhalts-reiche und nicht glückliche Jahre hinter Charlotte. Ihr Vater Wil-Helm Christian v. Schardt war im weimarischen Hofdienst mitknappem Auskommen, immer bemüht um Fürstengunst, um seineStellung zu erhalten, resp. zu verbessern. In ähnlicher Linie be»wegte sich Charlottens Jugend, die es als großes Glücks ansehenmußte, daß sie als Sechzehnjährige Hofdame bei der HerzoginAnna Amalia werden durfte. Der Atmosphäre im Elternhausgab die Mutter, eine Schottin, eine fast bigotte Färbung, die dasGemüt der Kinder nicht ftöhlich werden ließ. Dem Dasein derHofdame, die darunter litt,„daß es schwer sei, der Fürstin be»greiflich zu machen, daß man auch um seiner selbst willen auf derWelt sei," machte die Heirat mit dem Stallmeister und Ritterguts-besitzer Josias v. Stein ein Ende. Es war eine Standesheira�,die Charlotte kein großes Glück brachte, in der sie aber auch nichtunglücklich war. Sieben Kinder gebar Charlotte. Vier davonmußte sie ivieder hergeben. Seelisch und körperlich leidend war sie,