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Die Gleich beit

fich noch fein Ausschuß für Arbeiterwohlfahrt gebildet hat, taten die Frauengruppen der Partei diese Arbeit.

Auch von frohen Winterwanderungen wird berichtet, von Rodel­fahrten und Schneeballschlachten. So hatte der Ausschuß für Arbeiterwohlfahrt in Hildesheim   die Sommerfahrten in Bintertouren umgewandelt, auf denen die gleiche Luft herrschte. Nur schade, daß die armen Kleinen, die kein schneedichtes Schuhzeug haben, traurig in der meist falten Stube bleiben mußten. In Elberfeld   wurden im Theater Märchenaufführungen ver. anstaltet. Diese Einführung der Kinder in die trotz aller Moder nisierungsversuche doch unvergängliche Märchen- und Sagenwelt in den verschiedensten Veranstaltungen ist von vielen Arbeiterwohl fahrtsausschüssen in einfachen Borlesungen, zum großen Teil auch mit Lichtbildern, unternommen worden. Aber ebenso häufig tommen die Kinder auch in Jugendheimen, in Schulfälen und anderen großen Räumen für einige Stunden an den Winternach mittagen zusammen, um dort unter Leitung der Genossinnen fröh­liche Spiele zu freiben. Die Kinder würden sonst leicht die Ver bindung mit den Helferinnen der Arbeiterwohlfahrt, die in sonnigen Sommertagen geknüpft ist, wieder verlieren.

Mit dem Aufbau der Arbeiterwohlfahrt in ländlichen Bezirken beschäftigt sich der Bezirk Nordwest.

In den Städten haben die Ortsvereine der Aufforderung des Hauptverstandes zur Organisierung der sozialen Arbeit im Sinne ber im Dezember 1919 versandten Richtlinien zumeist Folge gegeben und haben ihre Ausschüsse dem Hauptausschuß für Arbeiterwohl fahrt in Berlin   angeschlossen. Solange aber die ländlichen Orte nicht folgen, ist die Sache nur halb und doch ist die Notwendigkeit der neuen Organisation in den ländlichen Orten mindestens ebenso groß als in den Städten.

Zur Organisation auf dem Lande macht der Bezirksvorstand für Nordwest in seinem Merkblatt vom August d. I. folgenden Bor­Schlag:

In allen größeren Orten wird in Mitgliederversammlungen über Wohlfahrt gesprochen. Im Anschluß an die Aussprache wird ein provisorischer Vorstand gewählt, der bis zu einer späteren Ber fammlung einen Organisationsplan und einen vorläufigen Arbeits­plan auszuarbeiten und vorzulegen hat. Kleinere Ortsvereine und Einzelmitglieder werden zu diesen Bersammlungen geladen, damit an jedem Ort eine Vertrauensperson für die Arbeiterwohlfahrt tätig ist.

Die Kreisvorstände haben die Pflicht, die Ortsausschüsse in einem Kreisausschuß zusammenzufassen, der die Arbeiterschaft in Sachen der Wohlfahrtspflege im Kreistag und gegebenenfalls im Kreis. wohlfahrtsamt zu vertreten hat. Als weiteres Ganzes ist ein Aus­fchuß für Arbeiterwohlfahrt für den Unterbezirk zu schaffen, der in engster Fühlung mit dem Bezirks- und Hauptausschuß für Ar­beitermohlfahrt stehen muß. Nur so, planmäßig durchorganisiert, läßt sich erfolgreich arbeiten."

Der Ausschuß in Hannover   hat auf seinen verschiedenen Arbeitsgebieten tüchtig weiter geschafft. Der mit Unterstützung der Stadt abgehaltene vierwöchige Kursus in der Wohlfahrtspflege, über den wir früher schon in der Gleichheit" berichteten, und der in diesem Winter wiederholt wird, hat der Partei 35 neue weib­liche Mitglieder gebracht. In einer Bersammlung, die sich mit den Aufgaben der Wohlfahrtspflege und mit den Beschlüssen der Görlitzer   Tagung befaßte, wurden 58 Gleichheit"-Leserinnen ge wonnen. Lichtbildervorträge über die Bekämpfung der Geschlechts­frankheiten wurden veranstaltet, und an der Ausstellung im alten Rathause, die die Bevölkerung über die Gefahren der Geschlechts­frankheiten aufklären soll, war auch der Ausschuß für Arbeiter. wohlfahrt beteiligt.

Für die Kinder werden regelmäßige Märchennachmittage mit Lichtbildern veranstaltet, die trotz des Eintrittspreises von 50 Pf. immer überfüllt sind. Aber nicht nur Märchen werden gezeigt, sondern auch Landschaften und Lehrfilme. Besonders hübsch wer den diese Veranstaltungen noch dadurch, daß auch die Arbeiter­jugendgruppen mit Gesang und Spiel sich daran beteiligen. So läßt sich mit kleinen Mitteln bei gutem Willen und reger Be­teiligung etwas Gutes schaffen, und es lohnt schon alle Mühe, wenn dadurch eine große Anzahl Kinder dem schädlichen Einfluß Don Kino und Rummelplatz entzogen wird.

Wir können aus der Fülle der Berichte, die hier eingehen, und die oft große Freude machen, immer nur weniges bringen. Aber das Benige zeigt den Willen der Arbeiterschaft, sich auf dem für das Volksganze so wichtigen Gebiet der Wohlfahrtspflege durch­zusetzen. Mögen die Beispiele dort, wo durch Widerstände ver schiedenster Art die Arbeit noch nicht so in Angriff genommen werden konnte, anregend und ermutigend wirken.

J. H.

Nr. 5

Die Verhandlungen des in Jena   1920 abgehaltenen fünften Deutschen   Jugendgerichtstages sind nunmehr als Heft 4 der Schrif ten des Ausschusses für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen bei Carl Heymann in Berlin   im Druck erschienen( Preis 26 Mt.). Erörtert sind folgende Themata: Die strafrechtliche und erzicherische Behandlung der Jugendlichen( Professor Kohlrausch­Berlin), Bormundschafts- und strafrechtliche Aufgaben in ihrer Wechselwirkung( D. A. Dr. Herz- Hamburg und A. G. R. Dr. Levi­Frankfurt a. M.), die Voraussetzungen für das Absehen von An flage, Strafurteil und Strafvollstreckung( 2. G. R. Dr. Hoffmanns Leipzig und Professor Dr Liepmann- Hamburg). In der anschlies Benden Besprechung spielt die Frage des Strafmündigkeitsalters eine besondere Rolle; der Antrag auf Heraussetzung auf das 18. Lebensjahr findet zwar lebhafte Verteidigung von Professor Klumfer- Frankfurt a. M., P. Noppel- München und Stadtrat Heimerich- Nürnberg, aber keine Mehrheit in der Versammlung. Ueber Jugendgerichtshilfen berichtet A. G. R. Rupprecht- München  und Fräulein Hallbauer- Halle. Für die Einführung weiblicher Schöffen tritt Dr. Margarete Berent- Berlin ein, während Fräulein v. d. Leyen auch die Bederfen hervorhebt, die dagegen sprechen. Der von Dr. Margarete Berent   redigierte Bericht enthält ferner die dem Reichsjustizministerium bereits unterbreiteten, aber noch nicht veröffentlichten Beschlüsse zweier Unterkommissionen über die Stellung des Arztes zur Jugendgerichtshilfe und Strafvollzug beim Jugendgericht. Beigegeben sind die bisherigen Entwürfe für ein deutsches Jugendgerichtsgefeh: Der Köhnesche von 1907, der Reichss tagsentwurf von 1913 und die Regierungsvorlage von 1920. Der lettere Entwurf wird demnächst in neuer ihm vom Reichsrat gegebener Faffung in den Reichstag   gelangen. Für die zu er wartenden Reichstagsverhandlungen wird die obige Veröffentlichung wertvolles Material bieten.

Zu beziehen durch: Deutsche Zentrale für Jugendfürsorge, Berlin   N. 24, Monbijouplay 3, für Mitglieder 20 Mt. zuzüglich Porto   und Verpadung, bei Mehrbezug von 10 Stück an ermäßigter Preis.

Bücherschau

Wir lassen eine furze Aufführung der in letzter Zeit eingegange nen Neuerscheinungen des Vorwärts- Verlags folgen und bes halten uns, sobald es nur der Raum gestattet, die ausführliche Besprechung der einzelnen Schriften vor.

Die Schule der werdenden Gesellschaft". Von Frizz Karsen Preis 7 Mt.

Schule und Lehrer in der Reichsverfassung". Von Johannes Hoffmann  . Preis 10 Me.

Das Görlitzer Programm". Genosse Friedrich Stampfer  hat im Auftrag des Parteivorstandes diese Erläuterungen zum neuen Programm geschrieben. Preis 2 Mt.

" Sozialistische Theorien und sozialdemokratische Programme". Eine volkstümliche Einführung in den Sozialismus. Bon Paul Kampffmeyer  . Preis 2 Mr.

Taschenbuch für Kommunalpolitiker". Herausgegeben von Vik for Road unter Mitarbeit zahlreicher führender Kommunalpoli tifer. Preis 14 Mr.

Die Siedlungsgesehgebung". Von Dr. Eduard David  . Preis brosch. 10 Mt., geb. 15 Mt.

Das nofleidende Kapital". Von Kurt Heinig  . Preis 2,50 Mart.

Im Dienst der Entente". Ein französischer Geheimbericht. Von Wilhelm Keil  . Preis 4,50 Mr.

Das Problem der auswärtigen Politit". Von Gilbert Murs ray. Uebersetzt von Luise Kautsky  . Preis fart. 12 Mt. Der Sozialismus einst und jeht". Bon Eduard Bernstein  . Preis 20 Mt.

Ferner machen wir auf die verschiedenen Schriften unserer Ju gendbewegung aufmerksam und empfehlen angelegentlichst deren Lektüre:

Was wir wollen!" Die wirtschaftlichen und kulturpolitischen Ziele der Arbeiterjugendbewegung. Von May Westphal. Preis 3 Mr.

Der Arbeiterjugendverein". Bon Karl Boigt. Preis 4 Mt. Die Arbeiterjugend- Internationale". Internationale Monats schrift für die sozialistische Jugend. Jahresbezug für Deutschland Breis 12 Mt.

Jugend heraus!" Gedichte und Prologe, gesammelt von Walter Schent,