Für unsere Mütter und Hausfrauen
Nr. 10 。。。。。。。。 Beilage zur Gleichheit oooooooo
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Inhaltsverzeichnis: Du bist das Volt. Von May Waldan.
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Aus
der Geschichte unseres Hausrats: Herd und Herdgeräte. IV. Von Hannah Lewin- Torsch.- Wertung des findlichen und mütterlichen Lebens bei der Feuilleton: Geburt. Von Dr. B. Steininger. Für die Hausfrau. Aus dem Schüdderump. Von Wilhelm Raabe . Von Julius Hart .
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Hört ihr es nicht?
„ Du bist das Volk!" So sagt man gern dem Haufen, Du bist der Menschheit ervig grüne Jugend, Du bist ein Stamm mit Millionen Zweigen, An denen jede Knospe eine Tugend;
Du bist das Volk, man kann nicht schöner taufen, Du bist das Volk, du kannst nicht höher steigen! Es muß die Welt sich neigen,
Wenn du, die Majestät, die eingeborne, Du schönster aller Sterne, die wir kennen Und die am Himmel brennen,
Wenn du, die Macht, die einzig auserkorne, Nur leise Worte hauchst, nur leise winkest, Ja, mit den Augen nur Befehle blinkest!
Nun sei das Volk!" So reim' ich meine Rede, Nun laß die Trägheit, probe deine Stärke, Run zeige, daß du bist von Gottes Gnaden. Nun schaffe tüftig tugenoreiche Werke, Nun künde aller Lüge em'ge fehde
Und wag' es, in der Wahrheit dich zu baden! Run laß dich nicht beladen,
Gleichwie ein Tier, das nur zum Schleppen tauget, Run jei das Volk, nun heb' dich aus dem Schlamme und gleiche nicht dem Schwamme,
Der alles, Wein und Pfützenwasser, sauget!
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So ist mein Wort. Man wird durch Schmeicheleien Die Einzelhaufen nie zu Völkern weihen.
Die Haufen, ja, das eben ist der Jammer! Goldstufen gibt es unten, reiche Adern, Kristalle wachten tief im Urgesteine, Doch auch die Völker bauen
Ein prächtig Denkmal sich, ein stolzes, hohes, Wenn sie, die jetzt im schnöden Joche keudjen, Die Rabenbrut verscheuchen
Und an den Ringen jedes Fahnenholzes Den Spruch der Freiheit in den Lüften schwingen Und Lieder handeln, nicht bloß Lieder fingen.
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Aus der Geschichte unseres Hausrats.
Von Hannah Lewin- Dorsch.
Herd und Herdgeräte.
IV.
Gleichfalls ein sehr altes Herdgerät, wie der Feuerbock, ist der Dreifuß. Schon in frühen Zeiten war er in Deutschland in Gebrauch, und zwar bei allen germanischen Stämmen. Seine Form geht im letzten Grunde zurück auf eine sehr primitive Einrichtung, deren sich schon niedrig stehende Jägervölker beim Braten des erlegten Wildes, beim Dörren der erbeuteten Fische bedienen. Karl von den Steinen berichtet uns ja von den unkultivierten brasilianischen beziehungsweise faraibischen Jägern, wie sie geschwind aus drei Stäben auf dem Schauplatz der Jagd einen Bratständer herstellen. Drei Stöcke werden wie Gewehre zusammengestellt und oben mit Bast vereinigt, etwas unterhalb der Mitte wird von einem Stock zu den zwei Nachbarn je ein Stäbchen quer gespannt und angeflochten und dieser Winkel mit anderen Stäbchen belegt, so daß ein dreieckiger, horizontaler Rost entsteht." Auf diese Weise verfertigen sich die Indianer rasch eine Bratpfanne, die gleichzeitig fest über dem Feuer steht; denn die Flammen werden unmittelbar unter dem geflochtenen Rost zwischen den drei Stäben entzündet. Denken
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1911
wir uns nun diesen geflochtenen Bratrost ersetzt durch einen be weglichen irdenen oder später metallenen Kessel, so haben wir den Dreifuß in seiner einfachsten Form vor uns. Von den Angelsachsen haben wir noch aus geschichtlicher Zeit ein Bild, das uns einen mit der Bereitung der Mahlzeit beschäftigten Koch darstellt; darauf erkennen wir deutlich diese einfache Art, auf drei Füßen das Kochgefäß über dem Feuer anzubringen: es sind ganz einfach drei Stäbe in den Boden gesteckt, welche oben den Kochkessel tragen. Indessen konnte diese einfache Form den mit steigender Kultur wachsenden Anforderungen der Küchenfunst nicht genügen; man ist daher ebenfalls schon früh dazu gelangt, den sogenannten Dreifuß als ein selbständiges und frei bewegliches Gerät herzustellen; man brauchte dazu ja nur die oberen Enden der drei Beine auf dauers hafte Art miteinander fest zu verbinden; und als erst einmal die Metalle und ihre Verarbeitung bekannt geworden waren, konnte das teine besonderen technischen Schwierigkeiten bereiten. Vielleicht hat man den drei Füßen zuerst oben eine geschlossene Metall. platte aufgelegt, die dann die Kochtöpfe zu tragen hatte. Erhalten ist uns freilich kein Beispiel von dieser Form, soviel mir bekannt ist. Daß die Entwicklung aber stellenweise diesen Gang nahm, scheint aus einer Stelle in einem mittelalterlichen Haushaltungsbuch her vorzugehen, welche bei der Erwähnung des Dreifußes zu einem gewissen Bratzweck ausdrücklich betont:" Einen, der nach unten offen ist." Die Form, in der der Dreifuß sich bis in die Gegen wart hinein erhalten hat, ist die eines Ninges oder eines Dreiecks, an welchem die drei Beine befestigt sind.
Übrigens schlug die Entwicklung noch einen anderen Weg ein: Anstatt daß man die drei einzelnen Beine, zwischen die ursprüng lich der Kessel gesteckt wurde, oben durch eine Platte oder einen Ring miteinander verband, tonnte man auch diese drei Beine direkt an den Kessel befestigen. Und dies ist in der Tat geschehen. E3 begegnen uns zahlreiche Kochtöpfe in mittelalterlichen Küchen, welche auf ihren eigenen drei Beinen stehen; und man kann solche Gefäße gelegentlich heute noch sehen.
Als die Formen der Kochgefäße mannigfaltiger wurden, als man nicht mehr nur runde Töpfe verfertigte, sondern auch langgestreckte, ovale oder pfannenartige mit daran befestigten langen Stielen, da genügte die ursprüngliche runde Form des Dreifußes nicht mehr; denn auf ihr war ein überkippen dieser Kochgeschirre nach einer Seite zu befürchten. Der Dreifuß mußte also, entsprechend den neuen Anforderungen, seine Form ändern. In der Tat entstand aus ihm und tam neben ihm in der Küche ein neues Gerät zur Geltung. Es ist dies der Pfannenknecht, der im Mittelalter auch häufig„ Pjannenschalk" hieß. Denken wir uns einen ringförmigen Dreituß, dessen eines Bein zunächst als ein wagrecht hin ausstehender Bügel verläuft, um sich dann erst zum stützenden Fuß fentrecht umzulegen. Auf dem so entstandenen Gerät fonnten läng liche Kochgefäße schon mit größerer Sicherheit stehen als auf dem gewöhnlichen freisförmigen Dreifuß. Noch ein tleiner Schritt weiter, und wir haben den Pfannenknecht oder Pfannenhalter! An dem wagrechten Bügel wird nämlich ein sentrecht in die Höhe ragender Träger frei verschieblich angebracht. Dieser Träger läuft oben in eine Gabel aus und besitzt überdies noch einige seitliche Aste. Wollte man nun die gestielte Pfanne übers Feuer bringen, so fam das eigentliche Gefäß, die Pfannenfläche, auf den Ring zu stehen, und der Pfannenstiel wurde in die Gabel des Trägers oder in einen seiner Seitenäste eingehängt. Man muß sich dabei vergegenwärtigen, daß die Pfannen, solange man noch über der offenen Flamme zu fochen pflegte, immer ganz bedeutend längerer Stiele bedurften, als das heutzutage bei unseren geschlossenen Herden nötig ist. An einem furzen Stiele hätte sich die haltende oder zugreifende Hand jedesmal verbrannt; und der nach Erfordernis verlängerte Stiel würde die Pfanne durch seine Schwere zum Kippen gebracht haben, hätte sich nicht in der Gestalt des hilfreichen Pfannenknechts der Retter in der Not eingestellt. Wenn wir so die Beziehungen zwischen Pfannenknecht und Pianne kennen gelernt haben, so wird uns auch eine Erscheinung verständlich, die sonst auf den ersten Blick in Erstaunen versehen möchte: in den mittelalterlichen Küchen haben immer alle Pfannen, die großen wie die allerkleinsten, Stiele von ungefähr gleicher Länge. Wir sind ja heute an ein gewisses Ver= hältnis zwischen der Größe der Pfanne und der Länge des Stieles gewöhnt, und eine handtellergroße Pfanne mit einem Stiel von einem halben Meter Länge mutet uns wohl lächerlich an. In